„Ethan, was läuft hier?!", forderte ich eine Antwort, sobald wir außer Hörweite seiner Freunde waren.
„Nichts."
„Nein, es ist nicht nichts! Sag mir jetzt sofort was hier los ist!", moserte ich.
„April, es ist echt nichts. Sie sind einfach...anders."
Am liebsten hätte ich vor Frustration geschrien. Und gestampft. Seit langem hatte ich nicht mehr so ein großes Bedürfnis gehabt aufzustampfen. Stattdessen schnaubte ich ungläubig.
Ethan schwieg.
Ich schwieg.
Stille.
Nur die anderen Parkbesucher waren zu hören. Im Hintergrund, ich nahm sie nur am Rande war. Ich war grad so wütend. In letzter Zeit hatte ich oft solche Gefühle. Aber es war nicht schlimm. Es wirkte...normal. Es schien mir, dass ich die letzten Jahre ein Gefühlloser Roboter gewesen.
„April...", setzte Ethan an, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Entweder du sagst mir die Wahrheit oder du hältst die Klappe!"
Ich war selbst von der Härte und der Endgültigkeit in meiner Stimme überrascht.
„Und übrigens", fügte ich hinzu „kann ich auch selbst fahren."
Bei meinen Worten machte ich eine wegwerfende Handbewegung.
Ethan hielt ruckartig an.
„Daran hab ich nie gezweifelt.", behauptete er gepresst.
Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Es war klar, dass ich alleine fahren konnte, und auch, dass er das wusste, doch ich glaubte ihm gerade nichts. Ich fühlte mich verraten. Verraten und belogen.
Schon wieder wurde ich verletzt.
Schon wieder.
Und auch noch von Ethan.
Nicht weinen.
Ich kämpfte mit den Tränen.
Senkte den Kopf.
Ethan bemerkte dies und kam herum. Er kniete sich vor mich.
„April nicht weinen...bitte nicht.", flüsterte er und streckte die Hand nach mir aus.
„Fass mich nicht an.", fauchte ich.
Ethan zuckte verletzt zurück, Schmerz flackerte in seinen Augen auf. Ich war mir sicher, dass genau derselbe Schmerz in meinen Augen zu sehen war. Wir verletzten uns beide. Gegenseitig. Das konnte nicht gut sein. Das war nicht gut. Freunde oder nichts. Nicht das. Das war nicht gut. Weder für ihn noch für mich. Für keinen.
„Ich muss los, Tschüss. Sehen uns dann ja Montag in der Schule!", sagte ich nun besänftigender.
„Nein.", sagte er nur.
„Nein was?", fragte ich nun wieder gereizt.
„Ich werde dich nach Hause bringen."
„Und was wenn ich nicht will?", fragte ich herausfordernd mit in die Luft gereckten Kinn.
„Wenn du nicht willst? Dann hast du Pech gehabt.", antwortete er als wäre es eine Tatsache, die ich einfach nicht begriff.
Ich lächelte gekünstelt und... zeigte ihm meinen Mittelfinger.
Endlich verstand ich, warum das so viele Leute taten. Es war unglaublich befreiend. Viel besser als aufzustampfen. Und das konnte ich machen. Also den Mittelfinger zeigen, nicht das aufstampfen.
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Aprilynne
Teen FictionAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?