Ich war entspannt wach geworden. In einem leeren Bett. Franzi war nicht da. Aus einem Gefühl heraus, war ich voller Aufregung aufgeschreckt. Ich hatte Panik. Mein ganzer Körper triefte nur so vor Adrenalin. Mein Herz überschlug sich. Ich rannte durchs Haus. „Franzi! Franzi." schrie ich unentwegt. Ich rannte die Treppe runter. Nicht ein Ruf von mir wurde erwidert. Ich sah von der Treppe aus einen Zettel auf dem Tisch liegen. Einen verfluchten scheiß Zettel, der nichts gutes bedeuten konnte. „Nein, nein, nein, bitte nicht." jammerte ich sofort und ließ mich auf die Treppenstufe sinken. Ich weinte und weinte. Ich wand mich und wollte nicht akzeptieren, dass da ein Abschiedsbrief von Franzi lag. Ich wollte das nicht sehen, wünschte mir aus tiefstem Herzen, dass ich nur einmal blinzeln müsste und feststellen würde, dass ich das nur geträumt hatte. Die meisten Beziehungen endeten mit einem Abschiedsbrief. Und dieser da, war der von Franzi an mich. Ich rannte wieder nach oben und öffnete sämtliche Schränke. Die meisten ihrer Kleider waren noch da und auch ihre privaten Sachen hatte sie nicht mit genommen. Aber wie sollte sie auch. Sie hatte ja nicht alles in einen Koffer packen können. Ich versuchte mich selbst dennoch davon zu überzeugen, dass es ein gutes Zeichen sein musste. Ich ging langsam die Treppe runter. Ein erneuter Schwall an Tränen ließ mich inne halten. Ich setzte mich wieder auf die Treppe und alles in mir sträubte sich, den Brief zu lesen. Ich konnte den Pfeil schon spüren, den er in mein Herz schießen würde. Meine Franzi war weg und hatte nur einen Zettel auf dem Tisch hinterlassen. Das musste ich wohl verdient haben. „Nein, ich werde dich nicht lesen, ich will dich nicht lesen." schnaubte ich wütend vor mich hin. Ich startete die Kaffeemaschine und umrundete den Tisch wie ein wütendes Raubtier. Eine einzige falsche Bewegung und ich würde auf den Brief los gehen. Er würde sich nicht bewegen, machte ich mir selbst klar und kam wieder etwas runter von meinem Trip. Ich nahm mir einen Kaffee und ging nach draußen. „Du blöde Kuh! Du verdammter, bescheuerter Idiot." fluchte ich vor mich hin und meinte damit nur mich selbst. Ich nahm mir mein Handy und tippte Franzis Nummer. Sie hob ab. „Schatz, warum tust du das? Warum weckst du mich nicht?" ich wimmerte in den Hörer. Sie klang müde. Sie war bereits in Deutschland angekommen. Herrgott hatte ich denn so verdammt fest geschlafen. Sie sagte, sie würde sich melden, wenn sie soweit war. Dann war es also doch noch nicht vorbei. Ich verabschiedete mich schweren Herzens und weinte vor mich hin. Mein Handy gab laut und als ich darauf schaute, brach ich unversehens in tiefst dunkelrote Wut aus. „Shelly, können wir reden? Ich möchte mich entschuldigen, es ist alles so blöd gelaufen." abgesendet von Andrea. Einen schlechteren Moment hatte sie sich nicht aussuchen können. Ich rief sie sofort an. „Was fällt dir ein? Hast du es noch nicht verstanden." brüllte ich ohne jegliche Begrüßung in den Hörer. „Shelly, was, sorry, du bist ja völlig außer dir." Andrea klang verunsichert, was mir nicht anders gegangen wäre, nach einem solche Anschnauzer. „Du hast unsere Beziehung zerstört. Franzi ist weg und das nur wegen dir. Lass mich in Ruhe." zischte ich und legte auf. Ich löschte ihre Nummer sofort und schmiss mich in einen meiner Terrassenmöbel. Warum auch immer, es hatte gut getan. Ich hatte meiner Wut freien Lauf gelassen. Ich war überzeugt, an Andreas Adresse war sie genau richtig gelandet. „Hexe, Miststück." fluchte ich vor mich hin. Ich war mir klar, ich musste von meiner Wut runter kommen. Wenn sie sich auch etwas abgeflaut hatte, so war es dennoch zu viel Wut in mir. Ich atmete, tief. Ließ Entspannung in meinen Körper kommen. Ich beschloss, mich an zu ziehen und in den Park zu fahren. Ich wollte mich bewegen und den Überschuss an Wut in mir abschütteln. Ich ließ das Wasser über meinen Körper laufen und erinnerte mich unversehens an unser letztes Mal hier unter der Dusche. Ich fühlte Franzis Hände an mir, ich roch ihren lieblichen Duft, ich fühlte ihre Lippen auf meinen. So echt und so real, dass es mir einmal mehr das Herz zerriss mich zu erinnern, dass sie weg war. Wann würde sie wieder kommen? Konnte ich mir überhaupt sicher sein, dass sie wieder kam? Sie fehlte mir entsetzlich. Ich hatte ihren Brief immer noch nicht gelesen. Ich war noch nicht so weit. Ich konnte mir die Abfuhr noch nicht einholen. Ich zog mir gemütliche Klamotten an und wollte mich gerade auf den Weg machen, als es an der Tür klingelte. „Franzi. Du bist zurück." schoss es aus mir raus und ich öffnete ohne nachfragen das Tor. Wie leichtsinnig das war. Ich hatte einfach geöffnet, nur weil alle Hoffnung sich auf Franzis Heimkehr gestürzt hatte und alle Vernunft und alles klare Denken über Board geworfen hatte. Die Strafe folgte sogleich, als Andrea mit ihrem Dienstwagen vor fuhr. „Verflucht." schimpfte ich. Ich wollte ihr die Haustür vor der Nase zu schlagen. Aber mir war klar, dass ich sie dann nicht los werden würde. Instinktiv griff ich nach meinem Handy. In mir meldete sich eine Angst, eine Erinnerung an das stalking von Kelly. Andrea hatte hoffentlich nicht vor ihre Stelle ein zu nehmen. „Was willst du hier. Verschwindet." schimpfte ich auf sie ein. „Shelly, was ist los? Wo ist Franzi?" fragte sie sehr nüchtern und trat auf mich zu, während ich zurück wich. Da war sie wieder, die Anmut ihrer Gestalt, die ihr stets voraus eilte. Unter ihrer Jacke blitze ihre Dienstwaffe hervor. Ihr Shirt entblößte ihr Dekolleté. Ein umwerfender Mix an Schönheit, Stärke und so verflucht smart. Sie brachte vermutliche den ein oder anderen Verbrecher allein durch ihr Äußeres aus dem Konzept. Mich würde sie diesmal nicht packen. Dessen war ich mir sicher. Sie hatte meine Beziehung auf dem Gewissen. „Sie ist weg und wer weiß, ob sie wieder kommt. Und das alles nur, wegen diesem scheiß Foto." wütete ich vor mich hin. Andrea packte mich am Arm und wollte mich in eine Umarmung ziehen. Ich machte mich unmissverständlich deutlich von ihr los. „Fass mich nicht an." pfiff ich sie an. „Okay." sagte sie. „Es tut mir unglaublich leid. Ich wollte das alles nicht. Ich bin traurig, wie alles gekommen ist. Ich möchte dir gerne anbieten, für dich da zu sein, wenn du willst." bot sie mir ernst und niedergeschlagen an. Ich setzte mich auf die Stufen vor der Haustür und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Andrea setzte sich dazu und ließ ausreichend Platz zwischen uns. Ich zeigte mein Gesicht wieder und starrte fragend vor mich hin. Freundschaft? Das ging nicht mehr. „Du hast mir gesagt, dass du mehr von mir willst. Das ist ein absolutes Ausschlusskriterium für Freundschaft. Das kann und wird nicht gut gehen und jetzt sowieso nicht mehr. Es geht nicht. Und ich will es jetzt nicht mehr." erklärte ich ihr. Sie nahm es mit Fassung. Sie nickte sachte. „Schade. Aber das hab ich verbockt. Es tut mir leid. Ich wollte nicht das es so weit kommt, aber als ich dich so nah gespürt habe, hat etwas in mir die Kontrolle übernommen. Du warst so offen und so ehrlich und ich fand mich mit meinen Gefühlen wegen der Pressekonferenz in dir wieder. Ich hatte mich in meine Gefühle verrannt und meine Werte vergessen. Es tut mir leid. Das hätte alles so nicht kommen dürfen." Ich hörte ihre aufrichtige Reue und ich hatte keinen Zweifel daran, dass es ihr wirklich leid tat. Ich spürte ihre Wärme wieder, ihren Körper an den meinen gepresst. Diese Gedanken, die sofort ein Gefühl wieder auf den Plan riefen. Das genau war schon der Betrug. Ich musste diese Gedanken los werden, Andrea los werden. Sie würde immer wieder etwas in mir hervor rufen. Vielleicht hätte eine Freundschaft funktioniert, wenn wir und niemals berührt hätten. War es nur die Berührung? Was war es nur mit ihr? Ich liebte sie nicht, aber sie zog mich an. Eine Freundschaft konnte so nicht funktionieren. Es war zu spät. Außerdem wenn Franzi zurück käme und uns noch einmal miteinander sehen würde, hätte ich sie für immer verloren. „Warum zum Teufel warst du beim leo, was sollte das? War das Absicht?"bäumte ich mich noch einmal vor ihr auf. „Mein Nebenjob. Ich mache hin und wieder Securty bei Veranstaltungen. Ich hatte für den leo abgesagt, aber es hatte sich kein anderer gefunden. Sorry, für mich war es auch eine echt beschissene Situation." erklärte sie. Wir schwiegen. Sie hatte mir den Wind aus den Segeln genommen und in diesem Moment hatte ich keinen Grund mehr, mit ihr zu grollen.„Wir dürfen uns nie wieder sehen. Was es auch immer war. Wir waren beide extrem in unseren Gefühlen. Ich bin froh, mit dir über all das gesprochen zu haben. Aber du hast Recht, ich hätte das mit Franzi machen müssen, nicht mit dir. Ich werde alles tun, damit meine Freundin wieder zu mir zurück kommt. Ich bitte dich, fahr jetzt einfach." ich sah sie nicht an. Ich blieb nur noch sitzen um sicher zu gehen, dass sie mein Grundstück verließ und sich das Tor hinter ihr schloss. „Natürlich. Ich wünsche euch nur das beste. Machs gut." verabschiedete sie sich und stieg in ihren Wagen. Mit ihr schienen auch alle Berührungen, alle Anziehung und alles Gefühl, alle Wahrheit, die sie aus mir heraus gefordert hatte, ins Auto zu steigen. Sie schloss die Tür und es klang wie ein verschließen einer Tür, die sich nie hätte öffnen dürfen. Sie fuhr weg, das Tor schloss sich scheinbar mit lautem Nachdruck und ich hatte das Gefühl, dass damit auch das ganze Kapitel 'Andrea' seine Tore schloss.
Ich ging wieder zurück ins Haus und hörte mein Handy laut vor sich hin dudeln. Ich rannte los, aber ich kam zu spät. Ich hatte Madlin verpasst, nicht etwa Franzi, wie ich vermutet hatte. Ich wollte jetzt nicht mit ihr sprechen. Mein Blick fiel ohne Umwege wieder auf den Brief. Irgendwann würde ich ihn lesen müssen, ich konnte ihn nicht auf ewig dort unberührt liegen lassen. Mein Herz schlug sofort wieder schneller. Ich setzte mich an den Tisch und nahm ihn in die Hand. Eine Träne kündigte sich schon jetzt an.
Meine Shelly,
meine Liebe, meine Frau, mein Leben. So fühlte es sich an, noch vor ein paar Tagen. Aber das Bild hat einen Riss bekommen und ich bin nicht in der Lage ihn einfach zu übersehen.Bist du noch Shelly? Meine Shelly? Bin ich noch die Franzi, die ich war? Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll. Ich weiß, was ich fühlen will. Dich! Ich will wieder zurück, was wir hatten, aber es ist naiv zu glauben, dass das noch geht. Vielleicht geht es anders. Ich weiß es nicht. Ich weiß eines sicher, ich liebe dich. Das hat sich nicht verändert und es zerreißt mich.
Shelly, ich liebe dich. Ich hätte es nicht ertragen, wenn du mit am Flughafen gewesen wärst. Ich wäre nicht geflogen, aber das hilft mir nicht. Dich zu sehen überflutet alles in mir, macht mich blind für den Rest von mir. Ich muss wieder sehen können. Bitte lass mir Zeit. Ich muss mir klar werden, wie ich mit all dem umgehen kann. Sorge gut für dich.
In Liebe
Deine Franzi
„Ich liebe dich." rief ich unter Tränen. Meine Hände zitterten und tief in mir war ich mir sicher, das war nicht das Ende unserer Beziehung, aber der Beginn einer neuen Ebene. Dies war eine weitere Bewährungsprobe. So viel wir schon erlebt hatten, so wenig schmerzhaft waren die Krisen vorher. Mit dieser Schwang eine gehörige Portion Verletzbarkeit und Endlichkeit mit. Das zarte Pflänzchen Beziehung, das gehegt und gepflegt werden wollte. Ich hatte es missachtet, Franzi hatte mich missachtet und so war die Spirale geboren.
Mein Handy klingelte erneut. Madlin. Sie war manchmal wie die Wurzel eines Efeu. Fest im Griff und wenig nachgiebig, wenn sie etwas erledigen wollte. Ich hob ab. Ich weinte. Ich konnte nichts sagen, ich wollte nur jetzt nichts geschäftliches. Nur bloß das nicht. „Ich bin gleich bei dir." sagte sie und legte ohne jeglichen Kommentar wieder auf. Ich wollte protestieren, sie aufhalten, aber es war zu spät dazu. Es wäre sowieso ein unmögliches Unterfangen gewesen. Wenn Madlin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht auf zu halten. Wenn es um mich ging, um so weniger. Vielleicht war es gut so. Vielleicht sollte ich jetzt nicht alleine sein. Ich konnte eine tröstende Umarmung gebrauchen und bei Madlin war ich sicher. Ich würde mich bei ihr fallen lassen können. Ja, es war gut, dass sie auf dem Weg zu mir war.
©lialight
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Meet and love 2 (gxg)
RomanceMett and Greet mit Folgen... Franzi lernt auf einem Treffen ihren großen Star, Shelly, kennen und das Unerwartete geschieht. Die beiden verlieben sich ineinander und erleben einen kompletten Neubeginnn. Dies ist der zweite Band zu meiner Story "Meet...