45<Mauerblumen

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Am Morgen wachte ich nur eine halbe Stunde später auf als Flo. Wir frühstückten und dann brachte er mich nach Hause. Ich sprach Flo zwar auf das Bild von Austin an, aber seine Antwort war nur schwer zu verstehen. Irgendwas in dem Dreh: „Warum sollte er sowas machen und wenn es dich wirklich stört, dann musst du mit ihm sprechen.", kam bei mir an.


Als ich bei mir zu Hause die Straße zu unserem Haus lief, lag vor der Tür ein Brief mit der Aufschrift: CORA. Ich hob den Brief auf, zog mir die Schuhe und Jacke aus und lief in mein Zimmer. Angekommen auf meinem Bett schmiss ich meine Tasche auf meinen schwarzen Schreibtischstuhl und riss den zugeklebten Briefumschlag vorsichtig auf. Ich zog den Zettel aus dem Umschlag und fing an zu lesen:


„Man kann im Leben vieles falsch machen. Man reißt die Mauerblumen ab und versucht sie wieder einzupflanzen. Erst scheinen sie so, als wäre nix, doch schon nach einem Tag lassen sie wieder die Köpfe hängen. Jeden Tag versuchst du sie zu gießen, jeden Tag, versuchst du irgendetwas, damit sie schön aussehen. Doch irgendwann werden wir alle älter, wie werden reifer. Vielleicht denken wir im ersten Moment wieder an die Mauerblumen zurück, doch irgendwann, ich verspreche es dir. Irgendwann wirst du die Lust verlieren, etwas zu tun, was dir keine Hoffnung schenkt. Jeden Tag auf's Neue. Später wirst du bemerken, dass dich andere Dinge viel glücklicher machen, das du deine Zeit in andere Dinge investierst, als in irgendwelche Mauerblumen. Irgendwelche Mauerblumen, die dich jeden Tag zweifeln lassen, was du ihnen in diesem Sinn angetan hast. Jedes Mal lassen sie dich zweifeln, was passiert wäre, hättest du ihnen nicht den Boden unter den Füßen weggerissen. Was wäre gewesen, wenn alles so geblieben wäre, wie es vorher war. Sie lassen dich überlegen, ob du die richtigen Entscheidungen getroffen hast. Schließlich warst du jünger, unerfahrener und kindisch. Vielleicht war es auch die Farbe, die einen angezogen hat. Vielleicht war es einfach nur die Farbe. Vielleicht hat man sich einfach zu sehr auf das äußere konzentriert und wurde an von dem inneren Kern abgeschreckt. Vielleicht hat einem dieser Kern einem den Rest gegeben. Vielleicht ist das Fass übergelaufen. Was wäre wenn. Wie gesagt: Irgendwann erkennt man, das man seine Zeit nicht mit Mauerblumen verschwenden sollte. Vielleicht machen das zu viele Menschen und werden deswegen unglücklich. Vielleicht sehen wir alle die Mauerblumen zu schön und schrecken dann vor ihrem Inneren. Vielleicht gibt vielen dieses Farbe, zwischen all dem Dreck Hoffnung. Sie wollen die Hoffnung mit sich tragen. Vielleicht. Vielleicht wollen sie die Farben bei sich behalten und Andere, die diese Mauerblume viel mehr verdient hätten, starren tagtäglich nur auf den grauen Beton. Vielleicht hat es die Natur so gewollt. Vielleicht hat sie es so gewollt, das Menschen, die es verdient hätten, etwas zu erreichen, nichts erreichen. Vielleicht haben diese Leute sich aber auch einfach nur zu große Ziele gesetzt. Vielleicht haben diese Leute auch einfach schon aufgegeben ihre Ziele zu erreichen, weil die denken, dass sie es so und so nicht schaffen. Vielleicht wollen uns Mauerblumen das sagen. Vielleicht wollen sie uns einfach nur mit auf den Weg geben, dass die Dinge, die Andere glücklicher machen, der Welt nicht nehmen sollten. Vielleicht sollte man Mauerblumen einfach in Frieden lassen und sie nicht als kleines, naives Kind auf dem Beton reißen und versuche am Leben zu erhalten. Vielleicht sollen uns Mauerblumen das einfach aussagen. Vielleicht sollten wir schon als kleine, unerfahrene Kinder nicht einfach allem den Boden unter den Füßen wegreißen. Vielleicht nur, um nicht miterleben zu müssen, wie diese Dinge einem dann den Boden unter den Füßen rauben. Vielleicht ist es das, was so viele Leute in ihrem Leben durchmachen und sich dann von den Dingen abwenden, weil sie keine Verwendung für die Sachen mehr finden. Irgendwann werden auch Kinder erwachsen. Irgendwann. Und vielleicht wird ihnen dann klar, dass man nicht alles haben kann. Vielleicht auch keine Mauerblumen, die einem wertvolle Zeit nehmen, eigentlich das zu tun, was man liebt, und worauf man Lust hat. Vielleicht ist die Zeit zu wertvoll, doch wir merken es erst zu spät. Vielleicht ist es genau dass, was uns Mauerblumen damals als wir noch Kinder waren sagen wollten. Vielleicht haben wir es erst jetzt verstanden. Vielleicht versteht der Mensch erst die Dinge richtig, wenn es schon längst zu spät ist. Vielleicht merkt man erst die Folgen, wenn diese schon längst eingetreten sind. Vielleicht sollten wir einfach aufmerksamer sein. Vielleicht sollten wir wie Mauerblumen sein." 

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Danke an Jodie Callusi. Ich weiß, sie wird das hier eh niemals sehen, aber hinschreiben kann ich es ja trotzdem. Irgendwie hat mich die Art ihrer Videos und diese kleinen Lebensweisheiten zwischendurch sehr inspiriert. Außerdem hat mir dieses Bild eines Mauerblümchens nochmal den letzten Rest gegeben, meine Gedanken mal in so einen random Text zu fassen, doch eigentlich habe ich erst nach dem Bild gesucht, als ich ein Kapitel von dem Buch Mauerblumen von @Grazine  gelesen habe und dann immer tiefer in die Texte versunken bin. Erstaunlich wie gut sich das anfühlt, wenn man all seine Gedanken in einen halbwegs sinnvollen Text zusammenzufassen.

Allein unter Idioten-bye bye du dumme Welt!✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt