Kapitel 3

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Ich wurde durch lautes Geschepper alles andere als sacht aus dem Schlaf gerissen. Ich brauchte einen Moment, um meine Sinne zu sortieren und mein Kopf rächte sich deutlich an dem abendlichen Gelage vom Vortag. „Boah, was ist den hier los." polterte es aus mir heraus. Ich quälte mich aus der Bettdecke, warf mir ein Shirt über und ging die Treppe runter in die Küche. Dort kniete Sandrine am Boden und sammelte Scherben auf. Als sie mich erblickte, grinste sie verlegen: „Wenn Frau versucht besonders leise zu sein... Guten Morgen." Der Tisch war zur Hälfte gedeckt und ein Teller hatte nähere Bekanntschaft mit dem Fußboden gemacht. Das hatte sich nicht besonders vertragen und der Teller war hin. „Guten Morgen. Was machst du denn da? Du bist doch mein Gast." schimpfte ich nicht boshaft und rieb mir den Kopf. „Kater?" fragte Sandrine und grinste sich ins Fäustchen. „Oh ja." kam es aus mir heraus und ich machte mich daran, einen Besen aus der Kammer zu holen und die restlichen Scherben auf zu fegen. „Ich mach Frühstück. Setzt dich und lass dich mal verwöhnen." wies ich ihr an und ließ keine Einwände zu. „Frühstück von einer Dickköpfigen? Na das kann ja was werden." lachte sie. „Danke, sehr mitfühlend." lachte ich mit. „Hast du gar keine Kopfschmerzen?" fragte ich verwundert. „Nein, bei mir ist echt okay." antwortete sie und ich drückte meine Bewunderung aus. Ich vertrug aber auch keinen Alkohol und hatte auch schon nach einem Bier am nächsten Tag Probleme. „Weißt du was, lass uns anziehen und in ein Café frühstücken gehen. Ich zeig dir das, wo Shelly und ich zum ersten Mal waren. Einverstanden?" schlug ich ihr vor und entging damit meiner Unfähigkeit, mich um was ordentliches zu kümmern. „Einverstanden." trällerte Sandrine und huschte Richtung Bad.

Eine Stunde später saßen wir in dem winzigen Café, in dem Shelly mich damals nach unserer ersten Nacht in Empfang genommen hatte. Der feurige Italiener kannte mich inzwischen, wir ließen uns regelmäßig dort blicken und gaben uns unseren Erinnerungen hin. Er begrüßte mich herzlich und auch Sandrine bekam ihr 'ciao bella' auf die Ohren. Aber wo seine Bella, Shelly, war, wollte er dann doch unbedingt wissen. Ich erklärte ihm, dass sie noch im Studio ist und unter einem Ausdruck von Mitleid, machte er sich auch schon auf den Weg in die Küche. Ich musste nichts speziell bestellen und konnte mich auf ein wunderbares Essen freuen.

Der erste Kaffee stand schon vor uns und wir schlürften ihn genüsslich. Als Sandrine ihre Tasse anhob, fiel mir ein leichtes Zittern auf. „Bist wohl doch nicht ganz so fit, was?" fragte ich sie und deutet auf ihre Hand. Sandrine lachte und bestellte kurzer Hand zwei Gläser Sekt. „Was? Schon wieder? Und das am Morgen." fragte ich nicht ganz so entsetzt wie ich es tatsächlich war. „Ach komm schon. Wir müssen unser Wiedersehen feiern und du weißt doch, wie man abends aufhört... Hilft am besten gegen den Kater." überredete sie mich. „Nun ja, der Spruch ist Blödsinn. Aber gut, anstoßen können wir ja. Aber nur eins dann ist Schluss, muss schließlich noch fahren." schwor ich auf sie ein. „Na klar. Nur zum Anstoßen." stimmte Sandrine mit ein. „Wollen wir uns nach dem Frühstück mal Stanley Park ansehen? Den musst du gesehen haben, der ist so schön und gleich in der Nähe und überhaupt muss ich dir doch ganz viel zeigen." sprudelte ich. „Gerne. Aber erst mal brauch ich was im Bauch." und als hätte der Kellner das gehört, stellte er auch schon die ersten Leckereien auf unseren Tisch. Wie gewohnt von allem etwas und wunderschön drapiert. „Das sieht toll aus." sagte Sandrine und nahm auch unsere Sektgläser in Empfang. Sie hielt das Glas hoch und prostete mir zu: "Auf unser Wiedersehen." Wir stießen an und ließen es uns gut gehen. Mein Handy klingelte. Es war Shelly. Immer wieder, wenn ihr Name auf meinem Display erschien, machte sich in mir eine unbändige Freude breit „Hey Schatz... Ja, wir sind sogar schon unterwegs...Nein, inzwischen sind wir wieder fit, aber nach dem Aufstehen war es schon spürbar...Bei dir auch alles okay?... Danke, dir auch viel Spaß....Ja, ich freue mich auch schon auf dich.... Ich liebe dich....Bye." Sandrine blickte auf ihren Teller und schien etwas unangenehm berührt von unserem Telefonat. „Alles in Ordnung?" fragte ich sie und sie bejahte etwas zu heftig Kopf nickend. „Ihr seit ja noch verliebt wie am Anfang." kommentierte sie mit einem kurzen Lächeln in meine Richtung. „Ja, das sind wir. Wir passen einfach wie Topf und Deckel. Wie sieht es bei dir aus mit der Liebe? Erzähl, gibt es einen Anwärter?" fragte ich sie herausfordernd. Sie schüttelte den Kopf. „Nee, nichts interessantes." Eine etwas düstere Stimmung machte sich breit. „Niemand, den du interessant findest?" fragte ich noch einmal vorsichtig nach. „Nein, aber ich brauch grade auch keinen. Ich komme ganz gut alleine zurecht." Das glaubte ich ihr aufs Wort, dass sie alleine zurecht kam. Ich glaubte ihr aber nicht, dass sie keinen brauchte. Ich spürte die Traurigkeit, die mit schwang als sie das gesagt hatte. „Macht es dir Angst, dich auf jemanden ein zu lassen?" fragte ich etwas verhalten. „Ach quatsch, ist halt gerade niemand interessantes da. Fertig." sagte sie und hob ihr Glas erneut zum Anstoßen. „Prost. Schön dich wieder zu sehen." sagte sie feierlich mit einem Lächeln im Gesicht. Damit signalisierte sie mir eindeutig, dass sie nicht über dieses Thema sprechen wollte. Ich brauchte einen Moment, um das innerlich zu akzeptieren. Ich spürte, dass es ihr mit diesem Thema überhaupt nicht gut ging und hätte es lieber gesehen, dass sie das auch zu gibt. Ich ließ es für diesen Moment stehen und hoffte darauf, dass sie sich mir noch öffnen würde. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich mit meinem Gefühl richtig lag. Vielleicht bildete ich mir auch nur etwas ein.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt