Ich war froh, dass wir uns wieder ausgesöhnt hatten und das Shelly endlich verstanden hatte, dass ich über das Thema Pressekonferenz nie wieder reden wollte. Ich hatte es kaum ausgehalten, dass wir im Streit auseinander gegangen waren. Nur Sandrines Anwesenheit hatte mich davon abgehalten, sofort los zu stürmen und nach ihr zu suchen. Endlich lag sie wieder hier neben mir in unserem Bett und sah so rein und unschuldig aus. Keine Spur zu sehen, von dem sexy Vamp, den sie mich gestern hatte spüren lassen. Ich konnte jetzt verstehen, was damit gemeint war, wenn man von Versöhnungssex sprach. Es war schnell, voller Leidenschaft und Sehnsucht, Freude und Erleichterung darüber, dass der Streit beigelegt war.
Ich streichelte ihr übers Haar und ließ meine Fingerspitzen über ihre Wangen gleiten. Ich wollte sie nicht wecken, aber ich konnte mich nicht beherrschen. Ich wollte sie fühlen. Ohne die Augen zu öffnen, küsste sie meine Handinnenfläche und rollte sich in meine Umarmung. Sie vergrub ihren Kopf unter meinem und küsste meine Haut. Wir kuschelten eine Weile und Shelly schien mir unter die Haut kriechen zu wollen. Sie hielt mich fest und innig, als könnte ich davon laufen. Wir streichelten uns, bis wir vollends wach waren. „Wie geht es dir heute?" fragte sie mich. „Ich bin traurig." gestand ich. Heute war der Tag von Sandrines Abreise und ich wollte noch gar nicht daran denken, sie wieder gehen zu lassen. „Das glaube ich dir. Ich finde es auch schade, dass sie wieder geht, aber ich freue mich auch darauf, meine freie Zeit nur mit dir verbringen zu können." gestand Shelly und ich verstand, was sie meinte. „Ich hoffe, es dauert nicht wieder ewig, bis wir uns sehen." hoffte ich und machte mich daran, mich aus Shellys Armen zu befreien. „Nein, geh nicht." sagte sie und ich glaubte einen Hauch von Panik in ihrer Stimme vernommen zu haben. Sie hielt mich fest und ich runzelte die Stirn. „Alles okay bei dir? Was ist los?" fragte ich sie. „Ich... nichts... ich will dich nur noch ein bisschen bei mir haben." sagte sie und sah dabei so verletzlich aus. „Schatz, hast du schlecht geträumt?" fragte ich und war wirklich besorgt, sie so anhänglich zu erleben. „Nein... ja...ich... Ja, ich habe entsetzlich schlecht geträumt. Einen ganz schrecklichen Albtraum gehabt. Lass mich dich noch etwas halten. Bitte." murmelte sie. Ich legte mich wieder zu ihr und zog sie fest in meine Arme. Ich konnte mir fast denken, wovon sie geträumt hatte. Aber darüber, wollte ich eben nicht nicht mehr sprechen. Ich hielt sie und küsste sie tröstend.
Irgendwann hörte ich, dass Sandrine aufgestanden war und die Treppe nach unten ging. „Schatz, ich zieh mich mal an und geh zu ihr, okay? Ich möchte die letzten Stunden, die wir noch haben voll auskosten." sagte ich ihr und stand auf. „Okay. Ich bleib noch einen Moment liegen und komme nach. Ich bin völlig erschlagen." sagte sie und ich nickte verständnisvoll. Erst die Messergeschichte und dann das alles mit Sandrine und unser Streit. Sie hatte wirklich noch kaum einen Moment ihres Urlaubs wirklich genießen können bisher. Ich gab ihr einen Kuss und machte mich dann nach unten zu Sandrine.
Sie hatte sich nach draußen gesetzt und schien noch einmal jede Menge kanadische Luft in sich einsaugen zu wollen. „Guten Morgen." begrüßte ich sie und nahm sie in den Arm. „Guten Morgen." antwortete Sandrine und blickte dabei deutlich betrübt und fragend drein. „Und? Wie sieht es aus im Hause Frashell?" fragte sie vorsichtig und darauf gefasst, mich trösten zu müssen. „Alles wieder okay, glaub ich. Sie hat verstanden, dass ich nicht über diesen Tag sprechen will und will es auch nicht mehr tun. Ich hoffe, das klappt auch. Aber ansonsten ist es wieder okay." sagte ich und konnte mir ein verschmitztes Lächeln in Erinnerung an die vergangene Nacht nicht unterdrücken. „Ah, ich verstehe, so okay ist es also wieder. Keine Details bitte, ich habe bereits mein eigenes Kopfkino." lachte Sandrine und ich konnte auch nicht mehr an mich halten. „Wie geht es dir?" fragte ich sie, nach dem unsere Bäuche warm gelacht waren. „Ich befinde mich in so einem Moment, in dem es mich wahnsinnig nach einem alkoholischen Getränk sehnt. Ich würde mir jetzt liebend gerne die Birne zu schütten." Ich verstummte und es erschreckte mich, was sie da sagte. „Warum?" fragte ich sie. „Weil es so verdammt traurig ist. Ich fliege wieder zurück und du bleibst hier und ich werden wieder nach Hause kommen. Ich werde mich auch freuen auf mein Zuhause, mein Bett und so, aber hinter jeder Ecke wird auch wieder die Einsamkeit sitzen, die nur darauf warten, mir wieder in den Nacken beißen zu können. Dazu der Jetlag. Ich weiß nicht, ob ich es heute schaffe, standhaft zu bleiben." gestand sie sehr ehrlich und ich war fast dazu geneigt, lieber eine Lüge zu hören zu bekommen, als die schmerzliche Wahrheit zu hören. „Bitte lass dir helfen." bat ich sie. „Du glaubst also, ich bin bereits an dem Punkt, an dem ich nicht mehr alleine da raus kann?" fragte sie mich, wissend, welche Antwort ich ihr darauf geben würde. „Ich weiß es nicht. Ich habe einfach ein so schlechtes Gefühl in mir, wenn du so sprichst. Ja, es ist traurig. Das ist es für mich auch, aber deswegen trinke ich nicht gleich. Ich mache mir wirklich Sorgen. Bitte lass dich wenigstens einmal beraten." redete ich auf sie ein und fand es geradezu erschütternd, dass ich über so etwas mit meiner besten Freundin sprechen musste. Sie nickte zustimmend und es schien ihr zum ersten Mal bewusste geworden zu sein, dass sie vielleicht tatsächlich ein Problem hatte. „Ich werde es versuchen. Ich werde versuchen, nichts zu trinken, versprochen." sagte sie und ich wollte ihr all mein Glauben schenken. „Guten Morgen Mädels." kam Shelly um die Ecke und gab mir einen Kuss. Sie trat auf Sandrine zu und nahm sie in den Arm. „So schade, das du heute fliegst. Komm bald wieder, versprochen?" Sandrine nickte schweigend in ihrer Umarmung und die ersten Abschiedstränen kullerten. Ich war mir sicher, sie waren gepaart mit Tränen der Angst. Sandrine hatte ein Problem und ich betete, dass sie sich professionelle Hilfe holen würde. Ich wünschte mir, sie davon befreien zu können, ihr helfen zu können, aber das konnte ich nicht. Ich konnte nur hoffen, begleiten und zuhören. Aber ich war mir auch sicher, würde es hart auf hart kommen, ich würde mich sofort in den Flieger setzten. „Hast du schon gepackt?" fragte Shelly, die die einzige war, die ihre Fassung bewahren konnte. „Ja. Das meiste schon." antwortete Sandrine. „Was haltet ihr davon, wenn wir gemeinsam ins Café ausgiebig frühstücken gehen und danach machen wir noch irgendetwas schönes. Worauf hättest du Lust, Sandrine?" „Schöne Idee, dieses kleine Café mit dem feschen Italiener wäre schön und dann würde ich gerne mal noch eine Runde durch den Park drehen. Also, wenn ihr auch Lust dazu habt." schlug Sandrine vor. „Auf geht's." sagte ich und wir machten uns auf den Weg.
„Ah Bellas, bellisiomo." da war er wieder, der nette Italiener, der äußerst entzückt darüber war, dass wir im Trio sein Café stürmten. Er bereitete uns einen Tisch und fragte bot uns sogleich einen Sekt an. Wir verneinten, was ihn etwas stutzig machte, aber er fragte nicht weiter. Er tischte auf was das Zeug hielt und wir erzählten und lachten. Hin und wieder erkannten uns ein paar Fans, die an die Scheibe klopften und uns sogar hindurch fotografierten. Franzi und ich setzten uns gemeinsame in Pose, worauf die Fans ein Foto nach dem anderen schossen und hell auf begeistert wieder weiter zogen. Sie waren so anständig, dass keiner von ihnen in das Café gekommen war. Sie forderten und hielten dennoch Grenzen ein. Sandrine beobachtete das alles und konnte sich ein gelegentliches Kopfschütteln nicht erwehren. „Puh, ich glaube, das könnte ich nicht. Das würde mich wahnsinnig machen. Ihr könnt ja kaum mehr ohne Tarnung auf die Straße gehen und sein wie ihr wollt. Es kann euch jederzeit jemand beobachten, fotografieren und dann sonst was damit anstellen. Nee, das würde ich nicht aushalten." kommentierte Sandrine. Ich nickte zustimmend. „Ist auch echt anstrengend manchmal, aber zum Glück sind Shellys Fans in der Regel sehr nett und irgendwie habe ich mich zunehmend daran gewöhnt. Ich finde es nicht mehr so schlimm. Es gehört eben dazu, zu meinem wertvollsten Schatz." sagte ich und küsste Shelly. „Ich liebe diese unglaubliche Frau und würde wohl jede Menge in Kauf nehmen." erklärte ich, was Shelly unversehens dazu brachte, ihren Blick kurz ab zu wenden. Das irritierte mich etwas, aber mit dem darauf folgenden stürmischen Kuss pustete sie jegliche Verwirrtheit weg. Sandrine protestierte: „Ladies lasst und spazieren gehen, so viel Liebe ist ja nicht zu ertragen." scherzte sie und brachte uns zum lachen. Shelly zahlte und wir gingen zum Stanley Park. Wir gingen am Wasser entlang und genossen die Sonnenstrahlen, die uns den Rücken wärmten. Sandrine sah sichtlich zufrieden aus und sog alle Eindrücke, die sie noch kriegen konnte in sich auf.
In etwas größerer Entfernung kam eine Joggerin in männlicher Begleitung auf uns zu gelaufen. Ich erkannte sie sofort. Sie war einfach unverkennbar, Andrea. Ich war gewillt sie nicht zu hassen und ich war sogar bereit sie kennen zu lernen. Aber wenn ich nur daran dachte, das wir uns gemeinsam mit ihr trafen, fühlte ich bereits den Stachel in meinem Herzen. Sie war unverschämt, nur durch das, was sie ausstrahlte. Ich war mir sicher, ich würde Größe beweisen und mich der Aufgabe stellen. Ich würde ihr niemals zeigen, dass sie mich eifersüchtig machte. Dessen war ich mir sicher und ich wollte es beweisen. „Hallo Andrea." grüßte ich sie, als sie fast auf unserer Höhe war. „Hallo zusammen." grüßte sie schwer atmend und wirkte gehetzt. „Hi." sagte Shelly ohne weiteres Wort und sie schien sich zurück halten zu wollen. Vermutlich, um mir keinen Anlass zu geben, eifersüchtig zu sein. „Entschuldigt bitte, ich würde gern mit euch Quatschen, aber ich bin im Dienst und wir sind schon etwas knapp dran zur Einsatzbesprechung. Ein ander mal." sagte sie ohne auf ein ein weitere Wort zu warten und verschwand joggend. „Ui, die war aber unterkühlt heute." kommentierte ich. Shelly schien das überhaupt nicht zu stören. „Stress halt." sagte sie lapidar und wechselte das Thema. Ich war stutzig. Aber ich wollte nicht wieder in Streit geraten und ließ mich darauf ein, schöneren Dingen den Raum zu geben.
Der Tag war viel zu schnell vergangen und läutete den Abflug ein. Wir standen am Check in und würde uns verabschieden müssen. Es wurde mir so schrecklich schwer ums Herz. Ich nahm Sandrine in meine Arme und hielt sie so fest ich konnte. Ich spürte ihr Beben und das Weinen, dem auch ich mich geschlagen geben musste. Wir weinten und Shelly versuchte uns mit Tränen in den Augen zu trösten. Sie drehte sich noch einmal um und winkte, bis sie hinter der Tür verschwand und ich vollends in Weinen ausbrach. Shelly hielt mich und brachte mich wieder nach Hause.
Ich würde sie wieder vermissen müssen, wie am Anfang, als ich nach Kanada zog. Nur die Zeit würde es leichter machen.
©lialight
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Meet and love 2 (gxg)
RomanceMett and Greet mit Folgen... Franzi lernt auf einem Treffen ihren großen Star, Shelly, kennen und das Unerwartete geschieht. Die beiden verlieben sich ineinander und erleben einen kompletten Neubeginnn. Dies ist der zweite Band zu meiner Story "Meet...