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Verwirrt schaute zu Ethans Vater auf. Woher sollte er mich kennen? War er vielleicht ein alter Freund meiner Eltern oder hatte er mich im Krankenhaus behandelt? Wie Mr Killers sah er nicht aus. Zum Glück.

Während sein Vater mich immer noch endgeistert anstarrte und ich verunsichert zurückstarrte, räusperte sich Ethan.

„Ähm, ich weiß zwar nicht, was hier läuft, aber ich hätte nichts gegen ein bisschen Kontext.", plapperte er vor sich hin. Ihm schien die Situation unangenehm zu sein, ich merkte es daran, dass er unruhig von einem Bein aufs andere trat.

„April? Kennst du meinen Dad?", fragte er mich nach einiger Zeit.

Ich musterte Ethan kühl. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt nie wieder nur ein Sterbenswörtchen mit ihn zu wechseln, aber als ich die totale Verwirrung in seinem Blick sah, schüttelte ich den Kopf. Ich hatte nicht mit ihm gesprochen. Ethan schien meine Absicht erkannt zu haben und seufzte.

„April...ein ungewöhnlicher Name.", murmelte sein Vater vor sich hin.

„Dad, weißt du jetzt, woher du April kennst?", fragte Ethan leicht gereizt.

„Nein, nein.", antwortete sein Vater zerstreut. Er schaute mir noch einmal nachdenklich ins Gesicht und schüttelte dann den Kopf. „Dann euch noch einen schönen Tag." Belustigt schaute er jetzt auf Ethans Arme, die mich umklammerten, als ob ich aufspringen und wegrennen könnte. „Ach und Ethan?"

„Ja?", fragte dieser seufzend.

„Unten vor der Treppe steht ein Rollstuhl, kannst du unten gleich mal fragen, zu wem der gehört? Er steht ganz schön im Weg."

„Sorry, Dad. Ich hab den da hingestellt."

Ethan ging an seinem Vater vorbei, als er die ersten Stufen herunter ging, rief sein Vater in noch einmal zurück.

„Woher hast du einem Rollstuhl?", fragte er misstrauisch.

„Das ist meiner.", meldete ich mich zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs zu Wort.

Verwundert schaute mich Ethans Vater an. Schließlich brachte er ein „Oh" zustande. Er nickte mir lächelnd zu, dann wandte er sich um und verschwandt um die Ecke. Mein Lächeln kam leider einige Sekunden zu spät.

# # #

Ich räusperte mich. Schon seit etwa einer Minute standen wir vor meinem Rollstuhl, doch Ethan machte keine Anstalten mich runter zu lassen. Er stand dort und hielt mich fest an sich gedrückt, während ich nur auf meinen Rollstuhl starrte. Ich räusperte mich ein zweites Mal, dieses Mal demonstrativer. Ethan drückte mich ein letztes Mal fest an sich, daraufhin setzte er mich in den Rollstuhl und schaute mich an, als würde es ihm körperliche Schmerzen bereiten mich gehen zu lassen.

Mitleid und Unglaube überfluteten mich gleichermaßen, wie eine Welle. Ich unterdrückte die Tränen, die in mir aufstiegen.

„Ethan.", brachte ich mühsam mit heiserer Stimme hervor.

Überrascht, dass ich mit ihm sprach riss er die Augen auf: „Ja?"

„Letzte Chance. Willst du mir sagen was los ist, ja oder nein?"

Mir war bewusst, dass das was ich hier tat nicht fair war, doch anders schien es nicht zu funktionieren. Und ich konnte nicht mit dem Gewissen leben, das er mir etwas so wichtiges verheimlichte.

„April...ich...es...du...es tut mir leid! I-ich liebe dich! Warum kann das nicht reichen?", fragte er verzweifelt.

„Manchmal reicht Liebe nun einfach mal nicht. Ehrlichkeit ist genauso wichtig.", erklärte ich kaltherzig.

AprilynneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt