Kapitel 9

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Ein neuer Tag war angebrochen und ich hatte beinahe kein Auge zu bekommen. Die erste Nacht ohne meine Shelly neben mir. Die erste Nacht vollkommener Stille. Erdrückender Stille. Ohne das gewohnte, sanfte Atmen in meinem Ohr. Ohne suchende Hand, die in Träume verschlungen meine Nähe suchte. Ich konnte es kaum mehr erwarten sie ab zu holen. Ich musste mir sicher sein, dass es ihr gut ging. In Windeseile machte ich mich fertig und auf den Weg ins Krankenhaus. Ich hatte mit Sandrine vereinbart, dass ich alleine fahre und sie sich in der Zwischenzeit in Ruhe fertig macht und in den Tag startet, bis wir wieder zurück sein würden.

Ich hatte Rekordzeit im Duschen aufgestellt, so sehr zog es mich zu Shelly. Es war noch keine acht Uhr, als ich im Krankenhaus an kam und über mich selbst den Kopf schüttelte. Auf keinen Fall würde sie vor der Visite nach Hause dürfen. Aber es war mir egal. Ich wollte zu meiner Frau.

Als ich das Zimmer betrat bot sich mir ein etwas befremdliches Bild. Shelly lag in ihrem Bett und schlief selig, was nicht ungewöhnlich war. Aber in dem Stuhl neben ihrem Bett lag noch jemand und schlief. Die Polizistin, Andrea. Das wirkte merkwürdig. Warum saß sie nicht vor der Tür? Nun gut, ich hatte schon mitbekommen, dass sie und Shelly sich gut verstanden, aber dieses Szenario wirkte mir etwas zu vertraut. Ich spürte einen bissigen Schmerz in der Magengrube. Ein fieses Pieksen, ich war eifersüchtig. Lächerlich, sagte ich zu mir selbst. Ich war noch nie eifersüchtig und ich war mir meiner Beziehung mit Shelly sicher, also kein Grund etwas anderes zu denken. Ich stand in der Tür und fragte mich, ob ich lieber gleich wieder gehen sollte.

Sollte ich mich leise und vorsichtig bewegen oder doch lieber Lärm machen? Ich entschloss mich, die Tür ins Schloss fallen zu lassen. Shelly zuckte kurz zusammen und war wach geworden. Andrea aber sprang sofort hellwach auf, legte sich beinahe schützend auf Shelly und hatte die Hand bereits an der Waffen. Ich war heil froh, dass sie es schaffte, mich zu erkennen, bevor sie den Lauf auf mich gerichtet hätte. „Stopp, ich bins." rief ich auf und spürte selbst meinen süffisanten Unterton in der Stimme. Eine bissige Stute, die ihre Zähne zeigte. Eine ganz neue Seite an mir. Andrea atmete laut hörbar aus und blickte zum Himmel. Sie fuhr mit ihren Händen durch die Haare und für einen kurzen Moment nahm ich ihren zugegeben schönen Körper war. Eine wirklich schöne Frau. Und wieder biss und pikste es mir in den Bauch. Ich wollte es nicht und doch war ich nicht fähig, das zu verhindern. Weit entfernt meldete sich eine Stimme zurück, die ich lange nicht mehr gehört hatte. 'Sie ist so viel schöner als ich.' hörte ich es in mir. Ich schob sofort bei Seite, was sich in mir ein zu bilden versuchte.

„Guten Morgen mein Schatz." begrüßte Shelly mich und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich trat auf sie zu: „Guten Morgen, mein Schatz. Guten Morgen, Andrea." grüßte ich auch sie und tat, was sich gehörte. „Morgen." antwortete sie nur kurz und schien ihren aufgepeitschten Puls noch nicht ganz wieder unter Kontrolle. Sie fuhr sich durch das Gesicht und die Haare und versucht das Mögliche, um die Nacht von ihrem Äußeren ab zu streifen. Ich beugte mich zu Shelly und gab ihr einen etwas ausgiebigeren Kuss als ich es sonst zur Begrüßung tat. Shelly brachte das zum Schmunzeln. „Hast du mich sehr vermisst?" fragte sie. „Wie die Hölle." gab ich ihr zur Antwort. Andrea war deutlich unangenehm berührt. „Ich hole mal einen Kaffee, ihr auch?" fragte sie höflich. „Ja, gerne." antwortete ich ihr und wollte schnellstens mit Shelly allein sein. Sie verließ das Zimmer etwas verschüchtert und ich ließ mich keine Sekunde mehr davon abhalten, meine Shelly in meine Arme zu schließen. Ich verhielt mich dabei vorsichtig, wusste ich doch nicht, wie schmerzhaft ihre Wunde noch war. „Tut es sehr weh?" fragte ich sie. „Es geht. Aber es zieht schon noch ordentlich, wenn ich mich bewege. Bauch ist wirkliche eine sehr unangenehme Stelle." Ich wollte mich gerade daran machen, ihren Bauch zu küssen, hatte die Bettdecke schon zur Seite geschoben, als die Tür nach einem kurzen Klopfer ruckartig aufgerissen wurde. Etwas genervt drehte ich mich um in der Erwartung, Andrea dort stehen zu sehen. Stattdessen rauschte eine Krankenschwester rein, mit einer Nierenschale in der Hand, in der sich Spritze, Tupfer und Stauschlauch befanden. „Wir müssen noch ein Labor machen und ihre Werte überprüfen für die Visite." erklärte sie eher unfreundlich und hatte Shelly bereits die Nadel in den Arm gebohrt. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen stand auch schon Andrea wieder da, mit zwei Kaffee in der Hand, die sie uns hin stellte. „Und du trinkst keinen?" fragte ich und war tatsächlich verwundert. „Nein, ich habe soeben einen Anruf meiner Kollegen bekommen, dass es sich tatsächlich um einen Unfall gehandelt hat. Damit ist der Fall für mich abgeschlossen und ich mache mich wieder auf den Weg zur Dienststelle. Naja, vielleicht husche ich noch unter einer Dusche durch vorher." erklärte sie lachend. „Ach schade." kommentierte Shelly. „Können wir ja ein anderes Mal nach holen." bot Andrea an und verabschiedete sich. „Danke." rief Shelly ihr hinterher und ich war deutlich entspannter, als sie endlich weg war.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt