21. Vater und Sohn

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Haudrauf war sichtlich erfreut seinen Sohn mal wieder zu sehen. Das letzte Mal hatte Hicks Berk besucht, als er wissen wollte, was es mit dem Siegel seines Vaters auf Heidruns Horn auf sich hat. Damals war er schon in einer großen Hektik angekommen, aber dieses Mal war es noch wesentlich schlimmer. Man erkannte mein bloßen Hinschauen, dass er keine Zeit zum Plaudern hatte. So ließ er seinen Vater erst gar nicht zu Wort kommen und fiel gleich mit der Tür ins Haus: "Dad, Dad. Gut, dass du endlich da bist. Ich brauche dich und Schädelbrecher sofort. Wir müssen unbedingt Astrid finden! Ich erkläre dir alles nötige auf dem Weg." Dabei war er schon wieder auf Ohnezahn gesprungen und wartete nur noch auf die Erlaubnis seines Vaters, der allerdings nicht ganz in Hicks' Sinne reagierte.

"Hey, warte doch mal. Ich würde dir gerne helfen, aber ich habe heute einen wirklich vollen Tag. Sicher taucht Astrid wieder auf." Hicks war wieder fast am Platzen. Nimmt ihn denn keiner Ernst? Das war es dann wohl auch mit der 'auf dem Weg' Erklärung. "Du verstehst das nicht richtig! Astrid ist nicht einfach verschwunden, sie ist in Dagurs Gefangenschaft und wenn wir sie nicht bald retten, stellt er noch etwas mit ihr an! Schädelbrecher muss sie aufspüren, damit wir sie befreien können! Dafür können deine blöden Pflichten als Häuptling doch warten!" Erst als er fertig war, merkte er, dass seine Stimme immer lauter wurde und er seinen Vater angeschrien hatte. Das war noch nicht oft passiert. Eigentlich fast gar nicht, aber wenn, hatte es immer einen guten Grund gehabt. Ebenso wie diesmal. Zu seinem Glück beachtete Haudrauf das weniger und war mehr von dem Inhalt geschockt. "Wie ist das denn passiert? Klar helfe ich dir. Sie sollte keine Sekunde zu lang bei diesem Verrückten sein. Wenn Schädelbrecher sie finden soll, braucht er etwas, das nach ihr riecht, damit er ihre Fährte aufnehmen kann." "Dann müssen wir erst zurück zur Drachenbasis, bevor er sie finden kann?" Haudrauf nickte in Bedauern. Heute war das Glück wirklich nicht auf Hicks' Seite. "Ok, lass uns gehen."

Hicks erklärte Haudrauf auf dem Hinflug, wie es zu alldem kam. Dass Astrid und er am selben Tag zusammengekommen waren, ließ er weg. Zum einen, um peinliche Fragen zu vermeiden und zu anderen, da er sowieso nicht mehr glaubte, dass sie nach all dem noch mit ihm zusammen sein wollte. Als er bei der Stelle angelangt war, an der er Astrid all die fiesen Sachen an den Kopf geschmissen hatte, musste er sich wirklich zusammenreißen, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Es tat ihm so unglaublich leid. Niemals wollte er sie verletzten, geschweige denn in Gefahr bringen. Vielleicht hatte er Astrid einfach nicht verdient. Vielleicht ist das ein Zeichen der Götter gewesen, dass sie nicht zueinander passen. Vielleicht war es ein Fehler mit ihr zusammen zu sein. Ein äußerst schöner Fehler.

Sobald er mit der Geschichte fertig war, herrschte Stille zwischen den Beiden. Man hörte eine Ziet lang nur die Flügelschläge der Drachen. "Du magst sie wirklich sehr, oder?", sagte Haudrauf irgendwann. So wie er die Frage aussprach, wirkte sie nicht so aufdringlich, wie Hicks es sonst empfunden hätte. Keineswegs neugierig, sondern mitfühlend. Er nickte leicht als Antwort, wissend, dass er sie nicht nur mochte, sondern viel mehr liebte. "Was ist, wenn das ein Zeichen ist, dass wir-" Er brauchte gar nicht auszureden, damit Haudrauf verstand, was er sagen will. "Seit wann machst du dir denn Gedanken über Zeichen, mein Sohn? Du hättest dich niemals mit Ohnezahn angefreundet, nicht den Roten Tod oder Dagur besiegt, wenn du auf Zeichen gehört hättest und genau deswegen hast du alles zum Guten gewendet. Also warum jetzt auf einmal so schnell aufgeben? Mach das, was du immer tust und kämpfe, um die, die du liebst." Ganz stolz fügte er noch hinzu: "Das liegt in der Familie."

Er hatte wirklich recht. Wenn Hicks aufgegeben hätte, als sein Vater mit Ohnezahn und allen anderen Vikingern in den sicheren Tod gesegelt ist, würde die Welt, wie er sie kannte, nicht existieren. Das ermutigten ihn zwar ein wenig, aber die Zweifel waren immer noch da. "Und was, wenn sie mir nicht verzeiht? Sie hätte allen Grund." Man hörte aus jeden einzelnen Wort die Reue und die Schuld, die er sich selbst gab, und auch wenn er sich alle Mühe gab, war seine Stimme dennoch schwach und gebrechlich. Haudrauf hatte seinen Sohn selten so am Boden zerstört gesehen und er sah es als seine Pflicht als Vater, ihm zu helfen. "Wenn sie erst einmal sieht, wie sehr du es bereust, wird sie dir sicher verzeihen und wenn du ihr alles erklärst, wird sie es verstehen. Außerdem wird sie erkennen, dass du es nicht ernst gemeint hast, wenn wir sie da wieder rausholen." So ziemlich dasselbe hatte ihm Grobian auch schon gesagt. Klar würde er sich riesig freuen, wenn sie ihm verzeihen würde, aber wenn nicht, würde er es verstehen und akzeptieren. Vielleicht hatten die Beiden recht und er müsste es ihr nur richtig erklären. Aber wie? Was könnte er sagen, das sie davon überzeugt, dass er kein völliger Idiot ist? Und genau darüber grübelte er noch den restlichen Flug. Einen Plan sie zu befreien hatte er schon gehabt, bevor er überhaupt in Berk gelandet ist. Wenn er nur wüsste, dass er den gar nicht mehr braucht.

Wie es sein könnte (hiccstrid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt