„Erzähl, wie war dein Date." fragte ich sogleich auf Sandrine ein und wollte ihr keine Möglichkeit lassen, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Wie zu erwarten, ein aussichtsloser Versuch. „Was ist denn mit euch los?" fragte sie sofort drauf los. „Nichts, wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, das wird schon wieder." versuchte ich abzuwiegeln. Sandrine runzelte die Stirn. „Das sah für mich aber ganz anders aus." bemerkte sie. Ich konnte meine Maske nicht mehr halten und musste weinen. Sandrine nahm mich sofort in ihre Arme. „Süße, was ist denn passiert?" Ich konnte nicht reden, es schoss nur so aus mir heraus. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich wieder beruhigen konnte. Ich wollte so stark sein und doch eigentlich von Sandrines Date erfahren und dann hatte es mich so außer Kontrolle gebracht. Das ärgerte mich noch mehr und um so mehr Tränen bahnten sich ihren Weg. Sandrine hielt mich nur und fragte nichts mehr. Sie war sehr verständnisvoll, dabei hätte sie es mir auch einfach übel nehmen können, dass ich so rücksichtslos meinen Emotionen nachging. „ Geht es wieder?" fragte sie behutsam. „Ja, ich denke schon." sagte ich und versuchte sofort meiner vermeintlichen Schuldigkeit nach zu gehen. „Wie war denn nun dein Date?" fragte ich erneut. „Du willst nicht erzählen, was los ist?" bohrte sie weiter. „Das ist es ja, es ist nichts los. Shelly will andauernd wieder dieses verfluchte Fass mit der Pressekonferenz auf machen. Sie versteht einfach nicht, dass ich nicht mehr darüber reden will. Für mich gibt es da nichts zu reden. Es ist vorbei. Immer wieder kocht sie das Thema neu auf." Sandrine nickte verstehend. „Was sagt sie denn? Vielleicht gibt es für sie noch etwas zu reden oder klären." Ich hatte kein Ohr für Sandrines Verständnis. „Ach, sie fragt mich allen Ernstes, ob ich durch Andrea in Gefahr war. Ich hatte eine scheiß Knarre vor meinem Gesicht. Da weiß ich doch nicht, was hinter mir ab lief. Ich will das alles nicht mehr hören. Ich weiß nicht was das soll. Sie war doch nicht diejenige, die dieser Irren gegenüber stand. Ich will das einfach nur vergessen." Sandrine grübelte sichtlich. „Ich versteh dich. Für sie war es auch sich nicht leicht, dass sie das mit ansehen musste und nichts tun konnte." Ergriff sie irgendwie Partei für Shelly. Ich spürte, wie alles in mir sich wehrte und sträubte. „Ich kann und will keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Das wühlt nur alles auf und ich will einfach nur vergessen. Warum nur versteht sie das nicht?" Sandrine hörte mir aufmerksam zu und vor allem respektierte sie meinen Wunsch. „Ich verstehe, was du meinst. Wenn du willst, rede ich mal mit ihr." bot sie an. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich will keinerlei Aktion in dieser Geschichte. Einfach nur vergessen und die Zeit heilen lassen. Alles andere hat einfach keinen Sinn." erklärte ich und schloss damit das Thema. „Okay, das verstehe ich." Ich nickte zufrieden. Wir schwiegen eine Weile und die bleierne Stimmung löste sich nur zäh wieder auf. Ich fühlte mich verantwortlich und setzte alles daran, die Leichtigkeit wieder Einzug halten zu lassen. „Wie lang willst du mich denn noch zappeln lassen. Jetzt erzähl endlich." forderte ich sie auf. Sie grinste und ließ sich darauf ein, fröhlicher in den Abend zu starten. „Es war wirklich schön." sagte sie und blickte etwas verschämt zu Boden. „Er ist sehr nett und scharmant. Er war sehr zuvor kommend. Wie haben Musik gemacht und gemeinsam was gegessen. Ich habe nichts getrunken, nur mal am Rande erwähnt. Er hat was." gestand sie. Ich fühlte, wie sich die Freude in mir breit machte. „Also werdet ihr euch wieder sehen?" fragte ich neugierig. „Ich denke nicht. Ich reise Morgen Nacht ab. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, auf die Ferne etwas auf zu bauen und er hat sich auch eher kritisch dazu geäußert. Nicht direkt, aber es war indirekt zu hören. Ich kann mir vorstellen, mit ihm in Kontakt zu bleiben und dann mal sehen, aber mehr wird es wohl nicht werden." Ich verstand ihre Einwände und ich war mir sicher, hätten Shelly und ich uns nicht so Hals über Kopf ineinander verliebt, es wäre uns auch nicht gelungen. „Ach schade." sagte ich und meine Vorfreude versickerte kommentarlos im Sand. „Ach was, ich bin ganz froh. Es würde mich fertig machen, wenn es zwischen und gekribbelt hätte und ich hätte wieder abreisen müssen. So war es einfach ein schöner Tag und ich bin froh, dass ich noch nicht ganz eingerostet bin in Sachen flirten." lachte sie. „Du findest einen tollen Mann an deiner Seite, ganz sicher. Auch wenn das vermutlich das letzte ist, was man als Single hören möchte." Wir lachten, damit hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich holte uns etwas zu trinken. Ich hatte die Bierflaschen schon in der Hand, als mir gewahr wurde, dass das nun wirklich keine gute Idee war. Sandrine musste weg von dem Zeug und ich war in gänzlich mieser Stimmung, wenn ich an den Streit mit Shelly dachte, da war Alkohol die denkbar schlechteste Idee. Ich stellte sie wieder zurück und griff stattdessen nach Saft und Wasser. „Ist das okay für dich?" fragte ich, als ich die Getränke auf dem Tisch abstellte. „Ja total." erklärte Sandrine. „Weißt du, Franzi, es ist echt nicht leicht alleine zu sein. Und sich das ein zu gestehen ist noch viel schwerer. Wenn ich auf der Arbeit bin und meinen Alltag habe, ist das alles kein Thema, aber am Wochenende. Wenn ich mich mit Freunden treffe, kommen sie immer im Doppelpack und meine beste, der ich am meisten Vertraue ist hier in Kanada. Du. Und du bist auch ein Doppelpack. Das ist wirklich hart. Versteh mich nicht falsch, ich freue mich riesig für dich, aber ich bin auch neidisch auf dein Glück. Sie ist eine tolle Frau, ich kann sie nicht mal doof finden. Ist das schlimm, blöd oder egoistisch von mir? Ist mir wirklich etwas peinlich, das so zu zu geben." Und tatsächlich stieg ihr die Röte ins Gesicht. „Hey, mach dir keine Gedanken. Mir würde es vermutlich genauso gehen. Solang du mich nicht blöd findest." lachte ich. „Du fehlst mir. Ich hätte einen Purzelbaum gemacht, hättest du dich heute verknallt. Dann hätte ich nicht locker gelassen, bis du hierher gezogen wärst." gestand ich. Sandrine lachte laut schallend los. „Einen Purzelbaum? Na allein dafür sollte ich mich nochmal mit Brian treffen. Das will ich sehen. Ich hab seit meiner Kindheit keinen mehr gemacht oder gesehen." lachte sie beherzt. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich stand auf und machte mich an einen Purzelbaum. Sandrine lachte sich schräg. Ich hätte etwas Mühe meine Knochen in die richtige Position zu bringen. Ich purzelte los und kam hart auf meinem Rücken auf. „Aua." entfuhr es mir unter dem Gelächter von Sandrine. Ich lachte mit. „Als Kind war das irgendwie einfacher. Da waren die Beine noch nicht so lang." kicherte ich. Jetzt versuchte es Sandrine und landete mindestens genauso ungeschickt neben mir. „Ja, du hast Recht." gestand sie und wir lachten auf dem Boden liegen. „Boah, ich kann nicht mehr, mir tut der Bauch schon weh." kommentierte Sandrine. Ich hatte auch gelacht, aber unbemerkt hatten sich Tränen darunter gemischt und ich konnte einem erneuten Gefühlsausbruch nicht ausweichen. „Süße." bemerkte Sadrine meinen bebenden Körper. „Wo ist sie hin? Ich will sie nicht vermissen. Ich liebe Shelly." gestand ich wie ein begossenes Reh. „Ruf sie an. Versöhne dich wieder mit ihr. So ein Streit ist doch wirklich unnötig. Ich bin mir sicher, ihr geht es genauso wie dir." Ich nickte. Ich wollte nicht mehr auf meine Bockigkeit beharren. Ich stand auf, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und suchte mein Handy. Ich fand es auf dem Küchentisch und wählte Shelly an. Sie ging nicht ran. Nur die Mailbox. „Schatz, wo bist du. Bitte komm nach Hause." sprach ich ihr darauf und versuchte ihr meine Tränen dabei zu verbergen. Ich legte auf und Sandrine nahm mich in ihre Arme. „Mach dir keine Sorgen. Sie kommt schon wieder nach Hause. Sie muss jetzt wahrscheinlich einfach mal Dampf ablassen. Und ein ordentliches Gewitter reinigt bekanntlich die Luft. Das wird schon wieder." tröstete sie mich. „Ja, es fühlt sich nur diesmal so verdammt ernst an. Ich weiß gar nicht warum. Es ist so ein dumpfes Gefühl. Ich hasse Streiterei." erklärte ich, was sich in mir abspielte. „Das ist doch klar. Wer mag schon streiten, aber das gehört eben auch dazu. Lass ihr etwas Zeit und wenn sie wieder zurück ist, dann sprichst du mit ihr." Sandrines Worte taten gut und es klang vernünftiger als das Horrorszenario von Angst und Verlust, dass sich in mir abspielte. Ich musste ihr einfach Zeit geben und warten, bis sie wieder da war. Ich hoffte nur, dass sie nicht die ganze Nacht weg bleiben würde. „Oh man, so heftig wars echt noch nie. Gruselig." sagte ich und wischte mir die letzten tropfen aus dem Gesicht. „Ja, ist immer unschön. Aber meist geht man eben auch gestärkt daraus hervor." Da hatte sie Recht. Die meisten Krisen machten einen nur stärker. „Und das ausgerechnet an deinem letzten Abend. Weißt du was, wir stoßen jetzt an. Entgegen aller Vernunft. Was hältst du davon?" Sandrine lächelte eher gequält. „Mach du nur. Ich bleibe bei der Saftschorle. Ich habe mir viel zu viel entgegen der Vernunft erlaubt." „Sehr vernünftig." bestärkte ich sie und schnappte mir ein Bier. Ich kippte es viel zu schnell runter und es stieg mir sofort zu Kopf. Ich entschied mich, wieder auf Wasser zurück zu greifen.
Wir machten uns einen gemütlichen Abend, aber mit jeder weiteren Stunde, die Shelly nicht wieder kam, machte ich mir mehr Sorgen. Selbst als wir zu Bett gingen war sie noch nicht zurück. Ich war mir sicher, ich würde kein Auge zu kriegen.
©lialight
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Meet and love 2 (gxg)
RomanceMett and Greet mit Folgen... Franzi lernt auf einem Treffen ihren großen Star, Shelly, kennen und das Unerwartete geschieht. Die beiden verlieben sich ineinander und erleben einen kompletten Neubeginnn. Dies ist der zweite Band zu meiner Story "Meet...