ERIN
Ich starrte die offene Schranktür an, an der das gelbe Kleid von gestern Abend hing, das mein Bruder wohl aufgehängt haben musste, nachdem ich schlafen gegangen war. Elliott hatte mich an der Wohnungstür abgefangen, als Hunter mich nach Hause gebracht hatte. Obwohl ich nicht mehr weinte, hatte er natürlich sofort bemerkt, dass etwas nicht okay war und als ich ihm erzählte, was passiert war, stellte sich heraus, dass er unseren Vater eigentlich aus dem Apartment geworfen hatte, bevor er mit Nora weg gefahren war. Also musste Thomas Lucias Mutter wohl um den Ersatzschlüssel gebeten haben, sonst wäre er nicht in die Wohnung gekommen. Ich stöhnte frustriert auf und fuhr mir übers Gesicht. Hoffentlich war er schon wieder auf dem Weg nach Chicago. Langsam stand ich von meinem Bett auf und ging auf meine Zimmertür zu.
Als ich gerade auf den Gang gehen wollte, stürmte Nora an mir vorbei und rannte mich fast um. Sie versuchte ihre Hosen hoch zu ziehen, während sie auf die Wohnungstür zu stolperte. Bevor sie ging, winkte sie mir knapp zu und ich sah, dass sie ihren Pager zwischen ihren Lippen festhielt. Mit einem Knall zog sie die Tür zu und war verschwunden. Das passierte so mindestens vier Mal die Woche, wenn es einen Notfall im Krankenhaus gab und Nora dem Patienten zugeteilt war.
Ich schüttelte den Kopf und wandte den Blick von der Wohnungstür ab. Dann marschierte ich ins Badezimmer, bevor mein Bruder mir zuvor kam.
*****
Ich ließ mich auf den Beifahrersitz von Lucias Jeep fallen und zog die Autotür zu. Müde lehnte ich mich an den Autositz und schloss meine Augen.
"Erin, schau mich an." Verwirrt drehte ich den Kopf zu meiner besten Freundin und sah sie fragend an.
"Oh, Gott!" Lucia starrte entsetzt auf mein Kinn.
"Was?", fragte ich frustriert. Ich hatte heute eventuell vermieden in den Spiegel zu schauen, weil ich sowieso wusste, dass ich wie ein überfahrenes Tier auf der Landstraße aussah. Lucia schüttelte den Kopf und klappte den Spiegel an der Blende vor mir auf.
"Tut mir leid, aber auf dem Ding könnte ein Flugzeug landen." Angewidert starrte ich den Pickel an von dem sie offensichtlich redete.
"Schaust du morgens nicht in den Spiegel?" Sie schob meine Füße zur Seite und machte das Handschuhfach auf.
"Witzig. Wirklich." Verwirrt sah ich ihr zu wie sie das Fach durchstöberte.
"Hier." Sie reichte mir ein Pflaster... mit My Little Ponys drauf. Gewaltsam schlug sie das Handschuhfach wieder zu, weil es immer klemmte, wenn man es normal zu machte. Unüberzeugt nahm ich das Pflaster in meine Hand. Ich zog eine Augenbraue hoch und sie lächelte entschuldigend.
"Ich weiß ganz ehrlich nicht was von den zwei Optionen schlimmer ist." Frustriert ließ ich mich an den Sitz zurückfallen.
"Naja, du hast genau 12 Minuten Zeit um diese Entscheidung zu treffen." Meine Freundin steckte ihr Handy in einen der Getränkehalter zwischen unseren Sitzen und fuhr los.
HUNTER
Ich entdeckte Erin auf dem Gang bei ihrem Spind. Lucia stand neben ihr und die beiden lachten über irgendwas, dass sie gerade gesagt hatte.
"Erin? Können wir allein reden?" Sie drehte überrascht den Kopf in meine Richtung. Mein Blick fiel auf das rosane Pflaster auf ihrem Kinn und ich unterdrückte ein Grinsen.
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PLAYING PRETEND
Fiksi RemajaJeder Mensch macht Fehler. Ich hatte nur nicht erwartet, dass meiner Hunter heißen würde. Da schläft man einmal (mehrmals) mit einem (dem) Typen und schon ist dein ganzer Ruf am Arsch. Oder viel mehr wäre dein Ruf am Arsch, wenn er und alle anderen...