So schnell wie ich die Tür verriegelt hatte, war sie auch wieder entriegelt und keine zehn Sekunden stehe ich im Türrahmen der Haustür. Mit einer Hand stütze ich mich an dem morschen Holz ab und sehe zuerst nach links und dann nach rechts. Im Augenwinkel sehe ich eine Person an der Hauswand kauern, Knie angezogen und Kopf gesenkt.
Nur mit Socken an den Füßen gehe ich langsam auf ihn zu, Frage mich wieso er mitten in der Nacht vor meinem Wohnhaus sitzt. "Harry?", Frage ich vorsichtig, ich will ihn mit meiner plötzlichen Anwesenheit nicht erschrecken.
"Harry?", Frage ich noch einmal, stehe jetzt genau neben ihm. Seine langen Finger sind ineinander gehakt, verkrampft. "Hey?", ich kniee mich zu ihm, um auf Augenhöhe zu sein. Noch immer keine Reaktion. Ich fasse den Saum seiner Kapuze und ziehe diese vorsichtig nach hinten, da ich nicht sehen kann ob er seine Augen offen oder geschlossen hat. Wie immer trägt er die grüne beanie und einige seiner braunen locken hängen hervor.
"Harry?", versuche ich es noch einmal, rüttele an seiner Schulter und höre ihn aufstöhnen. "Harry was tust du hier?", mittlerweile habe ich mich auf meine waden gesetzt und habe eine Hand auf seinem Knie abgelegt. "Schmerzen.", presst er hervor ohne seinen Kopf anzuheben. Seine arme hat er noch immer um seine Beine geschlungen und erst als ich meine Hand auf seine lege, bemerke ich wie verkrampft er wirklich ist.
"Wo Harry?", Frage ich weiter doch er beginnt nur wieder zu zittern vor Anspannung. "Harry, wo hast du schmerzen?", meine Stimme ist nicht länger ruhig, sie ist fordernd und besorgt. Besorgt, weil Harry mitten in der Nacht auf dem Bürgersteig sitzt und etwas von schmerzen redet. "Überall.", ich spüre seinen warmen Atem an meiner hand als ich versuche seinen Kopf anzuheben um ihm in die Augen sehen zu können. Doch auch als er einigermaßen gerade vor mir Sitz, verschwindet der angespannte Gesichtsausdruck nicht von seinem Gesicht und auch seine Augen lässt er weiterhin geschlossen. Sein Kopf liegt schwer in meinen Händen und er hat Schwierigkeiten aufrecht zu bleiben.
"Kannst du aufstehen?", Frage ich deshalb. Ich will ihn nicht hier draussen auf dem kalten Boden lassen. Das zucken seiner schultern gleicht eher dem zusammenfallen eines Kartoffelsackes doch als ich ihm meine Hände reiche und ihn mühsam hoch ziehe, klappt er beinahe wieder zusammen. Ich Schiebe ihn leicht rückwärts, bis er an der Hausmauer lehnt und stelle mich knapp vor ihn, damit Er nicht mehr umfallen kann.
Gerade als ich denke, dass er nach vorne kippt und auf mich fallen wird, legt er nur seinen Kopf auf meiner Schulter ab und ich höre ihn atmen. Ich lege meine arme um ihn und streiche mit meinen Händen über seine Schultern.
"Es tut so weh.", seine Stimme ist nicht länger emotionslos und rau. Sie ist schmerzvoll, leise und hilflos. Hilflos wie ich, da ich noch immer nicht weis was mit Harry ist und er in meinen armen liegt.
Auf dem weg nach oben ihn meine Wohnung muss ich immer wieder anhalten, da Harry hin und her taumelt und ich Schwierigkeiten habe ihn an meiner Seite zu halten.
"Was ist mit Harry?", fragt Noah, der in seinem Schlafanzug im Türrahmen steht. "Geh wieder ins Bett, bitte.", weiche ich aus. Ich will mich im Moment um Harry kümmern und nicht meinem Bruder etwas erklären von dem ich selbst nicht weiß, was es ist.
"Aber was ist mit ihm?", fragt er weiter. Natürlich tut er das, er ist ein Kind und er mag Harry. "Geh bitte wieder ins Bett.", sage ich mit etwas mehr Nachdruck und versuche, dass Harry auf dem Sofa landet und nicht schon davor um fällt.
"Aber...", beginnt Noah wieder und ich drehe mich ruckartig um. "Geh ins Bett!", Sage ich lauter und wütender als gewollt und ich fühle mich direkt schuldig und schlecht, dass ich meinen Bruder angeschrien habe, doch ich möchte nicht dass er ihn so sieht.
Noah sieht mich mir großen Augen an und als seine Unterlippe zu zittern beginnt, läuft Er aus dem Wohnzimmer.
"Scheisse.", seufze ich frustriert und hebe Harrys Beine auf die Couch. Er ist eingeschlafen, in dem Moment als sein Körper die Kissen berührt hat. Da ich mich bei Noah entschuldigen muss, klopfe ich leicht an der weisen Holztür nur um sein schniefen von drinnen zu höre.
Langsam drücke ich die Klinke nach unten und öffne die Tür. Noah liegt eingerollt in meinem grossen Bett, Gesicht in den Kissen vergraben und decke bis über die Schulter gezogen.
"Es tut mir leid.", sage ich leise und streiche über seinen zu gedeckten Körper. Zuerst sagt und tut er nichts, doch als er sich umdreht und seinen Kopf wortlos auf meinen Oberschenkeln bettet, lächle ich leicht. Ich fahre ihm durch seine zerzausten Haare bis ich ihn friedlich atmen höre. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass er wirklich schläft, lege ich ihn zurück ins Bett und stehe auf.
"Schlaf schön Kleiner.", flüstere ich und verlasse das kleine Zimmer.
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Paranormal | H.S.
FanfictionA story where Harry is one big secret and Megan is a girl who tries to crumble down his walls.