|Leah| Während ich, in Gedanken bereits, meine nahezu bemitleidenswerte Frage, in Anwesenheit eines fremden Mannes, der gerade, wegen mir eine blutige Nase kassiert hatte, bereute, fuhr Samu sich lässig durch die strubbeligen, blonden Haare, wischte in einer unbewussten Bewegung mit dem Ärmel, seines grauen Hemden, das dünne Blutrinnsal fort und grinste breit zu mir herüber. "Also ich weiß nicht, was mit dir ist, aber ich könnte jetzt ein Bier vertragen!" Erst fiel mir die Kinnlade, bei Samus Coolness glatt herunter, doch dann entlockte er mir mit jener Aussage doch ein schüchternes Schmunzeln. "Ich hab noch nie...", stammelte ich und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Glücklicherweise war es hier so dunkel, da blieb Hoffnung, dass er diese nicht sah. Dennoch fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. "Du hast noch nie...ein Bier getrunken??? Du arbeitest in einer Bar und hast tatsächlich noch nie Alkohol getrunken?" Mit offenem Mund starrte er mich an, während ich etwas beschämt den Kopf schüttelte. Er schien zu merken, wie unangenehm mir die Situation war und setzte erneut ein warmes Lächeln auf. "Das ändern wir...schließlich gibt es was zu feiern!" Verwirrt legte ich den Kopf schief. "...zu...zu feiern?", fragte ich leise. Plötzlich spürte ich seine Hand an meiner Wange. Mit dem Daumen fuhr er sanft über meine Haut und zog eine kribbelnde Spur. Sofort legte sich ein warmes Gefühl, eine Art Hülle voller Wärme und Vertrautheit um mich und ließ mich erschaudern. Verlegen hob ich den Blick und verlor mich in seinen blauen Augen, die eine Art Schlupfloch bargen. "Wir feiern, dass du aus diesem Grauen raus bist, dass du diesen schrecklichen Job, bei diesem widerwärtigen Arschloch, an den Nagel gehängt hast, dieses Leben an den Nagel gehängt hast...und vor allem feiern wir, das Neue, dein neues Leben!", erklärte Samu mit sanfter und zugleich feierlicher Stimme. "Mein neues... Leben?", wiederholte ich wispernd. Langsam bewegte sich Samus Kopf zu einem Nicken. "Dein neues Leben." Etwas an seinen Worten, oder an der Art und Weise, wie er sie sagte, ließ ein fremdes Gefühl in mir keimen. Mut. "Wie ich schon sagte...da ist so viel mehr Leah!" Samus Daumen wanderte ganz kurz, hinunter zu meinem Kinn und berührte hauchzart meine Lippen, ehe er ein wenig Abstand zwischen uns brachte und meine Hand ergriff. Noch etwas von seinen Worten und vor allem von seiner Geste befangen, stolperte ich regelrecht hinter ihm her, als er uns aus der Gasse heraus führte. "W...wo...wohin?", stammelte ich, als ich meine Stimme endlich wieder gefunden hatte. Grinsend sah er über seine Schulter, zu mir herüber. "Na in eine Bar.", sagte Samu, wie völlig selbstverständlich. Mein Körper spannte sich ein wenig an. Der Druck seiner Hand, in meiner, wurde etwas fester. "Keine Sorge, Leah! Keine Bar, wie du sie kennst! Lass dich überraschen! 'Mehr' ist etwas schönes! 'Mehr' ist toll!" Er zwinkerte mir schmunzelnd zu und ich spürte, wie meine Glieder und ja, sogar mein Inneres sich entspannte. Mehr. Ich musste mich öffnen für dieses 'Mehr'. Ich wusste zwar noch nicht, was das bedeutete, doch ich war mir plötzlich sicher, dass Samu es mir zeigen würde.
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Even When The Fairytale Gone Bad, I'm Forever Yours
FanfictionLeah ist eigentlich nur ein bemitleidenswertes Wrack, als sie den jungen Sänger Samu, 2004 bei einem kleinen Gig seiner Band, in einer Bar und ihrer persönlichen Hölle, kennenlernt. Doch Samu sieht sie mit anderen Augen. Sieht 'Mehr' in ihr! Er hilf...