Ewige Nacht

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Harry PoV

Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite des Bettes. Mir war warm und ich schwitzte, doch ich wollte nicht aufstehen. Ich hatte weder Kraft noch Lust dazu. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gehen lassen, doch jetzt waren mein T-Shirt und die Jogginghose durchgeschwitzt, das Kissen plattgelegen, meine Haare klebten an meinem Kopf und ich fühlte mich total verknittert und einfach unfassbar alt. Zum Glück war kein Spiegel in der Nähe... Obwohl selbst wenn einer da gewesen wäre, wäre es in meinem Zimmer viel zu dunkel gewesen um etwas zu erkennen. Schon seit Tagen lag ich so in meinem Zimmer und machte das Leben zu einer ewigen Nacht. Zwar aß und trank ich, zumindest wenn ich davon ausgehen konnte nicht auf die anderen, insbesondere Louis, zu treffen und ich hatte mich gestern auch zu diesem Interview geschleppt, aber ich lebte einfach vor mich hin. Das Leben schien an mir vorbei zu rauschen und ich fühlte mich ohnmächtig und hilflos. Ich hatte meinen Louis verloren und damit einen Teil meines Lebens, den niemand ersetzen konnte. Es fühlte sich an, als würde dieses riesige Loch in meinem Herzen für immer bleiben. Nix da mit Zeit heilt alle Wunden.... Diese schmerzliche Lücke in meinem Leben konnte nur einer schließen und das war Louis, doch der hasste mich jetzt. Immer und immer wieder hatte er zu Chris gehalten und mich damit verletzt, aber ich hatte es ihm nie übel genommen, sondern ihm immer verziehen. Aber das er mich am Freitag weggeschickt hatte, bewies doch nur, dass er nicht so für mich empfand wie ich für ihn. Nie war ich ihm so wichtig gewesen, wie er mir. Das war mir mit einem mal klar geworden und ich hätte es nicht länger ertragen können, mit ihm befreundet zu sein und gleichzeitig zu wissen, dass ihm das alles nicht so viel bedeutete. Wenn ich die Wahl hatte zwischen dem Schmerz ihm gar nicht nahe zu sein oder aber mit ihm befreundet zu sein, aber ständig enttäuscht zu werden so wählte ich die erste Variante. Denn auf lange Sicht war sie besser für mich und mein Herz... Doch zu gern wäre ich jetzt bei Louis gewesen. Ich hätte gern mit ihm über das mit Laura geredet, er hätte mir zugehört, mich getröstet und mich bestimmt wieder zum lachen gebracht. Und dann hätte er wie immer eine Lösung für meine Probleme gefunden... Okay Stopp! Klar er hätte sich um mich gekümmert, aber nur um mich gleich darauf wieder wegstoßen zu können! Ich musste einfach lernen mit meinem Problemen selbst klar zu kommen. Ich würde eben einfach mit Laura reden oder so... Irgendwann... Wenn ich ihr wieder ins Gesicht sehen konnte, ohne mich wie das größte Arschloch auf dieser Welt zu fühlen. Noch nie hatte ich ein Mädchen dermaßen ausgenutzt, ihr wehgetan und sie dann auch noch mitten in der Nacht zurückgelassen. Ich kam mir schäbig vor und krallte meine Finger in meine Haare. Traurig seufzend drehte ich mich wieder zur Wand und starrte einen kleinen Fleck an. Warum? Warum hatte ich das getan? Warum bedeutete ich Louis nichts? Warum musste ich meinen besten Freund verlieren? Ich war gerade dabei mir mit den Handballen gegen die Stirn zu schlagen, als ich hinter mir die Zimmertür aufgehen hörte. „Raus! Ich will meine Ruhe haben! Lasst mich endlich in Ruhe...“, schnauzte ich sofort. Ich hatte keine Lust auf Niall und Liam, die mich ständig aufpäppeln wollten. Als die Tür nicht wieder geschlossen wurde, maulte ich unwirsch: „Raus jetzt! Ich hab keinen Bock auf euer dummes Gerede!“ „Tut mir leid... Aber ich denke wir sollten besser reden...“, sagte eine etwas unsichere Mädchenstimme leise. Überrascht drehte ich mich um und blickte in Lauras Gesicht. Ich konnte sie wegen der Dunkelheit kaum erkennen, doch ich merkte trotzdem, dass sie traurig war. Sie kam unsicher auf mich zu und ich realisierte verwirrt, dass sie Klamotten von Zayn trug. „Kann ich mich zu dir setzen?“ Ich nickte und rutschte beiseite, so dass Laura Platz hatte sich neben mich zu setzen. Sie setzte sich zögerlich zu mir und ich fragte sie leise: „Warum trägst du Zayns Klamotten?“ „Ich bin gestern Abend hergekommen und war pitschnass. Er hat mir Sachen von sich gegeben.“ „Du hast also hier geschlafen?“ Sie nickte und murmelte: „Wir hatten viel zu bereden und irgendwann bin ich dann eingeschlafen.“ Interessiert sah ich sie an, doch sie schien nichts weiter erklären zu wollen und so schwiegen wir erstmal eine Weile. Irgendwann meinte sie: „Zayn weiß von uns. Aber er hat fest versprochen niemandem etwas zu sagen.“ Geschockt sah ich sie an und sie lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid... Ich hätte vorher mit dir reden sollen. Aber ich konnte es ihm nicht einfach nicht sagen...“ „Du musst dich nicht entschuldigen... Der einzige, der das muss bin ich.“, murmelte ich mit rauer Stimme und sah schuldbewusst zu Boden. „Für was willst du dich entschuldigen?“ Nun sah ich doch hoch und sagte mit tieftrauriger Stimme: „Wie ich mich am Freitag benommen hab, war einfach schrecklich... Es tut mir so unendlich leid.“ Laura legte den Kopf ein wenig schief und schien ein wenig verwirrt zu sein: „Gut okay, dass wir miteinander geschlafen haben, war jetzt vielleicht wirklich keine gute Idee, aber immerhin hab ich dich zuerst geküsst... Also warum hast du dich schrecklich benommen?“ Wir sahen uns fest in die Augen und ich bekam plötzlich das Gefühl, dass Laura zwar sehr genau wusste, was ich meinte, es aber von mir hören wollte. Ich seufzte leise und begann stockend: „Mir tut es nicht unbedingt leid, das wir miteinander geschlafen haben... Es war zwar ein Fehler aber das meinte ich nicht... Es tut mir leid, dass ich so rücksichtlos war und dir wehgetan hab. Und dass ich mich dann einfach davongeschlichen hab... A-aber... ich.. ich...“ Ich brach ab, weil ich nicht weiterwusste und keine Begründung für mein Verhalten fand. Eine Weile blieb es still und ich starrte in ängstlicher Erwartung den Fußboden an. „Entschuldigung angenommen.“ Überrascht sah ich hoch und sah direkt in Lauras sanft lächelndes Gesicht. „Ich verzeihe dir... Und mir tut es auch leid.“ Wir lächelten uns traurig an, dann meinte ich: „Danke. Ich verzeihe dir auch... Nur wie geht es jetzt mit uns weiter?“ Sie zuckte mit den Schultern: „So wie bisher.... Wir wissen beide, dass die Nacht ein Fehler war und wir sind ja auch nicht verliebt oder so... Mir bedeutet die Freundschaft zu dir viel und ich möchte nicht, dass das jetzt krampfig zwischen uns wird...“ „Also versuchen wir ganz normale Freunde zu bleiben?“ Sie nickte zögerlich und mit einem fragenden Ausdruck und ich zog sie lächelnd in eine Umarmung. Ich war erleichtert, dass sie mir verzieh und mit mir befreundet bleiben wollte. Unsere Umarmung ging nicht lang und als wir uns wieder lösten, fragte sie grinsend: „Wie geht’s deinem Rücken?“ Ich wusste, dass sie auf die teilweise blutigen Kratzer von ihren Fingernägeln sprach und grinste frech zurück. „Man könnte zwar noch immer meinen ein verrücktes Katzenvieh sei auf mich los gegangen, aber es wird immer besser.“ Sie schnappte gespielt empört nach Luft: „Verrücktes Katzenvieh?!“ Ich nickte und freute mich als wir zusammen kicherten. Vielleicht konnten wir wirklich befreundet bleiben... Es dauerte nicht lange und wir hatten uns wieder beruhigt, denn langsam kehrten die Gedanken an Louis und wie ich mit ihm immer gelacht hatte zurück und ich sah traurig zu Boden. Laura merkte sofort, dass etwas nicht stimmte: „Was ist los?“ Traurig zuckte ich mit den Schultern: „Louis und ich sind nicht mehr befreundet.“ „Stimmt... Zayn hat mir davon erzählt... Aber warum eigentlich?“ Ich zögerte, ob ich ihr das erzählen sollte, doch wiederrum hatte ich ja im Moment ja sonst keinen mit dem ich reden konnte. „Chris hat mich zuerst geschlagen und dann lag ich am Boden und Louis hat sich nur Chris aber nicht um mich gekümmert. Und dann hat er mich weggeschickt und mal wieder zu Chris gehalten... Wie immer. Louis hat mir einfach endgültig bewiesen, dass ich ihm nie so viel bedeuten werde, wie ich ihm.... und so eine Freundschaft will ich nicht.“ Laura hörte mir aufmerksam zu, ließ sich das Gesagte kurz durch den Kopf gehen und sagte dann: „Wäre es wirklich so, dann würde ich dich verstehen. Aber ich glaube nicht, dass Louis nicht das Gleiche für dich fühlt wie du für ihn. Du bist sein bester Freund und ihm geht es schlecht, seitdem du die Freundschaf gekündigt hast und dich verkriechst... Vielleicht solltest du mal mit ihm reden.“ Entsetzt schüttelte ich den Kopf: „Ich will nicht mehr mit ihm reden... Ich will ihn einfach vergessen.“ Mitleid wallte in Lauras Augen auf und sie flüsterte: „Man kann Menschen die man liebt nicht vergessen... Vielleicht wird irgendwann der Schmerz erträglicher, aber er bleibt für immer da und nagt an einem... Glaub mir ruhig, ich spreche aus nur all zu schmerzhafter Erfahrung.“ Interessiert sah ich sie an und sie murmelte: „Wenn er wirklich dein bester Freund ist, dann rede mit ihm und versuch die Freundschaft zu retten... Man schmeißt nicht einfach ein so wundervolles Geschenk weg... Du solltest um ihn kämpfen.“ „Hast du denn gekämpft?“, fragte ich leise. Eine Träne schimmerte in ihrem Auge, dann nickte sie: „Ja... Ich hab gekämpft, aber ich hab verloren... Nicht nur ihn sondern auch mich selbst.“ Uns war beiden klar, dass es hier schon lange nicht mehr um eine Freundschaft ging. Doch ich wollte nicht weiter in sie dringen und sie merkte wohl, dass ich auch nicht wollte, dass sie bei mir weiterbohrte. Wir saßen schweigend da, als es plötzlich sacht klopfte. Kurz darauf ging ohne mein ´Herein' die Tür auf und Zayn trat ein. Sein Blick klebte sofort an Laura, die ihn anlächelte als er fragte: „Stör ich euch?“ Laura sag fragend zu mir und ich schüttelte den Kopf. „Setz dich ruhig zu uns...“ Zayn sah mich überrascht an und ging durch das noch immer im Dunklen liegende Zimmer auf uns zu und setzte sich neben Laura, so dass sie zwischen uns saß. Sie lehnte sich sofort an ihn an und murmelte: „Ich hab ihm erzählt, dass du es weißt.“ Er nickte zu Antwort und meinte an mich gewandt: „Ich werde es niemandem erzählen. Versprochen.“ Dankbar lächelte ich ihn an und Laura fragte: „Wollen wir es überhaupt noch wem erzählen oder lieber alles vergessen?“ Ich zuckte mit den Schultern und Zayn zog Laura enger an sich. Schließlich sagte sie: „Ich würde es gerne Tete erzählen, sie wird bestimmt niemandem was weitersagen.“ Ich nickte, es war mir egal ob Tete es wusste oder nicht. „Ich werds keinem erzählen... Ich hab niemandem mit dem ich darüber reden könnte oder möchte...“, seufzte ich. Laura sah mich traurig an und murmelte: „Das ist nicht wahr... Und das weißt du auch.“ Ich gab keine Antwort sondern sagte nur: „Könnt ihr mich jetzt bitte allein lassen? Ich will mich duschen... Ich komm dann nachher runter zum Essen.“ Die beiden verstanden sofort und lächelten mir noch einmal zu, ehe sie rausgingen. Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete ich, wie Zayn Laura lächelnd aus dem Zimmer zog und sie dabei an der Hand nahm. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, ließ ich mich wieder in mein Bett fallen. Ich war zwar erleichtert, dass mit Laura und mir alles geklärt war, aber ich wollte trotzdem einfach zu Louis. Mich zu ihm kuscheln, mich entschuldigen und den ganzen Streit und einfach überhaupt alles vergessen. Doch es ging nicht... Ich bedeutete ihm nicht genug. Mit aller Macht versuchte ich mich dazu zu überreden aufzustehen und mich fertig zu machen. Doch der Kummer über meinen Boobear drückte mich nieder. Es war ein langer Kampf mit mir selbst, bis ich schließlich aufstand, die Rollos hochzog und mich unter die Dusche stellte. Ich konnte und durfte mich nicht mehr verkriechen, so würde ich Louis nie aus dem Kopf bekommen. 

Ein kurzes Zwischenkapitel ;D ich hoff es gefällt euch trotzdem... xo laudea

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