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An diesem Morgen wachte ich eine Minute vor dem Alarm des Weckers auf. Ich beobachtete den Sekundenzeiger wie er sich einmal im Kreis drehte, dann stützte ich mich auf die Unterarme und schnappte mir mein Handy und schaltete es an. Eine neue SMS.

Hast du heute nach der Schule Zeit?

Sehe dich ja gleich in der Schule, hole dich vom Parkplatz ab.

(Liam) Ethan

Wahrscheinlich sah ich aus wie eine Irre, während ich da so grinsend über mein Handy gebeugt im Bett lag. Deshalb beschloss ich, und nicht weil ich nicht zu spät kommen wollte und Ethan nicht warten lassen wollte, in meinen Rollstuhl zu klettern. In den letzten Wochen, seit ich wieder auf eine öffentliche Schule ging, hatte sich eine gewisse Routine entwickelt. Zuerst frühstücken, dann während ich meine Schulsachen zusammen suchte machte sich mein Vater im Bad fertig für die Arbeit und um mich zur Schule zu bringen, auch wenn ich meinen Eltern schon mehrfach gesagt hatte, dass ich auch allein mit dem Bus oder mit der U-Bahn zur Schule fahren könnte, bestand mein Vater darauf mich hinzufahren. Ich hegte die leise Hoffnung, dass das in den nächsten Monaten nachlassen würde. Wenn mein Vater fertig war huschte ich ins Bad. Heute vernahm ich schon im Flur den Geruch von Waffeln und Sirup. Das verhieß ein guter Tag zu werden.

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Während der Fahrt zur Schule versuchte mein Vater mit mir über die Schule zu reden, doch ich war viel zu aufgeregt um mich vernünftig mit ihm zu unterhalten. Dass Ethan sich nach der Schule mit mir treffen wollte, ließ mein Herz schneller schlagen und ich musste ein dämliches Grinsen unterdrücken. Fühlte es sich so an verliebt zu sein? Auch wenn mein Kopf meinem Herz verklickern wollte, dass ich keine Chance hatte, weil er ja mit Ally zusammen war, hörte es nicht auf wie wild zu pochen.

„Aprilynne...? Hörst du mir überhaupt zu?"

„Nein entschuldige..."

„Ich sagte, dass deine Mutter die Mutter von Ally im Supermarkt getroffen hat."

„Ach...das ist ja ein witziger Zufall..."

Ich lachte gekünstelt. Haha, überhaupt nicht witzig!!! Am Ende, wenn meine Mutter herausgefunden hatte, dass Ally und ich auf dieselbe Schule gingen und einige Kurse zusammen belegten, würde sie mich dazu bringen wollen wieder mit ihr eine tolle Freundschaft aufzubauen! Aber dazu würde ich es nicht kommen lassen! Niemals. Nicht solange ich es verhindern konnte.

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Als mein Vater auf unseren nun üblich gewordenen Parkplatz einbog, stand Ethan schon lässig in schwarzen Jeans und weißen T-Shirt an dem nächst bestem Baum. Er sah umwerfend aus. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und denn Kopf gesenkt, doch als Papas Volkswagen anhielt, man musste schließlich den deutschen Firmen treu bleiben, hob er den Kopf und blickte mich an. Ethan erkannte mich sofort und lächelte glücklich. Das dämliche Grinsen auf meinem Gesicht ließ sich immer schwerer unterdrücken. Doch das was er dann tat schockierte mich. Er kam auf das Auto mit meinem unwissenden Vater zu. Oh Mist... Ethan zögerte keine Sekunde die Beifahrertür zu öffnen und den Kopf herein zu stecken.

AprilynneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt