Der Schock stand allen ins Gesicht geschrieben. Naja, allen außer Astrid, diese wusste ja schon über alles Bescheid. Keiner der anderen brachte für kurze Zeit auch nur einen Ton heraus. Sie standen oder saßen einfach nur mit großen Augen und offenem Mund da. Um das erst einmal zu verarbeiten, brauchte jeder seine Zeit, aber Hicks schloss als Erster wieder den Mund und seine Augen begannen, wie wild von einer Ecke des Raumes in die andere zu springen. Astrid wusste, dass er angestrengt nachdachte, denn genau so sah er meistens aus, wenn er das tat. Die Augen bewegen sich schnell und ein ernster Blick breitet sich über seinem Gesicht aus. Entweder das oder er starrt ausdruckslos auf irgendeinen Punkt. Thor, kannte sie ihn gut. Nachdem sie über drei Jahre lang fast jeden Tag miteinander verbracht haben, ob mit oder ohne die anderen, ist das auch kein Wunder. Oder doch?
Astrid hatte recht. Er dachte nach und das wie wild. Warum hatte Heidrun sich mit Dagur verbunden? Spioniert sie etwa für ihn? Weiß Dagur von ihr von ihrer Basis? War er deswegen so nah? Ist diese ganze vorherige Desaster dann nicht ihre Schuld? Da war sie wieder. Diese Wut von letzter Nacht. Diese, die er zuvor noch nie gespürt hatte. Nicht in dieser Art und vor allem nicht so stark. Er wusste nicht, ob es der Hass auf Dagur und alles, was mit ihm verbunden ist, oder der Hass auf sich selber war. Aber das war ihm im Moment egal. "Also hast du ihm von unserer Basis erzählt?", er versuchte nicht ganz so hasserfüllt zu klingen, indem er seine Wut unterdrückte. Er spannte dazu seinen gesamten Körper an und verlangsamte seine Atmung. Heidrun wollte antworten, aber Hicks gab ihr dazu keine Chance. "Deswegen war er mit seiner gesamten Armada so nah? Nur wegen dir wurden wir vom Himmel gezogen und nur wegen dir hat er Astrid in eine Zelle gesteckt? Wie konntest du so etwas nur tun und dich mit dem verbünden, der uns schon sein Jahren immer wieder Probleme macht?" Mit diesen Worten machte er sich davon, ging zurück zu seiner Hütte, da Ohnezahn immer noch tief und fest schlief.
Zuerst wollte Heidrun hinterher, aber Astrid hielt sie auf. "Das würde nichts bringen. Ich werde später mit ihm reden." Astrids Blick lag noch längere Zeit auf Hicks' Hütte, bis sie ihn dort reingehen und die Tür schließen sah. Die anderen hatten sich inzwischen aus ihrer Starre gelöst, waren aber immer noch sehr geschockt. "W-warum hast du das gemacht?", brachte Fischbein unter zittriger Stimme hervor. Er hatte in den letzten Tagen eine richtig gute Freundschaft mit Heidrun aufgebaut. Schon am Lagerfeuer hatten die beiden noch lange, nachdem die anderen eingeschlafen sind, geredet. Heidrun hatte von ihren Erlebnissen erzählt, welche Drachen sie kennengelernt hatte und, was sie noch alles über Klingenpeitschlinge herausgefunden hatte, und Fischbein stolz über seine Heldentaten als Drachenreiter. Beide hatten dem anderen gebannt zugehört.
"Ich wollte etwas über meine Familie herausfinden. Meine wahre Familie. Über meinen Vater, wusste ich ja schon einiges, aber über meine Mutter? Ich wusste ja nicht einmal, ob sie noch lebt. Als ich deswegen einmal bei Händler Johan war, wurden wir von Dagur angegriffen und gefangen genommen. Er bot mir an, dass er Johan laufen lässt und mich und Windfang auch freilässt, wenn ich ihm Informationen über euch geben würde. Ich nahm, in der Hoffnung auch etwas über meine Eltern und vielleicht über seine Pläne zu erfahren, an. Natürlich habe ich nie genaues erzählt, aber lügen konnte ich auch nicht. Ich habe ihm also erzählt, dass ihr euch eine Basis errichtet habt, aber nicht wo sie liegt. Über das Drachenauge wollte er auch eine Menge wissen. Mehr als er sowieso schon wusste, habe ich ihm allerdings nicht gesagt. Als ich ihn mal wegen unserer Eltern fragte, lachte er nur fies und meinte: 'Welche Eltern?' Seitdem suche ich einen Weg, ihn ein für alle Mal handlungsunfähig zu machen. Nicht töten, sondern nur wegsperren. Das Problem ist nur, dass er mir nicht vertraut und immer mindestens zwei weitere Wachen bei sich hat und jetzt, da ich Astrid befreit habe, kann ich sowieso vergessen, dass er mir je irgendetwas sagt." Als sie fertig war, sah sie eine Menge nachdenklicher Gesichter. Sogar die Zwillinge versuchten es zumindest. "Ich kann verstehen, wenn ihr mir jetzt nicht mehr vertraut. Es wäre mehr als berechtigt.", fügte Heidrun noch hinzu.
"Wir vertrauen deinem Drachen!", sagten Raff und Taff gleichzeitig, woraufhin sie von allen komisch angesehen wurden. "Ähm, danke Leute. Rotzbacke was ist mit dir?" "Ja, warum nicht." Heidrun nickte ihm lächelnd zu. Sie war wirklich erleichtert wenigstens noch ein paar auf ihrer Seite zu haben. "Fischbein?", fragte sie hoffnungsvoll. Dieser überlegte noch längere Zeit hin und her, bevor er antwortete: "Ich vertraue dir immer noch. Aber...Hicks ist der Anführer und wenn er sagt, dass zu gehen musst, dann können wir da nicht viel machen." Heidrun lächelte auch ihm zu, froh, dass sie immerhin alle außer Hicks überzeugen konnte, dass sie nie etwas tun würde, was ihren Freunden wirklich schadet. Astrid legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte selbstsicher: "Mach dir keine Sorgen. Den werde ich schon noch überzeugen." Sie machte sich auf den Weg aus dem Clubhaus. "Und danach werde ich schlafen gehen. War 'ne lange Nacht. Ihr achtet darauf, dass immer mindestens einer Wache hält. Wir wollen ja nicht, dass Dagur auf einmal auftaucht.", damit wollte sie verschwinden, aber Heidrun rief ihr noch verspielt zu: "Wo wirst du schlafen? Bei dir oder bei Hicks?" Alle brachen daraufhin in Gelächter aus. Astrid ging einfach weiter. Eigentlich eine gute Frage.
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Wie es sein könnte (hiccstrid)
FanfictionIm Moment ist alles ruhig in der Drachenbasis. Weder Dagur noch andere Drachen machen Probleme und so ergibt es sich, dass die Drachenreiter auch einmal Zeit für andere Dinge haben. Aber es heißt ja bekanntlich: Die Ruhe kommt vor dem Sturm. Und die...