31

34 4 0
                                    

Mai sah mich erschrocken an, dann brach sie plötzlich in Gelächter aus. Irritiert sah ich sie an, während sie sich prustend vorbeugte und nach Luft rang, obwohl meine Hände immer noch zitterten.

Plötzlich hörte sie auf zu lachen und sah mir ernst in die Augen. „Ich bin nicht mit Liam zusammen, sondern mit Aiden. Ich würde es nicht wagen ihn mir anzubandeln. Auch nicht wenn du in Deutschland bist."

„Warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte ich nun ruhiger.

„Weil es doch seine Idee war. Diese ganze Scheiße mit der Wette." Mai sah mich mit ihren großen grünen Augen an.

„Aber es war nicht seine Schuld. Ich freue mich für dich.", sagte ich.

Mai sah mich weiterhin an.

„Wirklich." Als ich die Arme ausbreitete und ihr somit andeutete zu mir zu kommen, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus und Mai sprang auf, um zu mir zu laufen.

Während ich Mai an mich drückte schwirrte nur noch ein Gedanke in meinem Kopf herum. Es war nicht Liam, mit dem Mai zusammen war. Und das beruhigte mich, auch wenn es das nicht sollte. Es sollte mir egal sein. Er sollte mir egal sein. Doch das schien er mir nicht zu sein, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Und dass er mir nicht egal war beunruhigte mich.

# # #

Nach einigen Stunden steckte meine Mutter ihren Kopf durch die Tür herein. Verdutzt schaute sie auf die sich inzwischen stapelnden Kisten in der Zimmerecke. Dann wanderte ihr Blick zu mir und Mai.

„Wollt ihr zwei nicht mal etwas trinken? Ihr arbeitete schon so lange. Soll ich euch was holen?"

Ihr Blick wanderte wieder zu den Kisten. Meine Mutter sah sie so ungläubig an, als hätte sie gedacht, dass wir die Kisten, die wir immer wieder als Nachschub geholt hatten, aus dem Fenster geworfen hätten.

„Das wäre sehr, Mrs. Schmidt.", antwortet Mai mit einem strahlenden Lächeln, ehe sie sich wieder den Fotoalben zuwandte.

Mama nickte nur und schloss immer noch verdutzt die Tür. Mai und ich sahen uns an, ehe wir los prusteten.

„Ihr Gesichtsausdruck.", japste Mai.

Ich nickte nur lachend.

Meine Mutter erschien wieder im Türrahmen, in den Händen zwei Limonaden.

„Was ist denn so lustig?", fragte sie stirnrunzelnd.

„Ach nichts", logen wir, obwohl wir wussten, dass sie uns nicht glaubte.

Dankend nahmen wir die Limonaden an und wandten uns wieder unserer Arbeit zu.

Einige Minuten war es still, dann durchbrach Mai die Stille: „Ist das hier Ally? Nein! Nicht wahr!" Sie hielt ein Foto in den Händen auf dem Ally und ich bei unserer Einschulung zu sehen waren. Vor dem Unfall. Wir hielten beide unsere Schultüten in den Armen und präsentierten freudestrahlend unsere Schulranzen. Mai sah mich an. „Bist du das neben ihr? Ich dachte sie hasst dich...?"

Ich seufzte. Eigentlich hatte ich nicht sonderlich Lust diese Ally-April-Beziehung auszubreiten, doch ich wollte sie nicht voller Fragen zurücklassen.

„Weißt du, es gab eine Zeit vor dem Unfall, da waren wir unzertrennlich. Pech und Schwefel. Wir konnten nicht ohne einander, nie. Und dann passierte es. An jenem Tag verlor ich nicht nur die Fähigkeit zu laufen, sondern auch meine beste Freundin. Sie war quasi meine Schwester gewesen, ein Teil von mir. Und plötzlich war sie weg. Wollte nichts mehr mit mir zutun haben. Jahre lang fragte ich mich wieso, eigentlich tue ich das immer noch. Auch wenn es mir, dank ihres Ausbruches, nun etwas klarer ist."

Mai sah mich nur an. „Oh."

Ich lachte freudlos. „Ja, oh."

Mai legte das Foto zurück ins Album. Sie zeigte auf einige weitere. „Sind die alle von dir und Ally?"

Ich nickte.

„Warum hast du sie nie weggetan?"

Ich sah sie verwundert an. Nie war ich auf diese Idee gekommen. „Ich weiß nicht. Warum hätte ich es tun sollen?"

Daraufhin schwieg Mai.

AprilynneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt