Kapitel 9

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"ist...alles okay?" fragte er vorsichtig.

Ich schüttelte verstört den Kopf "tut mir leid...das" ich seuzte und fing nochmal von neuem an "ich dachte nur, ich hätte meinen Bruder gehört" log ich ziemlich überzeugend für meine Verhältnisse.

"und das wäre schlimm, weil...?" harkte er nach.

Ich lächelte unschuldig "er sieht mich nicht gerne...mit Jungs" Ich wollte nicht sagen, er sieht es nicht gerne, wenn ich mit Jungs rumknutsche, da das ja noch nie der Fall gewesen war.

Er nickte "achso" murmelte er "dann geh ich jetzt wohl lieber"

"warte" sagte ich schnell und tat so als würde ich mich umsehen, während ich unauffällig die Luft anhielt. Dann drückte ich abermals meine Lippen auf seine, damit er nicht dachte, ich wollte ihn nicht küssen. Diesmal hatte ich mich unter Kontrolle und es war ein noch viel schönerer Kuss, als der Erste. Als ich mich langsam von ihm löste lächelte ich ihn verliebt an. "bis dann" flüsterte ich und drehte mich um.

"gute Nacht" rief er mir hinterher, kurz bevor die Tür zugefallen war.

Grad noch so gerettet, dachte ich mir.

Ich dachte das ganze Wochenende an nichts anderes, als an ihn. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir ständig miteinander schrieben.

Am Montag ging ich wieder in die Schule, voller Vorfreude darauf ihn wieder zu sehen.

Ich rannte zur Schule und war innerhalb von einer Minute da, obwohl ich sonst mit dem Fahrrad immer 15 Minunten brauchte. Ich liebte diese Vorteile.

Ich liebte einfach alles und ich glaube nicht, dass das etwas mit meinem Vampirismus zu tun hatte. Ich war verliebt. Eindeutig.

In der Schule angekommen begegnete ich Mary - die ich seit letztem Freitag nicht mehr gesprochen hatte."WO WARST DU UND WARUM HAST DU MIR NICHT GESCHRIEBEN ODER MICH ANGERUFEN?!" rief sie aufgebracht, als ich noch ein paar Meter von ihr entfernt war.

"das kann ich dir nicht sagen" piepste ich. Ich wollte ihr so gerne die Wahrheit erzählen, aber wenn ich das tat, würde sie nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen.

Sie starrte mich ungläubig an. Dann wanderte ihr Blick zu etwas hinter mir und im selben Moment hielt mir jemand die Augen zu. Natürlich erkannte ich sofort am Geruch, wer es war. Mein Freund. Oh nein, dachte ich und löste seine Hände von meinem Gesicht. "geh doch schon mal hoch, ich hab ich muss hier noch was besprechen" Ich küsste ihn nicht, wie ich es eigentlich am liebsten getan hätte, sondern drehte mich sofort wieder zu Mary. Sie funkelte mich fassungslos an.

"wirklich?!" warf sie mir an den Kopf "Ich habe mir die ganze Woche lang Sorgen gemacht, dass was mit die passiert ist, weil du auf keine meiner Nachrichten oder Anrufe geantwortet hast und jetzt sehe ich, dass meine Sorgen ganz umsonst waren. Du hast dir einen Freund angelacht und jetzt ist deine beste Freundin nicht mehr wichtig, schon klar!" Sie drehte sich um und wollte gehen, doch ich hielt sie am Arm fest und drehte sie zu mir zurück.

"Mary, es ist etwas anderes passiert" zischte ich. "etwas, das ich dir bestimmt noch erklären werde, aber nicht hier, vor all den Leuten"

Sie schüttelte den Kopf "wenn du mir nicht mal die Wahrheit sagen kannst, brauche ich dich nicht in meinem Leben" sagte sie mit ihrer Todesstimme, die ich bei ihr erst einmal gehört hatte. Damit ging sie fort und ließ mich stehen. Ich hielt sie nicht zurück. Ich wusste, dass unsere Freundschaft hiermit beendet war.

The hunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt