Genervt räumte ich meine Chemiebücher aus meiner Schultasche in den Spinnt und holte für diese meine Mathebücher und Hefte heraus und stopfte alles in die Tasche. Außerdem holte ich noch meinen Taschenrechner heraus. Eigentlich war ich gar nicht von der Schule an sich genervt, nein, eigentlich fand ich es sogar sehr angenehm einige so strickt geplante Stunden voller Routine und Logik. Das einzige Problem waren die Menschen in der Schule. Um genauer zu sein die Schüler. Sie starrten mich an, als wäre ich nicht schon vor zwei, drei Monaten auf ihre Schule gekommen, sondern gestern. Doch ich wurde das ungute Gefühl nicht los, dass es nicht daran lag, dass manche mich erst jetzt bemerkten, sondern, dass Ally ihre Finger im Spiel hatte. Zum einen waren es die Mädchen, die zu Allys Leibgarde zählten, die durch die Flure wanderten und unseren anderen Mitschüler hinter hervor gehaltener Hand Dinge zuflüsterten und immer wieder bedeutungsvoll zu mir schauten. Nicht das es mich interessierte, was sie redeten. Ich weiß nicht, wann ich über diesen Punkt hinweggekommen bin. Wenn ich an den Mitschülern vorbei kam, bei denen diese willenlosen Modezombies gewesen waren, grinsten mich manche fies an. Andere lachten und wieder andere schauten mich mitleidig an.
Doch ich schaute ihnen nur mit gleichgültiger Miene ins Gesicht. Was sie wohl sahen? Ich bezweifelte, dass sie dasselbe in mir sahen wie ich. In ihren Augen war ich wohl nur ein zierliches, braunhaariges Mädchen im Rollstuhl. Mit zu vielen Sommersprossen und komischer Augenfarbe. Ohne Rollstuhl, ein Mädchen, dass man einmal sieht und nicht weiter Erinnerungswert wäre. Ein Mädchen, das bemitleidenswert war. Schwach.
Doch vielleicht saß ich im Rollstuhl, aber das machte mich nicht schwächer als irgendjemanden von ihnen. Mit zwei gesunden Beinen. Ich hatte in den letzten neun Jahren mehr durchgemacht als andere Leute in ihrem ganzen Leben. Ich hatte es vielleicht vor ein paar Monaten oder Wochen noch nicht gewusst, aber ich war stark. Stärker als sechszehnjährige Mädchen normalerweise sein sollten. Sie konnten mir nichts, auch wenn sie das vielleicht glaubten. Auch wenn ich das vielleicht glaubte. Jetzt wusste ich es besser.
Zum anderen nervte mich der schwarzhaarige Junge, der mir die ganze Zeit hinterher trotte, wie ein begossener Pudel. Und seine Freunde. Seine Freunde waren die schlimmsten. Kein Wunder, dass er nicht gewollt hatte, dass ich sie traf. Sie standen an den Seiten der Flure, mit teuflischen Grinsen in ihren Gesichtern. Fies war kein Ausdruck mehr dafür, sie sahen aus, als wollten sie mich verschlingen oder mit einem Messer aufschlitzen. Manchmal nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, wie, wenn einer von ihnen einen Schritt auf mich zugehen wollte und den Mund öffnete, Ethan diesen wahnsinnig anfunkelte.
Ich kam mir ein bisschen blöd vor, weil sie anscheinend alle etwas wussten, was ich nicht wusste. Etwas über mich. Aber ich vermutete, dass sie einfach alle nur über die kleine Ally-Ethan-April- Sache von Samstag in Kenntnis gesetzt worden waren. Und es passierte auch so wenig in New York oder niemand von ihnen besaß ein Privatleben, dass sie sich alle auf diese Geschichte stürzten wie Aßgeier. Ich rollte mit den Augen.
Ich starrte in meinen Spind und dachte über den Anfang meines Tages nach. Naja, vielleicht war mir es doch nicht hundertprozentig egal, was andere über mich dachten. Aber wem war das auch? Ich spürte immer noch ihre Blicke im Rücken. Ich drehte den Kopf um diejenigen anzusehen, die mich so stark anstarrten. Als ich die kleine Gruppe von Mittelschülern ansah, senkten sie alle schnell die Köpfe. Sie waren wenigstens so gut erzogen, dass sie nicht trotzdem weiter starrten, wie einige der älteren Schüler. Ein paar Meter entfernt von der Gruppe sah ich einen mir sehr bekannten pinken Schopf. Mai stand bei zwei asiatisch aussehenden Mädchen. Die größere der beiden flüsterte Mai gerade etwas ins Ohr, während Mai mich flüchtig musterte. Sie schien nicht zu bemerken, dass ich sie anschaute. Das Mädchen deutete am Ende ihrer Schilderung in die Richtung von Ethans pseudo Freunden. Mai nickte und machte sich in schnellen Schritten auf einen der etwas jünger aussehenden Jungen auf. Ich konnte zwar nicht verstehen, was sie sprachen, doch ihre Körpersprache konnte ich verstehen. Während Mai die Hände hinter ihrem Rücken verschränkte und auf ihren Fußballen vor und zurück schaukelte, nicht zu vergessen mit den Augen klimperte, fühlte sich der Junge so toll, dass er mit vor Stolz geschwollener Brust und dämlichen Grinsen dastand. Nach einigen Minuten schien das Gespräch beendet, als Mai sich einfach umdrehte und wegging. Ein verdutzt dreinblickender Junge blieb zurück, unterdessen lief Mai wieder zurück zu ihren Freundinnen. Auf dem Weg dorthin schaute sie mir direkt in die Augen. Beschämt senkte ich den Blick. Es gehörte sich nicht Leute so anzustarren. Auch wenn alle Anderen mich so anstarrten, so musste ich nicht werden wie alle anderen. Indem ich einen vorsichtigen Blick über die Schulter riskierte, stellte ich fest, dass Ethan nicht länger hinter mir stand, sondern zu dem Jungen hinübergegangen war, bei dem Auch Mai eben gewesen war. Als ich meinen Blick wieder in das Innere meines Spindes richtete, tippte mir jemand auf die Schulter. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Ally hinter mir stand, um nochmal Salz in die Wunde zu streuen. Doch hinter mir stand niemand anderes als... Mai.
Schüchtern betrachtete sie den Fußboden.
„April? Ich muss mit dir reden."
„Was ist denn?" Jetzt auf einmal wollte sie mit mir reden. So, so. Sie hob den Blick und in ihren Augen sah ich nur Sorge. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Es, es geht um Liam."
Ich seufzte. Anscheinend wollte sie mir die Geschichte erzählen über die sich hier alle die Mäuler zerrissen.
„Mai...ich kenne die Gesch-", begann ich, wurde aber von ihr unterbrochen.
„Nein, nein. Es geht um etwas anderes. Ich wünschte es würde bei dieser einen harmlosen Geschichte bleiben.", Mai sprach leise und eindringlich.
Auch wenn ich wusste, dass man nicht allem Glauben schenken sollte, was man hörte, war ich neugierig und ängstlich zugleich. Wenn das am Samstag die harmlose Geschichte gewesen war, was war dann die wirklich schlimme Geschichte.
Mais Blick huschte zu Ethan. Ich folgte ihrem Blick und sah, wie er zu uns rüber starrte.
Mai holte tief Luft: „Hör zu April, Liam ist nicht so ein toller Kerl wie du denkst. Er will dich nicht deinetwegen. Du bist für ihn nur eine-"
„Redet ihr über mich?", fragte plötzlich Ethan hinter Mai. Wir zuckten beide zusammen. Ich war so auf Mais Worte konzentriert gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie er hinter sie getreten war.
„Ja.", erwiderte ich patzig.
„Ich glaube nicht, Mai, dass du ein Recht hast zu erzählen, was du gerade erzählen wolltest.", sagte Ethan zornig an Mai gerichtet.
„Abgesehen davon, dass mich dieser Satz gerade verwirrt hat, denke ich du solltest April die Wahrheit sagen. Die ganze.", zischte Mai Ethan an.
„Pass auf dich auf.", sagte Mai noch an mich gerichtet, bevor sie in der Masse von gaffenden Schülern untertauchte.
Abwartend sah ich Ethan an: „Also?"
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Hey :)
Alsooooooo, oben habe ich euch ja ein Bild eingefügt (hab jetzt endlich verstanden wie es funktioniert :D) wie ich mir ungefähr April vorstelle. ( Wenn sie euch nicht gefällt, stellt sie euch halt anders vor!!!!) Ich habe vor in den nächsten Kapiteln dasselbe noch für Mai, Ethan und Ally zu machen. Ich würde mich auch immer noch über Kommentare und Kritik freuen.
LG Sonnenblumenfee
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Aprilynne
Teen FictionAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?