~Kapitel 6~

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"Lina, was machst du da?", fragte ihr Vater gefährlich leise. Seine Stimme bebte leicht.
Sie antwortete nicht. Sie drehte sich nicht um. Das einzige was das Mädchen tat, war den Kopf zu senken und leise zu schluchzen.

"Lina. Antworte mir!", grollte der Mann hinter ihr und packt sie am Arm, riss ihr das Schwert gewaltsam aus der Hand.

"Lass mich in Ruhe!", murmelte sie erstickt und drehte ihm den Rücken zu, versteckte die blutenden Arme vor ihm.

"Ich habe es gesehen, du brauchst deine Arme nicht zu verstecken"

Lina schrie so laut sie konnte, sie wollte nicht mehr.

Und dann lief sie davon...

Sie rannte weg. Vor ihrer Vergangenheit.
Tränen liefen ihre rosa Wangen runter, ihre Augen waren rot. Sie wollte einfach nicht mehr leben. Aber warum beendete sie nicht einfach alles?
Sie wusste es selber nicht.
Lina rannte einfach vor sich selber weg. Sie musste sich nichts vor machen. Innerlich wollte das junge Mädchen nicht aufgeben, auch wenn die roten Blutschlitze auf ihren Armen so ziemlich das genaue Gegenteil beweisten.

"LINA! VERDAMMT NOCHMAL, KOMM ZURÜCK DU DUMME GÖRE!"

Ihr Vater versuchte sie einzuholen, doch das flinke Mädchen kannte sich im hohen Gras besser aus. Ohne es zu beabsichtigen waren ihre Schritte elegant und sicher gesetzt, über Baumstämme sprang sie einfach.
"Soll er doch rufen wie er will. Ihm liegt nichts an mir", murmelte sie vor sich hin.
Lina war noch lange nicht außer Atem. Sie sah sich um bevor sie zielstrebig in Richtung Wald eilte.

"VERPISS DICH EINFACH! ICH HASSE DICH!" Ihre Antwort war barsch, doch es war der Jugendlichen egal. Sie würde ihn sowieso nie wieder sehen.
Sie setzte zum Sprint an, huschte ein paar Schritte nach links und spürte, wie sie in Wasser trat.
"Hier fängt der Tümpel an...dann muss ich da lang", flüsterte sie während sie ihr Spiegelbild ansah. Eine Träne tropfte darauf.

"Ich lass' alles hinter mir"

Entschlossen kniff sie die Augen zusammen und fing an zu lächeln. Es gefiel ihr in der Wildnis.

Plötzlich heulte ein Wolf in der Ferne.
Linas Lächeln erstarb. Ihre Augen färbten sich saphirgrün und sie sank auf den Boden, brach zusammen und lag im Wasser....

Stille, bedrückende Stille,
Zu hören nur die Stimme der schwarzen Grille,
Beunruhigend die Nacht,
Bis unsere neue Luna erwacht,
Wenn er scheint, der Mond,
Wird das Mädchen gütig belohnt!
So solle sie sich fügen dem Willen,
Dem Willen des Mondes und des Stillen.
Die Grille wird ihr zeigen den Weg,
Den die Luna in ihrem Herzen bestrebt.

Immer und immer wieder hörte sie Stimmen in ihrem Kopf während sie nur schwarz sah. Lina wollte die Augen nicht öffnen, nie wieder.
Aber warum?
Dann fiel es ihr wieder ein; alles.
Tränen rannen ihre Wange runter als sie die schmerzenden Augen öffnete und noch immer im Schilf lag. Die Stimmen jedoch hörten nicht auf. Ganz im Gegenteil; sie verstärkten sich um einiges. Leise brummend vor Schmerz stand das Mädchen auf und taumelte umher bevor sie sich umsah und floh. In die allzu bekannten Wälder. Mittlerweile war es früh am Morgen, die Sonne tauchte milchig hinter einigen Bergen auf und tauchte den Himmel in ein angenehmes lila.
Als Lina endlich sicher war, nicht wieder umzufallen, fing sie an zu rennen. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Die Morgenbrise zauste ihr Haar und sie hob entzückt die Lippen an und knurrte.
Moment.
Sie knurrte?
Was...?

Verwirrt hörte sie auf damit und sah an sich runter.
Keine Veränderung.

"Heilige Scheisse, was ist nur mit mir los, verdammt. Wenn ich so weiter mache, werde ich in die Psychathrie kommen. Auch wenn das besser als bei Dad ist, lieber wohn' ich in der Wildnis. Frei und auf niemanden angewiesen", grummelte sie genervt während dem Laufen.
"Aber zuerst sollte ich mir die Selbstgespräche abgewöh-..."

"Luna", flüsterte eine Stimme.

"Sei gegrüßt", fügte eine andere hinzu.

Kurz darauf standen einige Wölfe um Lina herum.

"Nein, L-I-N-A!", buchstabierte diese nur gereizt. Irgendwie hatte sie kein bisschen Respekt mehr über.

Was sich jedoch schnell änderte, da eine große Wölfin aus der Menge trat und knurrte. Lina sah zu ihr runter. Weit musste sie den Kopf nicht senken. Dieser Wolf kam ihr bis über die Hüfte.
Beängstigend. Dennoch starrte das Mädchen dem Tier in die saphirgrünen Augen.

"Alpha, du bist es!"

"Ich bin es. Und du bist unsere Luna. Du musst meinen Platz einnehmen wenn ich nicht mehr bin. Es ist dein Schicksal!" ,kläffte die hübsche Wölfin.

"Das kann ich nicht...ich bin kein Wolf UND ich heiße Lina. Ich werde doch keine Tiere anführen. Noch dazu keine Fremden. Noch vor kurzem wolltest du, dass dein Beta mich zerfetzt!", rief Lins ensetzt. Ihre Händer zitterten aus Angst.

"Das war nur eine Prüfung. Ich musste unsere neue Luna nur suchen! Die Luna ist das Alphaweibchen eines Wolfsrudels. Man erkennt sie daran dass sie auf den Wolfsruf des davor herrschenden Alphaweibchens reagiert. Du kippst um wenn ich heule. Das sollte dir aufgefallen sein.", entgegnete die Alphawölfin selbstbewusst.

"Aber, kacke verdammte, ich bin doch noch nicht einmal ein Wolf!"
Das Mädchen verlur die Geduld.
Was sollte das!? Nicht einmal mehr Angst hatte sie vor der Wölfin, die sich jedoch plötzlich vor Linas Augen verwandelte.
In.
Einen.
Menschen!

Mit aufgerissenen Augen wurde das hübsche Mädchen -nein, die hübsche Frau- mit den langen blonden Haaren und den grünblauen Augen von Lina angestarrt.
Ihr kurvige Figur war einfach atemberaubend schön.

"Ich grüße dich, junge Luna", murmelte die Frau leise.

"Warum bist du plötzlich ein Mensch?"
Dann fiel Lina auf, dass die Wölfe sich alle verbeugten; ein Vorderbein gestreckt und das andere geknickt standen die Tiere mit gesenktem Kopf da.
"Und was machen die da?"
Unter den Wölfen konnte man ein drohendes Knurren hören.

"Shila, sei leise!", zischte die Frau den Wolf aus der Menge an bevor sie sich wieder an das Mädchen wandte.
"Ich bin Diamond. Die jetztige Luna des Rudels. Aber ich werde von allen Alpha genannt, weil wir kein Alphamännchen haben. Meinen Mate habe ich nie gefunden. Und nun ist meine Zeit hier vorbei..."

Verwirrt schaute Lina sie an.
"Ich kenne euch nicht...hier seid sprechende Wölfe! Was wollt ihr von mir?", fragte sie schließlich.

"Von nun an wird dein Name Luna sein. Ich habe dich gefunden. Meine Nachfolgerin...", flüsterte Diamond und ihre Augen leuchteten schön auf.

Lina, nun Luna, neigte den Kopf. Ein Gefühl sagte ihr, dass seie das richtige Schicksal. Ihr Blick wanderte über die Wölfe.
Und plötzlich sah sie diesen Blick.
Den Blick einer Wölfin.
Einen allzu bekannten Blick.

"Nurie!"


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Und hier mal ein etwas längeres Kapitel für euch :)
Ich hoffe es entspricht euren Ansprüchen und wünsche euch viel Spaß weiterhin!

Bald folgt ein Kapitel mit den Chataktern der Story.
Aber zuvor müssen noch alle Personen vorkommen! :)

WOLFSRUF: Die Luna Der Wölfe | #PlatinAward2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt