6th - Baewatch

31K 1.5K 175
                                    

ERIN

"Was machen wir überhaupt?", fragte ich halblaut, als Lucia mich über den leeren Schulhof zerrte. Wir waren heute extra früh zur Schule gekommen, weil sie mir was zeigen wollte. Ich war ein bisschen misstrauisch, was ihre Absichten anging, aber sie hatte mir versprochen, dass es nichts Schlimmes war und sie keine bösen Hintergedanken hatte. Letztendlich blieb mir sowieso nichts anderes übrig, als ihr zu glauben, da ich bei ihr im Auto mitfuhr.

"Shhhh!" Sie schüttelte hektisch den Kopf und zog Daumen und Zeigefinger über ihren Mund, um mir zu vermitteln, dass ich meine Klappe halten sollte. Mir leuchtete zwar nicht ganz ein wer uns überhaupt hören sollte, weil niemand außer uns hier war, aber nun gut. 

"Bin ja schon still, Gott." Irritiert rollte ich mit den Augen und folgte ihr leise. Sie zeigte auf ein niedriges Gebäude, ein paar Meter von uns entfernt, und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Lucia ging schneller und öffnete die Doppeltür einen Spalt, der gerade groß genug für ihren Kopf war. Sie sah sich kurz drinnen um, dann packte sie plötzlich meinen Arm und zog mich hinter sich her. Ich wollte gerade protestieren, als sie mir ihre Hand auf den Mund legte und den Kopf schüttelte. 

"Du musst leise reden." Sie nahm ihre Hand weg und ich starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Das hättest du mir nicht früher sagen können?", flüsterte ich, während Lucia nach rechts den Gang runter lief. Ich machte große Schritte um sie einzuholen.

"So machts doch viel mehr Spaß, Rynfield." Sie zwinkerte mir grinsend zu und blieb plötzlich stehen. Wir waren vor einer weiteren Doppeltür mit kleinen Glasfenstern, ungefähr auf Kopfhöhe. Ich blickte durch die Scheibe und sah ein Schwimmbecken. Was genau war daran jetzt bitte so interessant?

"Die Frage steht immer noch. Was machen wir hier?" Verwirrt drehte ich meinen Kopf zu Lucia. Sie hatte diesen Gesichtsausdruck, für den sie Frauen im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen verbrannt hätten. Wahrlich böse.

"Baewatch." Ihr Grinsen wurde so breit, dass es sicher weh tun musste. 

"Die Sendung mit David Hasselhoff?" Ich legte den Kopf schief und verengte die Augen.

"Nein, du Dummie. Bae. Watch." Sie nahm meinen Kopf zwischen ihre Hände und drehte ihn so, dass ich wieder durch das Fenster sah. Dieses Mal schaute ich genauer hin und entdeckte einen Schwimmer im Wasser. Ich rückte meine Brille zurecht und versuchte, den Typen zu erkennen. Obwohl ich ihn vermutlich sowieso nicht kennen würde, da ich genau einen Tag auf diese Schule ging.

"Wer ist das?" Interessiert ging ich näher auf die Tür zu.

"Hunter." Ich drehte meinen Kopf so schnell, dass es fast in meinem Nacken knackte.

"Wieso zeigst du mir -" Lucia zuckte mit den Schultern und sah nun selbst durch das kleine Fenster vor sich. Hunter zog sich gerade am Beckenrand hoch. Er hatte den Rücken zu uns gewandt, sodass wir eine perfekte Aussicht auf seinen durchtrainierten Rücken hatten. Er war schon- Ich meine ich hatte nie gesagt, dass er nicht gut aussah.

"Hunter ist im Schwimmteam. Das ist nur eine kleine unnötige Randinformation. Ich kann den Kerl nicht ab, aber er ist schon ein Schnittchen." Sie grinste schief und richtete ihren Blick auf mich.

"Eigentlich hast du recht. Das kennst du ja sowieso schon oder?", meine Freundin wackelte mit den Augenbrauen und ich verpasste ihr einen Schlag auf den Oberarm.

"Du bist so ein Miststück, manchmal."

"Und du liebst mich trotzdem." Sie drehte sich im Kreis, während sie das sagte und ich stur meinen Kopf schüttelte.

PLAYING PRETENDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt