~Kapitel 1~

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"Dont try to stop things, you don't know..."

Es schien ein normaler Tag zu sein, als das junge Mädchen ihre Augen öffnete und verschlafen blinzelte. Müde setzte sie sich auf und streckte sich bevor sie aufstand, um den Weg ins Bad einzuschlagen.

"Lina! Beeil dich, deine Mutter ist Brötchen kaufen gefahren", erklang die tiefe Stimme ihres Vaters.

"Ist ja gut, dad. Ich komme gleich"

Gähnend schloss sie sich im Badezimmer ein und betrachtete das Gesicht im Spiegel. Ein Kissenabdruck war deutlich auf ihrer Wange abgebildet.

"Wenn ich doch nur annähernd hübsch sein könnte. Dann bräuchte ich mich nicht jeden Tag zu schminken.", murmelte sie träge und putzte sich die Zähne. Eine Narbe zierte ihre Stirn und ihre Oberlippe war ebenfalls mit einer etwas kleineren beschmückt. In nur wenigen Minuten hatte sie sich fertig gemacht und ging mit den Händen in den Taschen ihres Hoodies die Treppen runter.

"Mum?"

"Die ist noch einkaufen", antwortete stattdessen ihr Vater.

Die dunklen Augen des Mädchens glitten durch den Raum, bis sie ihren Vater erblickte, der -wie eigentlich immer- mit seinem Tablett in der Hand in einer Ecke stand. Wortlos setzte Lina sich an den Tisch und begann zu essen. Die scharfen Blicke ihres Vaters ignorierte sie und aß einfach den Toast ohne auf ihre Mutter zu warten.
Nachdem sie satt war, erhob sie sich.

"Ich gehe zu Juana...", murmelte Lina und huschte aus dem Raum. Sie packte ihre Jacke und knallte die Haustür hinter ihr zu.
Anstatt sie zu ihrer "Freundin" ging, bewegte sie sich auf einem kleinen Pfad in Richtung Sumpf. Lina sah sich unauffällig um und schlich gebückt in die hohen Gräser. Als das Mädchen sich sicher war, dass niemand sie sehen würde, rannte sie los.
Dank ihren schlanken aber durchaus starken Beinen hatte sie keine Mühe über die breiten Stämme der ungefallenen Bäume zu hüpfen. Mit Leichtigkeit überquerte sie den Sumpf bis sie schließlich am Rand eines Waldes stand.
Ein Lächeln zierte ihr vernarbtes Gesicht. Dies war einfach ihr zweites Zuhause. Keine Regeln, kein Streit; einfach nur Harmonie. Lina betrat den Wald und ging auf einen besonders kräftigen Baum zu, auf dem sich ein kleines Baumhaus befand. Das Mädchen erklomm die Eiche mit Leichtigkeit und ließ sich auf einem der weichen Sitzkissen nieder, um den Geräuschen des Waldes zu lauschen.
Nach einiger Zeit -vielleicht waren es Stunden, vielleicht aber auch nur Minuten- hörte sie den gequälten Schrei eines Hirsches. Sofort schreckte sie auf und kletterte vom Baum. Lina rannte in die Richtung, aus der sie das Tier gehört hatte, bis sie ein lautes Knurren durch den Wald klang. Die Welt schien stillzustehen.

"Oh shit..."

WOLFSRUF: Die Luna Der Wölfe | #PlatinAward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt