Nachdem ich meinen Stundenplan erhalten hatte, folgte ich der immer noch verstört dreinblickenden Mai nach draußen.
„Alles in Ordnung?", fragte ich, als wir wieder auf dem Flur waren.
„Ja alles bestens, hör mal ich muss jetzt wirklich zum Unterricht, vielleicht sehen wir uns später.", murmelte sie, wirbelte herum und stürmte, schneller als ich es ihr zugetraut hätte, in Richtung Treppe. Verwirrung und Endtäuschung machten sich in mir breit. Ich dachte ich hätte mit Mai eine Freundin gefunden, aber anscheinend wollte sie doch nichts mit mir zu tun haben, sie meinte zwar, dass wir uns später noch sehen konnten, aber mit einem "vielleicht" versehen. Und ich hatte so gehofft, dass sie nicht so war wie Ally. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und hielt wieder an. Ich hatte keine Ahnung wo ich als nächstes hin musste. Als ich auf den Stundenplan schaute, musste ich zu meiner großen Endtäuschung feststellen, dass wir als nächstes Sport hatten und ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wo die Sporthallen waren. Das könnte heiter werden.
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Nachdem ich einige Minuten sinnlos umhergeirrt war, fand ich endlich einen Schulplan. Inzwischen hatte es zur ersten Stunde geklingelt, so dass die Korridore wie ausgestorben vor mir lagen. Als ich nun vor dem Plan stand musste ich mir leider eingestehen, dass ich zu klein war um überhaupt nur die Hälfte zu erkennen. Ich reckte den Hals und machte mich so groß wie möglich, doch nichts half. Am Ende rollte ich sogar einige Meter zurück im Versuch etwas zu erkennen. Da konnte ich zwar den Plan in seiner ganzen Schönheit bewundern, doch nicht die Beschriftungen lesen. Ich war frustriert. Seufzend wandte ich mich ab und blickte mich suchend nach jemandem, um der mir helfen könnte. Doch in den Korridoren herrschte immer noch gähnende Leere. Ich spielte schon mit dem Gedanken, wieder ins Sekretariat zurück zu kehren, als hinter mir eine Tür zuschlug und ein Junge herein hastete. Das war meine Chance.
Ich nahm all meinen Mut zusammen, und rief ihm hinterher: „Entschuldigung? Könntest du mir vielleicht helfen?"
Der Junge blieb stehen und schaute sich verwirrt zu mir um. Er schaute nochmal hinter sich, um festzustellen ob ich jemanden hinter ihm gemeint hatte, doch als er niemanden entdeckte kam er auf mich zu.
„Ich soll dir helfen?", fragte er mit einer hoch gezogenen Augenbraue. „Kenn ich dich?"
„Äh, nee. Ich bin neu hier und..." begann ich doch wurde schon wieder unterbrochen: „Komm bitte zum Punkt, Süße, ich komm zu spät."
Er fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen Haare. Ich konnte nur mit offenem Mund zu ihm hoch starren. Mein Gesicht hatte sich inzwischen wahrscheinlich schon ins Krebsrote verwandelt.
„W...was?!", stieß ich hervor. „Weißt du ich...ich glaube ich frag wen anders."
Ich bekräftigte mich selbst mit einem Kopfnicken. Doch ich starrte ihn immer noch an. Schließlich konnte ich mich doch von seinem Anblick losreißen, er sah gar nicht so schlecht aus, drehte mich um und rollte in die entgegen gesetzte Richtung davon.
„Warte!"
Verwundert schaute ich über meine Schulter. Der fremde Junge kam mir in großen Schritten hinterher gelaufen.
„Geh doch nicht einfach weg!"
In dem Moment in dem diese Worte seinen Mund verlassen hatten schlug er erschrocken die Hand vor den Mund und starrte mich aus großen Augen an.
„Oh Gott, tut mir leid es war nicht so gemeint!"
„Ist schon okay, man gewöhnt sich daran.", log ich.
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Aprilynne
Teen FictionAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?