Was mache ich hier eigentlich?

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Als mein Wecker mich aus dem Schlaf holte, wurde mir bewusst, dass heute wieder Montag war und sofort begann ich zu knurren. Auch Mo bewegte sich jetzt missmutig. Mit geschlossenen Augen grummelte er nur: „Warum habe ich dich nur in mein Bett gelassen?" Als er kurz die Augen öffnete streckte ich ihm die Zunge raus. Ob ich wollte oder nicht, musste ich aufstehen. Traurig sah mich Mo von seinem Bett aus an: „Du hast was vergessen." Ich lachte und kroch noch fix zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss, musste mich dann aber fertig machen. Wieder verloren wir kein Wort über die Sache zwischen uns. Ich reite mich hier immer weiter in die Scheiße. Warum bin ich nur gestern Abend wieder zu ihm ins Zimmer gegangen? Als wäre nicht schon alles kompliziert genug. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Ich musste mit Seb reden, gleich heute.

Also fuhr ich nach der Arbeit direkt zu ihm. Aufgeregt stand ich vor seiner Tür. Ich hatte seitdem ich Donnerstag seine Wohnung wutentbrannt verlassen hatte, nichts mehr von ihm gehört. Als er die Tür öffnete, sah er mich überrascht an. „Mit dir hätte ich nicht gerechnet." Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. „Ich wollte mit dir reden." Er nickte und ließ mich rein. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Ich musste es ihm sagen, er hat es nicht verdient so von mir belogen zu werden. Ich setzte mich aufs Sofa und spielte aufgeregt mit meinen Fingern. „Ich wollte mich zuerst wegen Donnerstag entschuldigen. Ich hätte nicht einfach abhauen dürfen." Auch er sah mich schuldbewusst an: „Aby, ich muss mich entschuldigen. Ich habe mich wie der letzte Idiot verhalten, als wenn du mit Mo durchbrennen willst. Es ist ja verständlich, dass du jetzt für ihn da sein willst und musst. Natürlich braucht er dich jetzt." Na ganz toll, jetzt wird die ganze Sache auch noch schwerer. „Nein Sebastian, ich hätte hier bleiben sollen, bei dir." Wieder schüttelte er den Kopf und nahm jetzt meine Hände in seine. Ungläubig starrte ich auf unsere Hände. Was machte ich hier schon wieder? „Nein, das ist Quatsch. Es war richtig, dass du mit gefahren bist.", „Ich muss dir aber noch was sagen." Meinte ich dann, konnte ihn aber nicht ansehen. „Was ist denn los?" Noch einmal tief durchatmen und dann raus damit: „Also als wir dann im Hotel waren, hab ich echt nur im Jetzt und hier gelebt und alles andere um mich rum vergessen und..." Wieder ließ er mich nicht ausreden: „Schatz, es ist nicht schlimm, dass du dich nicht gemeldet hast, ich hätte mich ja auch melden können." Wieder lächelte er mich zuckersüß an. Kann er mich nicht einfach erzählen lassen? „Nein Seb, darum..." Und wieder unterbrach er mich: „Aby, ich will jetzt nichts mehr davon hören, wir waren beide bescheuert und gut ist. Kein Wort mehr über das Wochenende." „Aber..." versuchte ich es ein letztes Mal, doch jetzt küsste er mich einfach. Ich war so perplex, dass ich den Kuss einfach erwiderte. Ich hatte es einfach nicht fertig gebracht es ihm zu erzählen. Ich wollte es ja wirklich, aber ich hatte gar keine Chance. Wir verbrachten den Abend ruhig, kochten zusammen und schliefen abends vor dem Fernseher ein. Als wir beide wach wurde, war es schon halb 1 und dann wollte ich auch nicht mehr nach Hause fahren, also schlief ich bei ihm. Natürlich fühlte ich mich seltsam. Gestern lag ich noch bei Mo im Arm und heute bei Seb.

Als ich Dienstag dann nach der Arbeit Zuhause ankam, saß Mo im Wohnzimmer. Er sah sauer aus. Ich ging zu ihm und setzte mich dazu. Er musterte mich, sagte aber nichts. „Du warst heute Nacht nicht hier." Stellte er trocken fest und ich nickte. „Du warst bei Seb?" Ich fühlte mich jetzt richtig billig, als ich ihn nickend ansah. Mo fuhr sich durch die Haare, was ihn immer wieder total heiß machte. Aby, reiß dich zusammen. „Ist das eigentlich dein scheiß Ernst?" schrie er mich dann fast an. Ok, er war wirklich wütend. „Ich wollte es ihm sagen, deswegen bin ich zu ihm. Ich wollte ihn nicht mehr anlügen, aber..." Böse funkelte er mich an: „Was aber? Was Abygail?" Mein Herz raste vor Angst. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich mich vor Mo schon einmal gefürchtet hatte. „Ich hatte einfach keine Chance. Ständig, wenn ich es probieren wollte, fiel er mir ins Wort und ich konnte nicht mehr sagen." Er verschränkte seine Arme vor der Brust und begann zu lachen: „Hättest du es wirklich gewollt, hättest du es auch irgendwie geschafft. Es gibt immer einen Weg." Entschuldigend sah ich ihn an, wusste aber nicht was ich sagen sollte. „War es schön ihn zu küssen?" Fragte er plötzlich und darauf war ich nicht gefasst. Er starrte mich an und verlang eine Antwort. „Mo, bitte.", „Nichts Mo. Was war das für dich zwischen uns? Und ich will jetzt eine Antwort." Ich fühlte mich hier wie bei einem Verhör. Ich wusste doch selber nicht, wo mir der Kopf stand und jetzt setzt er mich auch noch so unter Druck. „Ich weiß es doch auch nicht." Sein Kiefer arbeitete intensiv und es sah aus, als würde er gleich platzen. „Ich sag dir, was das für dich war. Ich war einfach der Lückenfüllen. Das was du von Seb nicht bekommst, musste ich dir dann geben. Dir ging es doch nur um den Sex, sonst hättest du mit ihm geredet. Es tut mir leid Abygail, aber ich erkenn meine beste Freundin nicht mehr." Mit den Worten stand er auf, nahm sich seine Jacke und verließ die Wohnung. Wie versteinert saß ich auf der Couch und ich begann bitterlich zu weinen.






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