Unter mir rauschte der Verkehr New Yorks. Ich saß nur da, Stunde um Stunde und starrte vom meinem Fenster aus auf die Straße. Der Straßenverkehr war stetig gewesen. Meine Eltern waren ein paarmal bei mir gewesen, sie hatten versucht mit mir zu reden, doch ich hatte nicht reagiert, ich fühlte mich wie betäubt. Sie hatten mir etwas zu essen hingestellt, doch ich hatte es nicht angerührt, ich hatte weder Appetit noch Hunger.
Nur der Schmerz in meiner Brust war stetig. Ich weinte nicht, dafür fühlte ich mich nicht stark genug. Ich starrte auf die zerknüllten Taschentücher, die zu meinen Füßen lagen. Ich konnte mich nicht daran erinnern sie benutzt zu haben.
Was hatte ich getan, dass mir immer wieder etwas geraubt worden wurde?
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Als mich ein Nerv tötendes Geräusch aus dem Schlaf riss, öffnete ich meine Augen.
Ich lag in meinem Bett, ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich schlafen gegangen war. Vor meinem inneren Auge spielte sich immer wieder die Scene mit Ally und Ethan ab. Ich blickte auf meinen Wecker, der immer noch piepte, ohne Motivation in auszuschalten. Er nervte mich wenigstens, ein Gefühl, dass kurz nach dem Aufwachen, den Schmerz überschattet hatte.
Doch als mir auffiel, warum der Wecker klingelte, wurde mir kalt. Heute war Montag, dass hieß es war... Schule. Und Schule bedeutete, dass ich sowohl Mai, Ally und Ethan sehen würde. Einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken zu schwänzen, doch das würde nichts bringen. Das wäre nur ein Zeichen von Schwäche und keinem der Drei würde ich je wieder meine Schwächen zeigen. Ich schloss meine Finger um meine Glücksbringerkette.
Ich hatte schon zu viel durchgemacht, um schwach zu sein.
Ich war stark.
Ich streckte den Arm aus, um den Wecker auszuschalten, schlug die Bettdecke weg und kletterte in meinen Rollstuhl. Frühstücken würde ich nicht, ich hatte keinen Appetit, also machte ich mich direkt auf den Weg ins Badezimmer.
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„Aprilynne, was ist denn mit dir los?", fragte mein Vater, nachdem wir beide im Auto saßen.
Schlau. So konnte ich wenigstens nicht abhauen. Doch wenn meine Eltern mich zur Rede stellen wollten, mussten sie sich schon mehr einfallen lassen. Zum Beispiel könnten sie die Haustür abschließen und den Schlüssel so hoch weglegen, dass ich nicht heran kommen würde. Dann müssten sie nur noch auf meinen Lagerkoller warten. Das konnte aber einige Zeit dauern. Zurückblickend hatte ich das Gefühl, dass ich in den letzten acht Jahren kaum unsere Wohnung verlassen hatte. Nicht das meine Eltern mich festgehalten hatten, nein, ich wusste nur nichts mit mir anzufangen. In dieser Zeit fing ich an zu lesen. Jedes Genre, jede Dicke, jeder Autor. Bücher waren meine einzigen Freunde gewesen.
Sie sind auch jetzt noch deine einzigen Freunde, April, erinnerte mich eine kleine Stimme im Hinterkopf.
Geistesabwesend nickte ich. Ich fragte mich, wie lange ich es wohl in unserer Wohnung aushalten würde, bevor ich Wahnsinnig werden würde. Sechs, sieben Wochen? Vielleicht sogar länger. Genug Bücher hatte ich jedenfalls.
„April?", die Stimme meines Vaters riss mich aus meinen Gedanken.
Überrascht schaute ich ihn an. Da fiel mir erst auf, dass ich ihm gar nicht geantwortet hatte. Mit immer noch weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Er seufzte resigniert seufzte er. Ich zuckte nur die Schulter und schaltete mein Handy an. Ich hatte es seit Samstagmorgen nicht mehr angerrührt. Als ich die Anzahl entgangener Anrufe und ungelesener SMS sah, zuckte ich zusammen. 34 Anrufe und 56 SMS. Alle von Ethan bis auf eine Nachricht. Diese war von Mai. Komisch. Ich machte mir nicht die Mühe auch nur eine der Nachrichten zu öffnen. Ich redete mir ein, dass es mir egal war, was er schrieb. Sollte er es sich sonstwohin schieben. Ich war fertig mit ihm. Mein Handy schaltete ich wieder aus und verstaute es in meiner Jackentasche. Die restliche Fahrt verging schweigend. Als wir auf den Schulparkplatz fuhren, sah ich ihn schon von weitem. Er lehnte an dem Baum, an dem er schon so oft gelehnt hatte und auf mich gewartet hatte. Doch anstatt des sonstigem warmen wohligem Gefühl, füllte es sich an, als ob mir jemand Eiswasser indiziert hatte. Das alles kam mir eine Ewigkeit weit weg vor. Ich schluckte schwer. Am besten würde ich ihn ignorieren. Als mein Vater den Wagen auf den uns gewohnten Parkplatz lenkte, suchte Ethan durch die Scheibe meinen Blick. Schnell schaute ich nach unten.
„Ich bezweifle zwar, dass du mir antwortest, aber ist alles okay, Aprilynne?", fragte mein Vater gleichzeitig genervt und besorgt.
„Ja, ja, denke schon.", flüsterte ich, immer noch meine Füße betrachtend.
Misstrauisch schaute mein Vater Ethan an. „Na dann.", sagte er betont freudig und stieg aus. Ich schnallte mich an, öffnete die Beifahrertür und schwang, Mithilfe meiner Arme, meine Beine aus dem Auto. Ich spürte immer noch Ethans Blick auf mir, doch ich beachtete ihn nicht. Mein Vater stellte meinen Rollstuhl neben mir ab und ich kletterte hinein.
„Bis nachher, Schatz", sagte mein Vater und stieg ins Auto.
„Bis nachher.", gab ich zurück, zu spät, aber immerhin etwas.
Er fuhr davon, doch nicht ohne vorher Ethan einen bösen Blick zuzuwerfen. Er hatte mich also durchschaut. Entweder mein Vater war aufmerksamer, als ich gedacht hatte, oder ich war einfach nur leicht zu durchschauen. Wie zu mir selbst zuckte ich mit den Schultern. Ich schaute immer noch dem Wagen meines Vaters nach, auch wenn er schon längst im Verkehrschaos New Yorks verschwunden war. Ich hörte Ethan nicht kommen, doch ich spürte seine Anwesenheit mehr als deutlich neben mir. Ich hörte, wie er Luft holte, um etwas zu sagen.
„Halt die Klappe, Ethan.", sagte ich nur ohne ihn anzusehen. Meine Stimme war kühl und gleichgültig.
Ich wandte mich um und machte mich auf den Weg zu meinem Schließfach. Ethan folgte mir. Er sagte nichts. Sollte er mir doch folgen, solange er leise war, war es mir egal.
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Heeey :D
ich hab jetzt seit längerem nicht geupdatet und ich wollte euch mal nach eurer Meinung zu meinem Buch fragen. Eigentlich will ich unter jedes Kapitel einen kleinen Teil einfach so schreiben, doch meistens vergesse ich es... :D
Also ich würde mich freuen, wenn ihr Kritik äußern würdet, gerne auch negative.
Bis bald eure Sonnenblumenfee
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Aprilynne
Teen FictionAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?