Nachdem Ethan und ich beschlossen hatten, dass es sich nicht weiter lohnen würde den Unterricht zu besuchen, wenn ich so verheult aussah und er auch völlig am Ende war, also schlichen wir uns raus.
Nach Haus konnte ich noch nicht, weil es 1) war noch viel zu früh war,
2) würde mich meine Mutter über mein verheultes Aussehen ausfragen, was dann wahrscheinlich doch irgendwie darauf hinauslaufen würde das ich mich in Wiedersprüchen verwickelte, wenn ich versuchen würde um das Thema Ally herum zu tänzeln
und 3). War ich noch nicht bereit mich von Ethan zu trennen. Also beschlossen wir unser Essensgeld für eine Pizza zusammen zu legen.
Auf dem Weg zur Pizzeria wurden uns immer wieder misstrauische Blicke von Erwachsenen zugeworfen. Ihre Blicke waren leicht zu deuten: müsstet ihr zwei nicht eigentlich in der Schule sein? In einer kleinen Pizzeria etwas weiter entfernt von unserer Schule, damit uns nicht allzu schnell wenn möglich gar kein Lehrer über den Weg lief. Und auch keine Mitschüler. Dass wir nun gemeinsam in einem Restaurant saßen, nach dem Streit mit Ally und das Ethan danach mit mir abgehauen war, nachdem er mich vor seiner Freundin verteidigt hatte, würde die Gerüchteküche ordentlich dampfen lassen. Als Ethan und ich fertig gegessen hatten, alberten wir noch ein bisschen rum, da uns noch ein bisschen Zeit blieb, bis die Schule vorbei war und mein nichts ahnender Vater mich vom Parkplatz abholen würde.
Wir spielten so tolle Spiele wie, ich hab deine Nase, oder Schere, Stein, Papier. Dabei entging mir trotz des ganzen Lachens nicht die Frau, die ein paar Tische entfernt seit über einer Stunde an ihrem 200ml Wasserglas herum schlürfte. Sie trug eine schwarze Mütze, trotz der Wärme, und eine übergroße Sonnenbrille. Das alles wirkte wirklich verdächtig auffällig, wie in schlechten Filmen oder Komödien, wenn jemand eine andere Person beschattet und sich so große Mühe gab sich umzustylen, dass es einfach unglaublich auffällig war. Ob dass vielleicht Ally war, überlegte ich.
Du hast eine zu blühende Fantasie April! So ein Quatsch!
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Kurz bevor wir das Schulgelände betraten hielt Ethan plötzlich an und kam einmal um den Rollstuhl herum wo er in die Hocke ging. Er sah mir fest in die Augen.
„April, es tut mir wirklich unglaublich leid, was dir bis jetzt alles wiederfahren ist und ich wünschte, dass ich alles davon ungeschehen machen könnte, denn du bist eins der unglaublichsten Mädchen, denen ich je begegnet bin. Doch ich glaube, dass wenn dir das nicht wiederfahren wäre, du jetzt ein ganz anderen Mensch wärst. Das soll jetzt nicht heißen dass ich das gut finde, was dir passiert ist, aber...vorhin als ich das in meinem Kopf alles durchgespielt habe hörte sich das irgendwie besser an. Also ich hoffe du verstehst was ich meine. Und ich möchte, dass du weißt, dass ich im Moment unglaublich wütend auf Ally bin, weil sie so unfair zu dir war, beziehungsweise ist, und dass ich alles daran setzten werde heraus zu finden warum sie das tut. Und ich möchte auch, dass du weißt, dass wenn immer du eine Schulter zum ausweinen brauchst oder jemanden mit dem du dich einfach mal abseilen kannst du immer zu mir kommen kannst, okay? April ich weiß, dass wir uns noch nicht allzu lange kennen, aber ich habe das Gefühl, dass..."
Oh mein Gott! Jetzt wird er mir sagen dass er mich liebt oder mich küssen!!!Kreisch!
„...du..."
Jaaa?! Komm schon Ethan!!
„...und ich..."
Perfekt zusammen passen? Ja find ich auch!!
„...echt richtig gut..."
Ich bin ganz Ohr!!!
„...gute Freunde werden!"
Auscht! Kerle sind so unsensibel! Mussten diese dramatischen Pausen sein?! Eigentlich hätte ich jetzt gut seine Schulter gebrauchen können, aber ich konnte nun echt nicht deshalb heulen, und hey, aus guten Freunden konnte immer noch mehr werden, wenn er endlich Ally in den Wind geschossen hatte. Hoffentlich dauerte es nicht mehr allzu lange. Obwohl mir zum heulen zumute war rang ich mir ein Lächeln ab.
„Auf jeden Fall."
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Als wir auf das Schulgelände einbogen verkündete die Klingel gerade den Schulschluss. Mein Vater war zum Glück noch nicht da, ihm erklären zu müssen warum ich nicht aus der Schule kam, hätte schwierig werden können. Als mein Vater auf den Parkplatz einbog, wartete Ethan immer noch mit mir auf ihn, obwohl die anderen Schüler schon längst gegangen waren. Er hob mich wieder ins Auto, leider ohne herumwirbeln.
Bevor mein Vater sich ins Auto setzte, strich er mir nochmal über die Wange: „Es tut mir echt leid."
Mit diesen Worten zog er seinen Kopf aus dem Auto. Als der VW rückwärts aus der Parklücke fuhr, machte er noch ein ruf mich an Zeichen und winkte mir hinterher. Als mein Vater gerade vom Schulgelände fuhr, warf ich noch einen Blick in den Rückspiegel. Voller Unglaube schaute ich auf die Scene die sich mir bot. Vor Ethan hatte sich die Frau aus der Pizzeria aufgebaut, und stieß ihm wütend mit dem Zeigefinger ihn die Brust. Wütend deutete sie unserem Auto hinterher. Dann riss sie ihre schwarze Mütze vom Kopf und silberblondes Haar ergoss sich über ihren Rücken.
Oh Scheiße...
Das war das erste Mal seit langem, dass ich richtig fluchte.
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Aprilynne
Ficção AdolescenteAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?