Kapitel 25

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Der Tag war gekommen, der leo award stand vor der Tür. Der ganze Tag würde sich nur darum drehen, das wir uns vorbereiteten. Vier Stunden vor Beginn würden wir unseren entscheidenden Auftritt auf dem roten Teppich haben und ab dann würde es für uns bedeuten, allen Gerüchten zum Trotz zu handeln. Ich war mir sicher, es würde mir alles abverlangen, ich würde zu keiner Sekunde nachlassen dürfen, bei den unzähligen Kameras, würde sicher eine davon das mit bekommen. Außerdem würden Shelly und ich sowieso unter Beobachtung stehen, jeder würde nur danach lechzen, die top Trennungsstory, unterstützt mit Fotos, auf denen ich oder Shelly traurig gucken veröffentlichen zu können. Es zog mir jetzt schon innerlich alles zusammen, ich hätte am liebsten alles abgesagt und wäre sofort geflogen. Aber ich hatte meine Unterstützung zugesagt und was ich versprach, das hielt ich auch. Ich war auch stolz, dass Shelly nominiert war, als beste Schauspielerin und die Serie als beste TV Serie, wenngleich es auch getränkt war mit Bitterkeit. Zu sehr hätte ich es gerne genossen und tatsächlich voller Freude an der Seite meiner Freundin diesen Abend verbracht. Aber das ging nicht mehr. Ich konnte einfach nicht über meine Verletzung hinweg gehen und wieder alles in Harmonie sein lassen. Dazu hatte es zu weh getan. Ich hasste es, dass es weh tat. Warum konnte ich nicht einfach glauben, dass da nichts war und irgendwo in mir tat ich das, und alles war wieder beim Alten? Ich hatte nach dem Tötungsversuch nicht geglaubt, dass uns irgendetwas oder irgendwer mehr etwas anhaben könnte. Aber seit Andrea aufgetaucht war, wurde ich in diesem Glauben tief erschüttert und leider auch in meinem Wissen, wurde ich eines besseren belehrt.

Ich hatte seit diesem Tag nicht viel gegessen, ich konnte einfach nicht. Ich fühlte mich geschwächt. Ich hatte mit Sadrine gesprochen und ihr alles erzählt. Sie war erschüttert und entsetzt und sofort einverstanden, dass ich zu ihr fliegen und ein paar Tage bei ihr bleiben würde. Sie hatte mich sehr eindringlich hinterfragt, ob ich mir das wirklich antun wollte, dieses Schauspiel an diesem Abend durch zu ziehen. Aber ich wich nicht ab von meinem Versprechen. Shelly hatte den ganzen gestrigen Tag versucht, alles tu tun, damit es mir gut ging. Dabei sah sie selbst alles andere als gut aus. Sie war besorgt und ich glaubte ihr, dass sie sich selbst dafür verurteilte, dass unsere Beziehung jetzt so war, wie sie war. Wir schwiegen, redeten, schwiegen wieder, näherten uns körperlich, aber vor allem ich war blockiert. Das Bild von Andrea schob sich immer wieder dazwischen wie ein Mahnmal, dass sich nicht vollends aus unserer Beziehung verabschiedet hatte. Ich liebte Shelly und wollte auch wieder vertrauen zu ihr finden, aber in diesen Tagen tat ich mich unendlich schwer damit. Ich musste diese Frau vergessen und ich brauchte die Gewissheit, Shelly's Treue sicher zu sein. Ich hatte keine Ahnung wie das funktionieren sollte, aber ich wusste, ich brauchte Abstand und doch suchte auch ich immer wieder ihre Nähe. Ich brauchte Sandrines Rat, ich wollte das alles mit ihr reflektieren, klar kriegen, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Das war der Anker, an dem ich mich hielt und der mir die Sicherheit gab, dass ich diesen Tag überstehen würde.

Ich hatte im Gästezimmer übernachtet und quälte mich in die Küche, wollte mich zwingen, mir zumindest eine Scheibe Brot runter zu zwingen. Shelly hatte sich bereits um Frühstück gekümmert, obwohl ich auch bei ihr beobachtete, dass sie sich sichtlich schwer tat. Es war einfach schrecklich. Ich litt und Shelly litt und ich hatte das Gefühl, all das würde auf meinen Schultern lasten. Das stehen und fallen unserer Beziehung allein in meinen Händen. Shelly gab mir nicht das Gefühl, aber ihre Bemühungen, ihre Fürsorge und ihre Trauer über unser derzeitiges existieren, legten zunehmend mehr Erwartungen und Last auf meine Schultern. Ich wollte mich nur zurück ziehen. Für mich sein und mich selbst tatsächlich hinter fragen können, ob ich in der Lage war, wieder mein Vertrauen zu ihr zu gewinnen. In ihrer ständigen Anwesenheit, war das für mich beinahe unmöglich. Denn wenn ich sie sah, überwog vor allem das Gefühl von Liebe und Sehnsucht nach ihr. Und doch zur selben Zeit wieder Abscheu, wenn sich Andrea in die Gedanken mischte. Wir kauerten am Tisch und fanden beide keine Worte, um in ein ungezwungenes Gespräch zu finden. Shelly stellte uns einen Kaffee hin und ihre Hand suchte die meine. „Schatz, wenn es nicht geht, du kannst jederzeit abbrechen und fahren, okay?" Ich verstand ihr selbstloses Angebot, aber klar war auch, würde das passieren, würde die Hölle brennen. „Das wäre eine Katastrophe, das weißt du." antwortete ich ihr Klartext. „Ich würde sie in Kauf nehmen, wenn ich mir sicher wäre, dass es dir damit besser geht." Sie klang besorgt und liebevoll. Für einen Moment glaubte ich, in ihr diejenige zu sehen, die am Ende doch noch das ganze abbricht. Sie trauerte und ich tat es auch. „Wir ziehen das jetzt durch, hörst du." sagte ich ihr etwas schroff und spürte, wie es mir selbst Sicherheit gab. Sie nickte betreten.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt