Mila POV:
Ich saß dort alleine auf diesen unbequemen weißen Stühlen im Wartezimmer und starrte nur die Wand an. Die leere weiße Wand. Der Geruch von den immer gleichriechenden Desinfektionsmitteln stieg mir in die Nase. Ich hasste diesen Ort abgrundtief. Ich hasste ihn schon immer. Krankenhaus. Selbst das Wort wollte mich zum Schreien bringen und doch blieb ich ruhig sitzen. Nur mein Bein, das ich über das andere geschlagen hatte, wippte hin und her und zeigte zusammen mit meiner Atmung das ich noch lebte. Die kahle Wand machte mich von Sekunde zu Sekunde noch...ja, das war so die Frage, was fühlte ich in dem Moment. Ich glaube ich war sauer, traurig, glücklich und auch ein wenig nervös und müde. Es war noch sehr früh, draußen war es noch dunkel , doch wenn ich das nächste Mal meine Augen wieder aufschlagen würde, würde die Sonne schon den ersten Menschen auf den Straßen zu Gute kommen. Wenn eine Person mich gesehen hätte, wie ich im einen Augenblick überhaupt keine Regung zeigte und im nächsten breit grinste, würde sie mich für verrückt erklären. Doch keiner sah was ich sah. Ich sah sein Gesicht, dicht vor meinem wie er mir ein breites Lächeln schenkte.
Ben wie er auf der Bühne stand oder wie wir gestern zusammen lachten. Der Gedanke an ihn half mir meine Sorgen beiseite zu schieben und das Gefühl von Geborgenheit machte sich in mir breit. Ich kannte ihn noch nicht lange, doch die Anziehungskraft war irgendwie zu stark. Es war so als stand es immer fest, dass Ben und ich uns in der Nacht begegneten.
Was ein Klischee. Ich habe immer von meiner eigenen Zukunft geträumt, besonders als ich von meinem Herzfehler erfuhr. Ich stellte mir alles Mögliche vor, von Tod bis hin zu der totalen Romanze, die ich sozusagen mit Ben erlebte. Doch ich merkte, dass ich immer schwächer wurde und dringend ein neues Herz brauchte, weshalb ich mich eigentlich nicht verlieben wollte.Die immer gutgelaunte Krankenschwester (Sarkasmus lässt grüßen!) bemerkte ich erst, als sie in mein Blickfeld trat. Sie hatte mal wieder Schicht. Ich glaubte echt die Hexe verfolgte mich, denn immer wenn ich da war, war sie da und dann bedachte sie mich mit einem mehr als strengen Blick. Dabei kann ich mich nicht erinnern, ihr je etwas so schlimmes getan zu haben. Ich lief ihr ,wie jedes andere Mal auch, mit gesenktem Kopf hinterher, denn reden tat sie nie und den Weg hätte ich wahrscheinlich auch im Schlaf auswendig gekannt.
„Guten Morgen Mila. Wie geht es dir heute? Bereit für die OP?" Dr. Kamp war ein 53 jähriger netter Mann, der seinen Job wirklich perfekt meisterte und mich schon von Anfang an behandelte, doch er fragte und sagte immer das gleiche. Weshalb ich nach dem Antworten seiner ersten Frage auf Durchzug stellte, denn er erklärte nur nochmals sein Vorgehen. Am Ende bat er mich, der liebenswerten Krankenschwester zu folgen damit sie mir schon mal die Infusion legen konnte.
Dies war nun meine fünfte OP, ich kannte also das unangenehme piecksende Gefühl in meiner Hand. Normalerweise müsste man denken, dass die Hexe, deren Namen ich noch nie gehört hatte, die Infusionsnadel schnell und perfekt legen könnte. Sehr wahrscheinlich konnte sie das auch, doch bei mir stach sie dann mit Absicht zwei Mal daneben.
Wie ich das Krankenhaus doch hasste!Nach ein paar Minuten, in denen ich kurz meine Wertsachen und den Rest meiner Klamotten verstaute, wurde ich auch schon in mein Bett gebeten, damit sie mich, natürlich sehr vorsichtig, in den OP Saal schieben konnten. Mir wurden netterweise noch alle Assistenten vorgestellt ( alle waren mir wesentlich lieber als die Hexe ) und dann wurde meine Sicht auch schon immer unschärfer, bis ich irgendwann komplett weg war.
***
Langsam und vorsichtig öffne ich meine Augen. In einem Moment habe ich das Gefühl mich erinnern zu können und im anderen wiederum nicht. Mein Gehirn arbeitet anscheinend noch nicht so schnell und auch mein Sehvermögen ist anfangs noch sehr schwach. Das grelle Licht, das mir von der Decke entgegen leuchtet, bereitet mir nach kurzer Zeit höllische Kopfschmerzen, weshalb ich meine Augen wieder schließe. Die Narkose sitzt wohl noch so tief, dass ich wieder wegdämmere.
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Mehr als mein Leben
RomanceMila Summer, eine junge attraktive Frau, die definitiv mit beiden Beinen im Leben steht. Zusammen mit ihrer besten Freundin versucht sie den Alltag so gut es geht zu meistern. Nicht ganz so einfach, wenn man beachtet, dass die beiden ein Café leiten...