34. Alles oder nichts

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Aus der aufkommenden Panik heraus drückte Hicks den Knopf, der die brennende Klinge herausfahren ließ. Die anderen waren hinter ihm auch schon kampfbereit aufgestellt. "Gib auf Dagur. Du hast keine Männer mehr, die dich verteidigen könnten, und wir sind zu viele, dass du uns alleine besiegen könntest.", versuchte Hicks mit fester Stimme zu sagen, damit die Angst, die gerade seinen Körper übernahm, nicht zu hören war. Dagur begann dieses typische Grinsen aufzusetzen. "Nettes Spielzeug hast du da und herausgeputzt hast du dich für das große Finale auch noch. Aber...hast du dich nicht gewundert, warum hier so viele Zelte herumstehen, wenn es doch nur ein paar Stunden braucht, sich durch das Eis zu arbeiten?" Das brachte Hicks zum überlegen und er hatte auch schnell herausgefunden, warum so viele Zelte hier waren. Es waren Verstecke für die restlichen Berserker. Hilflos versuchte er die anderen noch zu warnen, doch als er sich wieder umdrehte, stürzten sich schon etliche Feinde auf diese und fesselten sie. "Sir, das Feuer ist rund um den Skrill gelegt. Es dürfte sich nur noch um einige Minuten handeln, bis er befreit ist.", ertönte wieder eine Stimme von hinten. Aus der Grube kamen ein paar weitere Berserker geklettert und stellten sich hinter Dagur auf. "Stellt die Gefangenen um die Grube herum auf. Der Skrill soll uns seine Stärke an ihnen demonstrieren." Natürlich wehrten sich, aber es gab keinen Ausweg mehr. So wurden alle anderen Drachenreiter, wie befohlen, neben das Loch im Eis gestellt und weiter von Berserkern überwacht. Hicks sah keinen anderen Ausweg mehr, als den Notfallplan zu benutzen. "Leute, Drachenrufe!" Ohne zu zögern ahmten alle die Rufe ihrer Drachen nach und wie aus dem Nichts kamen sie kurz darauf auch schon angeschossen. Fixiert ihren Reiter aus den Fängen der Berserker zu retten, schossen sie gezielt auf die Feinde. Doch man hatte das Gefühl, dass jedes Mal, wenn ein Feind ausgeschaltet wurde, zwei neue dazukamen. Sie schossen mit allem, was sie hatten, auf die Drachen und brachten sie so zu Boden. Die anderen konnten nichts machen, als zuzusehen, wie ihre Drachen in Käfige gebracht wurden. Ohnezahn landete derweil neben Hicks, der mit seinem besten Freund und Drachen an der Seite sich gleich viel sicherer fühlte. Am liebsten würde er den verrückten Berserker mit aller Kraft bekämpfen, aber das würde zu nichts führen. Er brauchte einen Plan und zwar schnell, denn je länger er warten würde, desto wahrscheinlicher wird es, dass der Skrill frei ist. Bei dem Gedanken an diesen mächtigen Drachen kam Hicks eine Idee. Verrückt genug, dass sie tatsächlich funktionieren könnte. Dagur, der sich mit einem passenden Lachen über die Situation freute, merkte nicht, wie Hicks auf Ohnezahn in die Luft stieg. Als diese in sein Blickfeld flogen, rief er amüsiert: "Gibt er auf? Haha, er flieht! Ich habe dem großen Drachenmeister wohl zu viel Angst eingejagt!" - "Er hat doch keine Angst! Er hat sich gerade wahrscheinlich nur wieder einen brillianten Plan ausgedacht, wie er uns retten und deine Armada zerstören kann.", verteidigte Astrid ihren Freund. Sie hatte damit nicht unrecht, aber Dagur war über ihre Drohung nicht sehr erfreut. Wütend stapfte er um die Grube zu ihr und lehnte sich zu ihr runter. Hicks konnte von Weitem sehen, wie er ihren Kiefer grob in die Hände nahm und irgendetwas zu ihr sagte. Er hatte noch gezögert, sich noch gefragt, ob das die richtige Entscheidung wäre, aber diese Aktion von Dagur brachte das Fass zum überlaufen. Niemand darf Astrid bedrohen und schon gar nicht er. "Flieg ganz dicht über dem Loch, Ohnezahn.", wies er seinen Nachtschatten mit fester Stimme an, "Zeit einen Skrill zu befreien."

Kurz darauf schossen die beiden auf das besagte Loch mit Höchstgeschwindigkeit zu, dass man den Wind lautstark an den beiden vorbeizischen hören konnte. Als sie kurz davor waren, zog Hicks sein Inferno aus der Halterung und begann Zippergas frei zu lassen. Es brauchte dann nur noch einen Funken und...man konnte das erleichterte Gebrüll des Skrills schon hören. Ein Gewitter verdeckte die bis gerade noch scheinende Sonne. Blitze bannten sich ihren Weg herunter und verschwanden in dem Rauch. Die Männer, die bis gerade noch ohne Aufgaben herumstanden, fingen an sich in Formation aufzustellen. Der Skrill war ein gefährlicher Drache und alle konnten sich noch daran erinnern, was er anrichten kann und zu was er fähig ist. Sogar die Berserker, die dazu beauftragt waren, die Drachenreiter im Auge zu behalten, gingen einige Schritte zurück. Hicks landete neben Astrid und nahm sie sogleich stürmisch in den Arm. "Alles in Ordnung bei dir?" Sie würde auch liebend gerne ihre Arme um Hicks legen, aber diese waren immer noch hinter ihre Rücken zusammengebunden. "Mir würde es gleich besser gehen, wenn meine Hände nicht gefesselt wären.", antwortete sie lachend. Hicks reagierte darauf sofort und schnitt mit einem Dolch das Seil durch. Diesen drückte er ihr dann in die Hand. "Befreie die anderen, während ich die Drachen hole. Wir müssen hier so schnell wie möglich weg, wenn wir nicht geröstet werden wollen." Der Rest der Truppe sammelte sich neben ihnen und nach einem kurzen Kuss trennten sich Hicks und Astrid. Sie löste so schnell sie konnte von einem nach dem anderen die Seile. Er drängelte sich mit Ohnezahn durch die Menge von Berserkern, die sich auf den Skrill konzentrierten, der sich gerade aus der Eisgrube mit einem schrecklichen Brüllen erhob. Bei den Käfigen betätigte er bei jedem den Hebel zum Öffnen der Türen und die Drachen flogen stürmisch heraus. Während ihres Fluges versuchten sie so gut es ging, den Blitzen des Skrills auszuweichen. Zum Glück konzentrierte sich dieser mehr auf die Berserker, sodass sie schnell bei ihren Reitern ankamen. Hicks war schon in der Luft und wartete ungeduldig auf die anderen. Er konnte die Hilferufe der Berserker hören. Keine Ahnung, wo Dagur sich zu diesem Zeitpunkt befand. Auf dem Boden konnte man nur noch Qualm erkennen. Ein Gefühl der Erleichterung überkam Hicks, als er seine Freunde aus diesem aufsteigen sah. Zur Sicherheit zählte er noch einmal nach, aber keiner war mehr auf dem Schlachtfeld. Nachdem alle an ihm vorbeigeflogen waren, machte auch er sich auf den Rückweg. Noch einmal blickte er zurück, bevor er die anderen wieder einholte. Der Skrill ist total ausgerastet. Es wäre ein Wunder, wenn jemand diesen Angriff überleben würde. Auch wenn es nicht Hicks' Stil war, so viele Menschen einem wild gewordenen Drachen zu überlassen, hatte er dennoch getan, was getan werden musste, um sein Volk zu beschützen, um seine Freunde zu beschützen und um Astrid zu beschützen. 


Wie es sein könnte (hiccstrid)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt