47<good bye

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Nach dem ausgiebigem Gespräch mit Flo fuhren wir beide wieder nach Hause. Eigentlich immer wieder erstaunlich, dass viel Zeit mit Personen, die man gerne hat, so ein unglaublich gutes Gefühl vermitteln.

Allein schon, dass man sich zwar in diesem Sinne anschweigt, aber trotzdem genau weiß worüber die Person neben dir nachdenkt.

Wie funktioniert das eigentlich mit dieser Telepathie? Wie geht das, dass manche Leute genau wissen, was der andere in diesem Moment denkt? Wie klappt das zwischen zwei Leuten die ganz unterschiedlich fühlen, ganz unterschiedliche Dinge erlebt haben.
Logisch wie das bei Freunden klappt, aber die können Leute Gedanken lesen, wenn der Betroffene gar keine Mimik zeigt?

Egal. Das waren mal wieder viel zu unnötige Dinge über die ich nachdachte. Anstatt ich mich den wichtigen Dingen zuwende, sitze ich dumm in meinem Zimmer rum, höre der schrecklichen Musik von Leon zu und zerbrechen mir den Kopf über die sinnloseste Scheiße die es gibt.

Also verließ ich nach ein paar Sekunden meinen Schreibtischstuhl und tippte die Nummer von Austin.
Ohne abzuwarten, was er sagen wollte, sagte ich ihm: „In zehn Minuten am Ufer? Du weißt welches."

Von ihm kam keine Antwort, aber er hätte abgelehnt, wenn er nicht kommen konnte.

Erneut stand ich auf, verließ ich das Haus und lief zu dem abgesprochenen Ufer. Ich musste nicht lange warten und Austin bog um die Ecke.

Ohne jegliche Begrüßung fing ich an zu erzählen, was ich loswerden musste.

„Der Text war zwar schön geschrieben, aber warum kannst du mir nicht einfach sagen was los ist? Und warum das Bild. Ist es wirklich so schwer jemandem das zu sagen. Soviel Arsch sollte man schon haben. Ihr Jungs tut doch sowieso immer so, als würde es euch nicht jucken, wenn ihr irgendjemanden seelisch verletzt. Vielleicht ist es auch so, dann spiel' aber auch nicht das Weichei, dass sich es nicht traut jemandem soetwas ins Gesicht zu sagen."

Ich machte eine kurze Pause, doch er sagte nix. Als ich wieder anfing fing er endlich an zu sprechen.

„Ich war betrunken. Ich wusste nichts von dem Foto.", sagte er leise und starrte immer noch auf den Boden.

„Soll das jetzt die Entschuldigung dafür sein? Denkst du ernsthaft das alles wieder gut ist, nur weil behauptest das du besoffen warst? Ernsthaft? Eigentlich macht es das doch nur noch schlimmer, das du mit fast 16 schon so betrunken bist, das du sonst einen Filmriss hast und nicht weißt, wenn du von den zwanzig Nutten du gerade fickst. Oder kommst du jetzt wieder mit irgendeiner billigen Ausrede, dass ihr Flaschen-Drehen gespielt habt und du so ein Bild machen musstest? Egal was es ist, eigentlich kann es doch nur sowas in der Art sein, oder?"

Ich guckte ihn vorwurfsvoll an. Er starrte weiterhin nur auf den Boden unter der Bank auf der er saß. Ich hatte, ihm schräg gegenüber, Platz genommen.

„Weißt du.", setzte ich fort, „Wenn du der Meinung bist, das nicht zu erzählen bin ich der Meinung dir jetzt zu sagen, dass ich kein Bock auf sowas habe. Und schon gar nicht auf dich. Von mir aus kannst du jetzt auch legitim Lola ficken."

„Es war nicht Lola.", kam von ihm.

„Achso. Das ist ja schön zu wissen. Besser macht es das trotzdem nicht und danke dass du es wenigstens zugibst, dass ich dir nicht mehr gut genug war und du jemand anderen knallst."

Ich stand von dem morschen Birkenstamm auf und lief in Richtung Straße.

„Such dir jemand anderen.", waren meine letzten Worte.

Nach ein paar Schritten auf dem Fußweg fing ich an wie bescheuert durch Hamburg zu rennen. Ich wollte einfach nur noch weg von ihm. Jedoch wusste ich nicht wohin ich rannte. Weder zu Max noch zu Lusia konnte ich gerade. Max war mit seiner Familie unterwegs und Lu war im Schwimmbad. Flo wollte ich auch ungern noch einmal vom Training abhalten. Nach Hause wollte ich erst Recht nicht.

Meine Schritte verlangsamten sich wieder. Ich lief zu dem selben Park, in dem ich heute morgen mit Flo war. Wenigstens ein bisschen gutes Umfeld brauchte ich. Vielleicht war es aber auch einfach die Einbildung, und die Erinnerung an heute morgen.

Ich ließ mich ins Gras fallen, als meine Gedanken schon wieder anfingen. Trotzdem war ich froh, das ich eigentlich immer nur mit Leuten hier war, mit den ich hier sein wollte und nicht irgendwelchen anderen komischen Leuten.

Nach einer guten halben Stunde wurde meine Musik durch das Vibrieren unterbrochen. Ich machte mir nicht die Mühe um nachzusehen, wer mur geschrieben hat, sondern blieb im Gras liegen und beobachtete weiter die Vögel am Himmel.
Die Musik wurde erneut unterbrochen, diesmal von meinem Klingelton.

Augenrollend guckte ich auf dem Bildschirm. Flo. Ich wischte über den grünen Hörer.

„Was gibt's ich dachte du bist beim Training."

„Bin ich ja auch, bloß das ich laufen bin."

„Macht das ein Unterschied?"

„Eigentlich nicht wirklich, aber kann ich zu dir kommen?"

„Ich bin aber im Park."

„Weiß ich."

„Ich fühle mich gestalkt aber ja."

Als Flo neben mir saß ging unser Gespräch weiter.

„Wie hast du mich gefunden?", frage ich Flori.

„Wie gesagt, ich war laufen. Ohne Musik, weil ich so schlau war und die zu Hause vergessen habe, aber nicht nochmal zurück gehen wollte. Dann bin ich hier lang gelaufen und hab deine Musik gehört, hab nach links geguckt, ob du es bist und jetzt bin ich hier."

„Ist mein scheiß Leben wirklich so extrem nach dem Klischee aufgebaut? Aber danke das du hier bist."

„Warum bist du eigentlich hier und nicht zu Hause?"

„Wegen Idioten.", sagte ich und verdreht meine Augen.

Flo sagte nix mehr, also ließ ich mich wieder auf meinen Rücken fallen.

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Irgendwie bin ich nicht wirklich zufrieden mit dem Schrott, den ich da oben geschrieben habe.

Allein unter Idioten-bye bye du dumme Welt!✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt