10. Kapitel

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|Leah|Es blieb nicht bei dem einen Tequila... Das Zeug schmeckte zwar, gelinde ausgedrückt, widerlich und brannte schrecklich in der Kehle, aber das Gefühl wie die Flüssigkeit, in mich einströmte, mich von innen aufwärmte, regelrecht mein Herz erhitzte, ließ mich all das ignorieren und nach dem vierten Shot spürte ich das Brennen ohnehin nicht mehr. Inzwischen hatte auch Samu von Bier zu Scotch gewechselt und mit jedem Drink wurde unser Gespräch lockerer. Die gesamte Anspannung, Distanz und vor allem Schüchternheit fielen von mir ab und ich war endlich in der Lage, ganze Sätze, ohne wirres Gestammel, zu bilden. "Also...Wo hast du so gut Finnisch gelernt?" Samus Augenbraue schoss neugierig in die Höhe. "Du hast gemerkt, dass ich nicht von hier bin?", fragte ich überrascht zurück. "Ja...aber erst relativ spät. Dein Finnisch ist wirklich sehr gut!" "Mein Vater ist...ich meine war Finne. Er war in meiner Heimat, in Deutschland nicht viel zu Hause, aber wenn er es war, hat er nur Finnisch mit mir geredet.", erklärte ich. "Das tut mir leid!" Verwirrt hob ich den Blick und sah ihm in die bedrückten, blauen Augen. "Hm was?" "Du sagtes 'war'..." "Achso ja...er ist vor etwas über einem Jahr gestorben...aber er war ohnehin ein Arschloch, also...", winkte ich locker ab und ließ mir, bei dem Gedanken an meinen Vater, gleich einen weiteren Shot die Kehle herunter laufen. "Wow! Dass du so ein Wort kennst, hatte ich fast nicht erwartet...", lachte Samu neckisch und ich fiel mit ein, konzentriert darauf, meinen Drink nicht durch die Gegend zu prusten. "Du bist eben tatsächlich für einige Überraschungen offen...", murmelte Samu etwas leiser und mit einem stummen Schmunzeln auf den Lippen. Seine Augen leuchteten bei diesen Worten, doch ich versuchte jegliche Regungen, die sich bei diesem Anblick schon wieder in mir anbahnten, zu verdrängen und besinnte mich auf meine, an meinem Glas herum spielenden Finger. "Und was verschlägt dich dann hier her, wenn ich fragen darf? Ich meine, die Heimat des verhassten Vaters...und dann in so einer grausigen Bar..." Erneut musste ich lachen und mir drängte sich die Frage auf, wann ich zuletzt, in so kurzer Zeit, so oft gelacht hatte... "Na ja das Land ist toll, das konnte mir selbst mein Vater nicht mies reden und da mich in Deutschland, außer meiner Mutter, nichts hielt, entschied ich, fürs Studium hier her zu kommen." "Studium?", erkundigte Samu sich überrascht. "Jap, Fotografie mit der Abzweigung Film & Directing. Der Job in der Bar ist äh...ich meine war, bloß meine Finanzierung.", erläuterte ich. "Wow, hört sich cool an!" "Ja...", murmelte ich und mein Blick driftete ins Leere. "Aber zufrieden bist du nicht?", sagte Samu und es klang mehr wie eine fachliche Ergänzung, als eine Frage. Ich senkte den Blick und starrte das Glas in meinen Händen an. "Na ja...ich hatte mir das alles ein bisschen anders vorgestellt..." "Wie anders?" Unsicher sah ich ihn an. "Ich dachte...nun ja...es mag blöd klingen, aber...ich dachte Finnland ist wie ich...still..." "Wunderschön und magisch...", unterbrach Samu mich und ich errötete. "Eigentlich meinte ich nur still..." "Na aber der Rest stimmt doch auch!" "Schön und magisch?" Aus meinem Mund klangen die Worte fast noch abwegiger, als in meinem Kopf. "Nein, WUNDERschön und magisch!", betonte Samu erneut. Ich schmunzelte verlegen. "Na gut, wenn du meinst...aber das mit dem 'magisch' musst du mir erklären!" "Das kann ich nicht...das ist ja das schöne am 'magisch sein'! Du kannst dich und deine Mitmenschen noch so sehr überraschen, da bin ich ganz sicher!" Seine Stimme wurde plötzlich ganz sanft und erneut begann meine ganze Haut zu kribbeln, was, so hatte ich das Gefühl, durch den Alkohol noch intensiver wurde. "Lass mich raten, weil da noch so viel 'mehr' ist?!", grinste ich und seine Mundwinkel hoben sich ebenfalls. "Genau, so langsam scheinst du zu verstehen!"

Even When The Fairytale Gone Bad, I'm Forever YoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt