Ich saß auf der Terrasse, meine Hände fest um meine Tasse geschlungen. Ich fühlte mich wie ein ausgewrungener Waschlappen. Ich war völlig fertig. Ich hätte es nicht zugeben wollen, aber einmal alles aus zu sprechen, was ich fühlte, war eine ungeheure Erleichterung. Diese Todesangst, die größer in mir war als ich es vermutet hatte. Ich hatte sie ausgesprochen. Trotz der Erleichterung war ich aber auch schockiert darüber, wie sehr ich aus der Fassung geraten war. Ich war gestern nicht mehr in der Wirklichkeit. Alles war wieder zurück, schrecklich real und brutal fühlbar. Das Gefühl hatte mich überrollt. Aber ich hatte es, entgegen meiner surrealen Angst, überlebt. Ich lebte immer noch. Ich mühte mich dennoch, wieder meine Fassung zu bewahren. Shelly hatte mich belogen und mich hintergangen, das verletzte mich wahnsinnig. Ich hatte ihr all mein Vertrauen geschenkt und sie hatte mich verarscht. Ich verstand was sie dazu erklärte, aber das machte es nicht besser. Es war nicht fair. Sie hätte das nicht tun dürfen. Ich fragte mich, wie ich es jemals wieder schaffen sollte, ihr voll und ganz zu vertrauen, so wie ich es vorher getan hatte. Ich zuckte zusammen, als ich mich erinnerte, dass ich ihr ein Ultimatum gestellt hatte. Ich hatte ihr angedroht mich zu trennen. Es erschreckte mich selbst, aber ich dachte wirklich darüber nach. War das ein Grund für eine Trennung? Ich fragte mich, ob ich damit überzogen reagierte oder es gerechtfertigt war. Sie hatte mir gesagt, dass sie sich nicht geküsst hatten und nicht miteinander geschlafen hatten, hatte ich dann das Recht, ihr einen Betrug übel zu nehmen? Mein Kopf argumentierte hin und her. Andrea hat sie angefasst, hat sich ihr genähert. Ich sah sie vor mir. Ihre Hände auf dem Körper meiner Freundin. Sofort kochte ich innerlich über und hatte alle Mühe nicht in einen Wutausbruch zu verfallen. Ich wollte wirklich weg hier, ich wollte nach Deutschland, zu Sandrine. Sandrine, die inzwischen wieder gut angekommen war. Ich fand es entsetzlich, dass sie so weit weg war. Ich hatte so sehr das Bedürfnis zu ihr zu fliegen, der Situation zu entfliehen, Abstand gewinnen, reflektieren können, was um mich geschehen war.
Shellys Handy klingelte. Sofort fiel es mir wieder ein. Sie hatte heute ein Meeting mit Madlin im Plan, wegen dem Ablauf beim leo award. Ich hatte ihre Termine alle im Kopf und war mir sicher, dass Shelly sich nicht mehr daran erinnert hatte. Kurz drauf hatte ich sie telefonieren hören. So sehr ich mich auch bemühte, nicht hin zu hören, nicht zu lauschen, ich tat des dennoch. Zu sehr hielt mich das Misstrauen dazu an, vermeintliche Kontrolle zu bewahren. Kontrolle darüber, ob sie mit ihr telefonierte. Aber so respektlos würde sie nicht sein. Darin war ich mir sicher. Aber konnte ich mir tatsächlich noch sicher sein, jetzt wo ich wusste, dass sie mich betrogen hatte, zumindest emotional? Ich konnte nicht anders. Meine Ohren waren auf höchstem Empfangsniveau. Sie stand in der Küche und war damit zu weit weg. Ich konnte nur ein paar Fetzen hören, nahm aber sofort wahr, dass sie mit Madlin sprach. Ich war unendlich erleichtert, dass sie mich in diesem Moment nicht enttäuschte. Sie hatte nicht mit Andrea gesprochen. Alles andere war mir egal, aber nur nicht Andrea. 'Madlin ich kann nicht', 'können wir nicht Morgen..', 'verfluchte Presse, ich hasse es', waren die Fetzen, die bei mir ankamen. Ich fragte mich unweigerlich, ob sie mir auch von Andrea erzählt hätte, wäre dieses Foto nicht aufgetaucht. Ich wusste es nicht und das tat mir weh. Ich wusste es einfach nicht mehr. Mein Bild von Shelly hatte sich verschoben und wollte sich nicht wieder zurecht rücken. Ich wusste nicht, wie ich künftig damit umgehen sollte.
Shelly kam nach draußen und setzte sich an den Tisch. „Hättest du es mir auch gesagt, wenn dieses Foto nicht aufgetaucht wäre?" fragte ich direkt auf sie ein, was ich wissen wollte. Ohne den Hauch eines Zögerns antwortete sie: „Ja." Ich nickte und musste meinen Glauben, dass sie es nicht getan hätte über Bord werfen. Ich glaubte ihr und das war ein verdammt gutes Gefühl. Ich glaubte ihr, dass sie es mir gesagt hätte. „Franzi, ich will dich nicht verlieren. Sag mir was ich tun soll, was brauchst du von mir? Ich habe dich nicht betrogen und werde das niemals tun, dessen bin ich mir sicherer denn je." Sie wirkte sehr geklärt und aufrichtig. Sie kam auf mich zu und kniete sich vor mich. Sie legte ihren Kopf auf meinen Schoß und umfasste meine Beine. „Bitte, verzeih mir." flehte sie und ich fühlte wie alles in mir auf Liebe eingestimmt war. Ich liebte Shelly. Ich streichelte ihr über den Kopf und war berührt. Sie berührte mich so tief in meinem Herzen. Gleichzeitig machte es mich wahnsinnig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich das mit Andrea klar kriegen sollte. Sie hatte eine Wunde hinterlassen, die Zeit brauchte zum Heilen. Sie hob ihren Kopf und Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Verzeih mir." hauchte sie erneut mit abgebrochener Stimme. Ich legte meine Lippen sanft auf ihre. Ich küsste sie, was mir leichter fiel, als etwas zu sagen. Warum nur verschlug es mir immer wieder die Sprache.
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Meet and love 2 (gxg)
RomanceMett and Greet mit Folgen... Franzi lernt auf einem Treffen ihren großen Star, Shelly, kennen und das Unerwartete geschieht. Die beiden verlieben sich ineinander und erleben einen kompletten Neubeginnn. Dies ist der zweite Band zu meiner Story "Meet...