Bedingungslos

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Zayn PoV

Genervt ging ich nach Paul und vor Niall durch die Tür und war froh endlich wieder zuhause zu sein. Das Interview war einfach schrecklich gewesen, aber das war ja zu erwarten gewesen. Niall war der einzige mit guter Laune gewesen und hatte fröhliche Andeutungen über Jana gemacht, so wie Simon es gewollt hatte. Die beiden hatten besprochen, dass Niall Jana ein paar Mal in Interviews erwähnen sollte, vielleicht mal ein Bild mit ihr twittern sollte und sich mit ihr sehen lassen sollte, ehe sie die Beziehung bekannt gaben. Zuerst hatte Niall noch eine ganze Zeit lang von uns anderen ablenken können und auch Liam hatte gute Laune vorgetäuscht, doch ich hatte dagesessen wie ein trauriger Geist und Harry und Louis hatte nicht vorspielen können, dass sie glücklich und beste Freunde waren. Simon war bestimmt sauer auf uns, aber eigentlich war mir das herzlich egal... Ich wollte nur noch von den anderen weg in mein Zimmer und Laura anrufen... Sie würde wahrscheinlich wieder nicht rangehen... Seufzend wandte ich mich zur Treppe um Harry nach oben zu folgen, als Liam mich zurückhielt: „Zayn! Wart mal bitte...“ Ich drehte mich wieder um und fragte tonlos: „Was?“ Stirnrunzelnd sah Liam mich an: „Willst du dich nicht langsam mal was essen? Ich könnte dir was kochen.“ „Ich hab keinen Hunger, aber danke...“. Liam und Niall seufzten im Chor und Niall meinte: „Du hast schon seit Tagen nichts mehr gegessen... Wie hältst du das nur aus?“ Ich zuckte mit den Schultern: „Ich hab einfach keinen Hunger.“ Niall schüttelte fassungslos den Kopf und Liam redete mir väterlich zu: „Na komm Zayn... Wir gehen jetzt in die Küche und ich koch dir und Niall was leckeres. Du darfst aussuchen was...“ War ich ein kleines Kind oder was?! Wütend schnaubte ich auf: „Ich bin kein Kleinkind! Such dir wen anders zum bemuttern... Ich hab verdammt nochmal keinen Hunger und ich will nichts essen... Ich will einfach nur meine Ruhe.“ Genervt wandte ich mich ab und stapfte die Treppe hoch. Vielleicht war ich gerade nicht ganz fair gewesen, immerhin meinte Liam es nur gut mit mir aber er sollte mich doch einfach mit seinem Essen in Ruhe lassen.... Ich würde schon nicht verhungern. Hastig ging ich in mein Zimmer und zog noch im Laufen mein Handy heraus. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, rief ich Laura an. Bestimmt eine halbe Ewigkeit ließ ich es klingeln, doch es ging niemand ran. Frustriert ließ ich mich auf den Boden sinken und unterdrückte mühsam ein Schluchzen. Warum meldete sie sich nicht bei mir? Was hatte ich denn eigentlich falsch gemacht? Ich wollte doch nur wissen, ob es ihr gut ging.... Mit zitternden Händen und leicht verschwommenem Blick tippte ich eine Nachricht ein. Vielleicht würde sie sie ja wenigstens lesen: „Hey... Ich hab keine Ahnung wie oft ich dich jetzt schon angerufen und angeschrieben hab und du nicht reagiert hast... Aber ich werds weiterprobieren, so viel weiß ich... Warum meldest du dich nicht? Hab ich was falsch gemacht? Bitte schreib mir doch zumindest eine ganz kurze Nachricht, dass es dir gut geht...“ Ich stockte und dann schrieb ich rasch weiter: „Oder komm zu mir! Ich bin zuhause und du kannst wirklich jederzeit kommen. Ich wäre ja schon zu dir gegangen, aber alle sagen ich solls lassen und ich denk immer, wenn du mich sehen wollen würdest, dann würdest du mich ja nicht einfach ignorieren... Ich vermisse dich und ich mache mir Sorgen um dich. Wahrscheinlich wirst du auf die Nachricht hier auch wieder nicht reagieren, wenn du sie überhaupt liest, aber ich bitte dich trotzdem mir zu schreiben! Sag mir doch bitte was ich falsch gemacht hab. Ich will eine Antwort und ich werde es solange weiterprobieren bis ich eine habe... Meld dich bitte bei mir! Kuss Zayn“ Ich löschte das Kuss Zayn wieder um es gleich darauf doch wieder hinzutippen. Unzufrieden und mit dem Gefühl meine Gefühle und Gedanken absolut unzureichend erklärt zu haben, tippte ich auf Senden. Und dann begann ich zu beten, dass ich eine Antwort bekam. Ich vermisste Laura und ich wollte sie wieder in meiner Nähe haben. Ich brauchte sie! Selten hatte ich mich bei einem Menschen so wohl und geborgen gefühlt wie bei ihr und es tat mir weh, dass sie abgetaucht weh... Obwohl ich sie noch nicht lange kannte, tat es einfach unfassbar weh. Nachdem nach einer Weile immer noch keine Antwort gekommen war, rappelte ich mich auf um zu meinem Kleiderschrank zu schleichen. Mir war in den Jeans und dem einfach T-Shirt bitterkalt geworden und so schlüpfte ich in Jogginghosen und einem dicken Pulli. Noch immer fröstelnd legte ich mich in mein Bett und zog mir die Decke über den Kopf, mein Handy legte ich neben mich, den Bildschirm anstarrend, wie die Schlange den Flötenspieler, in der Hoffnung, dass der Bildschirm aufleuchten würde und ich eine Nachricht von Laura bekäme. Ich sehnte mich nach Wärme und der Nähe eines anderen Menschen. Liam und Niall wären für mich da gewesen und hätten sich um mich gekümmert, doch ich wusste nur all zu gut, dass ihre Nähe mir nicht geholfen hätte. Es gab nur einen einzigen Menschen der die Kälte und Trauer aus mir heraus hätte treiben können und genau dieser Mensch war gleichzeitig auch der Grund für den Schmerz, den die Trauer mit sich brachte. Ahnte sie überhaupt, wie sehr sie mich verletzte, in dem sie mich ignorierte? Hatte sie überhaupt eine Ahnung, wie es war von dem einen auf den anderen Tag ignoriert zu werden und nicht zu wissen was los ist. Ich wusste von Tete, dass es Laura nicht gut ging und es zog mich runter, dass ich ihr nicht helfen konnte. Dass sie mich nicht helfen lassen wollte. Traurig starrte ich mein Handy an, doch wie zu erwarten kam keine Antwort von Laura. Ich kuschelte mich tiefer in mein Kissen und guckte einfach weiter mein Handy an. Vielleicht hätte ich mich irgendwie ablenken sollen, doch ich konnte mich zu nichts aufraffen und so blieb ich einfach liegen, während die Zeit quälend langsam verstrich. Ich hätte nicht sagen können wie lange ich so dalag, als es plötzlich klingelte. Wer das wohl war? Obwohl es mich interessierte konnte ich mich nicht überwinden aufzustehen und gucken zu gehen. Es war eine Weile still und ich fragte mich ob die Jungs überhaupt aufgemacht hatten, als jemand die Treppe hochkam. Ich erkannte schon an den Schritten, dass es Niall sein musste. Hoffentlich wollte er nicht zu mir... Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe! Meine Tür ging auf und ich seufzte resigniert... War ja mal wieder klar gewesen. „Was willst du?“, fragte ich pampig und Niall kam mit einem leicht geschockten Gesichtsausdruck auf mich zu. „Alles okay bei dir?“, fragte ich ihn leicht argwöhnisch und er nickte hastig. „Ja... Bei mir schon. Du solltest runterkommen.“ „Niall ich will nicht runterkommen!“, murmelte ich und vergrub mich demonstrativ noch tiefer in mein Kissen. Niall legte den Kopf schief und sagte plötzlich mit einem kleinen Lächeln: „Laura ist da und sie will dich sehen.“ Rasend schnell richtete ich mich auf und sah ihn erstaunt an: „Wirklich?“ Er nickte und ich sprang so schnell ich nur konnte aus dem Bett und eilte aus meinem Zimmer raus die Treppen hinunter. Laura war hier! Laura hatte aufgehört mich zu ignorieren! Am Treppenansatz angekommen stockte ich und dann sah ich sie. Sie war pitschnass, offensichtlich ungeschminkt und hatte einen ängstlichen, traurigen und fast schon etwas ruhelosen Gesichtsausdruck... Einen Moment sah ich sie wie in Trance an, dann stürmte ich zu ihr und zog sie in meine Arme. Es war mir egal, dass ich nass werden würde, ich wollte sie einfach nur in meiner unmittelbaren Nähe haben. Ein warmes Glücksgefühl durchströmte mich, als sie die Arme nun ebenfalls um mich schlang und sich an mich schmiegte. Dann flüsterte sie: „Es tut mir leid... So unfassbar leid.“ Unfähig zu antworten drückte ich sie noch enger an mich und begann ihr zart über den Rücken zu streichen, während eine kleine Träne der Erleichterung über meine Wange in ihre sowieso schon nassen Haare sickerte. Sie zitterte in meinen Armen und ihr Körper fühlte sich viel zu kalt an. Zögerlich löste ich mich ein wenig von ihr (bildete ich mir das ein oder begann sie sofort noch mehr zu zittern?!) um ihr sagen zu können: „Du bist ganz kalt. Komm... Ich geb dir Sachen von mir, du musst dich umziehen.“ Sie nickte und ließ sich von mir in mein Zimmer führen. Ihre Schritte waren unsicher und sie zitterte so heftig, dass ich mich beeilte ihr einen Pulli und eine Jogginghose zu geben und sie in mein Bad zu lotsen, damit sie sich schnell umzog. Während sie im Bad war, kam Liam natürlich ohne anzuklopfen rein. Wütend funkelte ich ihn an, es hätte ja auch sein können, dass Laura sich hier drin gerade umzog. Ungerührt sagte er: „Du solltest was essen...“ Ich schnaubte und zischte: „Zum tausendsten Mal ich hab keinen Hunger!“ Traurig sah er mich an und bat nun: „Bitte iss was... Sie hat sich gemeldet! Also bitte iss was.“ Ich schüttelte stur den Kopf und er probierte es weiter: „Zayn! Du hast schon seit Tagen keinen Bissen mehr zu dir genommen, so kanns doch nicht weitergehen.“ Eigentlich wollte ich gerade sagen, dass er einfach verschwinden sollte, als ich plötzlich eine traurige Stimme hinter mir hörte und mich zu Laura umdrehte: „Was soll das heißen?“ Liam erklärte ihr, dass ich schon seit Tagen nichts mehr gegessen hätte und ehe ich was sagen konnte fügte der Idiot auch noch hinzu: „Wegen dir....“ Laura sah ihn geschockt an und sah traurig nach unten... Hatte er das jetzt sagen müssen? Hatte er ihr unbedingt so was hindrücken müssen?! Sie sah wieder hoch und sah mich bettelnd an: „Bitte Zayn iss was...“ Nachdenklich betrachtete ich sie. Obwohl sie meine Sachen trug und noch immer nasse Haare hatte, sah sie gut aus. Ihr trauriger Blick tat mir weh und so murmelte ich leise: „Nur wenn du auch was isst.“ „In Ordnung.“, sagte sie nach einem kurzen Zögern und sofort packte Liam mich am Arm und zog mich runter, auch Laura folgte uns rasch in die Küche, wo Niall mit offensichtlich bester Laune ein Sandwich aß. „Also was wollt ihr essen?“, fragte Liam und ich zuckte synchron mit Laura die Schultern. Es war mir egal, viel würde ich sowieso nicht runterbekommen. Laura sagte: „Irgendwas schnelles...“ Liam nickte und antwortete: „Ich mach euch jetzt zwei Tiefkühlpizzen.“ Mit einem lustlosen Nicken ging ich ins Esszimmer und setzte mich nachdenklich auf einen der Stühle. Ich wollte endlich mit Laura allein sein und mit ihr reden können... Diese war mir gefolgt und setzte sich mir gegenüber. Sie zitterte und schlang sich die Arme um den Körper. Wir redeten nicht und ich machte mir die ganze Zeit Gedanken, wie ich ihr helfen konnte, ich wollte nicht, dass ihr kalt war. Als sie ihre Hände aneinander rieb, griff ich nach ihnen und hielt sie wärmend in meinen Händen. Überrascht aber dankbar sah sie mich an und lächelte dann schwach, ich lächelte zurück und freute mich, dass sie mir ihre Hände nicht wieder entzog. So saßen wir dann da bis Liam du Niall uns zwei Pizzen und zwei Tassen Tee brachten. Bäh... Tee... Kaum hatte Liam meine Tasse abgestellte, schob ich sie auch schon wieder weg und begann meine Pizza hinunterzuschlingen. Sie schmeckte gut und mit jedem Bissen, den ich tat, schien mein Appetit größer zu werden. Als ich fertig war, schob mir Laura auch noch ihre letzten beiden Stücke zu. Zuerst wollte ich ablehnen, aber dann aß ich sie doch, ich hatte einfach zu großen Hunger jetzt und die Pizzastücke sahen wirklich verführerisch lecker aus. Nachdem ich auch den letzten Bissen geschluckt hatte, fragte ich sie leise: „Ist dir warm genug?“ Fast schon erschrocken sah sie mich an und ich lächelte schüchtern. Anstatt mir zu antworten fragte sie leicht die Stirn runzelnd: „Warum bist du nicht sauer auf mich?“ „Du hast dich entschuldigt....“, meinte ich grinsend und musste mir das Zwinkern wirklich verkneifen. „Ja aber auch davor hast du mich schon umarmt. Jeder normale Mensch wäre unfassbar sauer und du nimmst mich in den Arm.“ Warum sollte ich sauer sein? Ich war eigentlich einfach nur erleichtert, dass sie nicht sauer auf mich zu sein schien. „Das klingt ja fast schon so, als wolltest du, dass ich sauer bin... Ich bin es aber nicht. Ich kann einfach nicht sauer sein. Ganz im Gegenteil ich bin einfach nur glücklich, dass du bei mir bist.“ Ich meinte was ich sagte und lächelte sie lieb an um ihr dies auch zu zeigen. Doch Laura seufzte trotzdem tief: „ Darüber solltest du nicht glücklich sein... Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass du nicht sauer bist. Aber so werde ich dich nur wieder enttäuschen.“ Wie meinte sie das? Wollte sie etwa wieder einfach gehen? Wieder einfach untertauchen und sich nicht mehr bei mir melden? Leicht panisch fragte ich: „Wie meinst du das? Dass du mich wieder enttäuschen wirst?“ „Ich werde nicht wieder einfach gehen und mich nicht mehr melden...“, ihre Stimme und ihr kleines Lächeln wirkten beruhigend: „Aber was ich dir erzähle wird dir nicht gefallen. Und ich habe Angst, dass du mich wegschicken wirst.“ „Das würde ich niemals tun!“, sagte ich voller Überzeugung. Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch sie sah traurig weg und hauchte: „Sei dir da nicht so sicher...“ „Nichts kann so schlimm sein, dass ich dich deswegen im Stich lassen würde.“ Ich versuchte ihr aufmunternd zuzulächeln und sie lächelte tatsächlich zurück, doch es erreichte ihre Augen nicht. Eine ganze Weile sahen wir uns an und ich hoffte, dass sie bald wieder etwas sagte, doch sie schwieg und lächelte einfach traurig. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, fragte ich irgendwann: „Wollen wir in mein Zimmer gehen?“ Vielleicht würde sie sich da ja wohler fühlen... Laura nickte und sagte: „Ich ruf noch kurz meinen Dad an... Ich hab nur einen Zettel geschrieben, dass ich nicht da bin und er dürfte inzwischen zuhause sein und sich Sorgen machen.“ „Okay.“, lächelte ich „Ich räum solange die Küche auf.“ Langsam stand ich auf und trug unser Geschirr vorsichtig in die Küche. Zuerst kippte ich meinen unberührten Tee weg, dann räumte ich alles in die schon überfüllte Geschirrspülmaschine und startete diese dann. Nachdem ich – nur um Laura noch ein wenig Zeit zu geben – auch noch alle Ablagen mit einem feuchten Tuch abgewischt hatte, ging ich wieder ins Esszimmer, wo Laura noch immer telefonierte. Als sie mich sah, sagte sie: „...Ich muss jetzt Schluss machen. Zayn wartet schon.“ Neugierig lauschte ich, doch ich konnte nur undeutliches Gemurmel am anderen Ende der Leitung hören, dann meinte Laura mit kindlicher, warmer Stimme: „Danke Daddy...“ Ein Grinsen huschte über mein Gesicht. Es klang goldig, wenn sie mit dieser Stimme sprach. Plötzlich zuckte Laura ein wenig und sagte hastig: „Dad! Wenn du die Hunde holen gehst, dann erschreck dich nicht.“ Verwirrt sah ich sie an und auch ihr Dad schien verwirrt zu sein, denn nach einem undeutlichen Murmeln erklärte sie: „Na ja... Es könnte eventuell sein, dass dir ein hübscher und wahrscheinlich halb nackter Fremder die Tür aufmacht... Jean hat einen Freund...“ Verwirrt und leicht belustigt zog ich eine Augenbraue hoch, während Laura auf die Antwort ihres Dads lauschte. „Kein Problem.“, grinste sie und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer als ich ihr Lächeln sah, es tat gut ihre Augen – wenn auch nur für einen kurzen Moment – belustigt aufblitzen zu sehen. Sie verabschiedete sich von ihrem Dad und legte dann auf. Neugierig kam ich sofort näher: „Meintest du den Jean von dem du erzählt hast? Euer Nachbar?“ „Er ist am Donnerstag zurückgekommen. Und heute hab ich seinen neuen Freund getroffen... Frag mich nicht wie er das gemacht hat.“, meinte sie nickend und ich lachte leise auf. Auch Laura schmunzelte und dann gingen wir zusammen in mein Zimmer. Ich zog sie zu meinem Bett, wo wir es uns gemütlich machten und forderte sie ein wenig unsicher auf: „Also fang an...“ So aufmunternd lächelnd wie ich nur konnte, sah ich sie abwartend an. Nachdem sie noch einmal tief ein und aus geatmet hatte, begann sie zu reden: „Zu allererstmal: Du hast nie irgendetwas falsch gemacht! Das ich dich ignoriert hab, tut mir wirklich leid, aber es sind einige Sachen passiert, die mich komplett aus der Bahn geworfen haben... Und mich in meine Vergangenheit zurückversetzt haben, aber dich trifft wirklich überhaupt keine Schuld.“ Ihre Worte taten mir gut und nur um es noch einmal zu hören, fragte ich: „Also warst du nie böse auf mich?“ Sie lächelte mich sanft an: „Nein ich war nie böse auf dich... Ich war nur einfach unbeschreiblich dumm.“ Ein Teil von mir war erleichtert über ihre Worte und dass ich nichts falsch gemacht hatte, doch ein anderer Teil in mir, begann sich immer größere Sorgen zu machen. Nach außen geduldig warten, doch innerlich ungeduldig rebellierend, wartete ich, dass sie sich erklärte. Stattdessen fragte sie: „Wie geht es Harry?“ Die Stirn runzelnd, beantwortete ich verwirrt ihre Frage: „Nicht so gut... Er geht nicht mehr aus seinem Zimmer, seit er am Samstagmorgen nachhause gekommen ist und Louis die Freundschaft gekündigt hat.“ „Wisst ihr wo er Freitagnacht war?“, fragte sie weiter und verwirrte mich damit nur noch mehr... Was hatte das mit ihr und ihren Problemen zu tun? Zögerlich meinte ich: „Nein... Er hat es niemandem gesagt.“ Laura nickte zitternd und murmelte leise: „Ich weiß wo er war... Er hat die Nacht bei mir verbracht.“ Was sollte das heißen? Restlos verwirrt fragte ich nach: „Was soll das heißen, er hat die Nacht bei dir verbracht?“ Eine höchst ungute Ahnung durchkroch mich, als Laure flüsterte: „Er ist spät abends zu mir gekommen und ich hab mich um ihn gekümmert. Er war total unterkühlt und ihm gings nicht gut, weil Chris ihm anscheinend in die Seite getreten hatte und er mit Louis Streit oder so hatte. Na ja... wir haben geredet und weil ihm so kalt war, hab ich ihm einen Pulli von meinem Dad gegeben und dann ist es passiert...“ Sie stockte und sah schuldbewusst nach unten. „Dann ist was passiert?“, fragte ich, obwohl ich die Antwort, doch eigentlich schon kannte. Ich musste mich anstrengen um ihre Antwort zu verstehen, denn ihre Stimme war kaum noch ein Hauch: „Wir haben miteinander geschlafen...“ Geschockt sah ich sie an und versuchte meine wild hin und her blitzenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Irgendwie tat es mir weh, dass sie mit Harry geschlafen hatte... Sie stumm anstarrend, versuchte ich zu verstehen, dass sie mit Harry geschlafen hatte, doch etwas in mir wollte es einfach nicht wahr haben. „Bitte sag irgendetwas...“, flüsterte sie nach einer Weile und gleichzeitig rollte ihr eine Träne über die Wange. Ein heißer Stichel bohrte sich in meine Brust, als ich sie weinen sah. Ich löste mich aus meiner Schockstarre und wischte sanft ihre langsam sickernden Tränen weg. Erstaunt sah sie wieder auf und ich meinte weich: „Hör auf zu weinen... Ich bin nicht sauer, nur geschockt und verwirrt. Warum hast du mit ihm geschlafen? Bist du verliebt in Harry?“ Ich wusste nicht warum, doch ich hoffte inständig, dass dem nicht so war. Ich wollte nicht, dass Laura in Harry verliebt war... „Nein bin ich nicht...“, sagte sie leicht schnaubend und fast sofort schien sich meine Brust wieder leichter zu heben und zu senken. „Ich wollte einfach nur Ablenkung.“ „Ablenkung von was?“, hakte ich sofort nach. Es dauerte ein wenig bis sie mir antwortete: „Ablenkung von Joshua...“ Total verwirrt, stammelte ich: „Was aber...?“ „Ich hab ihn wiedergesehen Zayn. Erinnerst du dich noch an Mira?“ Ich nickte und sie sprach weiter: „Sie hat Joshua erzählt, dass sie mich gesehen hat und wahrscheinlich auch was ich gesagt habe und nachdem du am Mittwochabend gegangen bist, hab ich eine SMS von Josh bekommen... Er wollte sich mit mir treffen.“ „Und du hast natürlich zugesagt...“ Sie nickte und ich seufzte tief. Wie konnte man nur so selbstzerstörerisch sein? Da ich sie in den Arm nehmen wollte, rutschte ich neben sie und zog sie dicht an mich heran. „Warum hast du das gemacht? Du wusstest doch, dass es dann wieder wehtun würde.“, fragte ich sie traurig. „Wir hatten viel zu besprechen... Und ich dachte, wenn ich mich wieder um die Kleinen kümmern will, muss ich wohl oder übel auch mit Joshua klarkommen.“ Sie lehnte sich an mich und ich genoss es, wie unsere Körper sich warm aneinanderschmiegten. „Und warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir doch geholfen?“ Es machte mich traurig, dass sie mir anscheinend nicht genug vertraute um mich um Hilfe zu fragen. „Ich weiß... Aber ich wollte das allein packen. Ist mir halt nur nicht so ganz gelungen... Ich hab mich Donnerstags mit ihm getroffen und wir haben eigentlich nicht lange geredet, aber dann hat er mich gebeten zu ihm zurückzukommen und er hat gesagt, dass er mich noch liebt.“ Ich spürte wie sie erzitterte und fuhr ich beruhigend über den Arm. „Das ist heftig... Wie hast du reagiert?“ „Ich bin weggelaufen und als er mir nachgekommen ist und mich festgehalten hat, hab ich ihm zwei Ohrfeigen verpasst.“ Perplex sah ich sie an, dann musste ich plötzlich kichern. Eigentlich war die Situation gerade ja überhaupt nicht lustig, aber die Vorstellung wie Laura jemanden schlug, war einfach witzig. Sie stimmte ein wenig in mein Lachen mit ein und als wir uns wieder beruhigt hatten, fragte ich zur Sicherheit mich nicht verhört zu haben noch einmal nach: „Du hast ihn geschlagen?! Und das auch noch gleich zweimal?“ „Jap... Du hättest sein geschocktes Gesicht sehen sollen.“, lachte sie leise und es tat unfassbar gut, sie lachen zu hören. Nachdem wir noch ein wenig gekichert hatten, fragte ich wieder ernster: „Ich versteh es irgendwie nicht richtig... Ich dachte du liebst ihn und dann stellt sich raus, dass er dich auch noch liebt und klar im ersten Moment war das ein Schock... Aber müssest du dich nicht eigentlich freuen? Immerhin gibt es jetzt eine Chance, dass ihr wieder zusammenkommt.“ Als ich bemerkte wie sich ihr Gesicht besorgt verzog und sie zittrig zu atmen begann, bereute ich es, sie das gefragt zu haben. Ich wollte mich gerade entschuldigen, als sie von mir wegrutschte und mir in die Augen sah. Ihr Blick war fest, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. Voll ängstlicher Erwartung hörte ich ihr dann zu: „Es hat etwas damit zu tun, warum wir uns damals getrennt haben... Und was danach alles passiert ist. Ich liebe Joshua und ein Teil von mir würde gern wieder mit ihm zusammenkommen. Aber das geht nicht. Es würde nicht funktionieren. Es ist einfach zu viel passiert, was ich nicht vergessen kann und woran ich jedes mal, wenn ich ihn ansehe, erinnert werde. Ich hasse ihn irgendwo für das, was er getan hat und ich hasse mich selbst für das was ich damals getan hab. Jeden Tag muss ich daran denken und es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, die Zeit zurückdrehen zu können. Ich erzähl dir jetzt was, was kaum einer von mir weiß. Nur ein Teil meiner Familie und meine engsten Freunde, die damals, alles mitbekommen haben. Und jedem einzelnen hab ich das Versprechen abgenommen niemals darüber ohne mein Einverständnis zu reden. Aber ich vertraue dir... Ich weiß das klingt jetzt übertrieben dramatisch... a- aber...“ Sie geriet ins Stocken, doch ich hatte verstanden und sagte vorsichtig: „Das klingt nicht übertrieben. Und auch wenn du es von mir nicht verlangst.. Ich werde es niemandem erzählen und ich werde dich deswegen auch nicht hassen. Egal was es ist.“ Sie lächelte traurig und ein leises Wimmern kam ihr über die Lippen: „Ich komm mir lächerlich vor...“ Sofort beruhigte ich sie: „Musst du nicht.“ Laura schien zuerst noch mit den Worten zu ringen, doch dann begann sie plötzlich hastig zu sprechen, so als wollte sie endlich alles loswerden: „Es war vor ein paar Monaten... Josh und ich waren glücklich und eigentlich lief alles gut. Aber dann... dann... ich weiß bis heute nicht wie... bin ich schwanger geworden.“ Ich spürte wie mir der Mund aufklappte und instinktiv wollte ich ´Was?!'sagen, doch ihr Blick hielt mich ab und so ließ ich sie weiterreden. „Als ich den Test gesehen hab, war für mich sofort klar, dass ich das Kind bekommen wollte. Klar ich hatte eine Schwangerschaft nicht gerade mit eingeplant und ich wollte sicherlich nicht so früh Mama werden, aber für mich kam Abtreibung nicht in Frage... In meinen Augen war so was immer Mord und es musste ja nicht unbedingt sein. Ich wusste, dass meine Eltern uns unterstützen würden und es würde weder Geld noch Platzmangel herrschen. Ich war geschockt schwanger zu sein, aber es war auch kein Weltuntergang für mich. Noch ehe ich es irgendjemandem gesagt hab, hab ich das kleine Wesen in mir drin schon geliebt. Ich hab mein Kleines so geliebt und ich wollte das Kind haben...“ Die Tränen flossen ihr flussartig die Wangen hinunter, doch weder schluchzte noch weinte sie. Ich hätte sie gerne getröstet, doch ich wusste nicht wie und was ich da gerade hörte, ließ mich in eine Art Lähmung verfallen. „Ich bin davon ausgegangen, dass es Josh ähnlich gehen würde... Er wäre vielleicht nicht unbedingt glücklich, aber ich dachte er würde zu mir halten... Nur so war es leider nicht. Nachdem ich ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte, ist er total ausgerastet. Er hat mich angeschrien und gesagt, dass er noch keine Kinder will, dass ich abtreiben soll. Ich hab einfach nur geweint und irgendwann ist er dann wütend abgehauen. Das war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens. Am nächsten Tag kam er dann wieder und hat sich entschuldigt. Ich war so erleichtert ihn zu sehen, dass ich ihm sofort verziehen hab und dann wollten wir ganz in Ruhe reden. Er hat mir lauter Gründe genannt warum er noch kein Kind will und warum ich abtreiben soll, einer der Hauptgründe war, dass er sich schon seit Jahren um seine Geschwister kümmern musste und dass er nicht noch mehr Verantwortung wollte. Ich hab versucht ihn umzustimmen und gesagt, dass ich nicht abtreiben werde, weil das in meinen Augen Mord ist und dann ist er schon wieder wütend geworden.... Wahrscheinlich werde ich nie vergessen was er gesagt hat... Er würde das Kind nicht wollen und es jetzt schon hassen... Und wenn ich nicht abtreibe, verlässt er mich und er würde sich nie um das Kind kümmern... Damals bin ich das erste Mal zusammen gebrochen... Meine Eltern haben mich gefunden und ich hab ihnen alles erzählt. Sie waren auch dagegen, dass ich abtreibe und unheimlich wütend auf Joshua...“ Laura versuchte ihre Tränen wegzuwischen, doch es half nichts... Ihre bis dahin noch ruhige Stimme wandelte sich in ein verzweifeltes Hicksen und sie schnappte immer wieder nach Luft. Ich wollte sie in den Arm nehmen und trösten, mich um sie kümmern und ihre Tränen trocknen, doch mein Körper wollte mir nicht gehorchen. Zuerst musste ich hören, was dann passiert war. Tief drinnen wusste ich es schon, doch ich musste es von ihr ausgesprochen hören. Stumm wartete ich, bis sie weitersprechen konnte: „Ich hab abgetrieben! Ich hab einfach abgetrieben.... Das Kind sollte nicht ohne Vater aufwachsen und ich wollte Josh einfach nicht verlieren... Ohne es jemandem zu sagen, hab ich einen Termin gemacht und abtreiben lassen. Ich hab einen kleinen Menschen getötet Zayn... Ich hab einem Menschen, einem ungeborenen Kind, die Möglichkeit auf ein Leben genommen... Nur weil ich nicht wollte, dass Josh mich verlässt, hab ich ein ungeborenes Kind getötet...“ Sie hatte es also tatsächlich getan... Sie hatte abgetrieben. Diese Tatsache schockierte mich nicht halb so sehr, wie die Selbstvorwürfe, die sie sich deswegen anscheinend machte. Geschockt starrte ich auf sie, wie sie sich zusammenkauerte, wild schluchzte und so heftig zitterte, wie noch nie. Sie schien verzweifelt zu versuchen, ihren Atem wieder zu kontrollieren, doch sie packte es nicht und jeder ihrer Schluchzer schnitt tief in mein Herz. Endlich bekam ich meinen Körper wieder unter Kontrolle und schlang die Arme um Laura. Ich zog sie zu mir heran, strich ihr beruhigend über den bebenden Rücken und murmelte: „Pscht... Ist doch gut... Ist doch gut... Beruhig dich. Ich bin ja da... Laura! Beruhig dich... Du musst ganz ruhig atmen. Psch...“ Ich redete immer weiter und hörte nicht auf sie sanft zu wiegen, während sie weinte und sich nur langsam wieder beruhigte. „Warum hasst du mich nicht? Warum bist du nicht böse auf mich?“, fragte sie mich plötzlich. Kurz dachte ich über meine Antwort nach, denn ich wollte nichts falsches sagen: „Ich könnte dich niemals hassen... Und weswegen soll ich böse auf dich sein? Weil du schwanger warst und abgetrieben hast? So was passiert täglich und du hast es nicht einfach so gemacht. Dir ist es nicht leichtgefallen und du hattest auch deine Gründe dazu.“ Nicht überzeugt flüsterte sie: „Ich hab trotzdem ein kleines Kind umgebracht.“ Ich seufzte leise und probierte sie vom Gegenteil zu überzeugen: „So darfst du nicht denken. Du bist keine Mörderin, weil du abgetrieben hast. Ich versteh, dass du Schuldgefühle hast und ich kann auch deine Begründungen nachvollziehen, aber du musst aufhören so zu denken. Das macht dich fertig. Du kannst das Kind nicht zurückholen, das ist unmöglich, aber du wirst irgendwann einem anderen Kind das Leben schenken. Hass dich nicht selbst...“ Sie schmiegte sich noch enger an mich, fast so als suche sie Schutz und Wärme, und ihre Antwort war nur ein leises Murmeln: „Ich hasse mich aber selbst dafür. Ich hatte die Möglichkeit ein Leben zu retten und ich habs nicht getan. Und ich hasse Joshua dafür, dass er mich in diese Situation gebracht hat. Er hat unser Kind umgebracht.“ Ihre Worte schockierten mich. Die Härte mit der sie sich selbst und Joshua verurteilte schwang in ihrer Stimme mit und es klang nicht so, als wollte sie sich überhaupt überzeugen lassen, dass sie nichts getan hatte, weswegen sie sich hassen müsste. „Sieh mich mal an. Guck mir in die Augen.“, bat ich sie. Sie folgte meinem Wunsch und dann sagte ich: „Ich weiß es tut weh, dass zu hören. Aber ein Fötus ist noch kein fertiges Leben und es hätten tausend Dinge passieren können, dass du das Kind verlierst. Du kannst dir keine Vorwürfe machen, dass du ein Leben ausgelöscht hast, das noch kein wirkliches war.“ Ich konnte sehen, dass ihr meine Worten weh taten und es tat mir leid, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen. „Aber es wäre eines geworden! Und ich hab diese Möglichkeit genommen!“, sagte Laura stur. Sie erinnerte mich ein wenig an ein kleines Kind und so sagte ich mit einem Hauch Genervtheit: „Und jetzt willst du dich ewig dafür hassen? Du musst ja nicht vergessen, aber versuch doch wenigstens mal dir zu vergeben. Niemand ist böse auf dich, dass d abgetrieben hast und du solltest es auch nicht sein. Eine Abtreibung ist kein Mord und manchmal einfach besser, als das Kind zu bekommen. Sowohl für die Eltern als auch für das Kind.“ Statt einer Antwort sah sie mich erst verletzt hatte, sah dann aber weg und ließ sich langsam in meinen Schoss sinken. Eine Zeit lang waren wir beide still. Ich spielte mit einer Strähne ihres Haars und sie mit einem Kissenzipfel, ehe sie plötzlich meinte: „Die Abreibung ist jetzt ungefähr ein halbes Jahr her und die Schwangerschaft war schon relativ fortgeschritten, fast zu spät zum Abtreiben. Das heißt, dass mein Kind jetzt so um die Zeit rum geboren werden würde. Ich wär gerade hochschwanger oder vielleicht wäre das Kind auch schon da...“ Sie lächelte traurig und auch ihre Stimme klang traurig, doch sie hatte diesen verzweifelten Ausdruck nicht mehr und auch ihre Augen glänzten wieder ein wenig. Meine Stimme klang rau, fast wie eingerostet, als ich leise sagte: „Ich bin sicher du wärst eine gute Mutter geworden.“ „Wer weiß...“, hauchte sie und ich lächelte ein wenig. „ Meine Oma hat mal gesagt, dass nie etwas ohne Grund passieren würde. Und dass alles was passiert auf eine Art und Weise miteinander zusammenhängt... Ich glaube sie hatte Recht.“ Fragend sah ich sie an. Ich verstand nicht was sie mir damit sagen wollte und als sie meinen Blick bemerkte, erklärte sie mit einem sanften Lächeln: „Hätte ich nicht abgetrieben, wäre ich nicht auf euer Konzert gekommen und dann hätten wir uns nie kennengelernt.“ Meine Lippen verzogen sich zu einem breitem, glücklichen Lächeln und ich sagte stimmt: „Stimmt...“ Es war ein schönes Gefühl, zu hören, dass Laura froh war, mich kennengelernt zu habe und so sagte ich leicht nervös: „Ich weiß ich nerv mit dieser Seelenverwandtensache, aber glaubst du nicht, dass wir welche sein könnten? Oder glaubst du nicht an so was?“ „Doch ich glaube an so was. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir seelenverwandt sind.“ Mein Lächeln wurde noch breiter und als sie dann noch: „Zumindest fühlt es sich so an....“ hinzufügte, schien mein Herz vor Glück einen kleinen Hüpfer zu machen. Zärtlich küsste ich sie auf die Stirn, denn ich wollte ihr zeigen, wie schön ihre Worten waren, auch wenn ich gerade keine passende Antwort fand. Sie lag still in meinem Schoss und ich dachte über das nach, was sie mir gerade alles erzählt hatte. Mir kam ein Einfall und ich wollte etwas fragen, doch ich wollte nicht fragen. Was wenn sie nicht reden wollte? Zögerlich und unsicher fragte ich: „Du hast mal gesagt, dass du Josh verziehen hättest, nachdem er einen großen Fehler gemacht hatte. Du meintest das damit nicht wahr?“ Laura nickte und ich war erleichtert, dass sie es mir offenbar gern erzählte: „Ja nachdem ich abgetrieben hatte, hab ich es allen, die von der Schwangerschaft gewusst hatten, erzählt, auch Josh... Wir haben lange geredet und er hat sich entschuldigt und all so was.... Wir haben uns wieder versöhnt und sind zusammen geblieben. Seitdem hasst mein Dad Josh.... Er mochte ihn ja noch nie sonderlich, aber ab da wurds dann ziemlich krass. Und ich war zwischendrin. Du hast gesehen, was selbst jetzt noch passiert, wenn ich daran denken muss. Also kannst du dir vielleicht vorstellen, wie ich damals drauf war... Es hat kaum einer in meiner Nähe ausgehalten, weil ich einfach immer schlecht gelaunt und extrem empfindlich war. Josh ist damit am wenigsten klar gekommen und war immer öfters weg und hat sich nicht um mich gekümmert... Na ja und irgendwann war dann einfach Schluss. Ich bin total ausgerastet und war kaum noch zuhause... Ich war ständig Party machen und hab mit den schrägsten Typen abgehangen... Ich hab mich nie betrunken oder Drogen genommen, ich hab einfach nichts gebraucht um abgedreht zu sein. Meine Eltern und meine Freunde sind fast durchgedreht vor Sorge aber ich hab mich einfach nicht bei ihnen gemeldet, war oft zwei Tage am Stück nicht zuhause und in die Schule bin ich nur selten gegangen.... In der Zeit hab ich eigentlich zu niemandem mehr richtig Kontakt gehabt außer zu meinen neuen „Freunden“. Irgendwann hats meinen Eltern dann gereicht und wir hatten einen richtig großen Streit, aber sie konnten sagen was sie wollten, ich bin stur geblieben und irgendwann einfach abgehauen. Das war das erste und einzige Mal, dass ich mich richtig hab volllaufen lassen. Und selbst das war einmal zu viel... Am nächsten Morgen bin ich neben einem komischen Typ, von dem ich wusste, dass er mit Drogen zu tun hat, aufgewacht... Er hat mir geschworen, dass ich nichts genommen hätte und dass wir nichts miteinander gehabt hätten und ich glaube ihm... Ich weiß nicht warum, aber ich denke, er hat die Wahrheit gesagt... Warum sollte er auch lügen? Es gab keinen Grund... Na ja auf jeden Fall, ging es mir danach nur noch schlechter. Ich hab gemerkt, dass ich langsam die Kontrolle verlier und damit auch mich selbst und mein ganzes altes Leben... Ich hatte immer Pläne, Ziele und Träume und die wollte ich nicht alle verlieren. Das wäre mir wie ein Verrat an mir selbst vorgekommen. Ich hab mit meinen Eltern gesprochen und mit meinen besten Freunden und danach gings wieder aufwärts.... Das war vor etwa vier Monaten und seitdem läuft es auch wieder besser.... aber es ist eben noch lange nicht wieder richtig gut und es wird nie wieder so, wie es mal war.“ Sie atmete tief durch und sah mich abwartend an. Gerne hätte ich was gesagt und sie getröstet, aber das war zu viel gewesen! Leicht stottrig, sagte ich nach einer Weile: „Das ist alles ganz schön heftig... Ich mein so viele Informationen auf einmal. Ich muss das alles erstmal verdauen.“ Anstatt mir zu böse zu sein, meinte Laura: „Kann ich verstehen.“ Wir lächelten uns an, dann schloss sie die Augen und bald darauf döste sie in meinem Schoss. Ein anderer hätte jetzt vielleicht versucht mit all diesen Informationen klar zu kommen, doch seltsamerweise musste ich das nicht... Was sie erzählt hatte schockierte mich zwar und machte mich traurig auf eine Art und Weise, doch für den Moment war ich eigentlich nur glücklich sie wiederzuhaben. Alles Andere würde die Zeit schon regeln, jetzt wollte ich einfach nur ihre Nähe genießen. Vorsichtig schob ich sie von meinem Schoss und legte mich neben sie. Ich kuschelte mich an ihren Rücken und schlang einen Arm um sie. Kurz darauf drehte sie sich in meinen Armen, so dass sie mit dem Gesicht zu mir lag. Vor Müdigkeit blinzelnd sah sie mich an. Ihr Blick war warm, weich und traurig, aber auch voller Liebe. Wie sie sich an mich kuschelte und das grenzenlose Vertrauen in ihren Augen weckte in mir das Bedürfnis sie zu beschützen, sie glücklich zu machen, sie nie zu enttäuschen. „Du weißt ich werde immer zu dir halten. Und ich kann jetzt auch verstehen, warum das Thema Joshua so schwierig für dich ist und ich verspreche dir, ich werde dir helfen. Du musst mich nur lassen...“ Sie sagte nicht mehr als „Danke.“, doch das kleine Lächeln und das kurze Funkeln in ihren Augen, sagten sowieso so viel mehr aus. Sie würde mich nicht mehr ausschließen, sondern mich helfen lassen. Lächelnd fragte ich: „Auf einer Skala von eins bis zehn, wenn zehn glücklich und eins unglücklich ist, wie geht es dir?“ Laura biss sich auf die Lippen, zögerte und antwortete dann: „Noch vor einer Stunde null.... Oder noch schlimmer. Aber dank dir vielleicht so was wie drei. Nicht mehr todunglücklich aber eben auch nicht gut oder glücklich. Und dir?“ Ich legte den Kopf schief. Drei war besser als ich erwartet hatte, doch ich hatte nicht mit einer Gegenfrage gerechnet. Langsam sagte ich: „Fünf... Ich bin traurig, weil du traurig bist, aber ich bin auch irgendwie glücklich, weil ich dich wieder hab.“ Ich wusste nicht wie ich meine Gefühle besser erklären sollte, doch das schien gar nicht nötig zu sein. Sie verstand mich und grinste ein wenig. Glücklich grinste ich zurück. Wir kuschelten uns gerade wieder ein wenig aneinander, als mir plötzlich eine Idee kam. Hastig machte ich mich von ihr los und rief: „Mir fällt gerade was ein.“ Ich sah noch wie Laura mir total verwirrt hinterher sah, dann rannte ich auch schon aus meinem Zimmer heraus in Liams. Der saß an seinem Schreibtisch und sah mich total überrascht an. „Schnell! Ich brauch das Kleid!“ „Was für ein Kleid?“, fragte er bedröppelt. „Na das, das ich dir zur Aufbewahrung gegeben hab!“ Liam runzelte die Stirn und schien zu überlegen, während ich nervös mit dem Fuß tippelte. Ich hatte ihm das Kleid damals zur Aufbewahrung gegeben, weil ich bei mir einfach keinen Platz mehr hatte, es aber ja nicht verknittern sollte. Plötzlich erhellte sich Liams Gesicht und er sprang auf und lief zu seinem Kleiderschrank. Dafür dass er so intelligent war, brauchte er manchmal erstaunlich lange um etwas zu begreifen.... Er zog eine Kleiderhülle hervor und kam mit fragendem Blick auf mich zu. Ich riss ihm die Hülle aus der Hand und sagte „Frag nicht! Ich erklärs dir morgen oder so.“ Dann joggte ich in mein Zimmer zurück wo Laura schon ungeduldig auf mich wartete. „Was ist das?“, fragte sie, als sie die Hülle sah und ich ging grinsend auf sie zu: „Eigentlich wollte ich es dir zu Weihnachten oder Geburtstag oder so schenken, aber ich denke jetzt ist ein guter Augenblick. Du kannst ein wenig Aufmunterung gebrauchen.“ Sie runzelte die Stirn und nahm mir die Hülle ab. „Ich fühl mich schlecht. Ich hab mir noch nicht mal Gedanken über Geschenke gemacht...“ „Na ja... Direkt Gedanken gemacht, hab ich mir auch nicht.“, murmelte ich. Was ich sagte stimmte, kaum hatte ich Laura in dem wunderschönen blauen Abendkleid gesehen, hatte ich es ihr kaufen wollen. Egal wie teuer es war und egal, dass sie so ein Kleid eigentlich nicht brauchte. Das Kleid schien irgendwie zu ihr zu gehören! Wie ein Kind beim Geschenke auspacken, riss sie den Reißverschluss ungeduldig herunter und betrachtete staunend den blauen Stoff, der ihr entgegenkam. Ihr klappte der Mund auf und dann stand sie langsam auf um das Kleid ausbreiten zu können. Zwar strahlten ihre Augen, doch dann jammerte sie: „Oh Zayn! Warum hast du das getan? Das Kleid ist viel zu teuer und du hast mir schon so viel gekauft!“ Lächelnd zuckte ich mit den Schultern: „Ich konnte einfach nicht widerstehen. Du hast so wunderschön in dem Kleid ausgesehen und der Preis war mir egal. Ich musste es dir einfach holen.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch: „Du bist doch verrückt...“ Bis dahin war ich mir noch sicher gewesen, dass sie sich freuen würde, doch ihre Reaktion ließ mich unsicher werden. „Vielleicht.“, meinte ich und fragte dann traurig: „Gefällts dir doch nicht? Bist du jetzt sauer?“ Ordentlich legte sie das Kleid beiseite und sah mich böse an. „Natürlich bin ich sauer!“ Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich wollte mich schon entschuldigen, als sie plötzlich laut auflachte und sich mir an den Hals warf. Überrascht aber erleichtert legte ich leise lachend meine Arme um sie. „Ich hatte schon Angst...“ Ich spürte ihre zu einem Grinsen verzogenen Lippen an meinem Ohr, als sie murmelte: „Solltest du auch. Ich bin nämlich richtig stinksauer.“ „Glaub ich dir nicht.“, flüsterte ich frech zurück und sie seufzte gespielt: „Und leider hast du Recht. Wie soll ich denn sauer auf dich sein, wenn du mir Geschenke machst?! Ich hab jetzt zwar ein schlechtes Gewissen.... aber tja...“ Grinsend drückte ich sie noch enger an mich und war mir sicher, dass ihre Laune auf der Skala ein Stück weiter Richtung zehn hochgerückt war. Laura schien todmüde zu sein, denn sie gähnte und ließ sich gegen mich sacken. Sanft hielt ich sie fest und sagte kichernd: „Du schläfst ja schon fast im stehen...“ Alles was sie verschlafen zurückgab war: „Hm mh.“ Belustigt schnaubte ich auf und führte sie mit kleinen Schritten zu meinem Bett. Sie ließ sich niedersinken, während ich das Kleid noch eilig wegräumte und sie dann richtig ins Bett legte und sie zudeckte. Hastig ging ich mich meine Klamotten ausziehen und streifte mir rasch zu meinen Boxern ein T-Shirt über, dann legte ich mich zu Laura. Sofort machte sie Platz, so dass wir gemeinsam gemütlich unter der warmen Decke lagen. Doch ihr schien diese Wärme nicht zu reichen, denn sie presste sich eng an mich und kuschelte sich wärmesuchend an meine Brust. Ehe sie endgültig einschlief, flüsterte sie noch: „Danke.“. Ich lächelte und flüsterte zurück: „Gern geschehen...“, doch ich war mir nicht sicher, ob sie es noch gehört hatte. Zärtlich liebkoste ich ihr Gesicht mit den Fingerspitzen. Sanft fuhr ich über ihre dunklen Augenbrauen, zu den leicht zuckenden Lidern, ich zog ihre schwachen Augenringe nach, dann ihre Nase entlang, ein kurzer Streicher über die sanft rote Wange, dann zu ihren Lippen, die sich warm und weich anfühlten. An ihren Lippen verharrte ich... Ich hätte Ewigkeiten zugucken können, wie sie ruhig in meinen Armen schlief. Sie hatte gelacht, als ich ihr erzählt hatte, wie ruhig sie bei mir geschlafen hatte und mir erzählt, dass kaum einer ruhig neben ihr schlafen konnte, weil sie immer so zappelte, um sich trat, strampelte und mit den Armen fuchtelte. Ich fand es schön, dass sie bei mir so ruhig schlafen konnte. Ich löste meine Finger wieder von ihren Lippen und strich ihr durch die Haare, Sie waren trocken inzwischen, doch fühlten sie sich durch das Regenwasser ein wenig komisch an und waren verknotet. Liebevoll begann ich mit den Fingern ihre Haare zu kämmen und lächelte leise, als sie wohlig seufzte im Schlaf. Ich beugte mich runter zu ihr und küsste sie sanft auf die Stirn, dann auf die Wange. Ich zögerte doch dann fuhr ich auch kurz über ihre Lippen. Es war ein berauschendes Gefühl, meine Lippen begannen zu kribbeln und mein Herz klopfte wild vor Freude. Bis jetzt hatte ich versucht diesen Gedanken von mir zu schieben, doch mir wurde auf einmal völlig klar, dass ich mich in Laura verliebt hatte! Und nicht nur das: Ich liebte sie, wie ich noch nie ein Mädchen geliebt hatte... Ich fühlte mich wohl bei ihr, konnte ihr alles erzählen, vertraute ihr wie keinem anderen und wollte sie beschützen! Mit ihr zu Lachen war wunderschön, aber es war noch schöner zu wissen, dass ich auch mit ihr weinen konnte und dass sie mich nie verraten würde. Zu wissen, dass einem ein Mensch alles bedeutete und dass man diesem Menschen auch etwas bedeutete, war herrlich. Vielleicht hing sie noch an Joshua und sah ihn mir nur einen Freund, aber wenn ich ihr immer helfen würde, immer für sie da sein würde und ihr in jeder Sekunde beweisen würde, was sie mir bedeutete, so würde sie bestimmt irgendwann das Gleiche für mich fühlen können. Und bis dahin würde ich warten, glücklich, wenn sie glücklich war. Denn das war es, was tiefe, reine und bedingungslose Liebe ausmachte. Noch einmal küsste ich sie leicht auf die Lippen und schloss dann zufrieden die Augen. Für den Moment reichte es, einfach nur bei ihr zu liegen und sie im Arm halten zu können. Ihr warmer Atem streifte meinen Körper und bei jedem ihrer Atemzüge, drückte sich ihre Brust weich an meine. Ich kuschelte mich noch enger an sie und gähnte müde. Ich würde auf sie warten können, egal wie lange. Warum? Nun ja... Ich liebte sie, so ehrlich und innig, wie man einen anderen Menschen nur lieben konnte!

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