Ethan sah Mai hinterher, als ob er ihr am liebsten eine reinhauen würde. Dann sah er mich an.
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: ich warte.", teilte ich ihm im gespieltem Plauderton mit.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dieses ganze Theater ertragen habe, nur damit ich dir jetzt erzähle, was los ist."
„Hmm. Doch glaub ich schon. Na ja, wenn du es mir nicht erzählen willst, finde ich schon jemand anderen, der's mir erzählt.", erwiderte ich Schulterzuckend.
Ethan lachte kurz und hart. „Das glaub ich kaum."
Zweifelnd sah ich ihn an. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, die ganze Schule zerreißt sich das Maul über dich, Ally und mich. Da wird es nicht schwer jemanden zu finden, der mir verrät, was hier abgeht." Als er den Mund öffnete ahnte ich schon, was er sagen wollte. „Auch wenn es jetzt noch niemand weiß. Es reicht schon, wenn nur eine Person davon weiß. Und diese Person wird es jemand anderem erzählen und während sie das tut, hört eine andere Person zu, welche es weitererzählt oder der Person, der das erzählt wird schreibt gleichzeitig eine Rundsms. Ich weiß, dass ich es erfahren werde. Ob du nun willst oder nicht. Das Schicksal hat seinen Lauf genommen und du kannst es nicht mehr aufhalten. Wenn es wirklich so schlimm ist, vielleicht kannst du es dann besser machen, indem du es mir jetzt einfach erzählst..."
Am Anfang meiner Ausführung, über die Verbreitung von Nachrichten, hatte Ethan ziemlich verwirrt dreingeschaut. Im Nachhinein war sie auch verwirrend gewesen, aber ich glaube, dass er trotzdem den Kern der Aussage verstanden hatte. Dann, als ich ihm erklärte hatte, dass ich sowieso erfahren würde, was passieren würde hatte sich sein Kiefer so sehr verkrampft, dass man seine Kiefermuskulatur mehr als deutlich erkennen konnte. So schaute er mich immer noch an.
Er sah so aus, als ob er etwas sagen wollte, doch seinen Kiefer nicht auseinander bekam.
„Ich glaube nicht, dass es irgendetwas besser machen würde.", presste er hervor, bevor er sich abwand und gehen wollte.
„Eine Frage noch."
Er erstarrte in seiner Bewegung.
„Ja?", fragte er, immer noch mit dem Rücken zu mir gedreht.
„Ist diese Sache wirklich schlimmer als die mit Ally?"
Gespannt wartete ich auf seine Antwort.
Er stieß Luft aus. „Ich schätze schon."
Ich schluckte schwer. „Okay."
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Es tut mir Leid, Aprilynne."
Mit diesen Worten setzte er sich wieder in Bewegung und ließ mich zurück. Entsetzt starrte ich ihm hinterher. Noch nie hatte er mich ernsthaft Aprilynne genannt. So nannten mich doch nur meine Eltern und ein paar meiner spießigen Lehrer.
Die Sache musste schlimmer sein, als ich gedacht hatte. Ich fragte mich, ob diese Sache meine selbsterrichtete Schutzmauer durchbrechen würde.
# # #
Als ich durch die Tür zu meinem Mathekurs fuhr, machte ich mich schon auf eine endlose Stunde neben Ethan gefasst. Doch als mein Blick auf seinen Platz fiel war dieser leer. Und dann wurde meine Aufmerksamkeit auf die Person auf dem Platz daneben gelenkt. Eine bösartig grinsende Ally. Na super. Plötzlich wünschte ich mir sehnlichst Ethan herbei, war doch egal, wenn er mich ignorierte und ich ihn. Denn so wie Ally aussah wollte sie mich heute nicht ignorieren. Kurz überlegte ich, einfach rückwärts aus dem Raum zu fahren. Doch damit würde ich das Unausweichliche nur auf später verschieben. Also entschied ich mich schweren Herzens, meinen Platz einzunehmen. Auf der anderen Seite des Raumes entdeckte ich Mai, die mich mit undurchdringlicher Miene musterte. Es wunderte mich immer noch, dass sie jetzt auf einmal wieder mit mir sprach.

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Aprilynne
Novela JuvenilAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?