26th - McChicken Classic Und Zwei Big Mac

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HUNTER

Erin schlängelte sich durch die Menschenansammlungen bis sie uns erreicht hatte. Endlich. Ich war schon fast soweit gewesen, mir das Sektglas, das ihr Vater in der Hand hielt, in den Rachen zu schieben und an den Scherben zu ersticken, als ich gesehen hatte, wie Tatiana sie angesprochen hatte. Aber was auch immer sie gesagt hatte, Erin schien nicht an einer Unterhaltung interessiert zu sein und kam daher doch noch zu meiner Rettung. Verständlich, Tatiana war nicht wirklich eine angenehme Zeitgenossin. Wir waren früher einmal zusammen gewesen, weil ich es nicht besser wusste und sie sich mir mehr oder weniger aufgedrängt hatte. Es war schwer sie zu ignorieren, sie erzwang sich einfach die Aufmerksamkeit aller Leute, egal wo sie war.

Thomas fing gerade an zu merken, dass ich ihm seit guten zwei Minuten nicht mehr zugehört hatte, als Erin neben ihm auftauchte.

"Erin. Da bist du ja", stieß ich hervor, so als wäre ich tatsächlich überrascht, dass sie plötzlich da war. 

"Hey, Babe." Erin grinste böse und kam auf mich zu. Bevor ich wusste was sie tat, legte sie ihre Arme um meinen Hals und zog mich zu sich. Sie küsste mich sanft und es war nicht schwer mich an sie anzupassen. Sie bewegte ihre Lippen mit einer Bestimmtheit, die mich um ehrlich zu sein etwas überraschte. Als ich den Schock abgeschüttelt hatte, legte ich meine Arme um ihre Taille und zog sie an mich heran. Ich spürte das Lächeln auf ihren Lippen, während sie sie immer noch auf meine drückte. Ich lehnte mich mehr in sie hinein und vertiefte den Kuss. Es war seltsam. Ich hätte ewig so weiter machen können. Mit ihr. Erin zu küssen war so einfach wie das Atmen. Sie zog ihren Kopf zurück und ich sah sie fragend an, während sie immer noch ihre Augen geschlossen hatte und mit ihrer Hand sanft an meinem Kiefer entlang strich. Ein schiefes Grinsen umspielte ihren roten Mund und ich legte den Kopf schief, als sie ihre Augen aufschlug und mir zuzwinkerte. Was für ein Spiel spielte sie da?

"Oh! Hey, Thomas. Ich hab dich gar nicht gesehen", flötete sie mit zuckersüßer Stimme und ich beschloss einfach mit zu spielen, indem ich sie näher an mich heran zog, da meine rechte Hand sowieso noch auf ihrer Hüfte lag. Sie lehnte sich an mich und sah ihren Vater erwartungsvoll an, der uns wortwörtlich mit offenem Mund anstarrte.

"Erin?", spuckte er nach ein paar Sekunden entsetzt heraus.

"Thomas?", erwiderte sie mit einem spielerischen Augenaufschlag. Wies aussah war sie heute wohl eher auf Passiv-Aggressivität aus. Das stand ihr auch viel besser, als die Tränen und die vor Wut zitternden Hände.

"Was in Gottes Namen tust du da?", stieß er hervor. Er hielt sich die Schläfe und schüttelte missbilligend den Kopf.

"Meinst du wirklich, dass wir Gott da mit rein ziehen müssen?", antwortete sie. Man konnte das Gift förmlich schmecken.

"Erin", knurrte Thomas mit mahnender Stimme. Das Grinsen auf ihrem Lippen wurde nur noch breiter.

"Ich küsse meinen Freund?", erwiderte sie, als wäre es das logischste auf der Welt. Ich war... verwirrt.

"Doch nicht vor all den Leuten. Das ist unhöflich." Ihr Vater schien sich ernsthaft zu schämen. Wieso war mir auch nicht ganz bewusst. 

"Ich würde ihm hier sogar einen blasen. Im Gegensatz zu dir sind mir die Leute hier und ihre Meinung nämlich scheiß egal", flüsterte sie spitz und ich drehte meinen Kopf irritiert zu ihr. Thomas sah aus, als würde er jeden Moment weinen.

"Wie gehts deinem Baby? Ist die Sekretärin schon mit deinem Ersparten abgehauen? Treibst du dich deswegen die ganze Zeit in Seattle rum?", schob sie nach und ich schluckte hart. Wer auch immer dieses Mädchen war, sie war nicht Erin. Sie war ein groteske Abwandlung von ihr, vergleichbar mit Tatiana. Ich zog meine Schultern zurück und holte tief Luft.

PLAYING PRETENDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt