Kapitel 5

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Wir hatten unser abendliches Quartier auf der Terrasse aufgeschlagen und Sandrine sprudelte ohne Unterlass, wie toll es doch war. Shelly und ich schmunzelten uns immer wieder zu. Ich hatte meine Freude daran, dass sie so fröhlich war und sah mir geduldig auch die gefühlten hundert Millionen Fotos an, die sie gemacht hatte, gekrönt von einem Selfie von uns dreien. Es war nicht langweilig, sie hatte wirklich tolle Bilder geschossen. Shelly hatte sich entspannt zurück gelehnt und beantwortete alles was Sandrine noch an Fragen hatte. Unsere Gläser waren leer und ich fragte in die Runde, wer was zu trinken haben wolle. Shelly und ich blieben bei unserer Saftschorle. „Ich würde ein Bier nehmen." sagte Sandrine und natürlich war ich eine gute Gastgeberin und holte ihr eines.

Ich betrat die Vorratskammer und nahm eine Flasche aus dem Kasten. Dabei hatte ich den Eindruck, dass er leerer war, als ich ihn zuletzt gesehen hatte. Ich konnte mich auch täuschen, ich war mir nicht sicher und tat den Gedanken damit ab, dass wir vielleicht mehr getrunken hatten als ich erinnern konnte. Ich spürte, dass ich Sandrine das Bier nur widerwillig brachte. Ich machte mir Gedanken darüber, dass seit ihrer Ankunft kein Tag vergangen war, der ganz ohne Alkohol ausgekommen war. Ich tat ihn jedoch mit meiner übertriebenen Moral ab. Zumindest versuchte ich das. Denn es gab dieses Gefühl in mir, dass mir sagte, dass etwas nicht in Ordnung war. Vielleicht weiblicher Instinkt gepaart mit freundschaftlicher Liebe. Was auch immer mich zur Aufmerksamkeit anhielt, es machte sich mehr und mehr in mir breit.

Nach ihrem Bier verabschiedete sich Sandrine zur Nacht: „Das waren so viele tolle Eindrücke heute. Ich bin echt erledigt. Schlaft schön." sagte sie und wir wünschten ihr ebenfalls eine schöne Nacht. Shelly und ich krochen gemeinsam in unsere Kuschelwiese in Form einer Muschel. Ich legte mich in ihre Arme und lauschte ihrem Herzschlag. Ich streichelte sie am Bauch, sie meinen Kopf. Es war still und ich genoss es, meinen Atem dem ihren anzupassen. „Ich liebe dich." hauchte sie in die Stille und zog mich fest an sich. Ich stützte mich auf und küsste sie zärtlich. „Ich dich auch." bestätigte ich lächelnd. Unweigerlich kam mir Sandrine in den Kopf. „Schatz, findest du Sandrine trinkt zu viel?" fragte ich direkt heraus, was mich beschäftigte. „Was?" fragte Shelly entsetzt und runzelte überrascht die Stirn. „Ich weiß auch nicht. Jeden Tag hat sie jetzt was getrunken." versuche ich in Worte zu fassen, was sich in mir als Gefühl aufgetan hatte. „Aber trinkt sie denn so viel? Heute hat sie nur ein Bier getrunken, oder?" Versuchte Shelly Fakten zusammen zu tragen. „Ja, heute war es nur eines. Das ist so ungewohnt an ihr. Gestern wars schon mehr und vorgestern." „Nun ja, vorgestern haben wir uns ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wir waren alle betrunken." Ich nickte verlegen und fragte mich ernsthaft, ob ich das Ganze vielleicht doch zu streng und ernst betrachtete. „Du meinst, ich sehe das zu übertrieben?" fragte ich. „Ja, sie hat Urlaub und ist sicher froh, dass sie mal nicht fahren muss, da kann ich verstehen, dass sie auch mal Spaß daran hat, etwas zu trinken. Und heute war sie ja wirklich überhäuft mit Eindrücken. Mach dir keine Gedanken. Sie ist eine erwachsene Frau und weiß was sie tut." Da musste ich Shelly zustimmen und vielleicht war alle Sorge auch wirklich überflüssig, aber etwas störte mich doch. „Du findest es okay, dass man zu viele Eindrücke verarbeitet, in dem man sich einen säuft?" Shelly runzelte die Stirn und sah mich an. „Wie kommst du denn jetzt da rauf?" fragte sie mich. „Na ja, es klang grade so komisch entschuldigend." antwortete ich ihr. Sie verstand was ich meinte und richtete sich nun auf, um mir zu erklären, was sie meinte. „Ich kann verstehen, was es heißt, ein zu viel an Eindrücken zu haben. Als meine Karriere begonnen hatte, konnte ich nicht verarbeiten, auf der Straße umringt von Menschen und Aufmerksamkeit zu sein und sobald ich mein Zuhause betrat, herrschte Einsamkeit, Stille und ein großes schwarzes Loch. Das war ein totales Ungleichgewicht, in dem mein Leben hin und her pendelte. Bis es geradezu weh tat, diese groben Wechsel. Hinzu kam, dass ich kaum mehr jemandem traute und glaubte nur meines Ruhmes wegen gemocht zu werden. Und dann kam einer, der mir auf einer Party einen Joint hin hielt. Ich zog daran und spürte sofortige Wirkung. Mein Verstand setzte aus und ich weiß heute, dass vor allem mein Gefühl außer Gefecht gesetzt war. Ich musste nicht spüren, was in mir vorging. Eine bleierne Müdigkeit legte sich darauf. Ich rauchte dann eine Zeit lang immer häufiger. Dann lernte ich Ember kennen und ließ mich auf sie ein. Ich rauchte noch mehr, um die Angst nicht zu spüren, dass jemand etwas von uns mitkriegen könnte. Fatal daran ist nur, dass auch freudvolle Gefühle zu viel werden und die auch nicht mehr erträglich sind. Also hab ich sie abgetan mit 'ganz nett' und mich von ihr getrennt. Sie war es, die mir den Kopf gewaschen hat und mir klar gemacht hat, dass ich mich betäube und im Grund gar nichts mehr spüre. Weder gute Gefühle noch schlechte Gefühle. Ich bin ihr dankbar, denn ich hab das Zeug nie wieder angerührt. Wir sind noch in gutem Kontakt heute, eine Beziehung war aber nicht mehr Thema zwischen uns. Was ich damit sagen will ist, dass ich glaube, dass viele Menschen trinken oder Drogen nehmen, um nicht mehr zu spüren und irgendwann ist es eben egal, was für ein Gefühl es ist. Keines davon ist mehr erträglich, ist man erst mal in dem Strudel drin, und man betäubt sich dann immer mehr. Ich kann es nachvollziehen, habe mich damals aber dafür entschieden, all diese Dinge zu spüren. Auch wenn es manchmal unglaublich weh tut, so ist es aber doch lebendig und ich will leben und ich bin froh, dass ich das entschieden hatte, bevor es zur Sucht geworden war., die mich in ihrer festen Hand hatte." Ich war gerührt von dem was sie mir sagte und meine Sinne waren auf Hochspannung geschaltet. Ich war überrascht und gleichermaßen sehr stolz aufs sie, dass sie mir dieses Geständnis macht und das sie es geschafft hatte, damit auf zu hören. Ich hatte keine Worte dafür. Ich hatte nur unglaublich viele Gefühle in mir. Ich drehte mich um und legte mich auf sie. Ich hakte meine Finger in die ihren und drückte sie auf die Matte zurück. Ich küsste sie mit aller Liebe und Leidenschaft, die in mir tobten und ihr ganz eigenes Ballett aufführten. Unter Küssen schlängelte sich ihr Körper unter dem meinen, während ich ihre Hände über dem Kopf hielt und ihr keine Möglichkeit ließ, sich zu befreien. „Oh Gott, was hätte ich verpasst, wäre ich immer noch betäubt. Du bist einfach unglaublich." hauchte sie an meinen Hals, den ihr fordernd hin streckte. Wir spürten unsere Körper aufeinander, Haut an Haut und wie eine stille Verabredung, ließen wir unsere Sinne unserer beider Sein aufnehmen. Wir streichelten uns und ich saugte die Schönheit ihres Körpers und ihres Wesens tief in mich auf.

©lialight

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt