Kapitel 3.2

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Ernsthaft? dachte ich, als ich unsere Sachen zusammen packte und zum Haus ging. Versuchte er jetzt tatsächlich meine eigenden Waffen an mir anzuwenden?

Wir würden ja sehen, wer als erstes nachgab.

Ich hielt es jedenfalls ganz gut aus.

Nachdem ich geduscht hatte, wickelte ich mir nur ein Handtuch um und ging in die Küche, wo ich ganz provokant direkt vor seinen Augen einen Blutbeutel leer trank. Dann stand ich auf und ging wieder ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich hörte, wie David sich in das Schlafzimmer legte und den Fernseher einschaltete.

Ich nahm das Handtuch ab, kämmte mir die haare, putzte die Zähne und zog anschließend extra gewagte, schwarze Dessous mit schön viel Spitze an.

Nicht, dass ich damit auf eine Versöhnung aus war, ich hatte eher das Bedürfnis ihn zu ärgern.

Als ich fertig war, öffnete ich die tür vom Badezimmer und ging direkt ins Schlafzimmer, wo Dave auf dem Bett lag mit der Fernbedienung in der Hand. Als ich reinkam schaute er kurz aus dem Augenwinkel zu mir, schaute dann wieder weg, drehte den Kopf aber sofort wieder zu mir und starrte mich dann förmlich an.

Ich für meinen Teil, ging ohne ihn anzusehen durch das Zimmer und legte mich auf meine Seite des Bettes.

Dort drehte ich mich von ihm weg und schlief schnell ein.

Ich hatte einen schrecklichen Traum.

Ich ging durch die Straßen, trug einen runden Bauch vor mir her und neben mir ging David. Doch plötzlich lag ich in einem Krankenzimmer und ein Geburtshelfer mit leuchtend roten Augen stand vor mir.

"Pressen!" rief er und schaute gierig auf das Baby, als es draußen war und er es in den Arm nahm. Ich streckte die Hände aus. Ich wollte es haben, es war mein Baby! Doch der gruselige Mann grinste mich nur böse an, verließ den Raum und nahm das Kind - mein Kind - mit.

Es wurde für eine Sekunde schwarz und dann befand ich mich plötzlich bei David und mir zu Hause. Ich kam die Treppe runter und roch frisches Blut. Als ich ins Wohnzimmer kam, stand David mit dem Rücken zu mir. Neben ihm lag der Mann aus dem Krankenhaus, er war tot.

David drehte sich um, er hatte Tränen in den Augen. Im Arm trug er das Baby, was ich zuvor geboren hatte.

Es war ebenfalls tot.

Mit einem lauten Schrei wachte ich auf und setzte mich schlagartig auf.

Ich hatte Schwierigkeiten meinen Atem unter Kontrolle zu bringen.

"Was ist passiert?" fragte David, der neben mir saß besorgt. Ich hatte ihn wohl geweckt.

Er streichelte meinen Arm und ich drehte mich unwillkürlich zu ihm um und fiel ihm um den Hals.

"Nichts" sagte ich schluchzend, dabei liefen mir die Tränen runter und tropften auf seinen Rücken.

Er wich ein Stück von mir zurück und wischte die Tränen aus meinem Gesicht.

"Ein Albtraum?" fragte er sanft. Ich nickte und er drückte mich wieder an sich.

"Ist schon gut, es war nur ein Traum. Möchtest du mir davon erzählen?"

Ich schüttelte den kopf, er konnte es zwar nicht sehen, aber er erkannte die Bewegung an seinem Hals. Eine Weile streichelte er noch meine Haare, bis ich mich beruhigt hatte, dann löste er sich aus der Umarmung und hob die Decke vom Boden auf, die ich, wie ich annahm, bei meinem Aufschrecken runter geschmissen haben muss.

Er legte mich wieder hin, legte sich neben mich und deckte uns beide zu. Dann nahm er mich wieder tröstend und auch schützend in den Arm.

Ich kuschelte mich an ihn und lauschte seinem Herzschlag, der mich schnell beruhigte.

Aber ich hatte Angst, wieder zu schlafen. Denn wenn ich schlief, würde ich träumen. Und wer garantierte mir, dass ich nicht wieder so einen schrecklichen Traum haben würde?

Nach einigen Stunden schlief ich jedoch ein und träumte zum Glück gar nichts.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stieg mir der Duft von Essen in die Nase. Ich stand auf, zog mich an und ging in die Küche, wo David am Herd stand.

"Guten Morgen mein Engel" sagte er und drehte sich lächelnd um.

"Morgen" gab ich zurück. "Was soll das hier?" fragte ich und betrachtete misstrauisch den gedeckten Frühstückstisch.

"Was soll was?" fragte er mit Unschuldsmiene.

Ich schüttelte den Kopf und ließ es damit gut sein.

Dann setzte ich mich auf einen Stuhl und schaute ihm weiter beim braten von Rührei zu. Nach einer Minute war er fertig und kam mit der Pfanne auf mich zu. Er füllte uns beiden etwas auf und küsste mich dann zärtlich.

Neben meinem Teller stand eine Tasse. Am Geruch erkannte ich, dass Blut in ihr war. Aufgewärmt.

David setzte sich zu mir und nahm sich ein Brötchen.

Eine Weile aßen wir stumm, als wir fertig waren sah er mich plötzlich besorgt an.

"Möchtest du mir jetzt von deinem Traum erzählen?"

Ich senkte den Blick. Eigentlich wollte ich nicht darüber nachdenken, geschweige denn reden, aber ich wusste, ich würde mich besser fühlen, wenn ich es tat.

Also erzählte ich ihm von meinem Traum und als ich fertig war musste ich die Tränen unterdrücken.

"Hör mir zu" sagte er und nahm meine Hand "Ich weiß, dass deine Träume oft Visionen bergen, aber das wird niemals passieren."

Die Worte sollten mich wohl trösten, aber sie machten mich nur noch trauriger.

Ich würde niemals Kinder haben.

"Du wünscht dir, dass es wahr sein könnte, oder?" fragte er, als er sah, wie sehr mich das verletzte.

Ich nickte. "Es ist schrecklich zu wissen, dass dieser Traum keine Vision sein kann, denn das ist nur so, weil ich keine Kinder kriegen kann"

"Komm her" flüsterte er und nahm mich in den Arm.

Er streichelte mir übers Haar und nach einer Weile löste ich mich wieder lächelnd aus seiner Umarmung.

"Was machen wir heute?" fragte ich erwartungsvoll.

"Alles" antwortete er grinsend.

Ich grinste zurück.

Was für eine Präzise Antwort.

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt