Ich öffnete meinen Mund, blickte kurz zu Ryan, der versuchte gelassen auszusehen und starrte dann auf die verschränkten Hände neben mir. Hannah lächelte, aber ich sah, dass es nicht ihre Augen erreichte, beziehungsweise sie sauer war. Sie wollte nur nicht, so vor Elias wirken. Dieser stand in seiner vollen Größe aufgestellt neben ihr und repräsentierte förmlich einen Beschützer. Seine linke Hand war in seine Bomberjacke gesteckt und brachte seinen Arm in eine Position, sodass sie ziemlich muskulös aussah.
"Oh hey.", sagte ich nach dem kurzen Schockmoment und versuchte so gut zu lügen, wie es ging. "Das ist mein Freund Ryan.", erklärte ich Elias, der sich aus dem Händegriff von Hannah löste und Ryan mit einem Händedruck begrüsste. "Elias.", sagte dieser und nickte, wie gestern als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, beziehungsweise als er sich mir vorgestelllt hatte.
Es herrschte wieder einen Moment Schweigen, bis Ryan etwas sagte: " Was macht ihr jetzt so?"
"Wir gehen noch ein wenig spazieren und dann bringe ich sie wieder zurück ins Hotel.", Elias beschrieb sein Vorgehen und ich bemerkte, dass er einen irischen Akzent hatte.
"Viel Spaß euch noch!", meine ich dann und lächle den beiden zu, als Elias Hannahs Hand in seine legt, sie einen Moment ansieht und die Beiden dann Richtung Park gehen.
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Hannah's Sicht:
Ich war sauer auf Elina. War sie uns wirklich hinterhergelaufen und hat dazu noch Ryan mitgeschleppt? Wenn das der Realität entspricht, dann bin ich richtig wütend, immerhin will sie doch, dass ich glücklich bin, oder etwa nicht? Warum mischt sie sich dann ein? Ich verstehe sie manchmal nicht. Ab und zu kann sie wirklich anstrengend sein.
Vielleicht übertreibst du ein wenig, sage ich mir ins Gedächtnis und fange an etwas ruhiger zu werden. Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich dasselbe getan, oder? Ich weiss es nicht. Ich sollte am Besten mit ihr Reden. Ich will einfach nur-
"Hab ich dir eigentlich heute schon mal gesagt, dass du wunderschön aussiehst?", Elias unterbrach mich innerlich und brachte meine Haut dazu in einem Vulkan aus Freude auszubrechen und Gänsehaut zu bilden. Etwas verlegen sah ich ihn an und erkannte in seinen tiefen Augen, in denen man nur Wahrheit sehen konnte, dass er es aufrichtig ernst meinte. Ich murmelte ein leises "Dankeschön" da ich viel mehr nicht auf die Reihe bringen würde. All das Vokabular, das in meinem Kopf auf jeweils ein Karteikärtchen geschrieben war und meine Ordnung bildete, wurde von Hier auf Jetzt völlig außeinander gewirbelt, in alle Ecken und Kanten zerstreut und vollkommen zerstört. Ich war sprachlos und zugleich über alle Maßen glücklich.
Mir hatte Denny nie Komplimente gemacht. Und wenn, dann waren sie nicht vom Herzen. Ich habe erkannt, dass man nicht immer jemanden eine Ewigkeit kennen muss, um jemanden zu mögen und man auch nicht jedem alles von den Lippen glauben soll. In Dennys Augen hatte ich nie das gesehen, was ich in Elias Augen entdecke, wenn er mich ansieht. Dieses kleine, kurze Leuchten, das dir die Bestätigung gibt, etwas Besonderes zu sein und dich dazu zu bringen dich besonders zu fühlen.
Es ist erstaunlich, wie rapid ich ihn hinter mir lassen konnte. Mein Gefühl sagte mir, dass er mir nie so sehr wichtig gewesen war, denn sonst wäre ich immer noch am Boden zerstört. Vielleicht lag es auch an den Umständen, wie und weshalb sich alles schlagartig änderte und wir im Nullkommanichts einen fetten Strich zwischen uns zeichneten.
Aber ich finde, es ist gut so.
Ich genieße einfach diesen Moment. Genau jetzt. Und hoffe, dass dieses Gefühl eine lange Zeit anhält.
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Nach einen wunderbaren Spaziergang mit Elias und einem etwas peinlichen aber dennoch niedlichen Abschied, wo wir uns schließlich umarmt hatten, war ich von ihm zum Hotel gebracht wurden. Ich kam in das Hotelzimmer und wurde von der leeren Stille empfangen, die mich etwas nervös machte.
Ich fragte mich, wo Elina blieb und was sie tat, beziehungsweise wann sie kommen würde. Und wie auf mein Stichwort, rüttelte es an der Tür, bis die dunkelhaarige Gestalt im Türrahmen stand.
"Tschüss!", verabschiedete sie sich von Ryan, der hinter ihr stand und sie um einen Kuss bat, den sie nicht abschlagen konnte. Dann verschwand er und Elina trat in unser kleines Zimmer hinein, das langsam das Aussehen eines Schlachtfeldes annahm. Ich musste schlucken um den Kloß, der sich unbemerkt in meinem Hals gebildet hatte, runterzuschlucken.
Es herrschte anfangs Stille, doch Elina zerstörte sie harsch.
"Hannah, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass du sauer bist. Es war ein Zufall, dass wir in der gleichen Eisdiele saßen. Ich dachte, es wäre kein Problem. Ich muss zugeben Ryan war derjenige, der meinte es wäre kein Problem, aber-", sie kam mir näher, sodass wir Angesicht zu Angesicht standen, "Es tut mir so leid. Ich will nicht, dass so eine kleine Sache unsere Freundschaft zerstört. Es war wirklich nicht beabsichtigt. Ich will doch nur, dass du glücklich bist."
Schwer nach Luft japsend beendete sie ihren Gefühlsausbruch und ich schlung meine Arme um sie. Nach einer kurzen Umarmung lösten wir uns.
"Du bist nicht sauer?", fragt sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln im Gesicht, das ihre Augen zum Leuchten brachte, wie die von Elias.
"Nein, ich bin nicht sauer.", lächle ich sanft, woraufhin wir uns wieder umarmen. Ich bin so froh, dass das alles nur ein Missverständnis war.
"Ich bin so erleichtert. Ich weiß, wie das aussah...", sie wirkte belustigt und ich musste anfangen zu lachen.
"Fehlten nurnoch Ferngläser, damit du uns ganz genau beobachten konntest." Sie bricht in Gelächter aus.
"Und?"
"Was und?", frage ich sie und wirke verwirrt.
"Und was ist jetzt mit dir und Elias?", ihre Stimme klang sanft und etwas besorgt.
"Es läuft super mit ihm. Er ist toll.", mein Lächeln scheint alles zu erklären, jedoch ließ Elina sich nicht davon anstecken.
"Was ist denn los?", will ich von ihr wissen, da mir diese Geheimnistuerei auf den Keks ging.
"Hannah, ich will dir etwas sagen...", sie wirkte gefasst und irgendwie so, als würde es ihr schwer fallen mir das zu sagen, " Du weisst er wohnt hier. Was ist, wenn es was ernstes zwischen euch ist? Das ist ja schön und gut und ich freue mich wirklich für dich, aber du weisst doch, dass ihr euch verlassen müsst und das in nur wenigen Tagen. Wir gehen zurück nach Deutschland und er bleibt hier. Bilde dir da nicht zu schnell Gefühle. Ich will dir nur einen Rat geben, weil ich vermeiden will, dass du ihn vermissen wirst und dann Liebeskummer hast."
Ich hörte ihr zu, mein Kopf konnte jedoch diese Informationen nicht richtig aufnehmen. Ich war plötzlich wie gelähmt. Sie hatte Recht. Wir hatten eigentlich ja keine Chance und wir werden auch nie eine haben. Wieso hatte ich nicht früher daran gedacht?
Es war als würde eine riesige Menge an Steinen über mich rollen, ich stand auf dem Berg, hoffte die Spitze zu erreichen, wusste, dass über mir tonnenschwere Felsen lauerten, ließ mich aber trotz allem von ihnen überrollen und in den Abgrund stürzen.
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Hey:)
Vielen lieben Dank für 25.000 Reads. Es ist so unglaublich. Ich kann das ganze gar nicht richtig fassen. *-*
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Denkt ihr Elias und Hannah haben trotz der Entfernung eine Chance oder müssen sich für immer verabschieden?
Eure Meinung würde mich sehr interessieren:) ich freue mich immer eure Kommentare zu lesen. Danke für jeden einzelnen, der sich die kurze aber wertvolle Zeit dazu nimmt♡WICHTIG!
Wie ihr seht hab ich ein Cover zum Kapitel hinzugefügt. Ich habe mit dem Gedanken gespielt das Buch umzubenennen und ein neues Cover reinzustellen, da ich irgendwie finde, es würde besser passen und der Titel "Mein neuer Stiefbruder" sehr langweilig ist. Was haltet ihr davon, daß das Buch "Love isn't that easy" heißen würde?Eure ~X♡
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Love isn't that easy (Band1)
Roman pour AdolescentsZwei Menschen mit unterschiedlichen Charakterzügen. Sie sind andauernd am Streiten, verstehen sich anfangs absolut nicht, doch irgendwann kommt es zum Punkt, wo alles anders scheint. Gefühle entwickeln sich für einen Menschen, für den es eigentlich...