22. Eine einzige Chance

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Endlich in der Basis angekommen, waren alle zu Hicks' Überraschung schon wach und im Clubhaus versammelt. Umso besser, denn so musste er nicht jeden Einzelnen aufwecken. Als sie landeten, wurden sie von vielen fragenden Gesichtern begrüßt. Da Hicks alles so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, um endlich Astrid helfen zu können, stieg er gar nicht erst von Ohnezahn ab und versuchte die Situation und seinen Plan kurz zu erklären: "Okay Leute, wir haben ein Problem." Weiter kam er nicht, da Rotzbacke ihn unterbrechen musste. "Wir?" Hicks sah diesen verwundert an. Natürlich war es mehr sein Problem, aber das sollte Rotzbacke eigentlich noch nicht wissen. Bevor er weitererzählen konnte, kam Heidrun aus der Ecke, in der sie stand. Sie hatte keinen fragenden, sondern einen wütenden Gesichtsausdruck aufgelegt. "Wir sollen ein Problem haben? Oh nein! Du bist hier der Einzige mit einem wirklich großem Problem. Sie wollte keinem erzählen, was genau passiert ist, aber ich hab Astrid noch nie so-" "Astrid?! Wie- oh Thor wo ist sie?!" Natürlich war er überglücklich, dass sie wieder frei war und es ihr -zumindest körperlich- gut ging. Allerdings wäre es jetzt fast unmöglich sie zu überzeugen, dass er es nicht ernst gemeint hat und er sie gerettet hätte. Trotzdem wollte er es versuchen. Wenigstens einmal versuchen, ihr alles zu erklären und sagen, wie unglaublich leid es ihm tut. Plötzlich fiel ihm ein, wo sie höchstwahrscheinlich ist. Ohne auf eine Antwort zu warten, flog er davon und ließ seinen Vater und die Anderen zurück. 

Astrid dachte, niemand außer ihr und Heidrun kennt diesen Platz, aber da hatte sie sich getäuscht. Denn Hicks hatte sie einmal dort gesehen, als er mit Ohnezahn einen Abendflug gemacht hatte. Seitdem hatte er öfters, wenn er sie nicht finden konnte, dort nachgesehen und sie meistens tatsächlich gefunden, aber sie nie gestört. Er verstand, dass sie auch mal Privatsphäre und Abstand brauchte. Wer könnte es ihr verdenken? Aber dies hier war ein absoluter Ausnahmefall. Hicks versuchte so leise wie möglich zu landen, aber das quietschende Geräusch seiner Beinprothese bei jedem Schritt, konnte er leider nicht abstellen. So musste sich Astrid erst gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer das war. Während Ohnezahn von Sturmpfeil begrüßt wurde, machte sich Hicks auf den Weg zu Astrid. Er war so erleichtert sie zu sehen, aber zugleich fürchtete er sich vor dem, was kommen könnte. Die Worte, die er sich überlegt hatte zu sagen, brachten ihm jetzt nichts mehr, denn es hatte alles darauf aufgebaut, dass er sie retten würde. Er kam immer näher und wollte anfangen zu reden. "Ast-" "Wag es nicht, meinen Namen auszusprechen, Haddock." Auch wenn es nicht viele Worte waren, hörte man die Wut und den Hass dahinter heraus und 'Haddock' klang dazu extrem herablassend. Hicks versuchte es zu ignorieren. Er wollte seine Chance, er wollte sie unbedingt. "Gib mir bitte nur eine Chance dir alles zu-" "Was willst du mir erklären, Haddock? Da gibt es nichts mehr zu erklären, also spar es dir." Diesmal dreht sie sich kurz zu ihm um. Natürlich sah sie wütend aus, aber das war es nicht, was ihn erschreckte. Es waren die roten Augen und die nassen Wangen, die ihm zu schaffen machten. Er hatte sie zum Weinen gebracht. Das wollte er nicht. Das hatte er nie gewollt. 

Auch wenn er sich in diesem Moment hasste und am liebsten über den Rand der Welt gesprungen wäre, riss er sich zusammen und versuchte es weiter. "Bitte hör mir nur zu. Danach werde ich wieder gehen und dich, wenn du willst, nie wieder auch nur ansehen, aber bitte gib mir diese eine Chance." Es folgte eine lange Pause, in der Astrid hin und her überlegte. Eigentlich war nichts falsch daran, ihm einen Versuch zu geben und außerdem hätte sie dann endlich Ruhe von ihm. Kaum merklich nickte sie kurz, aber Hicks verstand sofort und setzte sich ein wenig abseits von ihr ins Gras. Er wusste, dass, wenn er es jetzt vermasselt, es nie wieder auch nur annähernd so werden wird, wie vor ein paar Tagen.

"Mir tut alles so unendlich leid. Ich habe das auf dem Schiff nur gesagt, damit Dagur dich wieder freilässt. Nie wollte ich dich damit verletzten. Am liebsten hätte ich dich da sofort wieder rausgeholt, aber ich wusste, ich würde mich nur darauf konzentrieren, dass dir nichts passiert und letztendlich wären wir beide in einer Zelle gelandet. Deshalb wollte ich Hilfe holen und bin zuerst nach Berk, um meinen Vater zu holen. Du glaubst gar nicht wie wütend ich auf mich bin, dass ich dich dort alleine gelassen habe. Ich hätte es wenigstens versuchen sollen." "Und warum sollte ich dir das alles glauben? Woher soll ich wissen, was, von dem was du sagst, die Wahrheit ist?" Man spürte immer noch, wie die Wut in ihr brodelte. Er musste sich extrem anstrengen, um nicht das Schluchzen anzufangen und wischte sich kurz die Tränen weg. Dann sagte mit weinerlicher Stimme: "Weil ich seit dem Tag, an dem mir bewusst wurde, was Liebe bedeutet, in dich verliebt bin. Obwohl ich wusste, dass du mich hasst, hatte ich mir früher immer gesagt, wenn ich jemals heiraten würde, dann nur dich. Und weißt du was? Daran hat sich bis heute nichts verändert. Ich könnte mir niemand anderes an meiner Seite vorstellen als dich. Denkst du wirklich ich hätte so viel Zeit mit dir verbracht oder das von gestern Morgen zu dir gesagt, wenn ich dich hassen würde?" Astrid hielt bei diesen Worten den Atem an. Meinte er das ernst? Es könnte doch auch nur irgendeine Masche sein, damit sie ihm wieder verfällt, da sein Plan nicht geklappt hat. Aber er hatte schon irgendwie recht. Es machte keinen Sinn, dass er drei Jahre lang fast täglich mit ihr auf die Suche nach neuen Drachen gegangen ist, wenn er sie nur rumkriegen wollte. Er hätte es doch schon viel früher versucht. Sie war zwar immer noch sehr wütend auf Hicks, aber zugleich hatte sie den starken Drang ihm zu verzeihen. 

Nachdem sie eine Weile nichts sagte, sah Hicks keinen anderen Ausweg mehr. Es war praktisch sein Ass im Ärmel, was er nur im äußersten Notfall spielen wollte. Wenn das sie damit immer noch nicht überzeugen sollte, war die kurze Romanze zwischen den Beiden nur ein vergänglicher Traum. Ein Traum, der kurz war geworden war, aber schnell wieder zerstört wurde. Hicks wollte diesen aber nicht ,ohne alles, wirklich alles, versucht zu haben, einfach aufgeben. "Ich weiß, dass klingt jetzt vielleicht ein bisschen überstürzt und wir sind womöglich auch noch ein bisschen zu jung dafür, aber ich schätze, es ist die einzige Möglichkeit, dich hundertprozentig davon zu überzeugen, dass ich es ernst mit dir meine und es nicht irgendein Spiel für mich ist." Astrid wurde langsam hibbelig. Was könnte es sein, was sie komplett überzeugen sollte? Ihr fiel dazu absolut nichts ein, aber auch nur weil sie nicht genau nachdachte und das Offensichtliche nicht erkannte. Hicks gab sich alle Mühe die Worte aus seinem Mund heraus zu bringen, aber anscheinend fehlte die Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln, denn in seinem Kopf ist er schon zig Möglichkeiten, es zu sagen, durchgegangen. Die lange Stille reichte Astrid irgendwann. "Sag einfach, was du zu sagen hast.", sagte sie mehr neugierig als wütend. Sein Herz klopfte vor Aufregung wie wild und seine Hände fingen das Zittern an, als er anfing zu sprechen. "Würdest du...also möchtest du...?" Astrid drehte sich zu ihm mit einem nachdenklichem Blick um. Sie kam immer noch nicht darauf, auf was er hinaus wollte. Ihre Augen suchten seine, doch diese waren schon wieder nur auf den Boden gerichtet. Nach einiger Zeit merkte er schließlich, dass sie ihn ansah und er richtete seinen Blick auf. Er hatte keine Ahnung warum, aber als er in ihre Augen sah, bekam er wieder Mut zurück. Gerade genug, um die entscheidenden Worte auszusprechen: "Willst du mich heiraten?


Wie es sein könnte (hiccstrid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt