35. Abschied und Abreise

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Astrid wachte am nächsten Tag relativ spät auf. Naja, für sie war es spät, für andere hingegen noch früh am Morgen. Am gestrigen Tag waren alle erschöpft ins Bett gefallen, nachdem sie ganz Berk von dem Kampf berichtet hatten. Hicks hatte dazu noch erklärt, dass der Skrill keine Gefahr für sie darstellen wird, da er davon ausgeht, Hicks habe ihn aus dem Eis gerettet. Deswegen hatte er auch nur die Berserker angegriffen, von denen er dachte, sie wollten Hicks und die anderen aufhalten. Gut für die Drachenreiter, weniger gut für die Berserker. Das zu hören war für alle eine große Erleichterung. Nach dem ganzen Drama mit Dagur, hatte keiner Lust, noch Ausdauer auf einen weiteren anstrengenden Kampf und dazu noch gegen einen Skrill. Jetzt konnten sie sich endlich wieder entspannen, da war doch ein etwas längerer Schlaf nicht verkehrt. Allerdings bemerkte Astrid noch etwas anderes: Hicks lag nicht neben ihr. Die Wärme, an die sie sich so schnell gewöhnt hatte, neben ihr aufzuwachen, war nicht mehr da. Gestern waren sie noch aneinandergekuschelt eingeschlafen und Hicks stand selten früher auf als sie. Aber die Wikingerin wusste schon, wo er sich herumtreiben wird. In der Schmiede, wo er auch letzte Woche die meiste Zeit verbracht hatte. Noch ein Grund mehr um aufzustehen.

Auf dem Weg zur Schmiede erblickte sie Heidrun, die Windfang gerade ein paar Seeschnecken zum Frühstück hinstellte. Ach, Hicks könne noch warten. "Guten Morgen.", begrüßte sie ihre Freundin. Diese wünschte ihr dasselbe und fragte dazu noch: "Und? Was machst du heute so?" Astrid hätte dabei wieder dieses schelmische Grinsen erwartet, aber es tauchte nicht auf dem Gesicht auf. Heidrun war ernster als sonst. Erst da realisierte Astrid, dass sie Windfang nur vor langen Flügen Seeschnecken fütterte. "Wir wollten heute doch zurück zur Drachenbasis. Aber...für mich sieht es so aus, als würdest du nicht mitkommen." Heidrun seufzte. "Richtig erkannt. Ich", sie machte ein kurze Pause zum Durchschnaufen, "werde mal auf der Berserkerinsel vorbeischauen. Jemand muss ihnen ja die Nachricht überbringen. Vielleicht treffe ich Rohling auf dem Hinweg." Der letzte Satz brachte beide zum Schmunzeln, aber schnell wurden sie wieder ernst. Heidrun hatte gestern den letzten in ihrer Familie verloren. "Wir sind immer für dich da, das weißt du, oder?" Heidrun gab ihr ein warmes Lächeln und ein zustimmendes Kopfnicken zurück. Man merkte, dass die ganze Sache mit Dagur sie beschäftigte. Deshalb und als Verabschiedung umarmte Astrid ihre Freundin noch einmal. Wer weiß, wie lange sie sich nicht sehen werden. "Ich wollte gerade zu Hicks. Du kannst ja mitkommen und dich auch von ihm verabschieden.", bot sie Heidrun an. "Danke, aber das habe ich schon erledigt. Zu Fischbein, Rotzbacke und den Zwillingen muss ich aber noch gehen." - "Bei Rotzbacke, Raff und Taff würde ich mir das zweimal überlegen. Die schmeißen dich im Halbschlaf aus ihrer Hütte." Die beiden mussten kichern, machten sich aber kurz darauf schon jeweils auf den Weg. Bevor sie allerdings außer Hörweite waren, rief Heidrun noch: "Und keine Sorge! Zu eurer Hochzeit bin ich wieder da!"

"Hicks!", hallte es in der Schmiede. Wie auf Kommando steckte der junge Wikinger seinen Kopf durch den Türrahmen von dem kleinen Hinterzimmer. Und obwohl er wusste, dass dieser wütende Unterton nichts Gutes bedeuten kann, rief er ein gut gelauntes, ja schon fast singendes "Guten Morgen, Milady." zurück. Astrid stapfte an ihm vorbei. "Hast du Heidrun von unserer 'Verlobung' erzählt?", sie versuchte ihre Wut in der Stimme zu zügeln, damit es nicht noch mehr mitbekommen. Er schüttelte lachend den Kopf über seine furiose Freundin und lief zurück zu seiner vorherigen Aufgabe. Die war eigentlich schon abgeschlossen, er müsste die Rüstung, beziehungsweise den fertigen Fluganzug nur noch anziehen. "Nein, ich habe Heidrun nichts davon erzählt.", versicherte Hicks ihr, während er seine jetzige Kleidung bis auf die Unterhose auszog. Astrid gab sich aber nur kurze Zeit mit der Antwort zufrieden. Ihr Blick verschärfte sich. "Warum hast du Heidrun so betont? Hast du es etwa jemand anderem gesagt?" Das brachte Hicks fast aus seinem Gleichgewicht, das er beim Anziehen der Hose brauchte. Das nervöse Lachen aus dem Brustpanzer, den Hicks sich gerade über denn Kopf zog, verunsicherte Astrid noch mehr. "Du hast es niemandem gesagt, oder?", wiederholte sie noch einmal, fast bettelnd. Wieder keine Antwort und dazu wich er auch noch ihren Blicken aus, indem er sich auf das Zurechtzupfen seiner Kleidung konzentrierte. "Wem hast du es erzählt?", nuschelte sie unter der Hand hindurch, die sie zum Bedecken ihres Gesichts nutzte. Hicks gab es auf. Irgendwann würde sie es sowieso erfahren und vielleicht reagiert sie gar nicht so schlimm. "Es ist mir herausgerutscht, als mein Vater mich über uns ausgefragt hat. Falls es dich beruhigt, er hat sehr...positiv reagiert." Hicks versuchte, dass sich das ganze weniger schlimm anhörte. "Ich habe ihm später auch die ganze Situation erklärt und er hat Verständnis dafür gezeigt. Aber diese 'zukünftige Schwiegertochter'-Sache habe ich trotzdem nicht aus ihm herausgekriegt. Er ist sich jetzt schon so sicher, dass wir einmal heiraten werden." Auf Hicks' Gesicht bildete sich ein Lächeln. Er musste an seine Zukunft denken. An die, bei der er sich sicher war, er würde sie mit Astrid verbringen. Da konnte er nur lächeln und mit dem war auch Astrids 'Wut' verschwunden. Wenn, dann wäre sie sowieso nicht lang auf ihn sauer gewesen. Nicht wegen so einem sinnlosen Grund. Sie lief langsam auf Hicks zu, der noch dachte, sie sei wütend, zog ihn dann aber am Kragen zu sich herunter. "Da ist er nicht der einzige.", flüsterte sie noch, bevor sie die letzten Zentimeter zu seinen Lippen selbst überwand, indem sie sich ein wenig auf die Zehenspitzen stellte. Sie konnte Hicks' Grinsen noch immer spüren und selbst, als sie sich nach einer halben Ewigkeit voneinander lösten, konnte er diesen verträumten Blick nicht lassen. Astrid wendete den Blick von seinen Augen ab und musterte sein neues Outfit, wobei ihr ein Knopf besonders unbekannt erschien. "Wofür ist der gut?" - "Ach, damit kann man-" Astrid lies ihn gar nicht aussprechen und drückte den Knopf einfach, um zu sehen, was er auslöst. Die Rückenflosse schnellste heraus, sodass Hicks' Oberkörper ein wenig mitgenommen würde. Da er das nicht erwartet hatte, änderte sich sein Grinsen schlagartig zu einem erschrockenen Gesichtsausdruck. Das brachte Astrid so zum Lachen, dass sie sich den Bauch halten musste. "Haha, wirklich sehr lustig.", sagte Hicks sarkastisch beim Zurückdrehen der Feder. "Was auch immer ihr gerade treibt, unterbrecht es. Wir wollen zurück zur Basis.", kam es von draußen.

Bald waren alle hatten alle ihre Drachen gesattelt und waren bereit, zurück zur Basis zu fliegen, aber trotzdem entgingen keinem die Blicke, die Hicks und Astrid ständig austauschten. "Wenn das jetzt die ganze Zeit so weitergeht, spring ich irgendwann von einer Klippe." - "Dann sollten wir wohl weiter machen.", antwortete Astrid in demselben Tonfall, wie Rotzbacke. Hicks hatte allerdings eine bessere Idee: "Machen wir einen Deal. Wir halten uns zurück und ihr hört mit den ganzen Witzen über unser Liebesleben auf." Hoffnungsvoll schaute Hicks in die Runde und alle nacheinander fingen an zu nicken. "Sehr gut. Jetzt lasst uns abreisen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, bis die Basis neu aufgebaut ist." Damit flogen die Drachenreiter los. Wieder zurück zur Drachenbasis und vermutlich wieder in neue Abenteuer. Da draußen gibt es noch eine Menge zu entdecken und Hicks wollte nicht ruhen, bis auch die letzte Ecke seiner Karte ausgefüllt war. Bis zum Rand der Welt und darüber hinaus. Es schien ihm nichts unmöglich mit Freunden, auf die er sich verlassen konnte, und seiner großen Liebe, mit der er sein Leben verbringen würde. In der Sache waren sich beide sicher. Niemand wusste, was die Zukunft mit sich bringt, aber diese eine Sache war schon in Stein gemeiselt. Keiner der beiden konnte und wollte sich die Zukunft ohne den anderen vorstellen. Und beide malten sich jetzt schon aus, wie es sein könnte.

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THE END

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Großes Danke an alle, die diese Geschichte gelesen haben! Ich hoffe doch sehr, dass sie gut lesbar war, obwohl ich nie wirklich einen Plan hatte, wohin die Story einmal führt. :D

Eine Fortsetzung wird es hiervon nicht geben, allerdings habe ich schon eine Idee für die nächste Hiccstrid Fanfiktion im Kopf, bei der ich dieses Mal auch einen genauen Plan habe. Sie wird nach HTTYD 2 spielen und wird wesentlich kürzer als diese, dafür aber hoffentlich noch besser geschrieben. Allerdings wird diese erst in ein bis zwei Monaten erscheinen, dann aber mit regelmäßigen Updates. Bis dahin könnt ihr gerne einmal in meine HTTYD-Oneshots reinschauen (wenn ihr es noch nicht getan habt) und auch in mein Fantasybuch (falls ihr euch für Drachen und ein mittelalterliches Setting interessiert), die ich jetzt erst einmal weiterschreiben werde.

Schreibt mir mal euer Lieblingskapitel in die Kommentare und wie ihr die Geschichte gesamt so fandet, würde mich wirklich wahnsinnig interessieren! :)

Wie es sein könnte (hiccstrid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt