Kapitel 26

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Ich schaute mich noch einmal um. Das war der absolute Supergau. Andrea hier, sie und ihre Kollegen sorgten für die Sicherheit. Warum hatte sie mir das nicht gesagt? Sie hätte mich darauf vorbereiten sollen. Das durfte nicht sein. Warum musste ausgerechnet sie hier stehen. Sie hätte es mir sagen müssen. Aber wann hätte sie das tun sollen. Wir redeten nicht mehr miteinander. Vielleicht war sie auch nur kurzfristig eingesprungen. Bei allen Erklärungen, die mein Gehirn sich zurecht suchte, war es unerheblich. Ich musste mich damit arrangieren, dass sie anwesend war. Es tat mir für Franzi unfassbar leid. Das sie das jetzt auch noch aushalten musste. Andrea hatte sich entschuldigt und ich war mir sicher, dieses 'sorry' gehörte Franzi nicht mir. Dennoch machte es die Situation nicht besser. Ich sah mich um, wollte wissen, ob sie draußen geblieben war. Aber das war sie nicht. Jetzt stand sie im Festsaal an der Tür, die Sonnenbrille immer noch auf und machte keine Anstalten, sie aus zu ziehen. Sie musste an diesem Abend alles tun, um nicht entdeckt zu werden, als die Frau auf dem Foto. Ich fand es unmenschlich vom Leben, dass es uns diese Herausforderung auch noch an tat. Ich fasste Franzis Hand und küsste sie. Sie wirkte stark und unerschütterlich. Sie war wunderschön und ihre Augen funkelten. Sie machte den Anschein, als hätte sie Andrea nicht bemerkt oder sie wollte sie nicht bemerken. Ich begrüßte den Regisseur und Produzenten und selbst zwei unserer Autoren der Serie waren da und saßen hinter uns. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch sie den verdienten leo gewinnen würden. Franzi begrüßte sie ihrerseits und alle zollten uns den Respekt, nicht nach unserem Privatleben zu fragen.

Die Verleihung begann und der Moderator führte durch den Abend. Die Ablenkung half, ein gute-Laune-Gesicht aufrecht zu erhalten. Immer wieder fasste ich Franzis Hand, suchte ihre Nähe. Ich wollte mich viel lieber mit ihr zurück ziehen, um sie kämpfen, alles dafür tun, dass sie mir wieder vertraute. Ich würde ihr nie wieder gut machen können, dass sie sich zu diesem Abend und dieser Maskerade eingelassen hatte. Sie schien den Abend aber auch zu genießen. So viele Stars auf einen Haufen und der Glamour drumherum. Ich war mir sicher, dies war das mindeste, was an diesem Abend für sie heraus springen musste. Ich musste und wollte ihr den Himmel auf Erden bereiten.

Nach fasst einer Stunde war es soweit. Die nominierten Serien und ausschnitte wurden gezeigt. Ich spürte, wie mein Herz schlagartig hundert Schläge mehr in der Minute produzierte. Es war verrückt, aber das Lampenfieber hatte voll zu geschlagen. Ich zitterte und flehte gleichzeitig zum Himmel, dass niemand meine Aufregung bemerken würde. Jetzt war es Franzi, die meine Hand fasste. Sie hielt sie fest, schien Stärke in mich ein zu flössen. „Und der Gewinner ist...", ein schier unerträglicher Moment der Stille, bis der Name unserer Serie fiel. Franzi strahlte und ich küsste sie, bevor ich mit den anderen auf die Bühne trat. Unter tosendem Applaus sollte ich als erste etwas sagen.„Ich danke den Fans und meinem unglaublichen Team, ohne die dieser Erfolg gar nicht möglich wäre. Danke." sagte ich kurz und überließ den anderen das Mikrofon. Sie bedankten sich etwas ausführlicher und wir wurden wieder verabschiedet.

Als ich wieder neben Franzi saß, musste ich durchatmen und meinen Puls bewusst wieder runter fahren. Doch mir blieb kaum die Zeit dazu. Die nächste Nominierung folgte sofort. Der leo in der Kategorie 'beste Schauspielerin in einer TV Serie'. Tatiana Maslany betragt die Bühne und war Laudatorin für diese Kategorie. Sie hatte den leo im Jahr zuvor gewonnen für ihre außergewöhnliche Leistung als beste Schauspielerin in Orphan black. Ich bewunderte sie sehr dafür und sie hatte den Preis mehr als verdient. Heute sollte sie ihn also übergeben. Sie gestaltete eine kurze, aber witzige Rede und schon wurden die Serienausschnitte gezeigt. Mit mir nominiert waren Erin Karpluk und Rachel Nicols. Ich war so schrecklich aufgeregt, dass ich mir schon wünschte, eine andere würde den Preis gewinnen, um nicht wieder da hoch zu müssen. Dann folgte er wieder, dieser entsetzlich lang scheinende Moment. „Die Gewinnerin ist..." und das fiel er auch schon, mein Name. Franzi riss es glatt aus ihrem Sessel. Sie zog mich hoch voller Stolz und küsste mich, noch ehe ich klar hatte, was da gerade passiert war. Ich wurde gedrückt, meine Schulter wurde getätschelt und ich steuerte erneut auf diese Bühne. Mir zitterten die Knie. Bloß nicht fallen, betete ich auf meine Beine ein. Ich hatte hunderte Mal im Geiste durchgespielt, wie es wäre, den leo zu gewinnen. Ich war nicht wirklich darauf gefasst, dass es passieren würden. Das alles hier spottete allen Gedanken, die ich mir dazu gemacht hatte. Mir rauschte das Blut durch die Adern. Mein Herz pochte lauter als die Musik, die ertönte.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt