Ich lehne mit meinem Rücken an der Küchentheke und versuche meine Gedanken zu ordnen. Erst sprechen Harry und ich tagelang nicht miteinander und dann sitzt er vor meinem Wohnhaus. Dass er im Moment schlafend auf meinem Sofa liegt, auf dem ich eigentlich die Nacht verbringen muss, macht das Chaos nur noch größer.
Ich gieße ihm ein Glas Wasser ein und stelle es dann vor ihm auf de kleinen Tisch ab auf dem wir letztes Mal noch alle zusammen gegessen haben.
Ich will mich gerade umdrehen als ich seine kalte Hand an meinem Bein spüre. Sein Gesichtsausdruck ist nicht mehr so angespannt wie noch vorher aber noch immer sieht er aus als würde er sich sehr unwohl fühlen. Er rutscht etwas mehr zur Lehne und ich setze mich auf den frei gewordenen Platz. Ich strecke meinen Arm aus um seine Beanie von seinem Kopf zu ziehen, da es hier drinnen zu warm ist um mit dieser zu schlafen doch er umgreift mein Handgelenkt und legt meine Hand zusammen mit seiner auf seinem Bauch ab.
"Nicht wegmachen.", sagt er und schließt seine Augen wieder, meine Hand noch immer umfasst. Ich gehe davon aus, dass er Kopfschmerzen oder Ohrenschmerzen hat und sie deswegen aufbehalten will.
Ich streiche über seine Wange und seinen Kiefer und Harry legt seinen Kopf in meine Hand. "Ich bin so müde.", murmelt er in meinen Handballen und dreht sich auf die Seite. Sein Gesicht ist jetzt in einem der Kissen vergraben, doch seine Hand umfasst noch immer mein Handgelenkt.
Als ich aufstehen will hält er mich allerding zurück und zieht mich wieder auf das Sofa. "Bleib hier.", seine Stimme ist bestimmend und das, obwohl er kurz vorm einschlafen ist.
"Ich will schlafen Harry. Ich werde zu Noah ins Zimmer gehen.", erkläre ich ihm aber er schüttelt nur leicht den Kopf nur um seine Augen danach wieder zu zukneifen. "Schlaf hier.", er setzt sich leicht auf, legt seine Arme um meinen Oberkörper und hält mich an seine Brust gepresst vor sich.
"Wir brauchen Decken.", ich weiß nicht ob es eine so gute Idee ist, zusammen mit Harry auf der schmalen Couch zu schlafen aber es ist doch eigentlich nichts dabei. Oder? Er lässt mich kurz los um mich eine Decke holen zu lassen und als ich mich wieder neben ihn lege, zieht er mich direkt an sich. Seine linke Hand liegt auf meine Bauch und auf seinem rechten Oberarm ist mein Kopf gebettet. Ich spüre seinen Atem an meinem Nacken und kurz darauf wie sich die Härchen dort leicht aufstellen.
"Es tut mir Leid, wirklich.", murmelt er noch, doch als ich nachfrage was er damit meint, bekomme ich keine Antwort mehr. Ich liege noch lange wach, denke darüber nach, wie es in Zukunft weiter gehen wird. Noah wird bei unserem Vater wohnen und ich werde hier wieder alleine sein und mich mehr auf mein Studium konzentrieren können.
Dass ich Harry öfters sehen will ist vermutlich lang kein Geheimniss mehr und auch wenn ich es mir selbst nicht eingestehe, mag ich ihn. Seine unbeschwerte Art, die Kälte, die mich irgendwie fasziniert mir aber gleichzeitig Angst macht, da ich nicht wirklich schlau aus ihm werde.
An einem Tag reden wir, dann tut er so als würde er mich nicht kennen und eine Woche später sitzt er hier und isst in meinem Wohnzimmer.
Er unterhält sich mit meine Bruder als würden die beiden sich schon eine halbe Ewigkeit kennen und umarmt mich.
Dann nichts. Er lässt sich nicht blicken und sitzt dann plötzlich wieder hier in meiner Wohnung. Ob es das ist, wovor ich Angst habe, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass es zu früh ist um irgendwelche Gefühle für Harry zu haben aber ich merke, dass da welche sind und sie sich entwickeln und mich zum fallen bringen werden. Ich weiß, dass ich für Harry fallen werde, nur weiß ich nicht wann und wo und ob er mich auffangen wird.
Am nächsten Morgen wache ich auf als mein Körper auf dem Holzboden landet. Erschrocken setze ich mich auf nur um Harry auf dem Sofa zu sehen, wie er verwirrt hin und her sieht und sein Blick schließlich an mir hängen bleibt. Zuerst sehe ich in seine grünen Augen, die schwarzen Pupillen die geweitet sind und dann an seinen lockigen Haaren, die wir von seinem Kopf abstehen und über seine Stirn hängen. Es ist das erste Mal, dass er seine Mütze nicht aufhat wenn er in meiner Gegenwart ist und ein kleines Lächeln entweicht meinen Lippen.
"Guten Morgen.", ich ziehe mich an dem Sofa hoch und setze mich auf die Armlehne. Er antwortet nicht, folgt mir mit seinem Blick und sieht sich dann wieder panisch um. Seine Hände sind um die weiche Decke verkrampft und seine Knöcheln sind schon ungesund weiß.
"Gehts dir besser?", frage ich weiter, in der Hoffnung wenigestens auf diese Frage würde er antworten. Leicht nickt er, ohne den Blick von mir zu lassen und langsam fühle ich mich unwohl. Als er dann seine Hand hebt und seine Haare aus seinem Gesicht streicht, vergesse ich für einen kurzen Moment zu atmen und Harrys Blick wird fragend. Ich rutsche von der Lehne und hebe meine Hand vorsichtig an seine Stirn um ihm nicht weh zu tun. Über seinen Augenbrauen, entland seines Haaransatzes und auch an teilen des Kopfes zeichnen sich dunkle blaue Flecken und Narben ab und hinter seinem Ohr bis vor zur mitte seiner Stirn zieht sich eine lange Narbe. Tränen bilden sich in meinen Augen als ich über die vernarbte Haut streiche doch die verunsicherung in Harrys Blick wächst von Sekunde zu Sekunde bis er meine Tränen schließlich zum fließen bringt. "Wer bist du und wo bin ich?".
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Paranormal | H.S.
FanfictionA story where Harry is one big secret and Megan is a girl who tries to crumble down his walls.