12. Kapitel

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|Leah| Im Rausch. 'Tanz! Tanz es raus!' Eine tiefe, seichte Stimme. Ein Befehl. Schnelle Bewegungen...wie fliegen. Meine Augen sind geschlossen, mein Körper bewegt sich zu der rhythmischen Musik. 'Tanz es raus!', erklingt es immer wieder in meinen Ohren. Ich genieße es so sehr. Die Freiheit. Frei sein. Wann war ich jemals frei? Um mich herum ist es laut, in mir drin ist es still und dennoch fühlt sich diese Leere endlich einmal gut an, denn ich kann sie spüren. Ich öffne die Augen. Alles dunkel. Nur eine Silhouette direkt vor mir. Berührungen. Sanft, intensiv. Raue Fingerspitzen, die die Umrandungen meiner Bluse abfahren. 'Tanz es raus!' Und ich tanze! Tanze, als ob es keinen Morgen mehr gäbe, als ob es alles ist, woran ich mich halten kann. Und an ihm... Meine Hände sind in seinem Nacken verschränkt. Seine weichen Haare gleiten durch meine Fingerspitzen. Diese Nähe. Unfassbar. Ich hätte nie gedacht, dass sich Nähe so gut anfühlen würde. Meine Sinne sind benebelt von seinem Geruch. Meine Augen starren wie hypnotisiert auf seine schmalen Lippen. Küssen. Ich will diese Lippen küssen. Unsere Körper bewegen sich im Einklang zu der Musik. Sind wir noch in der Bar? Ich weiß es nicht... Seine Lippen. Küssen. Himmel! Ich bin im Himmel! Sein Gesicht kommt meinem noch ein Stückchen näher und ich spüre seinen Atem auf meinen Wangen. Sein Griff um meine Taille wird fester. Meine Arme umschlingen nun seinen Hals. Küssen! Ich will...ich muss... Millisekunden. Seine Lippen, meine Lippen. Eins. Köstlich. Dieser Mann schmeckt SO köstlich! Mein Verstand ist kaum noch in der Lage, sich an unseren ersten Kuss zu erinnern, doch ich weiß trotzdem, dass jener nun so viel leidenschaftlicher ist. Verstand? Wer, oder was war das noch gleich?!
Hart. Seine Lippen pressen sich hart auf meine. Drängend. Sein Körper drückt sich fest an meinen. Nur vage nehme ich wahr, wie er uns von der lauten Atmosphäre fortschiebt, ohne zwischen unsere Lippen Luft zu lassen. Mit einem Ruck hebt er mich auf seine Arme, drängt mich in einen noch dunkleren Raum. Aus dem Augenwinkel vernehme ich, wie er einen Schlüssel im Schloss herum dreht, dann geht alles ganz schnell. So schnell, dass meine Sinne völlig überfordert sind, nur noch in der Lage sind Bruchstücke zu erfassen. Er lässt mich auf einen harten Untergrund gleiten, mein Körper rollt zurück und er beugt sich über mich. Mir ist so heiß, so unbeschreiblich heiß. Innen und außen. Vor allem aber tief in meinem Inneren. Ein fremdes Gefühl regt sich in meinen Lenden. Ein Ziehen. Meine Haut ist von einem leichten Schweißfilm überzogen und ich sehe schemenhaft, wie meine Schenkel, durch das sehr spärliche Licht, welches durch die Fenster herein fällt, schimmern.
Ein Schatten wandert über meinen Körper, huscht immer wieder in mein Blickfeld und entlockt mir mit sanften, aber doch so intensiven Berührungen, lustvolle Laute. Berührungen. Küsse. Feuchte Lippen, auf nackter Haut. Ich habe das Gefühl, dass jene das einzige sind, was ich, gefangen in meinem Körper, überhaupt so richtig wahrnehme. Sie sind überall. Sie sorgen dafür, dass ich die Welt um mich herum ausblende. Sie sind meine Welt. Wieder wabert die dunkle Silhouette über mir, in mein schummriges Blickfeld. Das mindere Licht lässt es zu, dass ich einen Blick auf seine markanten Züge erhasche. Kurz darauf ist sein Gesicht wieder verschwunden, abgetaucht und...OH GOTT!
Mit einem Mal spannt sich mein ganzer Körper an und ich kralle die Finger in irgendetwas hartes unter mir. Meine Lider flattern überfordert. Auf und zu. Ein befriedigtes Grinsen in seinem Gesicht. Auf und zu. Plötzlich ist er ganz nah. Auf und zu. Sein Atem an meinem Hals. Betörend. ZU. Nicht mehr auf! Gefangen in einer Trance der, plötzlich auf mich einströmenden Wucht von regelrechter Sinnesfolter, drücke ich mich so fest, in die harte Unterlage, dass ich ein Stechen in meiner Wirbelsäule verspüre. Und nicht nur da. Ein fast schon süßer Schmerz zieht sich durch meinen Körper. Fremd, so fremd. Doch alle anderen äußeren Einflüsse scheinen ihn in die Schranken zu weisen.
Zu viel. VIEL ZU VIEL! Ein Stöhnen rauscht von meiner einen Schläfe, zur anderen. Mein, ohnehin durch den Alkohol kaum noch vorhandener Verstand schien gnadenlos in den Tiefen meiner, vor Lust überfluteten Gedanken, zu ertrinken und auch ich war dem Untergang geweiht.

Even When The Fairytale Gone Bad, I'm Forever YoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt