Kapitel 11

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Ich konnte nicht beschreiben, was da in mir vorging. Aber es fühlte sich bis zur Verdammnis überhaupt nicht gut an. Ich hatte einen Schmerz der Eifersucht in mir, der mich alle Höflichkeit gegenüber Sandrine vergessen ließ. So etwas hatte ich noch nie empfunden. Shelly hatte einen sichtlich unverständlichen Ausdruck im Gesicht. Offenbar hatte sie kein Gefühl dafür, wie es mir damit ging, wenn sie sich mit dieser unverschämt schönen Frau traf. Wir beschlossen in den hinteren Teil des Gartens zu gehen und dort miteinander zu sprechen. Ich ging rasend vor Eifersucht voraus, während Shelly mir hinterher schlich mit gesenktem Blick. „Warum triffst du dich mit dieser Frau, ohne mir etwas davon zu sagen?" schrie ich los. „Hey, komm mal runter. Das war ein spontanes Treffen, ich wusste das heute Morgen auch noch nicht." versuchte sie zu bagatellisieren und die gereizte Stimmung auf ein normales Niveau zu bringen. Es gelang ich nicht, es machte mich noch wütender und Shelly wirkte etwas hilflos. „Du hättest es mir sagen müssen." bestand ich darauf, im Recht zu sein. „Aber Schatz, sie hat angerufen und wir haben uns verabredet auf einen Kaffee nichts weiter." Shelly versuchte mich in den Arm zu nehmen, aber das ging überhaupt nicht und ich löste mich sofort wieder. „Deine Nummer hat sie also auch schon." kommentierte ich süffisant. „Franzi, was ist denn los mit dir? Sie ist einfach eine Bekannte und ja vielleicht sogar eine Freundin. Warum machst du so einen Aufstand darum?" Die Worte schienen ein Verbot zu haben, in meinem Gehör an zu kommen. „Weil sie zu schön ist, um nur eine Freundin zu sein." schrie ich aus mir raus. Was für ein peinlicher Satz. Meine Eifersucht wisch einen unbändigen Scharm, die sich nur all zu gerne ein Erdloch gebuddelt hätte, um darin auf nimmer Wiedersehen zu verschwinden. Shelly wirkte deutlich verständnisvoller. „Darum geht es also? Weil sie schön ist?" Wie ein trotziges Kind verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und blickte mit Wut verzogener Stirn zu Boden. Shelly ließ es sich nicht nehmen, mir wieder körperlich näher zu kommen. Sie legte ihren Zeigefinger unter mein Kinn und forderte meinen Blick ein. Zu meinem Erstaunen, wirkte sie sehr gerührt. „Du bist total eifersüchtig." „Zu Recht." polterte ich. „Hast du Angst, ich könnte sie schöner finden als dich?"Autsch, diese Frage fuhr mir unversehens mitten rein in die Magengrube. Das genau war der Punkt und wenn ich Shelly so hörte, fand ich mich selbst plötzlich total lächerlich. Gleichzeitig aber tat sich eben auch ein altes Gefühl von hässliches-Endlein wieder auf. Es riss mich hin und her, zwischen diesen beiden Gefühlen. Shelly verschmolz Butter weich und liebkoste mich. Trotzdem konnte ich den Rest der Eifersucht nicht ganz beruhigen. Ich konnte und wollte nicht antworten auf ihre Frage, da überwog zu sehr, dass ich selbst es albern fand. „Ich habe es dir schon im Krankenhaus gesagt und ich sage es dir jetzt noch ein mal und meinetwegen auch noch hunderte Male. Ich liebe dich, Franzi, und nur dich. Und wenn die schönste Frau der Welt vor der Tür stehen würde, würde ich sie kennen, denn das bist du." Ich kam nicht umhin, dass ich das unendlich schön fand, was sie da gesagt hatte. Innerlich war ich bereits wieder auf absolutem Liebeskurs mit meiner Shelly, aber äußerlich musst ich noch etwas meiner Eifersucht Nachdruck verleihen. „Ich wünsche mir, dass du mir in Zukunft sagst, wenn du sie triffst." Shelly lächelte, ich hatte es offenbar nicht ganz geschafft, den Trotzkopf aufrecht zu erhalten. „Ja, versprochen. Lass uns gemeinsam mit ihr treffen, du wirst sehen, sie ist echt in Ordnung. Und nebenbei hat sie uns das Leben gerettet. Ich finde sie hat eine Chance verdient." Das hatte ich nun völlig ausgeblendet, jetzt war mir mein Ausbruch so richtig peinlich. Nicht ein Fetzen meines Starrsinns konnte jetzt mehr in meinem Gesicht bleiben. „Stimmt." gestand ich kleinlaut. „Es tut mir leid Schatz, ich hatte wirklich keine Ahnung, dass dich das so ärgert. Friede?" fragte sie und hielt mir amtlich ihre Hand hin. Ich schubste ihre Hand zu Seite, trat auf sie zu und küsste sie mit all meinen Sinnen. Ich hielt sie so fest ich konnte, wie zum Beweis, dass sie zu mir gehörte und ich nicht zulassen würde, dass sich jemand zwischen uns stellte. Ein leises 'Aua' erinnerte mich daran, mit Shellys Wunde noch etwas vorsichtig um zu gehen. „Komm, lass uns zu Sandrine gehen, die arme." kicherte Shelly. „Ja, du hast Recht. Ich sollte mich bei ihre entschuldigen." gestand ich. „Gott, mein Schatz ist eifersüchtig. So was habe ich noch nie erlebt. Ich muss zugeben, das schmeichelt meinem Ego." scherzte Shelly. „Mach dich nicht lustig über mich." sagte ich wieder etwas düster. „Das mache ich nicht, glaub mir. Es ist einfach nur so schön, dein lieben zu spüren. Du bist einfach die Beste." sagte sie und zog mich noch einmal an sich, küsste mich, während wir auf die Terrasse zu traten, wo Sandrine es sich gemütlich gemacht hatte. „Na? Wieder ausgesöhnt?" fragte sie und zwinkerte uns wohlwollend zu. „Ja." gestand ich kleinlaut mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. „Na ein Glück. Ich dachte schon, ich muss jetzt einen auf Verzeih mir Vermittler machen." lachte sie. Sie war sichtlich heiter. „Sorry, wollte dich nicht so stehen lassen." entschuldigte ich mich bei ihr. „Schon okay, was geklärt werden will, muss geklärt werden." erklärte sie feierlich, als hätte sie ein Vorstandssitzung beendet. „Richtig." bildete Shelly das lachende Schlusswort. Es grummelte immer noch etwas in mir, aber Shelly tat alles, um mir zu zeigen, dass ich irrte. Sie zog mich in ihre Arme, wo ich wohlig verweilte. Wir saßen noch einige Zeit draußen, bis uns die kühle Luft nach drinnen scheuchte. Wir fanden kaum ein Ende an diesem Abend. Wir lachten und Sandrine sang. Ich hatte den Eindruck, je später der Abend wurde, desto lockerer und fröhlicher wurde sie. Dabei trank sie wie wir Wasser und Schorle. Es konnte nicht am Alkohol liegen, was mich doch sehr beruhigte und mir versicherte, dass sie nicht deshalb so gut drauf war. Ich war auch beruhigt und sicher, dass sie mir meinen Ausraster nicht übel genommen hatte. „Warum hast du eigentlich keinen Freund. Du bist so eine tolle." fragte Shelly ins blaue hinein und im Nu brach alle Stimmung bei Sandrine ab. Das war mir mehr als unangenehm und ich löste mich aus ihren Armen. „Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten." ergriff sie sofort wieder das Wort. „Schon okay." antwortete Sandrine und es kostete sie sichtlich Kraft, den Stimmungseinbruch zu überspielen. „Ich weiß auch nicht genau, woran es liegt. Es gibt so wenig gute Männer und den einen guten, den ich hatte, der ist eben nicht mehr da. Ich hab wohl zu hohe Ansprüche." kommentierte sie lapidar. „Suchst du denn aktiv?" fragte Shelly mutig voran. Ich erinnerte mich, dass Sandrine mich schon hatte abblitzen lassen, als ich das Thema hinterfragte und war versucht, Shelly zu unterbrechen. Aber es reizte mich, ob Sandrine sich öffnen würde. Ich wollte wissen, was mit meiner Freundin los war. „Naja, das ein oder andere Date habe ich schon hinter mir, aber es war einfach noch nicht der Richtige dabei. Aber der wird schon noch kommen. Wollte ihr noch was trinken? Ich geh was holen." wimmelte sie auch Shelly ab und lächelte und lachte wieder gekonnt gut gelaunt. Sie verschwand in der Küche und Shelly und ich konnten unser Mitgefühl nicht unterdrücken. Unsere Blicke tauschten sich wortlos aus. Ich war beunruhigt. Ich erkannte meine Sandrine nicht wieder. Einer gefühlten Ewigkeit kam sie zurück und verabschiedete sich. „Ich geh schlafen. Ich bin wirklich müde jetzt." sagte sie und nach einem gegenseitigen guten Nacht Wunsch, ging sie nach oben.

„Gott, wie peinlich. Da hab ich wohl ein ganz heikles Thema angesprochen." geißelte Shelly sich selbst. „Keine Sorge, bei mir hat sie auch schon ähnlich reagiert. Ich kenne sie so gar nicht. Irgendetwas stimmt da nicht. Das habe ich die ganze Zeit im Gefühl. Ich verstehe nicht, warum sie sich mir nicht anvertraut. Das hat sie doch sonst immer getan. Das macht mich traurig." erklärte ich und Shelly nickte nachdenklich.

Wir saßen nur noch kurz schweigend zusammen und gingen dann auch zu Bett.

Mitten in der Nacht, wurden wir beide durch lautes klirren von Glas aus dem Schlaf gerissen. Shelly hatte es hoch gerissen, was sie sofort mit einem Schmerz verzerrten Gesicht, einem Griff an ihren Bauch und einem „Aua." zusammen fahren ließ. „Schatz alles okay?" sorgte ich mich sofort um sie. „Ja, geht schon. Was war das verdammt." sagte sie vom Schmerz gereizt. „Keine Ahnung." sagte ich, während ich aus dem Bett aufstand. Auch Shelly quälte sich hoch und folgte mir.

Ich trat an Sandrines Tür und vernahm ein Gerumpel und ein vor sich hin Gerede. Ich klopfte und öffnete die Tür. Es war dunkel. Ich machte das Licht an und was ich da sah, ließ mir den Atem gefrieren. Sie robbte sich am Boden lang und versuchte die mindestens sechs Bierflaschen auf zu raffen, die sie zuvor umgeworfen hatte. Ich war nicht fähig, mich zu bewegen oder zu reagieren. Ich stand wie angewurzelt da, während Sandrine gequält den Blick zu mir anhob. „Oh tschuldigung." lallte sie und war offensichtlich nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Shelly war inzwischen ebenfalls im Zimmer und stürzte gleich auf sie zu. „Sandrine." rief sie. „Was machst du da?" Als Sandrine sie erblickte, packte sie sichtlich die Wut. „Fass mich nicht an." keifte sie. „Du bist Schuld." brabbelte sie vor sich hin. „An was bin ich Schuld." wollte Shelly wissen und doch klang ihr Ton so, als wollte sie es lieber nicht wissen. „Du hast sie mir weg genommen. Meine beste Freundin und die einzige, die ich noch hatte. Wegen dir bin ich jetzt ganz alleine." wetterte sie und weinte und versuchte alles, um sich wieder in eine aufrechte Position zu bringen. Shelly traf das sehr. Ich konnte sehen, wie sich die Verletzung in ihr auf tat. Es wandelte sich in Wut und sie stapfte aus dem Zimmer: „Was ist denn das für ein scheiß Abend heute." fluchte sie und ich war mir sicher, es hatte keinen Sinn, sie auf zu halten. Ich machte mich daran, Sandrine auf zu raffen und ins Bett zu schieben. „Sie ist Schuld." wiederholte sie immer wieder und schlief schon halb ein dabei. Ich deckte sie zu und schaffte die Flaschen aus dem Zimmer.

Ich legte mich zu Shelly und umarmte sie voller Liebe. „Nimm sie nicht ernst. Sie weiß nicht was sie sagt und Unsinn ist es auch noch. Ich liebe dich, deshalb bin ich hier. Da gibt es gar keine Schuld." redete ich auf Shelly ein. Sie drehte sich zu mir um und nahm mich in den Arm. „Ich weiß, aber das war trotzdem ein Schlag ins Gesicht. Und ich glaube, du hast Recht. Sandrine hat ein Alkoholproblem. Oder zumindest ein Problem, was sie mit Alkohol versucht zu stillen." Ich spürte, wie die Trauer in mir hoch kroch und mir die Tränen in die Augen jagte. Ich musste weinen. „Mach dir keine Sorgen. Sprich Morgen mit ihr. Vielleicht ist es doch weniger schlimm als es eben aussah und wir können ihr helfen." beruhigte mich Shelly und in Innigkeit schafften wir es dann irgendwann auch in den Schlaf.

©lialight

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt