20 - Badezimmergespräch

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"Schhh", mache ich und lege meinen Finger auf meine Lippen während ich Hannah anstarre. Ryan gehorcht mir und läuft leise vorsichtig ins Bad, ich ihm hinterher ohne Hannah auf zu wecken.

Als ich ankam saß er auf dem Rand der Badewanne/Dusche und schaute mich eindringlich an.

"Okay. Jetzt erklär mir was du mitten in der Nacht vor meinem Zimmer machst?", ich bin darauf bedacht leise zu reden, dennoch war ich genervt, angetrunken und konnte eigentlich keinen klaren Gedanken fassen.

Als ich ihn gefunden habe war ich erstmal geschockt, aber irgendwie musste ich ihn ja zur Rede stellen und aufwecken, also rüttelte ich an ihm, bis er seine großen Augen öffnete und mich wie ein Welpe seine Hundemama anschaute. Ich hätte wetten können er würde mich gleich anspringen und mein Gesicht ablecken.

Jungs sind so. Ryan ist so.

Nachdem ich ihn geweckt hatte, hab ich die Tür aufgemacht, die wirklich schwer zu öffnen war, weil der Schlüssel irgendwelche Probleme mit mir hatte. Einen Moment dachte ich sogar ich würde da niemals rein kommen.

"Ich wollte mit dir reden.", er holt mich wieder zurück aus meinen tiefsinnigen Gedanken über Hundewelpen.

"Pssst. Nicht so laut." Das war so eine dumme Idee ins Bad zu gehen. Warum bin ich nicht einfach mit ihm draußen geblieben? Weil ich dumm bin. Einfache Erklärung.

Plötzlich steht er auf und der ohnehin kleine Raum wirkte noch kleiner. Er stand direkt vor mir. Ich schaute zu ihm hoch und behielt mein Pokerface soweit es ging, damit er endlich anfing zu reden.

Anstatt zu reden nimmt er meine Hände in seine und schaut mich sanft an. Ein kleiner Teil meiner Mauer die ich aufgebaut hatte fing an zu bröckeln. Nicht die Nerven verlieren, Elina. Bleib stark.

Seine Augen leuchteten und er setzte an etwas zu sagen: "Ich bin in den letzten Wochen fast durchgedreht. Ich habe dich nicht gesehen, nichts von dir gehört und dann warst du auch noch nach England verschwunden. Ich konnte nicht zu Hause sitzen. Ich wollte zu dir." Er macht eine Pause und differenziert den Abstand zwischen uns. Jetzt war ich nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.

Heilige Maria Mutter Gottes. Lass es gut enden. Ich will nicht, dass in meiner Totenanzeige steht:

15 Jähriges Mädchen durch unglaublich schöne grüne Augen, betörendem Duft und Körpergeruch eines ein Jahr älteren Jungen ums Leben gekommen. Wir sprechen unser Leid aus an alle Familienangehörigen und Freunde. Amen.

So hatte ich mir mein Ende nicht vorgestellt.

Anstatt von mir wegzurücken kam er mir noch näher und ich wäre beinahe umgefallen. Mein Herz explodierte, mein Kopf explodierte und meine Gefühle für ihn mit dazu. Dann kam noch dazu, dass ich mein Pokerface völlig verloren hatte. Er hatte einfach viel zu viel Macht über mich. Ich könnte heulen. Innerlich heulte ich eigentlich schon.

Kurz vor meinem Gesicht fing er an weiterzureden, als würde er mich am liebsten auf die Folter spannen. Kurz bekam ich den Gedanken sein Gesicht zu nehmen und ihn zu küssen, doch der klitzekleine Verstand in meinem Unterbewusstsein drängte sich schließlich doch vor mein betrunkenes Scheiß-auf-alles-ich-küss-jetzt-meinen-Stiebruder-Ich. Leider.

Ein Teil meines Gehirns sagt nämlich: Ich will ihn küssen!

Der andere sagt: Soll er sich verpissen! Ich will schlafen, ausnüchtern und ohne ihn weiterleben.

Man kann sich das vorstellen wie dieser süße kleine Engel auf deiner rechten Schulter und der bösartige Teufel auf der linken Schulter. Beide nervig.

Mein Herz eskalierte und meine Finger zitterten in seinem Griff. Er merkte das sofort und ging ein bis zwei Zentimeter weiter weg.

"Hast du Angst vor mir?", er guckt mich schockiert an, da meine Finger zittern. Ich schüttle nur meinen Kopf, da ich zu anderem nicht fähig war. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen.

Nachdem er meine Verneinung gehört hatte, rückte er wieder näher an mein Gesicht.

"Ich mag dich, Elina.", er drückt meine Hände fest.

Toll. Er mag mich. Wie eine Schwester. Gleich umarmt er mich noch und sagt mir ich soll aufpassen, weil er ja wie mein großer Bruder ist und dass er als mein großer Bruder immer auf mich aufpassen muss. Ein Scheiss muss er.

Doch anstatt das meine Traumvorstellung so passiert, beziehungsweise meine Albtraumvorstellung, stand plötzlich Hannah im Türrahmen.

Verschlafen rieb sie ihre Augen und sah verstohlen in unsere Richtung.

"Ehm...sorry für die Störung. Dachte es wäre nur Elina.", Hannah dreht sich um und klatscht die Tür wieder zu.

Super. Was sie jetzt wohl wieder denkt.

"Ich glaube du solltest jetzt besser gehen."

"Ja ich glaube es ist besser so.", er nickt und ich begleite ihn zur Tür.

Als er verschwunden war legte ich mich in das Bett neben Hannah.

"Was-", setzte Hannah an doch ich stoppe sie, "jetzt nicht. Morgen. Ich will schlafen."

Mit diesen Worten und höllischen Kopfschmerzen beförderte ich mich irgendwann in das Land der Träume.

********

"...und dann lag er schlafend vor unserem Zimmer."

"Vor unserem Zimmer?", Hannahs Augen werden groß und sie sieht schockiert aus.

"Ja. Genau so hab ich auch geguckt."

"Krass. Und was war das im Badezimmer?", ihre Augenbrauen wackeln verdächtig.

"Nichts." Lüge.

"Das glaubst du wohl selber nicht."

"Okay...Er hat gesagt...ich zitiere: Ich mag dich Elina...hat nurnoch gefehlt, dass er mir sagt wie toll er es findet nun eine kleine Stiefschwester zu haben. Was war das bitteschön?", meine Stimme erhob sich und ich war frustriert.

Ich strich mir meine Haarsträhne hinter das Ohr und versuchte auf dem Teppichmuster nur in die Kreise zu treten, was extrem dämlich aussah.

"Was machst du da eigentlich?", fragt Hannah verstört.

Ich höre damit auf und schaue sie an. "Nichts."

"Ich glaube er steht auf dich."

"Wer?"

"Na, wer denn? RYAN!"

"Niemals im Leben. Er sieht mich nur als Stiefschwester. Er hat es mir vor kurzem erst gesagt."

"Das kann einfach nicht sein. Wie er dich angeguckt hat. Ich schwöre er wollte dich küssen."

"Hatte ich auch kurz gedacht gehabt, aber doch eher nicht. Das kann einfach nicht sein. Er mag mich nicht auf diese Weise wie ich ihn.", mein Herz schmerzte bei dem Gedanken und ich musste damit kämpfen nicht umzufallen.

"Verdammt er liebt dich! Wenn nicht, dann ist er der beste Schauspieler, den ich kenne. Wirklich!" Sie seufzt genervt auf und wir betreten die Cafeteria im Hotel.

Ich steuere auf die Getränke Maschine zu und lass mir einen Cappuccino machen, während Hanna neben mir die andere Maschine nutzte um sich einen Kaffee zu holen.

"Ryan...ist einfach kompliziert....Alles ist kompliziert...", ich nehme meinen Cappuccino und hebe ihn an meine Lippen während Hannah auch ihr Getränk nimmt und wir uns in Richtung Buffet umdrehten. Und dort stand Ryan.

Wie in einem typischen Film stand er genau hinter uns und hat bestimmt alles gehört. Ich hasse mein Leben.

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Hellooo:) Na was haltet ihr vom Kapitel? Ich hoffe doch sehr, dass es euch gefällt:) Feedback wäre toll. Ich würde mich freuen wenn ihr ein wenig kommentiert:)

Außerdem wie findet ihr das neue Cover?

Eure ~X♡

Love isn't that easy (Band1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt