~Kapitel 2~

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"Oh shit..."

Das braunhaarige Mädchen wagte nicht sich umzudrehen, spürte den heißen Atem des Tieres schon fast. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken runter, als Lina sich die riesigen Zähne der Kreatur vorstellte...wie sie sich in ihre Kehle bohrten...

"Grrr.....", meldete sich das Tier erneut mit einem tiefen Knurren. Als Tier-Fanatikerin konnte Lina hören, dass es ein Wolf war.

"Bald wird dein Rudel auch hier sein, nicht wahr?", murmelte das junge Mädchen leise. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt...sie zitterte.

"Mein Rudel!", antwortete eine weiche Stimme hinter ihr zustimmend.

Warte. Was!? Seit wann...? Aber... der Wolf...wie!?

Schockiert drehte sie sich um und landete vor Schreck direkt auf dem Hintern. Dieser Wolf war größer als andere. Es war eine Bestie, doch die Aura dieses Lebewesens war atemberaubend und füllte den Wald. Ebenfalls übertraf der Wolf..scheinbar eine Wölfin ihre Artgenossen in Schönheit und Intelligenz.
Also...? Normale Wölfe können ja nicht reden.

Verwirrt starrte sie in diese Augen.
Diese Augen...
"Warte mal...",dachte Lina. "Dieses saphirgrün. Das kenne ich doch aus meinem Traum!"
Nachdenklich beobachtete sie den Wolf.

"Wo ist dein Rudel? Und wie heißt du, Wölfin?"

Das Tier vor dem jungen Mädchen knurrte laut.

"Verschwinde aus meinem Revier!"

Langsam kam die Wölfin Lina immer näher und stand schließlich mit der Schnauze vor dem Gesicht des Mädchens. Auf einmal hob das Wesen die lange wohlgeformte Schnauze und ließ ein lautes Heulen ertönen. Die Augen fingen an zu glänzen...sie hörte nicht auf bis das Rudel aus dem Unterholz kroch. Starke riesige Wölfe.

"Rudel!", hechelte die Wölfin. "Beta, komm her!"

Ein kräftiger junger Wolf löste sich aus der Formation des Rudels, die schon fast wie einstudiert aussah.
Lina verspürte eine Mischung aus Gefühlen. Angst, Neugier, Verwirrung...

"Alpha, wie lautet dein Wunsch? Soll der Eindringling vernichtet werden?", knurrte er. Seine Augen waren grau und passten zu dem langen silbernen Fell.

Lina starrte die Wölfin an. Also hatte sie soeben die Alpha eines starken Rudels gereizt. Nicht gut.
Dieser jedoch schien zu überlegen.

"Nein. Aber verjagt sie von hier! Sie ist noch nicht bereit!", erwiderte die anmutige Alpha.

Ihr Beta neigte den Kopf und zog die Lefzen zufrieden hoch. Gleich würde er sich austoben dürfen. Wenigstens etwas.

"Ich...es...ähm...tut mir leid....aber...", stotterte das Mädchen. Doch es brachte nichts. Der Beta stürzte sich auf sie und schnappte nach ihrem Hals, dann ließ er von ihr ab und Lina rannte wie sie noch nie gerannt war. Das Kläffen einiger Wölfe zeigte ihr, dass sie verfolgt wurde.
Nach Luft schnappend erklomm sie den Baum erneut, flüchtete sich panisch auf ihr Baumhaus.
Eine große Angst machte sich in ihr breit. Das dort unten waren echte Wölfe; nicht wie die aus den Dokus. Es waren Wölfe, die sie umbringen konnten: undzwar mit einem einzigen Biss.

"Ich bin geliefert...ich bin sowas von geliefert...", flüsterte sie verzweifelt und sah vorsichtig hinab. Der Beta stand dort und kläffte wild. Er sprang den Baum hoch und drehte sich einmal, um auf den Pfoten wieder auf dem Boden zu landen. Immer und immer wieder. Er gab nicht auf. Seine Rudelmitglieder fingen an zu winseln, aber sie taten ihm nach.
Der Beta kam immer höher, erreichte schon bald das Baumhaus.

Dann hörte sie es.
Das tiefe laute Knurren eines weiteren Wolfes. Sie sah nach unten und erblickte das pechschwarze Tier, das aus dem Unterholz kroch.
Es zeigte seine spitzen Zähne und knurrte weiterhin ununterbrochen.
Der Wolf war mindestens so groß wie die Alpha des Wildrudels.
Und furchteinflößend.
Sehr furchteinflößend.

Als der Beta bemerkte, wie sein ganzes Rudel anfing lauter zu winseln, drehte er sich zu dem Neukömmling um. Sofort spannte er sich an.

"Teufel...", hörte man ihn leise, aber umso bedrohlicher knurren.

Der schwarze Wolf war unbeeindruckt. "Du dachtest, ich wäre gegangen, nachdem ihr mir meine Luna nahmt? Und mithilfe dieser unser Rudel beansprucht und übernommen habt?", entgegnete Teufel voller Hass.
"Ihr werdet es alle bereuen! Sie gehört mir! Sie wird mir immer gehören!"

Widerwillig zog sich der Beta zurück.

"Kommt, Rudel. Dieser Mensch kriegt seine Strafe ein andermal." Mit den Worten und einem letzten Blick auf das jämmerliche Mädchen machte er kehrt und floh. Sein Rudel folgte ihm.

"Lauf nur, Shadow. Ich werde dich holen kommen. Der Teufel schläft nie.", kläffte der schwarze Wolf.

Ah, der Beta hieß also Shadow. Gut zu wissen.

Sobald das Rudel weg war, drehte Teufel sich zu Lina um. Diese stand einfach zitternd am Rand des Baumhauses und starrte runter.

"Verschwinde, du Mensch!", knurrte der Wolf nur und ging. Das Mädchen sprang vom Baum und rannte auf ihr Haus zu. Dieses Mal war sie davongekommen. Und das musste sie jetzt erstmal verkraften...

WOLFSRUF: Die Luna Der Wölfe | #PlatinAward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt