Die Wahrheit

442 7 0
                                    

Laura PoV

„Okay Tschüss mein Liebling. Ruh dich schön aus...“, murmelte mein Dad noch, dann küsste er mich zärtlich auf die Stirn und ging wieder aus meinem Zimmer. Es war Montagmorgens und eigentlich müsste ich mich für die Schule fertigmachen, doch zum Glück waren meine Eltern einverstanden, dass ich zuhause bleiben durfte. Mein Dad ging ganz normal zur Arbeit, aber meine Mum blieb auch extra bei mir zuhause und kümmerte sich um mich. Ich fand das ja ganz süß, doch ich wollte lieber allein sein und nichts sehen und nichts hören, aber es taten ja alle so, als würde ich sobald man mich allein ließ, etwas unfassbar dummes machen.... Was sollte ich schon großartig anstellen? Ich war nicht der Typ, der sich selbst verletzte und sich sinnlos volllaufen ließ, das schied also schon mal beides aus. Und ich war vernünftig genug die Finger auch weiterhin von Zigaretten und Drogen zu lassen. Und zu dem Thema Party machen gehen.... Was brachte eine Party, wenn man nicht gerne trank und auch sonst nichts nahm, ohne Freunde unterwegs war und es ein MONTAGMORGEN war?! Ich wollte einfach nur in meinem Bett liegen bleiben und versuchen den Schmerz zu ignorieren. Seit Donnerstagabend hatte ich nur drei Menschen gesehen: Meine Eltern und Jean. Aber den auch nur kurz, dann hatte ich ihn auch schon wieder gebeten zu gehen... Ich wusste, dass er Tete, Jana und Melli auf dem laufenden hielt, was ich so tat und wie es mir ging, ich nahm ihre Anrufe ja nicht an und ich antwortete auch nicht auf ihre Nachrichten. Zayn und Josh ignorierte ich auch und eigentlich auch sonst jeden... Warum musste ich Josh eigentlich lieben?! Warum konnte ich mich nicht einfach irgendeinen normalen und netten Jungen verlieben, der mich auch liebte und gänzlich unkompliziert war? Und warum war ich so blöd gewesen und hatte mit Harry geschlafen? Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen deswegen... Nicht gegenüber Josh oder so... Nein gegenüber Zayn. Immerhin hatte ich mit einem seiner besten Freunden geschlafen. Zur Ablenkung... Und ich meldete mich schon seit Tagen nicht mehr bei ihm. Er rief ständig an und schrieb mir besorgte SMS und ich antwortete einfach nicht. Ich wollte ja antworten, aber ich wusste zum einen nicht, was ich dann sagen sollte, wie ich ihm all das erklären konnte (und ob ich es ihm überhaupt erklären wollte...) und zum anderen hatte ich das miese Gefühl schlecht für ihn zu sein. Ich zog ihn sowieso schon mit runter und wenn ich nicht wollte, dass er in die Sache mit Joshua mit reingezogen wurde, dann konnte ich nicht mit ihm befreundet bleiben. Vielleicht konnte ich ihn ja irgendwann vergessen und er mich und dann wäre zumindest bei ihm alles in Ordnung. Ich redete mir schon die ganze Zeit ein, dass das die einzigen beiden Gründen waren, warum ich ihm nicht antwortete, doch wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, hatte ich auch Angst... Schreckliche Angst was er wohl von mir denken würde.... Wenn ich mich jetzt wieder bei ihm melden würde, dann müsste ich ihm auch wirklich die ganze Geschichte erzählen... Ihm beichten, was damals passiert war. Doch wie könnte er mich dann noch mögen? Ich hasste mich selbst für das, was damals passiert war, was ich damals gemacht hatte und ich hasste auch Joshua auf eine Art und Weise für das damals, wie könnte mich Zayn also nicht hassen?! Jana, Tete und Melli hassten mich zwar auch nicht und auch Jean und meine Eltern nicht, aber ich hasste mich! Und die Angst, dass Zayn auch plötzlich mit Abscheu von mir denken würde, war so groß, dass ich lieber riskierte, dass er mich dafür hasste, dass ich ihn einfach ignorierte und mich nicht mehr bei ihm meldete. Die wenigsten wussten, was damals eigentlich passiert war und die wenigen die es wussten, hielten zu mir, doch wann immer etwas an damals erinnerte, spürte ich ihren besorgten Blicke und das machte mich halb wahnsinnig... Ich wollte ihr Mitleid nicht! Entweder sollten sie mich für meine Dummheit und Feigheit hassen, oder es vergessen, aber nicht mich ständig mit ihrem Mitleid überschütten! Ein Teil von mir wollte zu Zayn und ihm alles erzählen, doch ein anderer wollte nicht, dass Zayn diese Dinge von mir wusste. Gequält seufzend drehte ich mich auf die andere Seite. Schon das ganze Wochenende zerbrach ich mir den Kopf und versuchte ihn irgendwie leer zu kriegen, aber es klappte einfach nicht. Ich lag einfach nur in meinem Bett und meine Gedanken geisterten um all die Dinge, an die ich eigentlich nicht denken wollte. Plötzlich hörte ich leise Schritte auf der Treppe und kurz darauf klopfte meine Mum an die Tür. „Schatz? Schläfst du?“ „Nein...“, antwortete ich mit leicht krächziger Stimme und meine Mum kam rein. Mit ihr drängten sich Ilona und Toffee in den Raum und sahen mich bettelnd an. Müde richtete ich mich auf und klopfte auf die Matratze. Sofort sprangen die beiden zu mir ins Bett und kuschelten sich an mich. Auch meine Mum kam auf mich zu und stellte ein Tablett auf meinem Schoss ab. Eine dampfende Teetasse und ein Brötchen mit Marmelade. „Danke Mum, das ist echt lieb von dir.“ „Mach ich doch gerne... Aber iss es auch bitte.“ „Klar, mach ich.“ Sie nickte: „Gut. Wenn du mich brauchst, ich bin unten, ja? Soll ich Ilona und Toffee wieder mitnehmen?“ Kurz überlegte ich, dann schüttelte ich den Kopf: „Nein, lass sie ruhig hier....“ Wieder nickte meine Mum, dann strich sie mir sanft über den Kopf, gab mir noch einen Kuss und ging wieder raus. Erleichtert seufzte ich, kaum, dass die Tür hinter ihr zuging. Ich trank ein wenig von dem Pfefferminztee und aß ein paar Bissen von dem Brötchen, dann stellte ich das Tablett auf meinen Nachttisch und kuschelte mich an Ilonas warmen Körper, Toffee zog ich auf mich und deckte ihn und mich zu. Ich schloss die Augen und versuchte noch ein bisschen zu schlafen. Müde döste ich vor mich hin und kuschelte traurig mit meinen beiden kleinen Schätzen, als mein Handy auf dem Schreibtisch zu Vibrieren begann. Ich griff danach und legte es gleich wieder weg, als ich Zayns Nummer erkannte. Ich vergrub mein Gesicht in Ilonas Fell und wartete darauf, dass es endlich wieder aufhörte. Zayn ließ es ewig klingeln und mir stiegen schon wieder die Tränen in die Augen, als es endlich aufhörte und ich mich erleichtert ins Kissen zurücksinken ließ. Zwar konnte ich jetzt nicht mehr schlafen, aber trotzdem hielt ich die Augen geschlossen. Ich wusste nicht wie lange ich so dalag, doch irgendwann kam meine Mum plötzlich rein. Vorsichtig rüttelte sie mich an der Schulter und sagte: „Laura! Wach auf...“ Leicht genervt schlug ich die Augen auf und fragte: „Was ist denn?“ „Tut mir leid, aber ich muss weg. Meine Chefin hat angerufen, im Laden ist ein Notfall. Sie brauchen mich dringend.“ „Oh okay....“, murmelte ich. „Macht nichts... Ich komm schon allein klar...“ Meine Mum sah mich zweifelnd an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Sicher? Ich hab Jean schon Bescheid gesagt, er ist zuhause und jederzeit erreichbar für dich... Und Papa und ich kommen ja heute Abend...“ Ich verdrehte ein wenig die Augen: „Mum.... Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich werd die paar Stunden allein schon aushalten.“ „Ich weiß ja, aber ich mach mir eben Sorgen um dich und ich will nicht....“, sie wollte eigentlich weiterreden, stockte jedoch, als sie sah, dass mein Handy aufleuchtete. Abwartend sah sie mich an, doch als ich nicht danach griff, nahm sie es selbst in die Hand. „Mum!“, protestierte ich, doch sie sah trotzdem auf den Bildschirm. „Es ist eine Nachricht von Zayn... Willst du dich nicht mal bei ihm melden? Er macht sich solche Sorgen um dich....“ Genervt riss ich ihr das Handy aus der Hand: „Das geht dich nichts an.... Ich will mich nicht bei ihm melden!“, motzte ich, ich hatte jetzt wirklich keine Kraft mit ihr über Zayn zu reden. „Sei doch nicht gleich so schnippisch... Also ich an deiner Stelle würde mich bei ihm melden... So ein netter Junge und gut aussehen tut er auch noch!“ Wütend sah ich sie an, doch sie machte einfach weiter: „Und in dieser Band ist er ja auch... Also wird er wohl gut singen können.... Wie heißen die noch gleich? One... One...“ „Mum!“, fauchte ich „Die Band heißt One Direction und ja er kann gut singen! Aber ich werde mich trotzdem nicht bei ihm melden.“ Meine Mum zog einen Flunsch und sagte: „Ich versteh dich einfach nicht! Da ist so ein toller Junge in dich verliebt und du servierst ihn so kalt ab.“ „Er ist nicht in mich verliebt, Mum. Und ich bin auch nicht ihn verliebt. Wir sind... waren... einfach nur gute Freunde.“ Tat sie das eigentlich mit Absicht? Mich so richtig an Zayn erinnern und mir richtig wehzutun, indem sie mir zeigte, wie toll er war?! „Aber...“, setzte sie wieder an, doch ich unterbrach sie: „Musst du nicht los?“ und deutete dabei auf die Uhr. Sie sah auf die Ziffern und jammerte: „Du hast Recht! Ich muss weg! Ich hab dich lieb und pass auf dich auf... Wartet nicht auf mich, es kann spät werden.“ Rasend schnell drückte sie mir einen Kuss auf und huschte aus meinem Zimmer. Ich zog Toffee noch dichter an mich heran und knuddelte ihn dankbar. Der Kleine spürte wohl, dass es mir nicht gut ging und ich ihn brauchte, denn gewöhnlich konnte er nicht so lange still liegen bleiben. Immerhin war er heute Morgen zu mir ins Bett gekommen und jetzt war schon Nachmittag... Liebevoll kraulte ich ihn hinter den Ohren, als meine Mum nochmal in den Raum kam: „Schreib Zayn doch bitte zurück! Ich mag ihn und er würde sich bestimmt freuen.“ Ehe ich etwas sagen konnte, war sie schon wieder draußen und kurz darauf konnte ich unten die Haustür zuschlagen hören. Ich genoss die Stille, die sich daraufhin ausbreitete und griff tatsächlich nach meinem Handy. Auch wenn es mir wehtat, ich konnte ja mal lesen, was Zayn geschrieben hatte. Zittrig entsperrte ich mein Handy und griff auf meine Nachrichten zu. Ich schluckte, als ich sah wie lang Zayns Nachricht war, einen Moment überlegte ich sie einfach zu löschen, doch dann begann ich zu lesen: „Hey... Ich hab keine Ahnung wie oft ich dich jetzt schon angerufen und angeschrieben hab und du nicht reagiert hast.... Aber ich werds weiterprobieren, so viel weiß ich.... Warum meldest du dich nicht? Hab ich was falsch gemacht? Bitte schreib mir doch zumindest eine ganz kurze Nachricht, dass es dir gutgeht... Oder komm zu mir! Ich bin zuhause und du kannst wirklich jederzeit kommen. Ich wäre ja schon zu dir gegangen, aber alle sagen ich solls lassen und ich denk immer, wenn du mich sehen wollen würdest, dann würdest du mich ja nicht einfach ignorieren... Ich vermisse dich und ich mach mir Sorgen um dich... Wahrscheinlich wirst du auf die Nachricht hier auch wieder nicht reagieren, wenn du sie überhaupt liest, aber ich bitte dich trotzdem mir zu schreiben! Sag mir doch bitte was ich falsch gemacht hab... Ich will eine Antwort und ich werde es solange weiterprobieren bis ich eine habe... Meld dich bitte bei mir! Kuss Zayn“ Während ich gelesen hatte, hatten sich Tränen in meinen Augen gesammelt, die jetzt zu laufen begannen. Ich versuchte irgendeine Antwort zu schreiben, doch meine Finger wollten sich einfach nicht bewegen. Ich wollte ihm schreiben, dass es mir leid tut, dass er nichts falsch gemacht hat und dass er mich am besten vergisst... Aber es ging einfach nicht! Alles in mir wehrte sich, solche Worte zu schreiben. Mein ganzer Körper, mein ganzes Ich wollte zu Zayn und mit ihm reden und ihm sagen, dass er nichts falsch gemacht hatte. Er verdiente es, dass ich ihm ihn die Augen sah, wenn ich sagte, dass es mir leid tut und er verdiente die Wahrheit! Ich konnte nicht länger nichts tun, denn damit verletzte ich ihn. Und wenn ich eines nicht wollte, dann Zayn verletzen.... Mit neuer Kraft richtete ich mich auf und schob Toffee von mir. Er und Ilona sahen mich fragend an und folgten mir schwanzwedelnd, als ich ins Bad lief, doch ich scheuchte sie wieder raus, dann stieg ich unter die Dusche. So schnell ich konnte duschte ich, föhnte ich meine Haare und putzte mir die Zähne. Schminke ließ ich einfach komplett weg, dazu hatte ich weder Kraft noch Lust. Zitternd vor Kälte ging ich in meinen Kleiderschrank und zog mir Klamotten an. Eine schwarze Röhrenjeans, ein weißes Top, eine graue Weste und meine schwarze Lederjacke. Ich hatte keine Lust auf Farben... Ich rief Toffee und Ilona herbei und ging mit ihnen runter ins Erdgeschoss, wo ich mir meine Schuhe anzog und Schlüssel und Handy einpackte, dann schrieb ich noch rasch einen Zettel: „Hey Dad. Bin bei Zayn. Mir geht’s gut! Hab dich lieb Kuss Laura“ Ich legte den Zettel auf die kleine Ablage für Schlüssel und ging dann rüber zu Jean. Der machte mir nur in Boxershorts und mit total verstrubbelten Haaren die Tür auf. Verwirrt sah er mich an, dann erhellte sich sein Gesicht und er sagte begeistert: „Du bist aus dem Haus rausgekommen!“ Ich nickte und fragte: „Kannst du auf Toffee und Ilona aufpassen? Ich muss wohin.“ Seine Miene wandelte sich von begeistert direkt wieder zu besorgt: „Was hast du vor?“ „Nichts schlimmes! Bitte tu mir einfach den Gefallen.“ Kaum hatte ich das gesagt, kam plötzlich eine zweite Gestalt an die Tür. Ein Junge, den ich nicht kannte und ebenfalls nichts außer Boxershorts trug... Oh Gott... Mir klappte der Mund auf als der gutaussehende Fremde, seine Arme um Jean schlang: „Wer ist das Schatz?“ Jean begann zu lächeln und murmelte: „Das ist meine beste Freundin Laura. Die von der ich erzählt hab.“ Der Fremde lächelte mich an und sagte freundlich und mit einem leichten Akzent: „Hey Laura. Ich bin Pablo.... Jeans Freund...“ Mit offenem Mund sah ich ihn weiterhin an, dann sagte ich tonlos: „Hey...“ Fragend sah ich Jean an und er meinte entschuldigend: „Wir sind erst ein paar Tage zusammen... Und ich wollte dir eigentlich schon von ihm erzählen, aber du warst so traurig.“ Ich nickte und starrte einfach weiterhin die beiden halbnackten Männer vor mir an. Jean sah ja schon gut aus (wenn man ihm auch wirklich ansah, dass er schwul war...), doch Pablo war einfach der Hammer. Er hatte etwas südländisches mit seinem perfekten Körper, der leichten Bräune und den schwarzen, perfekt gestylten Haaren. Seine Augen war groß und schokoladenbraun und er sah wirklich nett aus. Eigentlich müsste ich jetzt alles wissen wollen, doch ich wollte einfach weg. James erinnerte mich an Zayn und daran wo ich jetzt eigentlich hinwollte. „Ich nehm mal an, dass mit den Hunden kann ich vergessen... Aber nicht so schlimm nur ich muss los.“ Ich wollte schon wieder weghasten, als Pablo mich fragte: „Was ist denn mit den Hunden?“ „Ich muss wohin und ich wollte, dass Jean auf sie aufpasst.“ Pablo nickte und lächelte mich breit an: „Das machen wir gerne. Ich liebe Hunde!“ Überrascht lächelte ich ihn an und nickte dankbar: „Das ist wirklich nett von dir.“ „Kein Problem.“, grinste er und lockte Toffee zu sich. Der ging sofort zu ihm hin und ließ sich streicheln, während Ilona erst abwartend zu mir sah. Ich nickte und gab ihr ein Zeichen, woraufhin auch sie sich von Pablo kraulen ließ. „Danke!“, sagte ich und lächelte die beiden an „Es war schön dich kennenzulernen Pablo... Bis bald Jean.“ Sie lächelten mich an und winkten mir nach... Zum Glück schien Jean vergessen zu haben, dass er mich eigentlich fragen wollte wo ich hinwollte. Ich hatte keine Lust gehabt ihm zu erklären, dass ich zu Zayn wollte, denn dann hätte er gleich Tete angerufen und die hätte Jana angerufen und die hätte Niall angerufen und der hätte es Zayn gesagt... Ich hätte das Auto, die Bahn oder ein Taxi nehmen können, doch ich wollte laufen.... Ich lief einfach langsam Schritt für Schritt los und seufzte leise, als ich die ersten Regentropfen auf meinem Gesicht spürte. Ich zog den Reißverschluss meiner Weste hoch und zog mir die Kapuze über den Kopf. Ich würde trotzdem nass werden, doch es war mir egal. Mit gesenkten Kopf lief ich durch die Straßen Londons, während der immer stärker werdende Regen meine Klamotten durchweichte. Es war kalt und ich zitterte, aber trotzdem lief ich beständig weiter. Ich mochte Regen, schon seit ich ein kleines Kind war. Ich liebte es, wenn der Himmel eine einzige graue Masse war und die Tropfen hart auf die Erde klatschten. Und ich liebte es, wenn es Nacht war und der Donner grollte und Blitze alles erhellten. Früher hatte ich dann immer die ganze Nacht an meinem Fenster gesessen und fasziniert das Wetter beobachtet. Ich verstand nicht wie jemand Angst vor einem Gewitter haben konnte und ich verstand auch nicht wie jemand Schnee mögen konnte. So sehr ich Regen und Gewitter liebte, so sehr hasste ich Schnee. Zumindest diesen matschigen, dreckigen Schnee, denn wir immer hatten. Schnee musste blütenweiß und meterhoch sein! Das Rauschen des Regens war angenehm... Wie ein ständig von vorne anfangendes Kinderlied klang er und vertrieb alle Gedanken aus meinem Kopf. Ich dachte nicht mehr darüber nach ob das, was ich gerade tat falsch oder richtig war... Wie der letzte Psycho lief ich stur weiter durch den rauschenden Regen bis ich irgendwann in der Straße, in der die Jungs wohnten ankam. Keine Ahnung wie lange ich schon unterwegs war aber ich spürte meine Beine vor Kälte kaum noch. Meine Haare klebten klatschnass an meinem Kopf und einige Strähnen hingen in meinem Gesicht. Wäre ich jetzt noch richtig geschminkt gewesen, hätte ich wahrscheinlich richtig dramatisch ausgesehen, doch so kam ich mir einfach nur erbärmlich vor. Es musste schon früher Abend sein, als ich schließlich vor ihrer Haustür stand und prüfend die Klingel betrachtete. Seufzend hob ich die Hand und klingelte. Jetzt gab es keinen Weg zurück mehr. Zitternd wartete ich, dass mir jemand die Tür öffnete und ich wurde nicht enttäuscht: Es dauerte nicht lange und die Tür wurde aufgerissen. Vor mir stand Liam und sah mich total entgeistert an. „Hey Liam...“, sagte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. „Hey...“, flüsterte er und starrte mich immer noch an, als sei ich ein Gespenst. Abwartend sah ich ihn an und irgendwann schien er wieder zu funktionieren, denn plötzlich löste sein Körper sich aus der Schockstarre und er sagte hastig: „Du bist klatschnass! Mein Gott, Laura. Was machst du hier? Los komm rein schnell, du holst dir ja noch den Tod.“ Er trat beiseite und zog mich hastig rein, hinter mir schloss er schnell die Tür. „Was ist passiert?“, fragte er mich fassungslos. Ich suchte noch nach einer passenden Antwort, als plötzlich Niall mit einem Brötchen in der Hand reinkam und fragte: „Liam? Wer war an der Tür?“, dann bemerkte er mich und sah mich mit offenem Mund an. „Laura?!“, fragte er und ich verdrehte die Augen: „Nein Lord Voldemort.“ Als die beiden nichts erwiderten und mich einfach weiterhin geschockt ansahen, was mir langsam etwas unangenehm wurde, fragte ich leise: „Ist Zayn da?“ Liam nickte und sagte „In seinem Zimmer...“ und Niall fragte: „Soll ich ihn holen?“ Zuerst zuckte ich mit den Schultern, doch dann nickte ich. Niall drehte sich um und ich konnte ihn die Treppe hinaufhasten hören. Liam betrachtete mich weiterhin fragend, doch ich sagte einfach nichts und starrte ängstlich Richtung Treppe. Was würde er wohl sagen? Wie würde er wohl reagieren? Die Arme um mich selbst schlingend vor Kälte stand ich da und hätte heulen können. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen her zu kommen.... Plötzlich hörte man hastige Schritte, dann stand Zayn im Flur und guckte mich geschockt aber erleichtert an. Im nächsten Moment eilte er auf mich zu und zog mich in seine Arme. Fest und warm drückte er sich an mich und ich schlang nach einem kurzen Zögern ebenfalls die Arme um ihn. Ganz leise, so dass nur er es hören konnte, wisperte ich: „Es tut mir leid... So unfassbar leid.“ Zur Antwort drückte er mich nur noch enger an sich und strich mir sanft über den Rücken. Nach einer Weile lösten wir uns wieder langsam und ich begann sofort wieder stärker zu zittern. „Du bist ganz kalt...“, murmelte er und ich genoss den Klang seiner Stimme. Liam und Niall standen noch immer beide rum und beobachteten uns. Zayns Hand lag leicht in meinem Rücken, als er sagte: „Komm... Ich geb dir Sachen von mir, du musst dich umziehen.“ Ich nickte nur und ging langsam mit ihm die Treppe hoch in sein Zimmer. Wir redeten kein Wort miteinander, als er zu seinem Schrank ging und eine Jogginghose und einen Pulli rauskramte. Dankbar nahm ich die Sachen und ging in sein Bad um mich umzuziehen. Die hellgraue Jogginghose, war mir ein wenig zu groß, doch ich krempelte die Beine einfach ein wenig hoch, dann ging es. Bei dem grünen, kuscheligen Kapuzenpulli, machte die Übergröße nicht viel. Meine klatschnassen Sachen legte ich mehr oder weniger ordentlich zusammen und nahm sie in den Arm, als ich wieder zu Zayn ging. Liam war bei ihm und sagte gerade: „Bitte iss was... Sie hat sich gemeldet! Also bitte iss was.“ Zayn schüttelte zur Antwort nur den Kopf. „Zayn! Du hast schon seit Tagen keinen Bissen mehr zu dir genommen, so kanns doch nicht weitergehen.“ „Was soll das heißen?“, schaltete ich mich plötzlich ein. Die beiden Jungs sahen überrascht auf und Liam meinte: „Zayn hat schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Wegen dir....“ Klatsch! Die erste mentale Ohrfeige meines schlechten Gewissens. Ich schluckte und hielt mühsam die Tränen zurück, dann bat ich Zayn leise: „Bitte Zayn iss was...“, mehr fiel mir nicht ein und so sah ich ihn einfach bettelnd an. Er musste essen, er war sowieso schon extrem dünn. Eine Zeit lang sagte keiner von uns etwas, dann murmelte Zayn: „Nur wenn du auch was isst.“ Mein erster Reflex war Nein zu sagen, doch ich biss mir auf die Zunge, nickte und antwortete: „In Ordnung.“ Liam sah mich dankbar an und zog Zayn am Arm mit sich mit. Ich legte meine Klamotten rasch ab und lief den beiden hinterher. Wir gingen in die Küche, wo Niall saß und sein Brötchen mampfte. Liam fragte: „Also was wollt ihr essen?“ Zayn und ich zuckten beide mit den Schultern, was Liam aufseufzen ließ. „Irgendwas schnelles....“, sagte ich nach einer Weile und Liam nickte. „Ich mach euch jetzt zwei Tiefkühlpizzen.“ Zayn nickte gleichgültig, tappte ins Esszimmer und ließ sich dort auf einen der Stühle fallen. Ich tat es ihm gleich und setzte mich ihm gegenüber. Wir sagten immer noch nichts, aber Zayn griff irgendwann nach meinen zitternden Händen und umschloss sie mit seinen Warmen. Dankbar sah ich ihn an, während er meine Hände wärmte. Er ließ sie erst wieder los, als Liam und Niall uns die beiden Pizzen brachten und uns zwei Tassen Tee hinstellten. Danach ließen die beiden uns allein und wir begannen schweigend zu essen. Während ich an meinem Früchtetee nippte, schob Zayn seinen angewidert weg und schlang die Pizza herunter. Ich war froh, dass er offensichtlich wieder Appetit hatte und die Pizza ganz aufaß. Mit einem kleinen Lächeln schob ich ihm noch meine zwei letzten Stücke hin und nachdem er mich kurz zögernd angesehen hatte, aß er auch noch die. Ich trank einfach meinen Tee und genoss die Wärme. Wir hatten solange schweigend dagesessen, dass ich erschrak, als Zayn plötzlich fragte: „Ist dir warm genug?“ Erstaunt sah ich ihn an und er lächelte mich ein wenig an. Leise fragte ich: „Warum bist du nicht sauer auf mich?“ „Du hast dich entschuldigt...“, meinte er und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Ja aber auch davor hast du mich schon umarmt. Jeder normale Mensch wäre unfassbar sauer und du nimmst mich in den Arm.“ Er runzelte die Stirn: „Das klingt ja fast schon so, als wolltest du, dass ich sauer bin.... Ich bin es aber nicht... Ich kann einfach nicht sauer sein. Ganz im Gegenteil ich bin einfach nur glücklich, dass du bei mir bist.“ „Darüber solltest du nicht glücklich sein...“, seufzte ich „Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass du nicht sauer bist... Aber so werde ich dich nur wieder enttäuschen....“ „Wie meinst du das? Dass du mich wieder enttäuschen wirst?“, Zayn sah mich besorgt an und ich konnte seine Angst, dass ich wieder ging und mich einfach wieder nicht bei ihm meldete, förmlich spüren. „Ich werde nicht wieder einfach gehen und mich nicht mehr melden...“, murmelte ich beruhigend „Aber was ich dir erzähle, wird dir nicht gefallen. Und ich habe Angst, dass du mich wegschicken wirst.“ „Das würde ich niemals tun!“, sagte er voller Überzeugung. „Sei dir da nicht so sicher...“, flüsterte ich. „Nichts kann so schlimm sein, dass ich dich deswegen im Stich lassen würde.“, meinte er und lächelte mich an. Ich lächelte zurück, obwohl ich ihm nicht glauben konnte. Vielleicht mochte er jetzt noch an seine eigenen Worte glauben, aber noch hatte ich ihm die Wahrheit nicht erzählt. Ich suchte nach einem Anfang, doch ich fand keinen und so schwieg ich und wartete, dass er wieder etwas sagte. Doch auch Zayn schwieg und betrachtete mich mit einer Mischung aus Sorge und Erleichterung. „Wollen wir in mein Zimmer gehen?“, fragte er nachdem bestimmt zehn Minuten ohne ein Wort vergangen waren. Zögerlich nickte ich und sagte dann: „Ich ruf noch kurz meinen Dad an... Ich hab nur einen Zettel geschrieben, dass ich nicht da bin und er dürfte inzwischen zuhause sein und sich Sorgen machen....“ „Okay“, lächelte Zayn „Ich räum solange die Küche auf.“ Ich nickte und kramte mein Handy raus, während er unser Zeug wegtrug. Hibbelig wartete ich, dass mein Dad an sein Handy ging. „Hallo?“, hörte ich meinen Dad fragen. „Hey Dad ich bins. Bist du schon zuhause?“ „Ja bin ich... Wo bist du? Und warum ist deine Mum nicht hier?“ Ich seufzte leise und erklärte: „Ich bin bei Zayn und keine Sorge mir geht es gut. Mum musste arbeiten. Es gab einen Notfall oder so. Sie hat gemeint es kann spät bei ihr werden.“ Mein Dad schien kurz zu überlegen, dann fragte er: „Weiß sie, dass du bei Zayn bist?“ Ich schüttelte den Kopf, dann fiel mir ein, dass er das ja nicht sehen konnte und so sagte ich rasch: „Nein sie war schon weg, als ich los bin. Aber Jean weiß Bescheid, ich hab ihm die Hunde dagelassen.“ „Hm.. Gut okay. Ich geh sie dann gleich holen. Schläfst du bei Zayn?“ Ich zögerte und sagte unsicher: „Das hängt ganz davon ab...“ „Wovon?“, hakte mein Dad nach. „Wie er reagiert, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle...“ Wie der letzte Depp fragte mein Dad: „Was für eine Wahrheit?“ „Was damals passiert ist... mit Josh.“ „Oh...“, murmelte mein Dad „Bist du dir sicher, dass du das willst? Du kennst diesen Jungen schließlich noch nicht lange...“ „Ja Dad ich bin mir sicher. Er verdient die Wahrheit.“, antwortete ich fest. Es blieb eine Weile still, dann sagte mein Dad: „Ich bin mir sicher, dass du heute Nacht nicht nachhause kommst. Der Junge scheint dich zu mögen und dann wird er schon damit klarkommen.“ „Wenn du das sagst... Ich muss jetzt Schluss machen... Zayn wartet schon...“, sagte ich, als ich sah, wie Zayn wieder aus der Küche kam und mich erwartungsvoll ansah. „Okay mein Kleines... Viel Glück! Und du weißt, du kannst mich immer anrufen.“ „Danke Daddy...“ So hatte ich meinen Dad schon lange nicht mehr genannt und irgendwie tat es gut das Wort mal wieder zu benutzen. Ich wollte gerade endgültig Tschüss sagen, als mir noch etwas einfiel: „Dad! Wenn du die Hunde holen gehst, dann erschrick dich nicht.“ „Warum sollte ich mich erschrecken?“, fragte er verwirrt. „Na ja.... Es könnte eventuell sein, dass dir ein hübscher und wahrscheinlich halbnackter Fremder die Tür aufmacht... Jean hat einen Freund...“ Mein Dad hatte zwar grundsätzlich nichts gegen Schwule und er verstand sich gut mit Jean, aber er hatte schon mal einen halben Herzinfarkt bekommen, als er gesehen hatte, wie Jean und ein Junge sich wild geküsst hatten. Seiner Meinung nach musste man so was einfach nicht sehen und deswegen warnte ich ihn lieber vor. „Uhm.... Danke für die Vorwarnung...“ „Kein Problem.“, sagte ich und grinste unwillkürlich. „Ich muss jetzt wirklich auflegen Dad... Hab dich lieb.“ „Ich dich auch Schatz... Und ich weiß, dass du das packst.“ Ich machte zwei kleine Kussgeräusche und legte dann auf. „Meintest du den Jean von dem du erzählt hast? Eurem Nachbarn?“ Ich nickte und sagte: „Er ist am Donnerstag zurückgekommen.... Und heute hab ich seinen neuen Freund getroffen... Frag mich nicht wie er das gemacht hat....“ Zayn lachte leise und dann gingen wir zusammen hoch in sein Zimmer. Wir setzten uns auf sein Bett und machten es uns gemütlich, dann sagte er: „Also fang an...“ Er lächelte mich aufmunternd an und ich versuchte den riesengroßen Klumpen Angst in meinem Bauch zu ignorieren. Es gab kein Zurück mehr... ich würde Zayn die Wahrheit erzählen. Ich atmete tief ein und aus und sagte: „Zu allererstmal: Du hast nie irgendetwas falsch gemacht! Das ich dich ignoriert hab tut mir wirklich leid, aber es sind einige Sachen passiert, die mich komplett aus der Bahn geworfen haben... Und mich in meine Vergangenheit zurückversetzt haben, aber dich trifft wirklich überhaupt keine Schuld.“ Zayn legte den Kopf ein wenig schief und fragte: „Also warst du nie böse auf mich?“ „Nein ich war nie böse auf dich... Ich war nur einfach unbeschreiblich dumm.“ Er sah mich abwartend an und wartete geduldig, dass ich endlich richtig anfing... Ich wollte anfangen, ich wusste nur nicht wo. Es gab so viel, was ich ihm erzählen musste und vielleicht hätte ich mit meiner Vergangenheit und dem wirklichen Anfang beginnen sollen, doch genau davor hatte ich am meisten Angst und so entschied ich mich mit Harry anzufangen... Zittrig fragte ich: „Wie geht es Harry?“ Zayn runzelte zwar die Stirn, doch er antwortete: „Nicht so gut... Er geht nicht mehr aus seinem Zimmer, seit er am Samstagmorgen nachhause gekommen ist und Louis die Freundschaft gekündigt hat...“ „Wisst ihr wo er Freitagnacht war?“, fragte ich weiter und Zayn sah mich verwirrt an, doch er blieb geduldig und antwortete: „Nein... Er hat es niemandem gesagt.“ Ich nickte und zog zittrig die Luft ein, ehe ich sagte: „Ich weiß wo er war... Er hat die Nacht bei mir verbracht.“ Überrascht zog Zayn die Augenbrauen hoch und fragte sichtlich verwirrt: „Was soll das heißen er hat die Nacht bei dir verbracht?“ „Er ist spät abends zu mir gekommen und ich hab mich um ihn gekümmert. Er war total unterkühlt und ihm gings nicht gut, weil Chris ihm anscheinend in die Seite getreten hatte und er mit Louis Streit oder so hatte. Na ja... wir haben geredet und weil ihm so kalt war, hab ich ihm einen Pulli von meinem Dad gegeben und dann ist es passiert...“ Ich konnte nicht weiterreden und starrte nach unten. „Dann ist was passiert?“, fragte Zayn nach und ich flüsterte kaum hörbar: „Wir haben miteinander geschlafen...“ Ich starrte weiterhin die Bettdecke an und wartete auf irgendeine Reaktion, doch es kam keine. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, jedoch ganz sicher nicht, dass Zayn mich einfach nur angucken würde. „Bitte sag irgendetwas...“, flüsterte ich und spürte wie eine Träne über meine Wange lief. Ich hatte gewusst, dass er mich dafür hassen würde... Eine zweite und eine dritte Träne folgten, doch ehe ich sie wegwischen konnte, strich Zayn sie weg. Ich sah hoch und bemerkte seinen weichen Blick: „Hör auf zu weinen... Ich bin nicht sauer, nur geschockt und verwirrt. Warum hast du mit ihm geschlafen? Bist du verliebt in Harry?“ Ich atmete leicht schnaubend die Luft aus und sagte dann: „Nein bin ich nicht... Ich wollte einfach nur Ablenkung...“ „Ablenkung von was?“ Ich biss mir auf die Lippen und dankte in Gedanken leise Gott, dass Zayn nicht sauer war und betete darum, dass er auch weiterhin nicht sauer sein würde. Leise sagte ich: „Ablenkung von Joshua...“ „Was aber...?“, Zayn sah total verwirrt aus und ich konnte ihn verstehen. Er wusste ja nicht, dass ich Josh nach einem halben Jahr nun wiedergesehen hatte. „Ich hab ihn wiedergesehen Zayn... Erinnerst du dich noch an Mira?“ Er nickte und ich sprach weiter. „Sie hat Joshua erzählt, dass sie mich gesehen hat und wahrscheinlich auch was ich gesagt hab und nachdem du Mittwochabend gegangen bist, hab ich eine SMS von Josh bekommen... Er wollte sich mit mir treffen.“ „Und du hast natürlich zugesagt....“, meinte Zayn und ich nickte. Er seufzte tief und rutschte neben mich um mich in den Arm nehmen zu können: „Warum hast du das gemacht? Du wusstest doch, dass es dann wieder mehr wehtun würde.“ „Wir hatten viel zu besprechen... Und ich dachte, wenn ich mich wieder um die Kleinen kümmern will, muss ich wohl oder übel auch mit Joshua klarkommen.“, erklärte ich mich und lehnte mich an Zayn an. „Und warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir doch geholfen...“, murmelte er. „Ich weiß... Aber ich wollte das allein packen... Ist mir halt nur nicht so ganz gelungen.... Ich hab mich Donnerstags mit ihm getroffen und wir haben eigentlich nicht lange geredet... aber dann hat er mich gebeten zu ihm zurückzukommen und er hat gesagt, dass er mich noch liebt.“ Ich zitterte stärker bei der Erinnerung und schmiegte mich nur noch enger an Zayns warmen Körper. Der fuhr mir sanft über den Oberarm und sagte: „Das ist heftig... Wie hast du reagiert?“ „Ich bin weggelaufen und als er mir nachgekommen ist und mich festgehalten hat, hab ich ihm zwei Ohrfeigen verpasst...“ Erstaunt sah Zayn mich an und dann begann er doch tatsächlich ein wenig zu kichern und schließlich sogar richtig zu lachen. Ich konnte nicht anders und kicherte, obwohl ich Tränen in den Augen hatte, mit. „Du hast ihn geschlagen?! Und auch noch gleich zweimal?“, fragte Zayn nach und ich nickte bestätigend. „Jap... Du hättest sein geschocktes Gesicht sehen sollen...“, lachte ich leise. Wir kicherten noch ein wenig, dann fragte Zayn wieder ernst: „Hast du dich seitdem mal wieder bei ihm gemeldet?“ „Nein... Er hat ständig versucht mich zu erreichen, aber ich hab nicht reagiert. Ich wollte einfach niemanden sehen... Und schon gar nicht ihn.“ Zayn nickte und dann blieb es eine ganze Weile still. Schließlich sagte er: „Ich versteh es irgendwie nicht richtig... Ich dachte du liebst ihn und dann stellt sich raus, dass er dich auch noch liebt und klar im ersten Moment war das ein Schock... Aber müsstest du dich nicht eigentlich freuen? Immerhin gibt es jetzt eine Chance, dass ihr wieder zusammenkommt.“ Ich begann zittrig zu atmen, denn jetzt konnte ich es nicht mehr länger hinauszögern. Ich musste ihm von meiner und Joshuas Vergangenheit erzählen... Unsicher rutschte ich ein wenig von ihm weg um ihm in die Augen sehen zu können. Ich nahm allen Mut zusammen den ich aufbringen konnte und begann: „Es hat etwas damit zu tun, warum wir uns damals getrennt haben... Und was danach alles passiert ist. Ich liebe Joshua und ein Teil von mir würde gern wieder mit ihm zusammenkommen. Aber das geht nicht. Es würde nicht funktionieren. Es ist einfach zu viel passiert, was ich nicht vergessen kann und woran ich jedes mal, wenn ich ihn ansehe erinnert werde. Ich hasse ihn irgendwo für das, was er getan hat und ich hasse mich selbst für das was ich damals getan hab. Jeden Tag muss ich daran denken und es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, die Zeit zurückdrehen zu können. Ich erzähl dir jetzt was, was kaum einer von mir weiß. Nur ein Teil meiner Familie und meine engsten Freunde, die damals, alles mitbekommen haben. Und jedem einzelnen hab ich das Versprechen abgenommen niemals darüber ohne mein Einverständnis zu reden. Aber ich vertraue dir... Ich weiß das klingt jetzt übertrieben dramatisch... a- aber...“ Unsicher kam ich ins Stocken und Zayn, der mich die ganze Zeit aufmerksam ansah, meinte: „Das klingt nicht übertrieben. Und auch wenn du es von mir nicht verlangst... Ich werde es niemandem erzählen und ich werde dich deswegen auch nicht hassen. Egal was es ist.“ Ich nickte und wimmerte: „Ich komm mir lächerlich vor...“ „Musst du nicht...“ Dankbar sah ich ihn an und versuchte dann wieder geeignete Worte zu finden: „Es war vor ein paar Monaten... Josh und ich waren glücklich und eigentlich lief alles gut. Aber dann... dann... ich weiß bis heute nicht wie... bin ich schwanger geworden.“ Zayn wollte mich unterbrechen und offensichtlich was fragen, doch ich brachte ihn mit einer kleinen Geste zum Schweigen. Ich hatte endlich Worte gefunden und ich wollte nicht, dass er mich jetzt unterbrach. „Als ich den Test gesehen hab, war für mich sofort klar, dass ich das Kind bekommen wollte. Klar ich hatte eine Schwangerschaft nicht gerade mit eingeplant und ich wollte sicherlich nicht so früh Mama werden, aber für mich kam Abtreibung nicht in Frage... In meinen Augen war so was immer Mord und es musste ja nicht unbedingt sein. Ich wusste, dass meine Eltern uns unterstützen würden und es würde weder Geld noch Platzmangel herrschen. Ich war geschockt schwanger zu sein, aber es war auch kein Weltuntergang für mich. Noch ehe ich es irgendjemandem gesagt hab, hab ich das kleine Wesen in mir drin schon geliebt. Ich hab mein Kleines so geliebt und ich wollte das Kind haben...“ Die Tränen flossen mir die Wangen hinunter und ich hatte Mühe zu sprechen, aber trotzdem redete ich weiter: „Ich bin davon ausgegangen, dass es Josh ähnlich gehen würde... Er wäre vielleicht nicht unbedingt glücklich, aber ich dachte er würde zu mir halten... Nur so war es leider nicht. Nachdem ich ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte, ist er total ausgerastet. Er hat mich angeschrien und gesagt, dass er noch keine Kinder will, dass ich abtreiben soll. Ich hab einfach nur geweint und irgendwann ist er dann wütend abgehauen. Das war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens. Am nächsten Tag kam er dann wieder und hat sich entschuldigt. Ich war so erleichtert ihn zu sehen, dass ich ihm sofort verziehen hab und dann wollten wir ganz in Ruhe reden. Er hat mir lauter Gründe genannt warum er noch kein Kind will und warum ich abtreiben soll, einer der Hauptgründe war, dass er sich schon seit Jahren um seine Geschwister kümmern musste und dass er nicht noch mehr Verantwortung wollte. Ich hab versucht ihn umzustimmen und gesagt, dass ich nicht abtreiben werde, weil das in meinen Augen Mord ist und dann ist er schon wieder wütend geworden.... Wahrscheinlich werde ich nie vergessen was er gesagt hat... Er würde das Kind nicht wollen und es jetzt schon hassen... Und wenn ich nicht abtreibe, verlässt er mich und er würde sich nie um das Kind kümmern... Damals bin ich das erste Mal zusammen gebrochen... Meine Eltern haben mich gefunden und ich hab ihnen alles erzählt. Sie waren auch dagegen, dass ich abtreibe und unheimlich wütend auf Joshua...“ Meine Stimme brach ab und ich konnte einfach nicht mehr reden. Ich hickste nach Luft und wischte die Tränen von meinem Gesicht, was jedoch nichts brachte, da sofort wieder neue kamen... Zayn sah mich an und wartete wohl auf das Ende meiner Geschichte, wobei es doch eigentlich schon klar war... „Ich hab abgetrieben! Ich hab einfach abgetrieben.... Das Kind sollte nicht ohne Vater aufwachsen und ich wollte Josh einfach nicht verlieren... Ohne es jemandem zu sagen, hab ich einen Termin gemacht und abtreiben lassen. Ich hab einen kleinen Menschen getötet Zayn... Ich hab einem Menschen, einem ungeborenen Kind, die Möglichkeit auf ein Leben genommen... Nur weil ich nicht wollte, dass Josh mich verlässt, hab ich ein ungeborenes Kind getötet...“ Die Schuldgefühle überrollten mich und ich verbarg verzweifelnd das Gesicht in meinen Händen. Mein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt und ich wartete darauf, dass Zayn wütend war und mich hasste, mich wegschickte. Für viele Frauen mochte eine Abtreibung ja nichts großartig schlimmes sein, doch für mich war es das... Und ich hasste mich dafür, es getan zu haben! Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um meinen Körper und Zayn presste mich eng an sich. „Pscht.... Ist doch gut... Ist doch gut... Beruhig dich... Ich bin ja da.... Laura! Beruhig dich... Du musst ganz ruhig atmen... Psch....“ Ich schnappte nach Luft und weinte immer weiter, während Zayn mich hin und her wiegte und nicht aufhörte mir beruhigend ins Ohr zu murmeln. Es dauerte lange bis ich meinen Körper wieder unter Kontrolle brachte und wieder ruhiger atmen konnte. Auch die Tränen wurden weniger, doch das heftige Zittern blieb. Zayn fühlte sich warm und weich an und ich genoss das Gefühl in seinen Armen zu liegen. Sobald ich wieder sprechen konnte, fragte ich ihn: „Warum hasst du mich nicht? Warum bist du nicht böse auf mich?“ „Ich könnte dich niemals hassen... Und weswegen soll ich böse auf dich sein? Weil du schwanger warst und abgetrieben hast? So was passiert täglich und du hast es nicht einfach so gemacht. Dir ist es nicht leichtgefallen und du hattest auch deine Gründe dazu.“ „Ich hab trotzdem ein kleines Kind umgebracht.“ „So darfst du nicht denken. Du bist keine Mörderin, weil du abgetrieben hast. Ich versteh, dass du Schuldgefühle hast und ich kann auch deine Begründungen nachvollziehen, aber du musst aufhören so zu denken. Das macht dich fertig. Du kannst das Kind nicht zurückholen, das ist unmöglich, aber du wirst irgendwann einem anderen Kind das Leben schenken. Hass dich nicht selbst...“ Dankbar schmiegte ich mich an ihn und murmelte leise: „Ich hasse mich aber selbst dafür. Ich hatte die Möglichkeit ein Leben zu retten... Mein Kleines zu retten und ich habs nicht getan. Und ich hasse Joshua dafür, dass er mich in diese Situation gebracht hat. Er hat unser Kind umgebracht.“ Zayn seufzte leise und bat mich: „Sieh mich mal an. Guck mir in die Augen.“ Ich folgte seinem Wunsch und dann sagte er fest: „Ich weiß es tut weh, dass zu hören. Aber ein Fötus ist noch kein fertiges Leben und es hätten tausend Dinge passieren können, dass du das Kind verlierst. Du kannst dir keine Vorwürfe machen, dass du ein Leben ausgelöscht hast, das noch kein wirkliches war.“ „Aber es wäre eines geworden! Und ich hab diese Möglichkeit genommen!“, beharrte ich. „Und jetzt willst du dich dafür ewig hassen? Du musst ja nicht vergessen, aber versuch doch wenigstens mal dir zu vergeben. Niemand ist böse auf dich, dass du abgetrieben hast und du solltest es auch nicht sein. Eine Abtreibung ist kein Mord und manchmal einfach besser, als das Kind zu bekommen. Sowohl für die Eltern als auch für das Kind.“ Seine Worten taten weh, doch ich wusste, dass er irgendwo Recht hatte... Ich hörte auf ihm in die Augen zu sehen und ließ mich in seinen Schoß sinken. Gedankenverloren spielte ich mit einem Kissen, bis ich unvermittelt sagte: „Die Abtreibung ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her und die Schwangerschaft war schon relativ fortgeschritten, fast zu spät zum abtreiben.... Das heißt, dass mein Kind jetzt so um die Zeit rum geboren werden würde. Ich wär gerade hochschwanger oder vielleicht wäre das Kind auch schon da...“ Verträumt lächelte ich und malte mir aus, wie ich ein kleines zappelndes Kind in den Armen hielt. Ein süßes kleines Baby... „Ich bin sicher, du wärst eine gute Mutter geworden.“, sagte Zayn mit rauer Stimme und ebenfalls einem kleinen Lächeln. „Wer weiß...“, sagte ich und dann fiel mir etwas ein, das das Bild des Kindes wegwischte und mich zum ersten mal etwas positives an der Abtreibung sehen ließ. „Meine Oma hat mal gesagt, dass nie etwas ohne Grund passieren würde. Und das alles was passiert auf eine Art und Weise miteinander zusammenhängt.... Ich glaube sie hatte Recht.“ Fragend sag er mich an und ich erklärte mich: „Hätte ich nicht abgetrieben, wäre ich nicht auf euer Konzert gekommen und dann hätten wir uns nie kennengelernt.“ Zayn begann glücklich zu lächeln und sagte: „Stimmt...“ Kurz danach fügte er noch hinzu: „Ich weiß ich nerv, mit dieser Seelenverwandtensache, aber glaubst du nicht, dass wir welche sein könnten? Oder glaubst du nicht an so was?“ „Doch ich glaube an so was. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir seelenverwandt sind... Zumindest fühlt es sich so an...“ Er lächelte mich glücklich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Wir lagen eine Weile still da und dann fragte er in die Stille hinein: „Du hast mal gesagt, dass du Josh verziehen hättest, nachdem er einen großen Fehler gemacht hatte. Du meintest das damit nicht wahr?“ Ich nickte und sagte: „Ja nachdem ich abgetrieben hatte, hab ich es allen, die von der Schwangerschaft gewusst hatten, erzählt, auch Josh... Wir haben lange geredet und er hat sich entschuldigt und all so was.... Wir haben uns wieder versöhnt und sind zusammen geblieben. Seitdem hasst mein Dad Josh.... Er mochte ihn ja noch nie sonderlich, aber ab da wurds dann ziemlich krass. Und ich war zwischendrin. Du hast gesehen, was selbst jetzt noch passiert, wenn ich daran denken muss. Also kannst du dir vielleicht vorstellen, wie ich damals drauf war... Es hat kaum einer in meiner Nähe ausgehalten, weil ich einfach immer schlecht gelaunt und extrem empfindlich war. Josh ist damit am wenigsten klar gekommen und war immer öfters weg und hat sich nicht um mich gekümmert... Na ja und irgendwann war dann einfach Schluss. Ich bin total ausgerastet und war kaum noch zuhause... Ich war ständig Party machen und hab mit den schrägsten Typen abgehangen... Ich hab mich nie betrunken oder Drogen genommen, ich hab einfach nichts gebraucht um abgedreht zu sein. Meine Eltern und meine Freunde sind fast durchgedreht vor Sorge aber ich hab mich einfach nicht bei ihnen gemeldet, war oft zwei Tage am Stück nicht zuhause und in die Schule bin ich nur selten gegangen.... In der Zeit hab ich eigentlich zu niemandem mehr richtig Kontakt gehabt außer zu meinen neuen „Freunden“. Irgendwann hats meinen Eltern dann gereicht und wir hatten einen richtig großen Streit, aber sie konnten sagen was sie wollten, ich bin stur geblieben und irgendwann einfach abgehauen. Das war das erste und einzige Mal, dass ich mich richtig hab volllaufen lassen. Und selbst das war einmal zu viel... Am nächsten Morgen bin ich neben einem komischen Typ, von dem ich wusste, dass er mit Drogen zu tun hat, aufgewacht... Er hat mir geschworen, dass ich nichts genommen hätte und dass wir nichts miteinander gehabt hätten und ich glaube ihm... Ich weiß nicht warum, aber ich denke, er hat die Wahrheit gesagt... Warum sollte er auch lügen? Es gab keinen Grund... Na ja auf jeden Fall, ging es mir danach nur noch schlechter. Ich hab gemerkt, dass ich langsam die Kontrolle verlier und damit auch mich selbst und mein ganzes altes Leben... Ich hatte immer Pläne, Ziele und Träume und die wollte ich nicht alle verlieren. Das wäre mir wie ein Verrat an mir selbst vorgekommen. Ich hab mit meinen Eltern gesprochen und mit meinen besten Freunden und danach gings wieder aufwärts.... Das war vor etwa vier Monaten und seitdem läuft es auch wieder besser.... aber es ist eben noch lange nicht wieder richtig gut und es wird nie wieder so, wie es mal war.“ Leise keuchend endete ich meine kleine Rede und sah abwartend zu Zayn. Der schwieg noch eine ganze Weile und sagte dann: „Das ist alles ganz schön heftig... Ich mein so viele Informationen auf einmal. Ich muss das alles erstmal verdauen.“ Ich nickte und murmelte: „Kann ich verstehen...“ Wir lächelten uns an, dann schloss ich müde die Augen und döste mehr oder weniger vor mich hin. Instinktiv spürte ich, dass Zayn Zeit zum Nachdenken brauchte und so ließ ich ihn einfach in Ruhe.... Es dauerte nicht lang und er begann sich plötzlich zu bewegen. Sanft schob er mich von seinem Schoss, legte sich dann neben mich und schlang einen Arm um mich. Vorsichtig drehte ich mich in seinen Armen, so dass ich mit dem Gesicht zu ihm lag und sah ihm in die Augen. Es war ein beruhigendes Gefühl in das tiefe Braun zu blicken und darin keinerlei Hass, Abscheu oder Misstrauen zu finden. Das Erzählen und das ganze Weinen waren anstrengend gewesen und ich war müde, aber ich konnte und wollte nicht schlafen. Vielleicht war ich nicht glücklich, aber es ging mir besser... Es hatte gut getan Zayn alles zu erzählen und zu wissen, dass er mich immer noch mochte und zu mir hielt. Vielleicht hatte er gerade einen ähnlichen Gedanken gehabt, denn plötzlich sagte er: „Du weißt ich werde immer zu dir halten. Und ich kann jetzt auch verstehen, warum das Thema Joshua so schwierig für dich ist und ich verspreche dir, ich werde dir helfen. Du musst mich nur lassen....“ „Danke.“, mehr sagte ich nicht und es war auch nicht nötig mehr zu sagen... Zayn wusste, wie viel hinter diesem kleinen Wort steckte. „Auf einer Skala von eins bis zehn, wenn zehn glücklich und null unglücklich ist, wie geht es dir?“ Ich überlegte kurz, dann antwortete ich: „Noch vor einer Stunde null.... Oder noch schlimmer. Aber dank dir vielleicht so was wie drei... Nicht mehr todunglücklich, aber eben auch nicht gut oder glücklich. Und dir?“ Zayn legte den Kopf ein wenig schief, überlegte und sagte dann: „Fünf... Ich bin traurig, weil du traurig bist aber ich bin auch irgendwie glücklich, weil ich dich wiederhab.“ Ich grinste und er grinste zurück. Plötzlich blitzten seinen Augen und er sprang vom Bett auf. „Mir fällt gerade was ein.“, sagte er begeistert und noch ehe ich was sagen konnte, rannte er schon aus dem Zimmer. Überrascht richtete ich mich auf und wartete auf ihn. Er kam ein paar Minuten später wieder zurück und hielt eine lange und teuer aussehende Kleiderhülle in der Hand. „Was ist das?“, fragte ich verwirrt und er kam breit grinsend auf mich zu. „Eigentlich wollte ich es dir zu Weihnachten oder Geburtstag oder so schenken, aber ich denke, jetzt ist ein guter Augenblick. Du kannst ein wenig Aufmunterung gebrauchen...“ Ich runzelte die Stirn und nahm die Kleiderhülle entgegen. „Ich fühl mich schlecht... Ich hab mir noch nicht mal Gedanken über Geschenke gemacht...“ „Na ja... Direkt Gedanken gemacht, hab ich mir auch nicht.“ Als Zayn, das sagte und ich zusätzlich unter dem leicht geöffneten Reißverschluss ein Stück leuchtend blauen Stoff hervorlugen sah, überkam mich plötzlich eine ungute Vorahnung. Eilig zog ich den Reißverschluss ganz hinunter und starrte mit offenem Mund den hervorquellenden Stoff an. Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen was ich da vor mir hatte.... Das sündhaft teure Kleid, das Zayn mir schon an unserem Shoppingtag unbedingt hatte kaufen wollen... Staunend fuhr ich über den blauen Stoff und dachte daran zurück, wie toll das Kleid ausgesehen hatte und wie toll es sich angezogen anfühlte. Ich stand langsam von Bett auf und breitete das wunderschöne lange Abendkleid aus. „Oh Zayn...“, jammerte ich: „Warum hast du das getan? Das Kleid ist viel zu teuer und du hast mir schon so viel gekauft!“ Lächelnd zuckte er mit den Schultern: „Ich konnte einfach nicht wiederstehen... Du hast so wunderschön in dem Kleid ausgesehen und der Preis war mir egal. Ich musste es dir einfach holen.“ „Du bist doch verrückt...“, hauchte ich. „Vielleicht.“, murmelte er und sah mich ein wenig verunsichert an: „Gefällts dir doch nicht? Bist du jetzt sauer?“ Ich legte das Kleid beiseite und sah ihn tadelnd an: „Natürlich bin ich sauer!“ Doch schon im nächsten Moment begann ich zu lachen und warf mich an seinen Hals. Er schloss mich in die Arme und lachte ebenfalls leise. „Ich hatte schon Angst...“ „Solltest du auch... Ich bin nämlich richtig stinksauer.“, murmelte ich. Er flüsterte zurück: „Glaub ich dir nicht...“ Ich seufzte und sagte: „Und leider hast du Recht. Wie soll ich denn sauer auf dich sein, wenn du mir Geschenke machst?! Ich hab jetzt zwar ein schlechtes Gewissen.... aber tja....“ Ich konnte spüren, wie Zayn breit grinste und mich noch fester an sich drückte. Müde gähnte ich und lehnte mich an ihn. Das waren definitiv zu viele Emotionen für einen Abend gewesen... Die Müdigkeit überrollte mich mit einem mal und wäre Zayn nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich einfach umgekippt. „Du schläfts ja schon fast im stehen...“, sagte er mit einem leisen Kichern. „Hm mh.“ Er kicherte wieder und drückte mich sacht zum Bett. Ich ließ mich hinfallen, während er rasch das Kleid in Sicherheit brachte und es ordentlich weghängte. Dann kam er wieder zu mir und half mir mich richtig hinzulegen. Ich dämmerte in den Halbschlaf und konnte hören, wie er sich umzog. Müde blinzelnd sah ich, wie er aus seinem Oberteil schlüpfte und seine Hose auszog. Einen Moment stand er nur in Boxershorts da, dann zog er ein einfaches T-Shirt an und schlüpfte kurz darauf zu mir unter die Decke. Bereitwillig machte ich ihm Platz und kuschelte mich eng an ihn. Er fühlte sich unfassbar warm und ich fragte mich unwillkürlich, wie ein Mensch eigentlich ständig so eine angenehme Wärme verbreiten konnte. Obwohl ich eine lange Jogginghose und einen Pulli von ihm trug, war mir ein wenig kalt und er schien nicht einmal in seinen kurzen Sachen zu frieren. Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und murmelte nochmal: „Danke...“ Danach dämmerte ich weg. Ich wusste nicht, ob er noch etwas gesagt hatte, sondern spürte nur noch, wie er mir durch die Haare fuhr und zärtlich mein Gesicht liebkoste. Ich fiel erschöpft in einen tiefen Schlaf...

Uff... Geschafft. Ich dachte schon ich krieg das Kapitel nie fertig ;) aber ich wollte es unbedingt an einem Stück hochladen^^

ich weiß eine Abtreibung ist für viele jetzt nicht das Drama, aber ich finde es schon ziemlich heftig und das Kapitel wurde teilweise auch von einer Bekannten von mir inspiriert... Sie war auch mal schwanger und musste abtreiben und ich fand es immer krass, wie sehr sie das noch immer mitnimmt ;(

naaaa jaaa genug drama jetzt :D

xo laudea :**

They don't know about usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt