Wieder räumte ich meine Bücher von meiner Tasche in meinen Spind. Ich beeilte mich, seit Mathe vor zwei Stunden hatte ich es mehr als eilig aus der Schule zu kommen. Also wurde meine Kunstmappe, von mir in den Spind geworfen, und für diese meine Biologiebücher herausgezogen, welche ich für meine Hausaufgaben brauchte. Gerade als ich meine Tasche schloss, wurde meine Spindtür zugeknallt. Ich zuckte zusammen und schaute auf die Hand, die eben die Tür zugehauen hatte. Es war eine männliche Hand, also weder Ally noch Mai, doch für Ethan war sie zugebräunt. Mein Blick glitt an der Hand, über den Arm bis zum Gesichts des Jungen. Er war der jüngere blonde Junge, dem Mai augenscheinlich Informationen entlockt hatte. Doch von nahem sah er nicht mehr so jung zu sein, ungefähr mein Alter, vielleicht ein Jahr älter.
„Was?", fragte ich genervt.
„Ich habe gehört, dass du Information bezüglich Liam benötigst.", antwortete er überheblich.
Würg, ich konnte ihn jetzt schon nicht ausstehen, aber er wusste, was Ethan vor mir zu verstecken versuchte.
„Und diese Informationen" ich malte mit den Fingern Ausrufezeichen in die Luft „hast du?"
„Natürlich. Aber die werden dich was kosten."
Ungläubig schnaubte ich. Er wollte dafür Geld haben, war ja klar gewesen, dass es nicht einen gutwilligen Menschen an dieser Schule gab.
„Nicht viel.", beeilte er sich zu sagen. „Geh mit mir 'nen Kaffe trinken. Morgen nach der Schule, dann erzähl ich dir, was ich weiß."
„Schwörst du, dass du etwas weißt?", fragte ich argwöhnisch.
Ich sah ihm in sein sommersprossiges Gesicht. Feierlich hob er eine Hand: „Ja ich schwöre."
„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich.
„Aiden."
„Ich bin-", ich wollte mich vorstellen, doch er unterbrach mich.
„April, ich weiß.", er grinste schief. „Bis morgen."
Damit drehte er sich um und ging. Etwas benommen sah ich ihm nach, ich hatte mich gerade mit einem völlig Fremden auf einen Kaffe verabredet.
Die alte April hätte so Etwas nicht gemacht, schoss es mir durch den Kopf. Die Stimme hörte sich leicht tadelnd an, wie meine Mutter, wenn sie mir sagte, was man nicht tat.
Ja, vielleicht hätte die alte April das nicht gemacht, aber ich bin nicht mehr die alte April, darum wischte ich den Gedanken beiseite und machte mich auf den Weg zum Parkplatz.
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Schnell schlang ich mein Essen herunter. Heute gab es Curry mit Reis. Eigentlich war meine Mutter keine gute Köchin, doch dieses Curry schmeckte wirklich gut.
„Fmeckt gut", lobte ich ihr Essen mit vollem Mund.
Meine Mutter sah mich missbilligend an. Sie mochte es nicht, wenn man mit vollem Mund sprach und das zeigte sie auch allzu deutlich zeigte.
„Tut mir Leid, ich habe dich nicht verstanden, Aprilynne. Wie war dein Tag?", fragte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen und schob sich eine Gabel Curry in den Mund.
Ich seufzte innerlich. Ich liebte meine Mutter wirklich, aber manchmal konnte sie auch sehr anstrengend sein. Ich schluckte mein Essen herunter.
„Ganz in Ordnung. Ich gehe morgen nach der Schule einen Kaffe trinken, wenn das in Ordnung ist."
„Gehst du etwa alleine oder kommt Liam mit?", fragte meine Mutter neugierig. Wahrscheinlich hoffte sie, dass ich ihr jetzt erklärte, dass ich alleine oder mit jemand anderem gehen würde und warum. Doch das tat ich nicht.
„Ja genau mit Ethan.", log ich.
„Ach", meine Mutter stützte ihren Kopf auf ihre Faust „habt ihr euch wieder verstragen?"
Ich schluckte. Ich wollte meiner Mutter nicht die Wahrheit erzählen, zwar war mir nicht klar warum, aber ich wollte es nun mal einfach nicht. Vielleicht hatte ich Angst, dass sie mich wieder von der Schule nahmen, weil meine Eltern glaubten, dass ich noch nicht bereit dafür war. Doch wenn ich nicht jetzt bereit war, wann dann? Mit dreißig? Erst als ich an meine jetzige Schule gekommen war, hatte ich festgestellt wie einsam ich die letzten Jahre gewesen war. Jetzt war ich zwar auch wieder einsam, aber ich war wenigstens jeden Tag unter Leuten. Ich glaubte nicht, dass ich es aushalten würde nochmal so von der Außenwelt abgeschnitten zu werden.
„Wir hatten nie Streit.", sagte ich, wischte mir mit meiner Servierte den Mund ab und legte mein Besteck nieder. Meine Überlegungen hatten mir den Appetit verdorben.
# # #
Als mein Handy summte, schaute ich erleichtert von der Ablenkung von meinen Biohausaufgaben auf. Auch wenn es vermutlich nur Ethan war. Ablenkung war Ablenkung. Bei diesen Hausaufgaben war ich froh, dass ich mein Buch noch nicht aus dem Fenster geworfen hatte.
Ich schaute auf das Display, überrascht stellte ich fest, dass es eine mir unbekannte Nummer war.
Die Nachricht bestand aus einem einfachen Hi, kein Name, nichts.
Wer bist du?
Aiden
Aha. Woher hast du meine Nummer?
Connections
Okay... jetzt ehrlich, woher hast du meine Nummer?!
Ähm...
Einige Minuten starrte ich auf mein Handy, doch Aiden antwortete nicht mehr.
Hallo? Aiden? Lebst du noch? :/
Hmm...glaub schon...fühle noch meinen Puls
Also, da du noch lebst und mir antworten kannst...woher hast du jetzt meine Nummer?
Warum interessiert dich das so?
Darum.
Ah...gut, danke. Ich glaube, wenn du mir das jetzt nicht so ausführlich und lange erklärt hättest, hätte ich das nicht verstanden. Von Liam
Ethan hat dir meine Nummer gegeben?! :0
Nicht direkt...Ethan?! :'D
Was soll nicht direkt heißen? Ich nenn ihn halt Ethan, Problem damit?
Ich hab mir sein Handy genommen und mir deine Nummer geschickt. Nee
Okay...wo wir ja gerade schreiben, kannst du mir ja verraten, was du weißt.
NEIN
Warum nicht?
1.Dann kriege ich meinen Kaffe mit dir nicht
2.Es würde Beweise geben und dann würde Liam mich wahrscheinlich killen, dass wird er sowieso, aber vielleicht habe ich vorher noch die Chance das Land zu verlassen
Warum willst du das Land verlassen?
Keine Ahnung, dachte das kommt besser
Ach so, na dann...muss meine Biohausaufgaben machen. Bis morgen
Bis morgen!!!
Kaum das Aidens letzte Nachricht gekommen war, legte ich mein Handy weg und versuchte mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, doch es wollte mir nicht recht gelingen. In meinem Kopf spukte ein blonder braungebrannter Junge herum.

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Aprilynne
Fiksi RemajaAprilynne ist 16 und an den Rollstuhl gefesselt. Als ob das nicht schon genug Probleme wären, stößt sie an ihrer neuen Schule auf Mitschüler, die scheinbar etwas zu verbergen haben. Wird April es schaffen hinter ihre Geheimnisse kommen?