10th - Feuerzeug

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HUNTER

Ich verließ die Umkleide und betrat das leere Schwimmbad. Da entdeckte ich Erin neben dem Schwimmbecken stehen. Sie sah mich ausdruckslos an und kam direkt auf mich zugelaufen.

"Was tust du hier?", fragte ich mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Sie zog etwas aus ihrer Tasche und hielt es mir unter die Nase.

"Hatten wir Sex? Wäre ganz nett, wenn ich auch mal davon erfahren würde. Ich gehe davon aus, dass du gemerkt hast wie dicht ich war?", fuhr sie mich an. Verwirrt nahm ich ihr das Foto aus der Hand und betrachtete es. Das war bei der Wohltätigkeitsveranstaltung. Sie hatte sich gerade in einen Blumentopf übergeben und ich musste sie stützen, damit sie nicht umkippte. Ich wusste bis heute nicht, wieso sie sich so betrunken hatte.

"Nein. Erin? Das ist nicht dein Ernst! Du denkst doch nicht wirklich-"

"Wer weiß. Vielleicht hast du die Situation ganz einfach ausgenutzt." Sie war so wütend. Es machte mich wütend. Wie konnte sie nur so schlecht von mir denken? Ich schloss langsam meine Augen und holte tief Luft, um mich zu beruhigen.

"So etwas würde ich nie tun. Wie kannst du nur denken, dass ich mich dir aufzwingen würde? Oder versuchen würde mit dir zu schlafen, wenn du nicht zurechnungsfähig bist und das auch willst? Du musst mich ja wirklich für einen abscheulichen Menschen halten." Erin senkte den Kopf. Ich warf ihr das Bild vor die Füße und sprang ins Wasser, weil ich nicht wusste was ich sonst tun könnte. Hoffentlich würde sie verschwinden. Ich war gerade so wütend, dass ich meine Faust sicher durch eine Wand befördern könnte. Ich beobachtete wie sie das Foto aufhob und drauf sah. Sie ging auf den Ausgang zu, aber dann drehte sich sich nochmal zum Becken um und starrte das Wasser an. Anstatt zu gehen setzte sie sich an den Beckenrand und wartete. Verdammt, ich konnte nicht noch länger die Luft anhalten. Höchstens 10 Sekunden. Vielleicht würde sie doch noch gehen.

Aber sie blieb, bis ich wieder auftauchen musste.

"Bist du wirklich gerade getaucht, um nicht mit mir reden zu müssen?" Sie hob den Kopf und lächelte vorsichtig. Ich wandte den Blick ab, weil ich ihr nicht wirklich böse sein konnte, wenn sie mich so ansah.

"Nein, Erin. Ich bin getaucht, weil ich verdammt wütend bin und dich nicht anschreien wollte", antwortete ich mit rauer Stimme, während ich den Drang, meiner Wut Luft zu machen, widerstand.

"Könntest dus mir dann erklären? Was ist denn passiert?" Ihr Augen waren erwartungsvoll auf mich gerichtet und ich stöhnte frustriert auf. Dann schwamm ich auf sie zu und ergriff den Beckenrand vor ihren überkreuzten Füßen.

"Du bist auf einer Treppe vor der Terrasse gesessen und hast irgendwas von einer schwangeren Hure gelallt." Ich musste grinsen.

"Also hab ich mich zu dir gesetzt und gefragt was los ist. Du hast nur deinen Kopf auf meine Schulter gelegt und nichts gesagt, bis du lautstark verkündet hast, dass du kotzen musst." Erin wurde rot und senkte den Blick auf ihre Hände in denen sie immer noch das Bild hielt.

"Also wollte ich dich von den Leuten weg bringen und dann hast du dich in einen Blumentopf übergeben. Den da." Ich zeigte auf das Foto, im Hintergrund konnte man entfernt einen weißen Steinkrug erkennen, in dem ein Rosenbusch wuchs.

"Danach bist du mehr oder weniger zusammen geklappt und ich musste dich tragen. Dann ist der Fotograf gekommen und hat nach einem Bild gefragt", fügte ich hinzu. 

"Er hat sich nicht abwimmeln lassen, also hab ich versucht, dich nicht ganz so, naja, bewusstlos aussehen zu lassen." Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und hob den Kopf.

"Deswegen hab ich dann beschlossen, dich in der Gartenhütte zu verstecken, damit keine anderen Leute dich sehen. Und um ehrlich zu sein, hatte ich auch genug von dieser dämlichen Veranstaltung. Dort hast du dann eigentlich nur noch geschlafen." Den Teil wo ich sie wie ein creepy Stalker beobachtet hatte, ließ ich lieber weg.

"Da hast dus. Das war die Geschichte. Nicht mehr und nicht weniger ist passiert." Ich stieß mich vom Beckenrand ab und ließ mich ein bisschen treiben. Plötzlich hörte ich wie Papier zerrissen wurde und sah wieder zu Erin. Sie hatte das Foto in der Mitte durch gerissen und setzte grade dazu an es nochmal durch zu reißen.

"Was machst du da?", fragte ich überrascht.

"Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht beschuldigen sollen. Ich war nur so sauer und-" Sie schloss ihre Augen und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

"Du hast das eindeutig nicht verdient, weil du mich vor dem unsterblichen Zorn meines Bruders bewahrt hast." Ich lachte und fuhr mir durch die Haare.

"Ist schon okay, Erin." Sie nickte langsam. Wir starrten einander ausdruckslos an und ich beschloss zuerst den Blick abzuwenden. Ich drehte ihr den Rücken zu und fing an meine Bahnen zu schwimmen. Als ich am anderen Ende des Beckens angekommen war und zurück schaute, saß das Mädchen immer noch dort.

"Wieso bist du noch hier?", fragte ich irritiert. Ich war irgendwie davon ausgegangen, dass sie wieder verwinden würde, jetzt wo die Sache geklärt war.

"Mir ist langweilig!", rief sie vom anderen Ende zu mir herüber. Und bei Gott, wenn es Blue nicht gäbe, würde ich dafür sorgen, dass ihr nie wieder langweilig war.

ERIN

Wir verließen die Schwimmhalle und wurden direkt von einer Windböhe begrüßt, die mir die Haare zerzauste. Ich sah zu Hunter, der sich schon wieder eine Zigarette zwischen die Lippen steckte.

"Machst du das, weil dus cool findest?", fragte ich gerade heraus. Hunter versuchte immer noch das Feuerzeug anzukriegen. Er drehte seinen Kopf in mein Richtung und grinste schief.

"Ich mache es, weil es eine Sucht ist, von der ich nicht los komme." Ugh. Genervt nahm ich ihm das Feuerzeug ab, als er es nach dem gefühlt tausendsten Versuch immer noch nicht anbekommen hatte.

"Dann versuch doch aufzuhören." Vorsicht zündete ich ihm die Kippe an und reichte ihm wieder das Feuerzeug. Er schloss die Augen, als er den ersten Zug nahm. Ich betrachtete sein Seitenprofil. Er war wirklich nahezu perfekt.

"Ich hab keinen Grund dazu", sagte er plötzlich. Ich senkte den Blick, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er mich beim Starren erwischt hatte.

"Ähm, Lungenkrebs? Nur so als Beispiel." Hunter zuckte mit den Schultern und zog nochmal an der Zigarette. Genervt atmete ich auf.

"Rauchen ist scheiße." Gespannt wartete ich auf seine Reaktion.

"Seh ich genauso, Erin." Er schnippte die Kippe weg und bließ den Rauch durch seine Nase aus. Leider Gottes sah es gut bei ihm aus. So wie eigentlich alles andere auch.

"Ich versteh dich nicht." Frustriert verschränkte ich die Arme vor der Brust.

"Mach dir keinen Kopf. Das tun due Wenigsten." Mit diesen Worten zwinkerte er mir zu und machte sich auf den Weg zum Parkplatz. Mich ließ er allein stehen. Lucia meinte, dass ich mich mit Hunter anfreunden sollte, um mein Geheimnis zu bewahren, also tat ich das. Auch wenn ich mich etwas schuldig fühlte. Aber wie heißt es denn so schön? Jeder ist sich selbst der Nächste.

*****

Wieso lern ich nicht? Someone pls beat my ass. I'm crying.

I hate myself.

Ich hoff euch gefällts und ich versau meine Note nicht grundlos noch mehr.

Okidokes. See ya.

adorablemalia

PLAYING PRETENDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt