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Ethan trug mich in ein Zimmer, ich vermutete, dass es seines war und setzte mich auf dem großen Bett ab, weil sonst nirgendwo Platz war. Ich möchte nicht behaupten, dass sein Bett ordentlich war, zwischen Ladekabeln, Papierresten, Mappe, CDs und Verpackungen entdeckte ich auch zwei Unterhosen. Ich rümpfte die Nase und rutschte, so gut es ging von ihnen weg. Während Ethan Klamotten von einem Stuhl stieß und sich hinsetzte, sah ich mich in seinem Zimmer um. Zwei Wände waren weiß, auch wenn eine fast vollkommen von einem Kleiderschrank ausgefüllt wurde, die Wand hinter dem Bett war nicht verputzt, sodass man noch die Backsteine sehen konnte. Ich fand das richtig hübsch. Die Letzte Wand an der auch zwei Fenster waren, war sehr dunkel blau gestrichen. Außerdem lagen auf dem dunklen Holzboden überall Klamotten und Kram herum. Unter den Fenstern stand Ethans Schreibtisch, welcher von einem riesigen Computer dominiert wurde.

Solange ich mich im Zimmer umsah schwiegen wir, auch wenn ich Ethans Blick auf mir spüren konnte.

„Hübsch.", sagte ich irgendwann, nur um etwas zu sagen.

„Ja.", antwortete er knapp.

Ich konnte nicht sagen, wann die Stimmung wieder umgeschlagen war, doch man spürte förmlich die Angespanntheit.

„Also...?", fragte ich, auch wenn wir uns eben gut verstanden hatten, würde ich nicht den Vorfall, wenn man es so nennen konnte, vergessen. „Was ist nun?"

Fragend und fordernd sah ich ihn an.

„April-", begann er, doch ich wusste, wenn er in so einem Tonfall mit mir sprach, würde er mir nicht die Wahrheit sagen.

„Die Wahrheit Ethan.", forderte ich knapp.

Meine Stimme klang eisig. Ich erschrak vor mir selbst. Auch Ethan tat das, auch wenn er es sich nicht allzu sehr anmerken ließ, bemerkte ich, wie er leicht zusammen zuckte.

Er blickte auf und sah mich flehend an. Kurz blitzte da noch etwas anderes auf. War es Schuld? Aber warum? Auch wenn ich wusste, dass hier etwas nicht stimmte, wollte ich es nicht wahrhaben. Ich wollte nicht noch meinen besten Freund verlieren, dem ich vielleicht mehr bedeutete als das. Ich wollte nicht schon wieder enttäuscht werden. Ich wollte, dass Ethan mich in den Arm nahm und mir erklärte, dass nichts wäre. Wollte ihm glauben, wenn er das behauptete. Oder? Doch so sehr ich das wollte, ich konnte nicht. Mein Bedürfnis nach Ethan war zwar fast so stark wie mein gesunder Menschenverstand, doch ich besaß Stolz. Und meinen Stolz würde ich nicht so schnell aufgeben. Ich war auch die letzten Jahre ohne Freunde ausgekommen. Aber, würde ich ein weiteres Mal diesen Verlust verkraften? Würde ich es verkraften Ethan zu verlieren?

Um ehrlich zu sein, keine Ahnung. Vielleicht, sollte ich erst einmal hören, was überhaupt los ist. Dann endscheiden.

„April...ich...", begann Ethan wieder.

Ich betrachtete ihn nur abwartend. Kühl. Mir war nicht bewusst gewesen, dass man einfach keine Mimik haben konnte.

„Ich...ich...e-es tut mir leid!", stotterte er, schaute mir ins Gesicht und stürmte aus dem Raum. Kurz darauf knallte eine Tür.

Okay...

Das war seltsam gewesen. Ich konnte mich nicht daran erinnern ihn je stottern gehört zu haben. Und dieser Blick. Der Gedanke an seinen Blick, zerriss mich innerlich. Er hatte mich so schuldbewusst und gleichzeitig so entgeistert angeschaut.

Ich barg mein Gesicht in meinen Händen und ließ mich nach hinten kippen. Ich konnte schließlich nichts anderes tun, als hier zu liegen und darauf zu warten, dass er wiederkam, wenn ich mich nicht über den Boden ziehen wollte. Der Flur hatte zwar sauber ausgesehen, doch darauf hatte ich jetzt echt keinen Bock. Hoffentlich kam er bald wieder, ich musste echt mal dringend aufs Klo...

AprilynneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt