Kapitel 15

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„Du tust es schon wieder. Du redest nicht. Warum ignorierst du mich?" hatte Andrea mir geschrieben und es machte mich unfassbar wütend, dass sie meine Abfuhr im Restaurant nicht einfach stehen lassen und abhauen konnte. Den ganzen Tag beschäftigte mich diese Nachricht, die ich bei der Anprobe bekommen hatte. Was mich schier rasend machte war, dass auch ich nicht in der Lage war, sie einfach zu vergessen, emotionslos ab zu stellen. Was sollte das alles? Warum hatte ich bei Andrea dieses verdammte Gefühl, dass sie in meiner Seele wie in einem Buch las. Das war nicht fair. Ich kannte nichts wirklich von ihr außer dem, was sie erzählte. Ich hätte mir eine Freundschaft mit ihr vorstellen können, aber die Erkenntnis, dass sie das Leben meiner Freundin billigend in Kauf genommen hatte, um diese Kelly aus zu schalten, bohrte in mir und ließ mir keinen Frieden mit ihr. Ich versuchte mir, unter größter Anstrengung, nichts anmerken zu lassen. Wir saßen im Garten und Franzi und Madlin waren so ausgelassen fröhlich, dass es mir um so schwerer fiel, die Fassade zu wahren. Ich beschloss, die Nachricht zu ignorieren und mich bei den beiden ein zu klinken. „Ich bin so mächtig stolz auf deine Nominierung. Das Ding hast du in der Tasche." freute sich Madlin wie eine Mutter, deren Schäfchen den Sternenhimmel erklommen hat und nur noch eine Sprosse zum Sprung nach oben fehlte. „Wenn nicht mein Schatz, wer dann." schnurrte Franzi und gab mir einen Kuss. „Danke." gab ich gequält zurück. Ich fühlte mich einfach nur schäbig. Ich saß da, mit der großen Liebe meines Lebens und hatte eine fremde Frau im Kopf, die mich mit einer einzigen Nachricht völlig aus der Bahn werfen konnte. Ich musste das mit ihr klären. Wie gerne würde ich jetzt mit Franzi darüber sprechen, sie tatsächlich fragen, ob sie es so empfunden hat oder ich mir das nur einbilde. Aber sie war steinern bei dem Thema. Ich war so sehr im Zerriss. Sie selbst zu fragen, wäre so viel einfacher und fairer. Aber was würde ich anrichten? Ich beschloss es zu versuchen, mehr als mich wieder abblitzen zu lassen konnte nicht passieren.

Nach einer Weile verabschiedete sich Madlin und ich musste die Gunst der Stunde nutzen, bevor womöglich Sandrine dazwischen kommen würde. Wir umarmten Madlin und gingen zurück in die Küche. Franzi nahm mich bei den Händen und zog mich Richtung Sofa. „Wir sollten zu Ende bringen, was wir heute Morgen angefangen haben finde ich." sagte sie strahlend und begann mich zu küssen und ihre Hände waren überall an mir. Ich konnte kaum bei Verstand bleiben, aber er war stärker. Ich versuchte mich sanft zu lösen. „Wenn Sandrine kommt." versuchte ich sachte ab zu lenken. „Bis dahin sind wir fertig, versprochen." grinste sie und fasste mir bereits unters Shirt. „Franzi... ich...Bitte... nicht." wand ich mich aus ihren Liebkosungen. „Was ist?" fragte sie irritiert. „geht es dir nicht gut?" „Doch, doch alles okay. Ich muss dich etwas fragen, was mich wirklich beschäftigt und ich wünschte mir, dass du mir antwortest. Franzi runzelte verdutzt die Stirn und versuchte sich in Coolness, aber ich sah ihr ihre Unsicherheit und die Befürchtung an, was nun kommen würde. „Okay frag." sagte sie. Ich hatte Skrupel, ob ihrer Lässigkeit, diese Frage zu stellen. Ich spürte schon die Luft, die verflucht dünn wurde. Ich versuchte schon vorweg dem ganzen einen weichen Boden zu verleihen und nahm sie bei den Händen. „Franzi, Schatz, ich muss das wissen. Ich ... Also.. an dem Tag. Die Pressekonferenz...." Ich hatte keine Chance den Satz zu Ende zu führen, da riss sie sich schon aus meinen Händen. „Meine Güte Shelly, was soll das? Kannst du das nicht einfach ruhen lassen?" entgegnete sie genervt. „Franzi, bitte, wir sollten darüber sprechen." Ich spürte die Verzweiflung in mir. Franzi sah mich nicht mal mehr an. „Verdammt, willst du das nicht kapieren? Es gibt nichts mehr zu reden. Was musst du denn jetzt noch wissen? Diese Kelly hat uns bedroht, die andere hat sie erschossen und uns beiden ist nichts passiert. Sie kann uns auch nichts mehr, sie ist tot. Also was noch?" wurde sie jetzt deutlich lauter. Ich spürte wie es mir Tränen der Wut und Verzweiflung in die Augen schoss. „Ich muss wissen, ob du je durch Andreas Schuss in Gefahr warst." Jetzt brachte ich sie vollends zum Ausrasten. „Ich war die ganze Zeit in Gefahr. Ich hatte eine Knarre direkt auf mein Gesicht gerichtet. Wie kannst du mir so eine scheiß Frage stellen?" schrie sie und sie war gefüllt mit Hass und ihre Augen waren trüb. Sie waren so tot, wie ich sie an ihr noch nie gesehen hatte. „Franzi, bitte, ich..." Ich wollte sie anfassen, sie streicheln. Stattdessen, kehrte sie mir den Rücken und nahm eine gehörige Portion Abstand ein. In diesem Moment hörten wir den Schlüssel im Schloss und die Haustür öffnete sich. „Hey Mädels, seit ihr da?" sag eine gut gelaunte Sandrine. Franzi und ich standen uns mit verschränkten Armen, weit entfernt gegenüber. „Oh." bemerkte Sandrine sehr schnell, als sie in Wohnzimmer kam. Aus ihrem gute Laune Gesicht wurde sehr schnell ein ernstes was jetzt tun Gesicht. Ich sah Franzi an und flehte mit meinen Augen um ihre Vergebung. Sie war hart wie Stein und reagierte nicht. Gekonnt setzte sie ein Lächeln auf und nahm ihre Freundin in Empfang. „Sandrine, wie wars? Erzähl?" Sandrine fühlte sich sichtlich unwohl in dieser Situation und machte bemühte Mine zu dem ganz schlechten Spiel. „Nun ja, wo soll ich anfangen." stotterte sie. „Ich lass euch mal alleine. Ich geh ein wenig spazieren. Ich brauche frische Luft." sagte ich mit dem Versuch, das freundlich aus zu drücken. Aber alle Maskerade half nichts, Sandrine hatte längst verstanden, dass wir uns gestritten hatten.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt